Der einst britische, heute dem chinesischen SAIC-Konzern gehörende Autohersteller MG will für seine Expansion ein Werk in Europa errichten. Die Rahmenbedingungen sind zwar schlechter als etwa in der Volksrepublik, die lokale Produktion ist aber trotzdem fest geplant.
MG rechnet für sein Werk in Europa mit deutlich höheren Kosten als in China. Die Vorteile würden aber die Nachteile überwiegen, sagte MG-Europachef William Wang gegenüber Automotive News Europe.
„Ich erwarte, dass es teurer sein wird, vor Ort zu bauen, aber wenn man 200.000 Autos pro Jahr verkauft, ist es an der Zeit“, erklärte Wang. Die Vorteile eines Werks in Europa statt in China lägen im Wegfall des Einfuhrzolls von zehn Prozent und in der schnelleren Reaktion auf Kundenwünsche. Die Produktion würde auch eine bessere Anbindung an die Region mit sich bringen. „Vor Ort zu bauen bedeutet, dass man mit den Menschen vor Ort zusammenarbeitet. Das ist mehr Engagement.“
MG werde in Europa voraussichtlich die kompakte elektrische Schräghecklimousine MG4 Electric produzieren, sagte Wang. Daneben hat die Marke hier noch das kompakte SUV ZS mit wahlweise Elektro- oder herkömmlichem Ottomotor im Angebot und das mittelgroße SUV EHS als Plug-in-Hybrid sowie reiner Verbrenner. Hinzu kommen der Kombi MG5 Electric und das große SUV Marvel R Electric mit Batterieantrieb.
Wang betonte, die Entscheidung von SAIC, vor Ort zu bauen, sei keine politische Entscheidung. „Wir sind Geschäftsleute. Wir denken nicht zu viel über die politische Dimension nach.“ Man werde innerhalb von zwei oder drei Jahren beschließen, wo das Werk angesiedelt wird. Für ein Land habe man sich noch nicht entschieden. „Wir müssen die Energiekosten, die Arbeitskosten, einfach alles prüfen, um herauszufinden, welches Land am besten geeignet ist. Wir brauchen eine sehr detaillierte Berechnung“, so Wang.
derJim meint
Find ich gut! So benötigt MG/SAIC auch ein stärkeres regionales Engagement für die tiefere Wertschöpfung und bessere Integration in der EU. Damit können wir einige Automobil-Arbeitsplätze erhalten (ziemlich sicher aber nicht in Deutschland). Wo genau die Fabrik aber stehen wird, ist noch ne ganz andere Frage. Ich vermute Ostblock oder Südeuropa.
Henrie meint
Können wir uns dann bald auf noch höhere Preise bei MG einstellen? Ziemlich sicher ja!
derJim meint
Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher. Der Zoll (10%) und die Logistikkosten sind nicht unerheblich (1000-3000$). In dem letzten SAIC Post vor ein paar Wochen hatte ich mal anhand der öffentlich genannten Zahlen von Dacia vorgerechnet, dass eine lokale Produktion in Europa natürlich günstiger sein kann als in China. Der Durchschnittslohn in China ist lange nicht mehr so gering wie er vor 20 Jahren mal war. In D ist es wahrscheinlich nicht günstiger, aber im Ostblock oder Südeuropa eben schon. Dazu kommt, dass die Chinesischen OEM aktuell nicht auf Europa als Absatzmarkt angewiesen sind (Produktionskapazität ist aktuell voll mit China ausgelastet) und daher auch keinen Druck haben mit günstigen Preisen den etablierten groß Konkurrenz zu machen. Man nimmt lieber die aktuell hohe Marge mit. Das kann sich in ein paar Jahren aber schnell ändern.
South meint
Yoa, schon klar. Keine politische Dimension. Alles nur reine Marktwirtschaft. Wers glaubt. „China verhängt Ausfuhrkontrollen für seltene Metalle“ … und die Chinesen sind da ganz unverblümt unterwegs….“Wer die Metalle ohne Lizenz ins Ausland verkauft, soll bestraft werden. Das chinesische Handelsministerium begründet die Ausfuhrkontrollen mit dem Schutz der nationalen Sicherheit und nationaler Interessen.“…
M. meint
Der ‚Fahrplan‘ der Chinesen ist seit min. 30 Jahren klar. Das war nie ein Geheimnis.
Wir waren einfach nur zu blöd (oder zu faul), den zu lesen, weil wir damit beschäftigt waren, in China Geld zu verdienen.
derJim meint
Wer sind denn die „Chinesen“? Ist das eine homogene, monolithische Gruppe? Der Staat bzw. die KP hat das erlassen, ja. Das heißt aber ja im Umkehrschluss nicht, dass jedes einzelne Unternehmen per-se nur der verlängerte Arm der KP ist. Das trifft bei SAIC als Aktienunternehmen im mehrheitlichem Staatbesitz sicher noch mehr zu als z.B. bei BYD oder Geely. Aber selbst bei SAIC muss es sich wirtschaftlich lohnen. Die Zeit der nie endenden staatlichen Subventionen im Automotive-Sektor ist schon seit Jahren vorbei.
