Für Agora Verkehrswende geht der Referentenentwurf zur Novellierung der Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung (Pkw-EnVKV) nicht weit genug. Die Transparenz bei der Ausweisung von Energieverbrauch, CO2-Emissionen und Kosten werde zwar merklich verbessert, so die Denkfabrik. Gleichwohl bleibe der Reformvorschlag der Bundesregierung hinter den Anforderungen zurück, die ein umfassendes, leicht verständliches und umweltorientiertes Pkw-Label erfüllen sollte.
Wichtige Verbesserungen etwa bei Informationen zum Energieverbrauch von E-Autos und den langfristigen Betriebskosten sowie im Gebrauchtwagenmarkt und auf Internetplattformen seien noch nicht angemessen berücksichtigt, findet Agora Verkehrswende.
„Zum Erreichen der Klimaschutzziele im Verkehr spielt die Verbraucherinformation beim Autokauf eine entscheidende Rolle“, sagt Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin von Agora Verkehrswende. „Nur mit einer verlässlichen Transparenz über Energieverbrauch, CO2-Emissionen und Betriebskosten von Neu- und Gebrauchtwagen kann die Pkw-Flotte in Deutschland rasch effizienter und klimaverträglicher werden. Davon profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher, weil sie Kosten sparen und das Klima schonen; und die Hersteller, weil sie angehalten sind, sich konsequent auf die Transformation zur Klimaneutralität und die damit verbundenen Zukunftsmärkte einzustellen.“
Zu den im Referentenentwurf vorgesehenen Fortschritten zählt Agora Verkehrswende die Umstellung auf ein bereits vor fünf Jahren eingeführtes Testverfahren zur realistischeren Messung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen von neu zugelassenen Pkw. Zudem soll bei der Klasseneinteilung der Gewichtsbezug wegfallen, sodass schwere Fahrzeuge nicht mehr als „CO2-effizient“ durchgehen können. In Zukunft soll nur noch der absolute CO2-Ausstoß maßgebend sein für die Vergabe von CO2-Klassen.
Sinnvoll sei schließlich auch die Anhebung der seit zwölf Jahren unveränderten Anforderungen für die einzelnen Effizienzklassen. Um eine erneute Bestnoteninflation zu verhindern, sei es wichtig, die Werte für die Effizienzklassen regelmäßig zu überprüfen und an den technologischen Fortschritt anzupassen.
Weitere Verbesserungen nur in Prüfaufträgen vorgesehen
Nachbesserungsbedarf sieht Agora Verkehrswende bei den Informationen zur Energieeffizienz von batterielektrischen Fahrzeugen. Da Elektroautos beim Fahren kein CO2 ausstoßen, fallen sie alle in die CO2-Klasse A. Doch beim Fahren kann ihr Stromverbrauch sehr unterschiedlich ausfallen. Der Referentenentwurf enthält bisher nur einen Prüfauftrag dafür, wie der Energieverbrauch von E-Fahrzeugen in Zukunft angezeigt werden könnte. Für Kaufinteressierte wäre es deshalb in den kommenden Jahren nicht möglich zu erkennen, ob ein E-Auto vergleichsweise viel oder wenig Strom verbraucht, so die Denkfabrik.
Bei den Betriebskosten schlägt Agora Verkehrswende vor, neben den jährlichen Kosten für Steuern und Energie auch kumulierte Werte für die gesamte Nutzungsdauer eines Pkw von rund 15 Jahren anzugeben. Laut Entwurf sollen nur die CO2-Kosten für zehn Jahre kumuliert angegeben werden. Beim Kauf stünde damit weiterhin der Kaufpreis im Vordergrund, während die Betriebskosten meist stark unterschätzt werden. Außerdem wäre es hilfreich, im Pkw-Label anzuzeigen, ob die Betriebskosten im Vergleich zu einem Referenzfahrzeug hoch oder niedrig ausfallen. Diese Information könne ebenfalls dazu beitragen, Verbraucher vor Kostenfallen zu bewahren und die Aufmerksamkeit auf sparsamere Fahrzeuge zu lenken.
Darüber hinaus empfiehlt Agora Verkehrswende, die Kennzeichnungspflicht auf Gebrauchtwagen auszuweiten. Bei den meisten privaten Autokäufen gehe es um Gebrauchtwagen. Wenn im Gebrauchtwagenmarkt stärker auf Energieverbrauch und Kosteneffizienz geachtet werde, hätte das auch Auswirkungen auf den Neuwagenmarkt. Auch hier sieht der Referentenentwurf lediglich einen Prüfauftrag vor. Schließlich sollte die Verordnung dafür sorgen, dass die Verbraucherinformationen nicht nur im Autohaus präsent sind, sondern auch auf Onlineplattformen prominent ausgewiesen werden.
Jeff Healey meint
„Zudem soll bei der Klasseneinteilung der Gewichtsbezug wegfallen, sodass schwere Fahrzeuge nicht mehr als „CO2-effizient“ durchgehen können. In Zukunft soll nur noch der absolute CO2-Ausstoß maßgebend sein für die Vergabe von CO2-Klassen.“
Längst überfällig!
Wenn ich so oft sehe, dass da 65 Kilogramm Mensch von 2,4 Tonnen Stahl transportiert werden, schaudert es mich innerlich, wie rückständig wir eigentlich sind. Viele der Lenkerinnen und Lenker glauben dann auch noch allen Ernstes mit höchst effizienter moderner Technik unterwegs zu sein, ja sogar besonders nachhaltig unterwegs zu sein. Noch vor wenigen Jahren tat es ein 1,4 Tonnen Fahrzeug.
Den Menschen müssen endlich die Augen geöffnet werden.
Die Deklaration zum absoluten CO2-Ausstoß eines Fahrzeugs ist der einzig richtige Weg. Alles andere sind Beruhigungspillen der Industrie.
hu.ms meint
…und ein reinelekrischer kompakter wie der ID.3 pro hat 1,8 tonnen…
Jeff Healey meint
…was an sich ein guter Wert ist.
Aber es fehlt immer noch brutal an kleinen E-Modellen.
Ich glaube mittlerweile, es braucht da härtere Vorgaben der Politik. Von der Industrie kommt da freiwillig offensichtlich nichts.
Jeru meint
Deutscher wird es heute nicht mehr:
„Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung“
Olli meint
Heute nicht, aber historisch geht noch mehr: Donaudampfschifffahrtselektrizitätenhauptbetriebswerkbauunterbeamtengesellschaft
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Ich hab schon bei „Denkfabrik“ in der Überschrift aufgehört zu lesen.