Chinesische Autos drängen zunehmend auf den europäischen und deutschen Markt und dürften ihren Marktanteil in den kommenden Jahren deutlich ausbauen. Die vorangegangene „Trade Studie“ der Allianz vom Mai 2023 hat die möglicherweise entstehenden Verluste bei der Wertschöpfung für die hiesigen Autobauer untersucht. In der aktuellen Analyse geht der Kreditversicherer der Frage nach, ob sich die Branche mit der Konkurrenz aus Fernost weiter konsolidieren könnte.
„Wir halten eine neue Konsolidierungswelle durch Fusionen und Übernahmen auf dem europäischen Markt für unwahrscheinlich – allein schon aus kartellrechtlichen Gründen, denn die Marktanteile der großen europäischen Automobilhersteller sind bereits sehr hoch“, sagt Aurélien Duthoit, Branchenexperte bei Allianz Trade. „Das bedeutet aber nicht, dass sich die Hersteller entspannt zurücklehnen können: Um langfristig mithalten zu können, müssen sie ohne Fusionen deutliche Effizienzgewinne erzielen.“
Die in China gefertigten Autos punkten neben IT-Anbindung und Design vor allem über den Preis. Diesen erreichen die Hersteller insbesondere durch Masse und dadurch entstehende Skaleneffekte. Die Übernahme von kleineren Marktteilnehmern würde die europäischen Autobauer also nicht maßgeblich nach vorne bringen und größere Fusionen seien eher unwahrscheinlich, so die Analysten. Was also tun, um Effizienzsteigerungen zu erreichen und angesichts eines sehr reifen Marktes und der zunehmenden chinesischen Konkurrenz die Rentabilität zu erhalten?
„Wir sehen drei Optionen für Effizienzgewinne“, sagt Duthoit. „Erstens die Verdrängung kleinerer Anbieter aus dem europäischen Markt. Zweitens die Entwicklung neuer horizontaler und vertikaler Industriepartnerschaften zur Bündelung von Ressourcen in kapitalintensiven Bereichen, insbesondere bei der Herstellung von Elektrobatterien. Und drittens eine weitere Konsolidierung der Produktion auf eine geringere Anzahl von Plattformen und Fabriken für eine höhere Standardisierung.“
Für ausländische Marken mit begrenztem Volumen könnte es durch die zunehmende Konkurrenz aus China noch enger werden als bisher. Wenn man die chinesischen Autobauer ausklammere, hätten kleine Akteure mit einem Marktanteil von weniger als zwei Prozent einen Marktanteil von etwa sechs Prozent. Dieses Stück des Kuchens dürfte also umkämpft sein.
Effizienzsteigerung durch E-Mobilität
Vor allem Elektroautos lassen sich wesentlich schneller montieren und erfordern weniger Arbeitskräfte. Die Automobilhersteller könnten folglich ähnliche Produktionsvolumina bei einer geringeren Anzahl von Produktionslinien und mit viel weniger Arbeitskräften erreichen, so die Analysten. Diese mögliche Anpassung an die Wirtschaftlichkeit der Herstellung bei batteriebetriebenen Fahrzeugen könnte zusammen mit dem Beschluss des Verbrenner-Aus die Geografie der europäischen Automobilproduktion auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene in den kommenden Jahren stark verändern.
Dabei spielten auch neue Industriepartnerschaften eine tragende Rolle, denn gerade die Batterien seien der größte Preis-Treiber. „Die Europäer sollten sich also auch ohne Fusionen oder Übernahmen zusammentun – um vor allem in kapitalintensiven Bereichen Effizienzsteigerungen zu erreichen“, rät Duthoit. „Sie sind weiterhin in einer sehr guten Position. Aber sie sollten jetzt einen Gang hochschalten, um den verlorenen Boden durch den chinesischen Blitzstart in die Elektromobilität gutzumachen.
Thorsten meint
Ich persönlich sehe Marktchancen für Autos aus der Volksrepublik China für 3 Firmen:
Platz 1: BYD, da sie ihre Akkus selbst herstellen und damit einen sehr großen Vorteil bei der Wertschöpfung haben.
Platz 2: Geely, da sie etablierte EU-Marken gekauft haben (Volvo bzw. Polestar) und mit dem neuen Smart (in Koorporation mit MB) einen weiteren Fuß in der Tür haben.
Platz 3: SAIC, die durch die gekauften Markenrechte an MG ebenfalls den Vorteil einer etablierten und bekannten Marke haben.
elbflorenz meint
Sehe ich genau so. Zusätzlich könnten – wenn sie voll in den Export nach Europa gehen, noch folgenden Unternehmen erfolgreich sein:
BAIC – die gibt es ja schon vereinzelt als Verbrenner (der Beijing X55 ist ein ganz ansehnliches Fahrzeug – hoffentlich bald auch als BEV)
DFSK – die gibt es ja auch schon als Verbrenner (beide Marken gibt’s z. B. in Dresden bei einem bekannten Opel-Händler)
Außerdem haben auch GAC mit der Marke Aion und Chang’an mit der Marke Shenlan/Deepal ein gewisses wirtschaftliches Potential.
