Die Deutsche Post hat einen Käufer für ihre E-Transporter-Tochter StreetScooter gefunden. Wie der Logistikkonzern zum Anfang des Jahres mitteilte, werden die Rechte und das Know-how zur Produktion der StreetScooter-Fahrzeuge an das internationale Firmenkonsortium Odin Automotive S.à.r.l. verkauft. Das Geschäft umfasse das geistige Eigentum für die Fahrzeugmodelle der Work-Reihe sowie hundertprozentige Tochtergesellschaften in der Schweiz und in Japan.
Odin ist eine Finanzholding, die von mehreren institutionellen und privaten Investmentpartnern unterstützt wird. Darunter Sparta Capital Management in Großbritannien, ein namentlich nicht genannter großer chinesischer Autohersteller und ein Partner für Auftragsfertigung in Nordamerika.
StreetScooter wurde vor 12 Jahren im Umfeld der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen gegründet, 2014 übernahm die Post das Start-up zur Elektrifizierung seiner Zustellflotte. Das Logistikunternehmen hatte schon länger einen Käufer oder Partner für StreetScooter gesucht, da es nicht langfristig als Autohersteller agieren wollte. Die Post sah zudem für StreetScooter trotz später gestartetem Vertrieb an Dritte keine wirtschaftliche Perspektive mehr. Der Konzern trennt sich nicht komplett von der E-Fahrzeug-Firma, er behält zehn Prozent der Anteile.
Teil der Vereinbarung mit Odin ist ein Mindestauftrag der Post über 3500 Elektrotransporter. StreetScooter betreibt derzeit eine Fertigung in Deutschland mit einer Produktionskapazität von bis zu 30.000 Fahrzeugen pro Jahr. Odin will die Elektrotransporter der Marke in den Größen mit 8- und 13-m³-Laderaum weiter herstellen und vertreiben.
Die im Konzern verbleibende StreetScooter GmbH mit 300 Beschäftigten wird weiter als Zulieferer von Fahrzeugteilen und Batterien für den vom Konzern geplanten Ausbau der Flotte auf 21.500 StreetScooter agieren. Anschließend soll sich diese Gesellschaft auf die Wartung und Pflege der Bestandsflotte beschränken. Aktuell setzt die Post eigenen Angaben nach mehr als 17.000 der speziell für die Brief- und Paketzustellung entwickelten Elektrotransporter auf der letzten Meile ein und ist damit Betreiber der größten E-Flotte in Europa.
Odin will expandieren
Das Team von Odin wird von dem deutschen Manager Stefan Krause geleitet, der zuvor unter anderem das Elektroauto-Start-up Canoo gegründet hat und als Finanzchef bei BMW sowie der Deutschen Bank tätig war. Odin will sich darauf konzentrieren, das StreetScooter-Angebot „für universellen Fahrerkomfort, maximale Reichweite und Zuverlässigkeit“ sowie für mehr Anwendungsfälle zu erweitern. Darüber hinaus plant das Unternehmen, in andere Märkte zu expandieren, insbesondere in Länder in Europa, Nordamerika und Asien.
„Die Übernahme von StreetScooter von der Deutschen Post ist ein großer Meilenstein für uns. Wir übernehmen nicht nur einen bewährten und etablierten OEM im Bereich der Elektrofahrzeuge, sondern gewinnen auch mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung im elektrischen Flottenmanagement, die in der Branche einzigartig ist, insbesondere im LCV-Segment des Elektrofahrzeugmarktes“, sagte Krause. „Diese Akquisition verschafft uns einen enormen Vorsprung vor dem Rest der Branche bei unserer Mission, eine bewährte, ganzheitliche Elektrifizierungslösung für Flotten zu liefern.“ Odin sieht weitere Akquisitionen im Bereich Mobilität vor, um seine Produktpalette für elektrifizierte „Last-Mile“-Dienste „erheblich“ zu erweitern.
Frank von Thun meint
Die Reichweite und Geschwindigkeit ist zu gering! Die letzte Meile klingt gut, ist aber zu wenig. Wenn Morgens die UPS-Flotte aus Kiel ins Land fährt, dann wäre ein E-Scooter schon allein mit der Hin- und Rückfahrt nach Neumünster überfordert. Das Gleiche gilt auch für andere Paketdienste. An der Zuverlässigkeit sollte dringend auch noch mal gearbeitet werden.
VestersNico meint
Entfernt, da themenfern. Die Redaktion.
Soeri # CH meint
So so so schlimm!!!!
Dass die grosse Reiche Post den Streetscooter verkauft hat, ist Echt sehr schlecht.
Immer alles ins Ausland verkaufen und was ist mit den Mitarbeitern?
Nicht gut….
Danile S meint
Danke an Streetscooter für die Pionierrolle welche ihre Elektro-Fahrzeuge eingenommen haben. Die letzte Meile mit BEV zu elektrifizieren ist zu grossem Anteil ein Verdienst von Streetscooter. Nun übernehmen wohl andere, die weniger mutig und visionär waren. Trotzdem: Ziel erreicht.
Egon Meier meint
Ich bin gespannt zu erfahren, was die neuen Eigentümer aus dem Projekt machen.
Werden da nur die Verlustvorträge genutzt oder gibt es substanzielle Entwicklungen bei den Fahrzeugen und der Produktion?
Meine Befürchtung ist: Da wird in Niedriglohnländer verlagert und das war es dann …
Dass das vom Streetscooter bearbeitete Marktsegment nicht so ganz einfach ist kann man daran sehen, dass kein Big Player bisher dort mit Erfolg aufgetreten ist. Das könnte seine Gründe haben.