B-ON hat Anfang 2022 den deutschen E-Transporter-Hersteller StreetScooter übernommen. Der junge Fahrzeughersteller mit Fokus auf die Elektromobilität ist nun offenbar pleite: Das Unternehmen hat Insolvenz beim Amtsgericht Aachen angemeldet und die Produktion des StreetScooter gestoppt.
Im April hatte das Unternehmen noch für das zurückliegende Jahr einen Umsatz von 125 Millionen Dollar (damals rund 115 Mio. Euro) sowie Verträge und Absichtserklärungen für den Verkauf von insgesamt 11.000 Fahrzeugen im Jahr 2022 gemeldet. Verhandlungen für weitere 30.000 Fahrzeuge im laufenden Jahr seien zudem weit fortgeschritten, hieß es im Frühjahr.
Es gebe Aufträge, bekräftigte Betriebsratsvorsitzender Jürgen Müller jetzt gegenüber der Aachener Zeitung. Warum das Unternehmen trotz der eigentlich guten Aussichten Insolvenz angemeldet hat, ist unklar. Es soll aber weitergehen: „Unser erklärtes Ziel ist, die Produktion in Düren zu behalten“, sagte Müller. Man hoffe nun auf Unterstützung von der Deutschen Post, die Interesse daran haben müsste, dass es mit StreetScooter weitergeht. „Schließlich brauchen die StreetScooter ja auch regelmäßig Support“, so der Betriebsratsvorsitzende.
B-ON hatte StreetScooter im Januar 2022 von der Deutschen Post übernommen. Damals hieß das Unternehmen noch Odin Automotive. Die Produktion der im Umfeld der RWTH Aachen ersonnenen E-Transporter erfolgte zunächst weiter im deutschen StreetScooter-Werk in Düren mit einer Kapazität von 30.000 Fahrzeugen im Jahr.
Mit der Umfirmierung in B-ON teilte das Unternehmen die Einführung ergänzender Elektrifizierungsdienstleistungen zusätzlich zu Fahrzeugen mit. „Die Entwicklung des Unternehmens vom Erstausrüster zum umfassenden Anbieter von E-Fahrzeuglösungen wurde unternommen, um Flottenbesitzern den Umstieg auf E-Fahrzeuge so einfach und problemlos wie möglich zu machen – durch die Bereitstellung von E-Fahrzeugen, Lade- und Energiemanagement, Finanzierung, Service und Wartung, Fahrerschulung und fortschrittlicher Telematik über eine einzige Anlaufstelle für den Kunden“, so B-ON auf seiner Webseite.
Der Hauptsitz der Unternehmung befindet sich in Luxemburg. Es gibt zudem Dependancen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Japan und Lateinamerika. Das Unternehmen hat angekündigt, neue Werke in den USA und China zu bauen. Neben dem aktuellen Modell Work wolle man weitere batterieelektrische Fahrzeuge anbieten, in Entwicklung sei etwa ein ThreeWheeler, hieß es.
nie wieder Opel meint
Post war clever. Weg mit dem Laden, wenn andere und bessere Transporter am Horizont auftauchen. Die werden B-ONE keinen Cent mehr geben.
Swissli meint
Denke der grösste Innovationsunterschied Europa und USA ist der, dass man in den USA nicht verkrampft versucht tote Pferde zu reiten. Es gibt einen harten Schnitt (Insolvenz) und dann sind diese Ressourcen (Mitarbeiter, Kapital usw.) wieder frei in eine neue, hoffentlich bessere, Innovation zu „investieren“. In Europa wird zwanghaft versucht, tote Pferde zu reiten, weil Arbeitsplatzverlust alles andere in den Schatten stellt. Da fliessen immer wieder staatliche Fördergelder in tote Pferde, die Deutsche Post schreibt 400 Mio. ab und verschenkt das Unternehmen lieber (Arbeitsplätze abbauen ist nicht gut für das Image) an irgendeine neu gegründete Holding. Das tote Pferd wird weitergeschoben. Und am Ende stirbt das tote Pferde dann eben doch den unwiderruflichen Tod. Diese europäische Art von Innovation ist extremer Ressourcenverbrauch für nichts.
Karsten meint
😉 In dem kurzen Text 5x totes Pferd … WHY?! 😱
Florian meint
Vielleicht hatte Swissli Lust auf Salami? ;)
Swissli meint
Weil man in Europa diesbezüglich etwas schwer von Begriff ist 🙂
David meint
Es gibt keine übergeordnete Hand, die das veranlasst, was du da glaubst, festzustellen. Das sind individuelle Entscheidungen von Unternehmern. Zudem ist der StreetScooter keineswegs ein totes Pferd. Genau dieses Segment des elektrischen Transports boomt ja gerade. Das Auto selber ist technisch anscheinend aus dem Gröbsten heraus und bewährt.
Was als Problem bleibt, ist vermutlich der ineffiziente Kleinserienbau im Inland. War nicht geplant, die Produktion zu verlagern? Ebenso müsste man zumindest mal einen Blick auf den Akku und die Akkutechnik werfen. Ich glaube, dass man da nicht up-to-date ist und ein 60 kWh-LFP-Akku indessen die bessere Wahl wäre.
Ich vermute, man hat nicht genug Geld, um das Produkt gescheit weiterzuentwickeln. Ein Grund für eine komplette neue Entwicklung gibt es nicht, zumal im gewerblichen Bereich die Zuverlässigkeit ein hoher Wert ist. Der StreetScooter baut auf Achsen und anderen bewährten Zulieferteilen von Ford auf.
Swissli meint
Die Entwicklung des RWTH Aachen war vielleicht nicht ganz so genial wie immer kommuniziert.
Abseits vom „eigenen“ Grosskunden konnte man auf dem Markt nur wenige kleine Kunden überzeugen und gewinnen – geschweige denn ausserhalb Deutschlands.
Es gab zunehmend Konkurrenz bei E-Kleintransportern.
Die Weiterentwicklung wurde deshalb wahrscheinlich nie konkret, und der Streetscooter blieb spartanisch wie in den Anfängen.
Die „geplanten“ Produktionsstätten im Ausland waren Luftschlösser um Zeit zu gewinnen.
Hoffe zumindest, dass man noch eine Lösung findet, damit die Streetscooter zumindest noch gewartet werden können bis zu ihrem „natürlichen“ End of life.
David meint
Die Frage wäre eben, ob man ohne das Rad neu zu erfinden, nicht doch die Konstruktion retten kann. Das müsste man nach einer Due Diligence besser sehen. Der aktuelle Preis ist nicht so schlimm. Und so viel Konkurrenz gibt es nicht. Flaschenpost z.B. jammert ja, dass man nicht so schnell E-Transporter kriegt, wie man sie braucht.
Horst Krug meint
Ganz richtig, was sie geschrieben haben. Deswegen steckt auch mein Vermögen in Amerika. Ich hab in Germany alles weg.
nie wieder Opel meint
Hey, Horst, bist wieder aufgetaucht! Hab dich und Deine ehrliche Art auf TM vermisst. Bleib gesund….
Jürgen W. meint
Nur der letzte Tod ist unwiderruflich. Interessante Aussage. Da habe ich ja noch Hoffnung.
Swissli meint
Katzen haben ja auch 7 Leben 😂 Und in Europa muss ein Pferd mehrmals für tot erklärt werden, bis der Staat und naive Investoren wirklich akzeptieren, dass es tot ist. That’s the difference…