NIO, GWM, Xpeng, Neta oder Aiways gebe ich sehr wenige Chancen.
Hiphi gar keine.
Steven B. meint
Nebst dem „drängen auf den Markt“ muss es aber auch genügend Käufer dieser Hersteller geben. Der deutsche Michel „frisst“ nicht das, was er nicht kennt. Gerade im Automobilsektor ist man daher eher vorsichtig, als optimistisch. Fast alle werden das schmerzlich lernen müssen. Tesla ist der Benchmark, sich mit diesen Grössen messen zu wollen ist vermessen! Wenn, dann kommen noch die eher etablierten Hersteller sich diesen Benchmark zu stellen, alle neuen Hersteller schauen, zumindest, in Europa in die Röhre…
Powerwall Thorsten meint
Ja so war das in den 80er Jahren auch mal für kurze Zeit – damals hat auch keiner Toyota, Nissan, Mitsubishi oder Honda gekauft – und plötzlich war Toyota einer der größten Autohersteller der Welt – komisch komisch, wie ging denn so etwas?
Sandro meint
In den 80ern hatte Toyota den größten Marktanteil in Deutschland, danach ging es stetig bergab. Die anderen Japanischen Marken spielen praktisch keine Rolle mehr. Damals hat auch jeder gesagt, die Japaner überollen den deutschen Markt. Das sagte man später über die Koreaner, jetzt die Chinesen.
Am Weltmarkt ist Toyota noch stark, hier tut sich nicht mehr viel.
Gerald Horn meint
So „plötzlich“ war das nicht – das Hochfahren der Zahlen zog sich über Jahrzehnt(e) hin.
Allerdings waren die frühen Japaner und auch Koreaner vor 4-5 Jahrzehnten teils auch ‚weird‘ im Design, für deutsche und europäische Geschmäcker. Über diese Phase sind die Chinesen schon hinaus bzw. haben diese Phase einfach übersprungen, teils auch durch deutsche/europäische Designer.
M. meint
„Die in China gefertigten Autos punkten neben IT-Anbindung und Design vor allem über den Preis.“
Die IT-Anbindung an die (kommunistisch in allen Lebensbereichen kontrollierte) Heimat ist einer der Hauptkritikpunkte, kein Vorteil.
Design ist manchmal gut, manchmal schlecht – verallgemeinern kann man das nicht.
Und der Preis? Da sehe ich im Moment nicht viel, was deutlich preisgünstiger wäre.
Sowieso: wenn Konsolidierung, dann wird die (nicht nur, aber auch) in China stattfinden. 40 neue Weltmarktführer aus China, das sagt einem ja schon die Logik, die kann es nicht geben.
prief meint
Bezüglich Design kommen die Interessanten Beiträge alle von Geely: Polestar, Smart und Zeekr – die finde ich, bei aller Unterschiedlichkeit der Linie, durchwegs interessant.
Bezüglich Preis sehe ich die großen Unterschied zu den Europäern auch nicht, und Tesla ist bezüglich Preis / Leistung bei 3 und Y bisher sicher am attraktivsten.
MAik Müller meint
@prief du sprichst von 50000€Fahrzeugen die sich 80% der Bevölkerung nicht leisten kann.
In diesem hochpreisbereich gibt es tatsächlich genügend Firmenwagen.
Powerwall Thorsten meint
Don’t feed the troll
M. meint
Ich finde den MG Cyberster das optisch ansprechendste Auto bisher – allerdings ist das kein Massenprodukt. Ansonsten könnte das schon so sein, wie du sagst. NIO sind optisch auch ganz nett, aber das Konzept ist halt Panne.
Tesla liegt preislich erstmal ganz gut, aber um Preis/Leistung zu definieren, muss man auch „Leistung“ definieren. Und da gehen die Meinungen auseinander. Ich persönlich habe da NoGos, bei den Fahrzeugen an sich und darüber hinaus, in der Summe diskussionsunwürdig.
prief meint
Zustimmung bezüglich MG Cybster und NIO. Bei Tesla habe ich mit „Leistung“ das Gesamtpaket gemeint (Leistung, Ausstattung, Platzangebot, Ladenetz etc.) und das find ich für den Preis schon sehr attraktiv.
Würde mir trotzdem keinen kaufen wegen
1. Musk
2. Armaturenbrett
3. Bedienung
4. angeblich schwaches Service (Ersatzteile etc.)
M. meint
@prief:
Die genannten Punkte (ich habe weitere) gehören für mich zu „Leistung“ dazu.
