Die SPD-Fraktion will elektrische Dienstwagen steuerlich stärker als Verbrenner begünstigen. „Wir haben zwar in der jetzigen Dienstwagenbesteuerung schon eine Spreizung da, die eigentlich die Elektromobilität ziemlich stark auch bevorzugt im Vergleich zu Verbrennern, aber offensichtlich reicht das noch nicht aus“, sagte die SPD-Verkehrsexpertin Isabel Cademartori laut dem Portal Golem auf einer Veranstaltung des Energiewirtschaftsverbandes BDEW.
Die Partei arbeite an einem Vorschlag, „wie wir das noch mal etwas attraktiver machen und Anreize setzen können, dass auch bei der Dienstwagenbesteuerung der CO2-Ausstoß des Autos stärker eine Rolle spielt als bisher“, erklärte die SPD-Abgeordnete. Derzeit befinde man sich noch in der Konzeptphase. Der Reformvorschlag solle in den nächsten Sitzungswochen in die Arbeitsgruppen eingebracht werden.
Aus Sicht der Denkfabrik Agora Verkehrswende sollte die Pauschalbesteuerung für Verbrenner-Dienstwagen von bisher 1 Prozent des Listenpreises auf 1,5 Prozent heraufgesetzt werden. Für Elektroautos könnten die Steuervorteile zunächst erhalten bleiben.
Für die private Nutzung des Dienstwagens müssen Arbeitnehmer den geldwerten Vorteil versteuern. Wenn sie dafür kein Fahrtenbuch führen wollen, können sie einen pauschalen Steuerabzug wählen. Vom Kaufpreis muss pro Monat 1 Prozent als geldwerter Vorteil versteuert werden. Hochpreisige Elektroautos und Hybridfahrzeuge fließen aktuell mit 0,5 Prozent ihres Bruttolistenpreises in die Berechnung ein, E-Autos mit einem Listenpreis unterhalb von 60.000 Euro nur mit 0,25 Prozent.
Eine verstärkte Nutzung vollelektrischer Dienstwagen ist nach Einschätzung von Cademartori „der größte Hebel“, um mehr elektrische Gebrauchtwagen in den Markt zu bekommen. Menschen mit niedrigerem Einkommen müssten sich in der Regel einen Gebrauchtwagen kaufen. Zudem böten eine Reihe deutscher Hersteller „eben nicht in einem bezahlbaren oder Kleinwagensegment Elektroautos“ an.
Subventionen wie die Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“ steht die SPD-Politikerin skeptisch gegenüber. „Das kann nicht ewig so weitergehen“, sagte Cademartori. Das sieht man in der Ampelkoalition schon länger so und fährt daher sukzessive die Umweltbonus-Fördersumme zurück. Ende 2025 soll der Zuschuss ganz abgeschafft werden. Schon seit diesem September werden nur noch Privatkäufer gefördert, Firmen erhalten keine Förderung mehr.
Das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2030 gilt mit der aktuellen Entwicklung des Marktes als nicht erreichbar. „Das wäre total toll, wenn wir im Jahr 2030 15 Millionen Elektrofahrzeuge hätten, weil es wirklich einzahlen würde auf die Klimaziele“, so BDEW-Geschäftsführerin Kerstin Andreae auf der Veranstaltung ihres Verbands. Aber nach heutigen Hochrechnungen „werden wir bei acht Millionen Autos landen und, wenn alles ganz, ganz gut läuft, noch ein bisschen mehr“.
Skodafahrer meint
Die heutige Elektroautoförderung fördert Importautos zu stark.
Es macht Sinn, auch teure Firmenwagen mit Elektroantrieb zu fördern, damit die Chefs auf Elektroauto umstellen. Diese Autos stammen heute meist von deutschen Herstellern. Wenn der Chef elektrisch fährt, erhöht sich die Motivation als Angestellter ohne Dienstwagenprivileg auch ein Elektroauto fahren zu wollen.
Schlecht ist es günstige importierte Elektroautos zu voll fördern, weil dies die eigene Autoindustrie schwächt. Besser wäre eine Förderung pro km Reichweite, dadurch würde eine Limousine stärker als ein SUV mit gleicher Batterie gefördert.
Jörg2 meint
Ich verstehe die Argumentation nicht so wirklich.
Direkte Endkundenförderung über Kaufpreiszuschüsse könnten nicht so weitergehen (ich vermute, weil es als zu teuer eingestuft wird), indirekte Förderung über Steernachlässe (welche auch „teuer“ sind da es zu Steuermindereinnahmen führt) scheinen aber ok (?).
