Mercedes-Benz sieht sich als Premium-Autohersteller nicht im Wettbewerb mit den meisten aus China in den internationalen Markt drängenden neuen Elektroautos. Kürzlich auf der Automesse in Shanghai vorgestellte Modelle bewegen die Schwaben aber dazu, das Entwicklungstempo zu erhöhen.
Bei elektrischen Antrieben, aber auch Digitalisierung und Infotainment sowie automatisiertem Fahren haben viele chinesische Hersteller deutlich zugelegt. Ihr Angebot bringen sie zunehmend auch nach Europa. Das gilt langfristig vor allem für die etablierten Anbieter im Massenmarkt als Problem, doch auch bei Mercedes reagiert man auf die aufstrebenden Hersteller der Volksrepublik.
„Wir müssen noch schneller sein, wenn wir das Tempo der Investitionen dort anschauen“, sagte Finanzchef Harald Wilhelm laut der Automobilwoche in einer Telefonkonferenz zur Bilanz des ersten Quartals. Obwohl die Ausgaben für Forschung eigentlich sinken sollten, würden sie nun kurzfristig deutlich erhöht. Schon in den ersten drei Monaten des Jahres hätten sie mit 2,5 Milliarden Euro um 500 Millionen Euro höher als im Vorjahreszeitraum gelegen, so Wilhelm.
Ziel sei es, die neuen Plattformen MMA für die Kompaktfahrzeuge sowie MB.EA für die Elektroautos im Segment der C-Klasse und AMG.EA für die sportlichen Stromer rechtzeitig an den Start zu bringen. Erste Anläufe seien für Ende 2024 geplant. Lokale Kapazitäten in China sollen ausgebaut werden, um verstärkt von Subventionen profitieren zu können. Außerdem soll mehr Geld in das eigene Betriebssystem MB.OS gesteckt werden.
Mercedes hat bereits mehrere Elektroautos im Programm, speziell in China laufen diese aber nicht so gut wie das bisherige Benziner- und Diesel-Angebot. Bei Verbrennern sei man nach wie vor Marktführer mit einem Anteil von 40 bis 50 Prozent bei den teuren „Top-End“-Fahrzeugen, sagte Wilhelm. Der Anspruch sei, dies auch auf die Elektroauto–Welt zu übertragen. Die Transformation müsse dabei behutsam mit den richtigen Produktmerkmalen erfolgen.
Der Mercedes-Finanzchef äußerte sich auch zu den wiederholten Preissenkungen von Elektroauto-Branchenprimus Tesla. Auf eine entsprechende Frage antwortete er, der deutsche Premiumhersteller wolle sich nicht im unteren Segment tummeln und an Preiskämpfen teilnehmen, sondern verfolge eine völlig andere Strategie. „Wenn ich ein begehrenswertes Auto haben will, geht das auch mit Knappheit einher“, erklärte Wilhelm. Mercedes wolle gleichwohl nicht schrumpfen, sondern nach wie vor wachsen.
Futureman meint
Im größten Automarkt der Welt stehen die Kunden nun Mal mehr für Karaoke- und Schlaffunktion.
Michael meint
Die Chinesen treiben uns beim Umweltschutz vor sich her. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so was mal schreibe.
elbflorenz meint
Ich schon. Seit ungefähr 3 Jahren war das für mich abzusehen.
Wahrscheinlich schon eher – aber vorher war mir China ziemlich egal. Ich habe mich mit China nullkomma null beschäftigt.
Es gab aber schon damals Menschen, die sich privat oder beruflich mit China beschäftigt haben.
Leider haben vor allem Letztere viel dummes Zeug über China bei uns erzählt.
Auch mir übrigens. Viele dieser „Experten“ lügen ja heute noch das blaue vom Himmel 😁 …
Aber gut – die absolute Unkenntnis und Überheblichkeit der meisten Westler gegenüber China ist mittlerweile deren beste Waffe …
MAik Müller meint
@elbflorenz ich war 2003 in China und war überrascht wie gut dort vieles läuft.
Mir war damals sofort Klar das die uns locker und leicht Überholen.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Leider haben vor allem Letztere viel dummes Zeug über China bei uns erzählt.
Auch mir übrigens.“
Dummes Zeug ist jetzt nicht wirklich greifbar, subjektiv behaftet und keinem Themengebiet zuordenbar. Dabei kann es sich auch um Erzählungen über lokale Speisen oder Essgewohnheiten handeln.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Wo steht da etwas von Umweltschutz in dem Artikel? Meinst du damit E-Autos? Dir ist schon klar, das gerade der Individualverkehr einer der größten „Umweltzerstörer“ ist, völlig unabhängig vom Antriebskonzept. Bei Autos und Umweltschutz kann man auch von Oxymoron sprechen.
Flo meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
David meint
Ich denke, es ist eher Clickbaiting der Automobilwoche, dass Pläne, die nach der Messe in Shanghai verkündet wurden, damit in Zusammenhang gebracht werden. Der Original Artikel relativiert das, indem er sagt, es ist die erste Messe seit drei Jahren, die entsprechend die Entwicklungsschritte von drei Jahren zeigt. Ebenso ist gesagt, dass Mercedes sich nicht an den Chinesen und an Tesla orientiert.
Beides dürfte klar sein. Zumal Tesla sich demnächst komplett von Fahrzeugen über Mittelklasse verabschiedet, S und X sind ja gar nicht mehr auf allen Märkten erhältlich Die Chinesen glauben zwar auf Augenhöhe zu sein, ab, aber das nehmen ihnen nicht einmal einheimische Käufer ab.