Dass Tesla in vielen Teilen gute Software und gute Verbräuche hat (gute Aerodynamik und immer noch konkurrenzfähiger Antriebsstrang), bestreitet ja (fast) niemand. Aber es gibt auch Schwachpunkte, die man nicht unter den Teppich kehren kann.
Schwachpunkte haben andere auch – halt andere.
Für die persönliche Definition kommt es halt drauf an, sich die Punkte rauszusuchen, die für einen selbst am wichtigsten sind.
Manche mögen Musk oder verehren ihn („Elon“) sogar – für die ist dein erster Punkt offensichtlich keiner. Andere Punkte ganz ähnlich.
South meint
Natürlich kann ich nachvollziehen, wenn man Elon Musk nicht mag…bin da voll der gleichen Meinung, aber die unterschiedlichen Moralansätze sind schon erstaunlich.
Sind deutsche Hersteller auch nur einen Deut besser, die jahrelang Stimmung gegen alternative Antriebe gemacht haben und politisch jeden noch so schäbigen Trumpf in die Runde geschmissen haben (z.B. E Fuels) oder verzögerten bis es nicht mehr ging ? Oder gar chinesische Autos aus einem Land, dass mittlerweile nicht nur totalitär, sondern offen feindlich Auftritt ?
Klar, bei dem Thema gehen die Meinungen auseinander, aber ich persönlich habe mit Ausnahme von chinesischen Autos kein Problem ausgewogen zwischen VW, Tesla, Hyundai, Toyota… mir ein Auto auszuwählen…..beim letzten Mal viel die Entscheidung knapp zugunsten von VW, aktuell würde ich mir sehr sicher einen Tesla kaufen….
M. meint
@South
Der Vergleich ist halt schwierig, da das bei den deutschen Herstellern irgendwelche Manager sind, die es allesamt nicht mehr gibt in dieser Position.
Musk gibt es noch – und man kann (nein: muss) durchaus würdigen, was er für die E-Mobilität getan hat. Die Nähe zu Trump (später dann der Typ aus Florida) ist schwer zu verkraften.
Ich habe auch nichts gegen Chinesen – als Menschen. Inzwischen können die auch gute Autos bauen – wir haben denen ja auch nach Kräften unter die Arme gegriffen, wozu hätte es sonst die ganzen erzwungenen Kooperationen gegeben?
Letztlich ist es aber ein Thema, dass diese chinesischen OEMs gar nicht die Freiheit haben, die Persönlichkeitsrechte ihrer Kunden zu respektieren – der chinesische Staat überwacht das eigene Volk und hätte gerne Zugriff auf den Rest – jüngst gesehen bei TicToc. Der CEO hat vor dem US-Konkress glatt gelogen, wo die Daten der US-User gespeichert werden. Bei Content Creators gehören dazu Daten wie die Bankverbindung, das Geb.-Datum und die Sozialversicherungsnummer – was haben die bitte auf chin. Servern zu suchen, auf die die chin. Regierung Zugriff hat? Sorry – geht gar nicht.
Leider ist das bei Tesla nicht viel anders – ob die Regierung da zugreifen kann, weiß man nicht, aber es reicht eigentlich, wenn Videos aus den Kunden-Fahrzeugen in internen Chatgruppen rumgehen. Und wo sonst noch.
Wem das egal ist – let’s go! Ich bin an der Stelle raus. Absolutes NoGo, da brauche ich keine Diskussion mehr über entfernte Parksensoren, Not-FSD oder was auch immer.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Die IT-Anbindung an die (kommunistisch in allen Lebensbereichen kontrollierte) Heimat ist einer der Hauptkritikpunkte, kein Vorteil.“
Wenn man sich die Entwicklungen der letzten ca. 15 bis 20 Jahre anschaut glaube ich nicht daran, dass dies die breite Masse interessiert. Bequemlichkeit und Hauptsache es kostet nix werden ihren Teil erledigen. Der Rest der sich sträubt muss sich beugen oder halt laufen.
M. meint
In China, ja. In den USA vermutlich auch.
Wir haben wir eine etwas andere Rechtsauffassung.
Die Durchsetzung ist bekanntermaßen nicht einfach, gerade auch privat.
Ein paar Zöpfe muss man sich dafür abschneiden und mit einigen Einschränkungen leben. Das fängt bei der Nutzung verschiedener Social Media an – hört aber lange nicht dort auf.
Akzeptieren muss man es aber nicht.
volsor meint
Ach ja , haben wir wirklich eine etwas andere Rechtsauffassung.
Wenn ich mir hier so verschiedene Politische Gruppen ansehe , wohl er nicht.
M. meint
@Volsor:
Ok – es gibt das, was verschiedene Interessengruppen wollen, und es gibt Gesetze.
Die Europäische Datenschutz-Grundverordnung ist nicht ohne Fehler, aber besser als das meiste, was es woanders gibt. Nicht umsonst sind ungezählte Lobbygruppen Sturm dagegen gelaufen…