Insgesamt finde ich, wir sollten uns auch mal an die eigene Nase fassen und von unserem hohen Ross runterkommen. Jedes Handeln ist auch immer politisch, ob von US-, Chinesischen oder Deutschen (Staats- und nicht-Staats) Unternehmen. Intel ist doch ein gutes Beispiel dafür. Wer bei den Fördersummen von 10 Mrd € an reine Marktwirtschaft denkt, ist doch wirklich lost. Da geht es um knallharte deutsche Eigeninteressen. Es ist ja auch so, dass wir immer wieder unsere Interessen zugunsten unserer Wirtschaft gegen andere Interessen international durchgesetzt haben (auf EU-Ebene aber auch International). z.B. die BEV-Quote in China hat Merkel persönlich um Jahre politisch verzögern können, um den deutschen OEMs einen Vorteil zu verschaffen (sie hätten die Quote nicht erfüllen können). Aber mit dem erhobenen Zeigefinger und auf andere zeigend scheinen wir uns in D irgendwie zu gefallen. Wenn das nicht heuchlerisch ist, weiß ich nicht.
South meint
Doch China KP ist sehr wohl eine monolithische Gruppe, da tanzt keiner aus der Reihe… und superklar überhaupt kein Vergleich mit US oder deutschen Staatsunternehmen(r) … „Warum in China immer wieder Milliardäre „verschwinden““ … wo passiert sowas in US oder Europa (ex Russland), geschweige denn systematisch …?
derJim meint
Die KP ja, aber eben nicht „die“ Chinesen. Verallgemeinerungen helfen nicht, vor allem nicht den normalen Leuten die mit der KP nix am Hut haben. Mit denen solltest du dich eher verbünden als sie zu beleidigen. Das ist das, was du geschrieben hast.
Aber auch geil, dass du jetzt versuchst die Diskussion um globale, internationale Firmeninteressen zu derailen mit der Ausnutzung der Macht der KP innerhalb von China. Das bestreitet keiner aber hat mit dem Thema ja wiederum genau nix zu tun.
derJim meint
Und du intendierst in deinem Ursprungskommentar, als würden wir es anders machen wenn wir diese Rohstoffe hätten. Ich bin mir ziemlich sicher: Das würden wir auch nicht, weil es nicht in unserem Interesse liegt. Wir würden die Abgabe an den „Systemrivalen“ auch sehr genau steuern, wenn unsere Wirtschaftliche Zukunft stark davon abhängt.
South meint
Ich beleidige hier gar niemanden. Die chinesische Politik wird von der KP dominiert und die regiert mit harter Hand ohne irgendeine nennenswerte Opposition in die Wirtschaft hinein. Das mit der Industriepolitik des Westens zu vergleichen ist realitätsfremd. Wer sich nicht der KP beugt, wird mit allen Mitteln niedergemacht, so etwas ist in Demokratien gar nicht möglich … überhaupt kein Vergleich…
South meint
… schöner Punkt von meinem asiatischen Kollegen. Wenn dir in Amerika/Europa was nicht passt, kannst du den Staat auch (erfolgreich) verklagen, weil es eben Gewaltenteilung in einer Demokratie gibt. Das versuche mal in China…. allein der Versuch würde dich den Kopf kosten… vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes…
derJim meint
Ich hätte es vielleicht direkt auf deinen ersten Kommentar schreiben sollen, dann hätten wir uns vielleicht ein paar Kommentare erspart: die Gallium und Germanium-Exportbeschränkungen sind eine REAKION der KP auf das USA-Exportverbot der Hightech-chips mit geringer Strukturbreite. Die Exportschranke mit den Chips trifft China hart, da sie zwar stark in den höheren Strukturbreiten sind, aber bei den geringen Strukturbreiten komplett auf den Westen angewiesen sind. Da jetzt das Framing vom bösen Chinesen der einseitig versucht seine Wirtschaftsinteressen durchzusetzen ist doch wohl zu kurz gedacht, oder findest du nicht?
Bezüglich Einflussnahme: Ich wiederhole mich zwar, aber es scheint dir ein Anliegen zu sein: Auch das bestreitet doch niemand, aber schön wenn du das nochmal allen erklären willst. Wir diskutierten doch über Außenpolitik bzw. die Unternehmenspolitik und du kommst immer wieder mit Kritik an der Innenpolitik, KP, dem totalitären System etc. Lass SAIC doch sein Werk in der EU bauen. Ob politisch intendiert oder nicht, sie müssen sich an die lokalen Gesetze halten, wo das Werk steht. Mal sehen wie sie sich unter EU Bedingungen schlagen. Andersrum kannst du als Westler mittlerweile doch auch ohne JV Zwang in China eine Firma eröffnen. Im ersten Kommentar bist du noch Verfechter vom „freien Markt/Kapitalismus“ gewesen, aber wenn es ggf. zu unserem Nachteil ist, bist du dagegen oder was?