Den Umweg über Firmenkundenfahrzeugförderung -> Gebrauchtwagenmarkt -> hin zum einkommensschwachen Haushalt, finde ich abenteuerlich.
Wenn einkommensschwache Haushalte beim Autokauf unterstützt werden sollen, dann doch bitte direkt. Also z.B. jährlich sinkende Neuwagen-Nettopreisgrenze, bis zu der überhaupt gefördert wird. In diesem Bereich nochmal deutlich die Fahrzeuge mit Preisentwicklung hin zu 25.000…20.000…15.000 EUR höchstfördern (bei hoher Haltedauer). Das ganze kann gern von der KfW mit zinsverbilligten Langzeitkreditinien begleitet werden. Das bringt die Anbieter dann zu entsprechenden Angeboten. Gegenfinanzierung gern durch erhöhte Abgaben von Verbrennern und Auto oberhalb 50.000…60.000 Nettopreis.
Aber was erleben wir am Markt? FDP strickt ein Programm „PV + Speicher+ Wallbox + Auto“, was so aber garnicht mit Geringverdienerhaushalten zu tun hat.
E-Aficionado meint
Guter Ansatz!
Gerade die Firmenflotten haben kaum Probleme mit Ladeinfrastruktur.
Autofan meint
Und ob die zum Teil große Probleme haben. Die meisten Kommunen haben gar kein ausreichendes Netz um genügend Ladestationen zu genehmigen bzw. vorzuhalten und den Firmen snzubiezen
Lauter graues Theorie Gelaber.
Steffen meint
Ich finde die Grenze von 60.000 € zur Zeit noch zu niedrig. Die könnte ruhig noch 10.000 € höher sein, solange ein gut ausgestattetes Passat-Äquivalent noch mehr kostet als ein Verbrenner. Zur Zeit – finde ich – zählt nicht nur, dass kleinere BEVs in den Markt kommen, sondern auch, dass überhaupt BEVs (2-4 Jahre später dann) in den Gebrauchtwagenmarkt kommen. Beim ID.7 beispielsweise kann man sich quasi fast nichts dazu konfigurieren ohne von 0,25 % auf 0,5 % Versteuerung zu steigen.
Verbrenner sollten das mit höherer Besteuerung ausgleichen.
Christian meint
Wenn man die Grenze bei 60 T€ lässt, dann kommen auch etwas niedrigere Gebrauchtwagenpreise zustande nach Leasingende. Genau sehe ich das Problem. Ich schaue mir immer wieder gebrauchte ix3 an: nach zwei Jahren kosten die Kisten immer noch mehr als 45 T€, das können sich die Wenigsten leisten
andi_Nün meint
Evtl. sollte man gezielt die Kategorie <30.000€ steuerlich besser stellen.
Freddy K meint
Ich würde niemanden nimmer in einem Kleinstwagen im Außendienst rumödeln…
Echt jetzt. Manchmal gibt’s komische Vorschläg.. <30k ist ja im Geldwerten Vorteil eh schon bei fast 0€ Steuer. Was soll da noch weiter runter?
andi_Nün meint
Vielleicht etwas über den Außendienst hinaus denken?
Bzw. über die private Nutzung hinaus denken?
Mike meint
Mein Vorschlag für Privatnutzungsbesteuerung:
– für BEV: Listenpreisanteil 0,25%; Listenpreisanteil > 30k: 1,5%
– für Verbrenner: 2%
Mike meint
Mist, zu viel editiert:
Mein Vorschlag für Privatnutzungsbesteuerung:
– für BEV: Listenpreisanteil 30k: 1,5%
– für Verbrenner: 2%
Freddy K meint
1,5% für BEV?
2%für ICE?
Was da dann passiert ist klar. Man schreibt Fahrtenbuch bzw. lehnt Dienstwagen ab, fährt mit Privat-PKW In die Arbeit und steigt dann auf Dienstwagen um. Die Fahrt zur Arbeit wird abgesetzt bei der Steuer. Dienstwagen werden weniger und in Pools gehalten. Dadurch weniger Neufahrzeuge, weniger Gehrauchte usw…Kann man machen.
Besser jedoch 2%für ICE und 0,25 für BEV.
Ab 60k 0,5%….
AP500s meint
@Freddy K also WENIGER und KLEINERE Autos in Summe auf der Straße?
Das wäre der RICHTIGE Ansatz!