Das aktuelle Problem von Mercedes ist eher, dass E- und S-Klasse als Verbrenner deutlich besser aussehen als die entsprechenden Elektroautos. Da muss nicht die Technik ran, sondern das Design Studio. Entwicklungsgelder zu erhöhen ist aber trotzdem immer richtig, denn man muss jetzt die Generationen von 2030 mit vielleicht ganz anderer Zelltechnik und anderen autonomen Fähigkeiten entwickeln.
elbflorenz meint
Sie scheinen ja die Chinesen besser zu kennen als die Chinesen sich selbst 😄
Im Gegensatz zu Ihnen schaue ich halt auch chinesische Testvideos (verstehe auch etwas Mandarin) an – und da „kocht“ ein NIO oder LI jeden Mercedes ab. (BMW natürlich auch)
Und da kommen die richtigen Premiummarken der großen chinesischen Hersteller ja jetzt gerade erst auf den Markt. Ich nenne nur Polestar ab Nr 3, Lotus, YangWang von BYD, Avatr von Chang’an und Huawei, Arcfox von Alibaba und SAIC … und noch einige andere …
Die jungen Chinesen sind total patriotisch. Das können sich die überheblichen Europäern gar ned vorstellen.
Und ich sage Mal so: Auftritte wie von Frau A.B. im letzten Monat fördern die chinesischen Hersteller absolut.
Übrigens muss VW jetzt auch eine neue „chinesische“ Submarke gründen.
Die hoffentlich endlich softwaretechnische Kompetenz ausstrahlt – und besser in der Materialanmutung ist wie die MEB – Kisten. Erstes Modell wird der neue Cupra … natürlich nicht unter dem Namen Cupra.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Die jungen Chinesen sind total patriotisch. Das können sich die überheblichen Europäern gar ned vorstellen.
Und ich sage Mal so: Auftritte wie von Frau A.B. im letzten Monat fördern die chinesischen Hersteller absolut.“
Wenn die Chinesen so patriotisch sind wie du schreibst, dann frage ich mich immer wieder, wie Tesla überhaupt Mitarbeiter findet, geschweige denn Autos verkaufen kann. Angesichts des Polterns eines Biden oder auch vorher Trump. Da ist unsere Lenchen doch ein warmes Sommerlüftchen mit Lavendelnote dagegen.
elbflorenz meint
Tja – warum musste wohl Tesla seine Preise zuerst in China senken?
Und das, obwohl Musk ein echt gutes Image in China hat. Vor allem, seit Musk mit Biden gebrochen hat …
Lewellyn meint
Ich empfehle den aktuellen Test des Mercedes C300DT im Focus zu lesen zur Beurteilung der Softwarekompetenz von Mercedes. Wenn das einem Tesla passiert wäre, würde der Shitstorm schon durchs Web toben. Aber bei deutschen Herstellern ist die Erwartung bereits so niedrig, da regt sich keiner mehr drüber auf.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Wir müssen noch schneller sein, wenn wir das Tempo der Investitionen dort anschauen“, sagte Finanzchef Harald Wilhelm …“
Guten Morgen, Herr Wilhelm, guten Morgen Herr Källenius, guten Morgen Mercedes.
Gut, dass ihr mal so langsam aufwacht, ihr Abendländer; ihr solltet wissen: „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“
Oder immer schön die Forums-Kommentare hier in ecomento lesen, verstehen und in Maßnahmen umsetzen; dann wärt ihr einfach strategisch schon viel länger richtig aufgestellt. Schade, schade, schade.
A. Wolfio meint
Die Foristen hier stellen 0,0000001 Promille der Autokäuferschar. Nach denen sollen sich also die Herren Wilhelm und Källenius und Fräulein Mercedes richten, wirklich??
Oeyn@ktiv meint
Wenn sie denn zukünftig im Markt bestehen möchten, wäre es ihnen anzuraten. Oder sie sollten sich vollständig der Technologie-Nostalgik widmen. Da besteht bestimmt noch ein Nischenmarkt für elitäre Liebhaber.
elektromat meint
naja ums mal grob zu umreissen, von 25 Mio Fahrzeugzulassungen in China sind 2021 3Mio NEVs(New Energy Vehicles incl PlugIn) gewesen, 2022 8Mio und heuer werden die 10 Mio geknackt. Und da loosen in Zahlen die Europäer ziemlich ab. Nachdem China für die meisten Autobauer ein wichtiger Markt ist wird es schmerzhaft den zu verlieren, und da sind die westlichen Verbrenner marken grad dabei. am krassesten find ich Ford, 2021 1Mio Verkäufe in China, letztes Jahr 400K. Das sind 60% einbruch, bei den deutschen Marken warens um die 30-40 % Einbrauch, da läßt sich nicht mehr viel schön reden. Zumal hier auch noch verpennt wird das im Sommer China die Abgasnormen für Verbenner anzieht und sich die meisten westlichen Karren dann nicht mehr verkaufen lassen, da die Zulassungen weiter reduziert und verteuert werden (Zulassungspreis ist abhägig der Emission) zB in Peking bekommst du so gut wie keine Verbenerzulassung mehr.
Das ist alles arroganz von den westlichen Herstellern, da die Pläne der Chinesen schon seit Jahren bekannt sind.
Meine PErsönlcihe Einschätzung. Wer 2025 in China nicht komplett elektrisch ist, der verkauft dort keine Fahrzeuge mehr und ist 2030 raus. Nokia-Effekt!