Die 2016 vom Chemieriesen Ineos gegründete gleichnamige Geländewagenmarke bietet aktuell exklusiv Verbrenner an. Später könnte es auch Wasserstoff-Technik für das bisher einzige Modell, den Grenadier, geben. Unterhalb des Flaggschiffs ist ein rein elektrisches Fahrzeug geplant. Nur Vollstromer anzubieten, hält man bei Ineos für den falschen Weg.
CEO Lynn Calder sagte laut Autocar bei einer Konferenz zum Thema Elektrifizierung in Großbritannien, dass die Konzentration auf Wasserstoff und effizientere Hybrid-Verbrennungsmotoren neben Elektroautos der beste Weg nach vorne sei. „Wir reden die ganze Zeit über Elektroautos. Ich denke, das ist ziemlich gefährlich. Ich denke, wir brauchen eine Mischung.“ Die Managerin warnte vor dem Risiko des Scheiterns der reinen E-Mobilität und den dadurch entstehenden hohen Kosten.
Richard Bruce, Direktor für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors im Verkehrsministerium, wies die Äußerungen Calders zurück. Er sagte, dass das Vorantreiben von mehr als einer Kraftstoffoption als Ausrede für Untätigkeit benutzt werden könne. „Wenn wir alternative Kraftstoffe zur Verfügung haben, können wir diese in anderen Bereichen des Marktes einsetzen, in denen Batterien nicht so rentabel sind, z. B. in der Luftfahrt.“
Der Chef von Renault Trucks, Carlos Rodrigues, pflichtete Bruce bei. Batterieelektrische Fahrzeuge sollten auch im Nutzfahrzeugbereich die erste Wahl sein. Wasserstoff sollte erst dann zum Einsatz kommen, wenn Batterien aus Gewichtsgründen weniger effizient sind. „Betrachtet man NOx (Stickstoffoxide, d. Red.) und die Gesamtauswirkungen, so ist der Batterie-Elektroantrieb bei Weitem die beste Option, insbesondere im Vergleich zu Wasserstoff“, so Rodrigues. „Um es klar zu sagen: Wir wissen, dass Wasserstoff eine Option ist, aber er ist nicht die Option.“
Ineos-Chefin Calder verwies auf Menschen mit Jobs in abgelegeneren Regionen, zu denen auch Kunden des für den Geländeeinsatz ausgelegten Grenadier gehörten. „Wir glauben, dass es verschiedene Anwendungsfälle für verschiedene Technologien für verschiedene Fahrzeuge gibt.“ Es gebe Fahrzeuge, die nicht ideal für den Elektroantrieb geeignet sind. Das gelte für den Grenadier, der „Dinge schleppt, hart arbeitet“, und das in den Bergen, „mitten im Nirgendwo“. Für E-Antrieb reiche die Infrastruktur heute noch nicht aus.
Toyota-UK-Chef Augustín Martín pflichtete Calder bei und erklärte auf der Konferenz: „Wenn CO2 der Feind ist, kann es nicht mit einer einzigen Technologie gelöst werden. Eine Auswahl kann nie schlecht sein.“ Einige Länder seien noch nicht für Elektroautos bereit, dort könnten andere Alternativen genutzt werden. „Jede Anstrengung zur Reduzierung von Kohlenstoff sollte begrüßt werden“, sagte Martín. „Jede Reduzierung ist großartig. So ebnen wir den Weg.“
Tommi meint
Es gibt durchaus Anwendungen, wo BEV nicht so richtig funktioniert. Hier wird das Gewicht im Gelände angesprochen. Das ist problematisch. Es geht noch nicht mal um Reichweite oder Verfügbarkeit von Treibstoff.
Ich denke da beispielsweise an Waldsarbeitsmaschinen. Ich weiß nicht, wie das mit BEV funktionieren soll. Eine solche Maschine kann nicht beliebig schwer sein und kann auch nicht zwischendurch mal an einen Schnelllader fahren. Auf der anderen Seite muss dass Ding einen ganzen Arbeitstag laufen.
H2 ist für den PKW-Bereich nicht sinnvoll. Ob es für solche Anwendungen geeignet ist, muss sich zeigen.
Draggy meint
H2 ist da nicht besser, die Ausdauer von H2 ist zu gering, der Platzbedarf enorm.
Und alle 2h erstmal zur nächsten H2 Tankstelle macht ja auch keinen Sinn bei solcher Arbeit.
Thomas meint
Wenn man auf dem Dach 8 Module a 430 Wp mitführen würde, dann könnte man in sonnigen Regionen jeden Tag Strom für 100 km produzieren. Mit einem BEV wäre man also _wirklich_ unabhängig.
Ein H2-Fahrzeug dagegen dürfte für abgelegene Regionen so ziemlich die dümmste Idee sein, auf die man kommen kann…
Rüger Reit meint
Politisch und wirtschaftspolitisch wird es bis 2035 in der EU noch viele Veränderungen geben, auch an den bisher getroffenen Vereinbarungen.
Georg Holtoi meint
Das denke ich auch.
Mehrere EU-Mitgliedsstaaten haben ja bereits ihr Abrücken von den Plänen für 2035 angekündigt. Und durch politische Veränderungen an den Regierungszusammensetzungen in den nächsten Jahren wird sich das weiter verschärfen.
Futureman meint
Denke ich auch, in manchen EU-Ländern fahren noch Kutschen. Wahrscheinlich wird sich das politisch leicht durchsetzen, falls weiterhin so rückwärtsgewandte Parteien dazu gewinnen.
CJuser meint
Natürlich müssen Autos, die wirklich für Offroad gemacht sind, anders gedacht werden. Meines Erachtens sollte man hierbei jedoch weiterhin das Fahrzeug in erster Linie als BEV entwickeln, aber mit verschiedenen optionalen Range-Extendern. Wasserstoff ist hierbei aber wohl die absolut letzte Option. Eher in die Richtung Benzin, Diesel, Ethanol oder CNG.
Michael meint
Mitten in der Wildnis kann man ja auch überall Diesel schürfen während Solar oder Wind an entlegenen Orten ganz undenkbar sind. Oder war das andersrum?
LarsDK meint
Die machen Wasserstoff und das liefern die sicher gerne überall hin.
Futureman meint
Dachte ich auch als erstes. Das es Unternehmen gibt, die kompakte PV-Anlagen in Ölfassern packen ist denen wohl nicht bekannt.
Das braucht aber nur einmal geliefert werden und macht dann (fast) unendlich Energie.
Dagobert meint
Da stellt man 4×20 Liter Kanister auf das Roofrack und hat noch mal über 500 km extra Reichweite dabei.
Vor ein paar Wochen hat einer dieser deutschen E-Auto YouTuber 8 km mit so einer 1 kWh Powerstation nachgeladen.
Ich habe mich fast kaputt gelacht, als ich das gesehen habe!
eBiker meint
Richtig – und normalerweise haben Autos in so einer Gegend auch noch nen Zusatztank. Nen Defender 110 kannst auf 156 Liter aufrüsten. Dann noch deine Kanister – und gut ist,
Thomas meint
500km Reichweite trotz 80 kg Zusatzgepäck? Das ist wirklich zum Kaputtlachen. Mit 8 PV-Modulen auf dem Roofrack könnte man 100 km Reichweite für ein BEV tanken – jeden Tag.
Dagobert meint
Thomas, Sie sind da am etwas ganz großem dran. Haben Sie sich schon bei Sono Motors beworben?
Thomas meint
Das haben Sie sehr gut erkannt, lieber Dagobert. Ineos wird mit seinen H2-Konzepten ähnlich erfolgreich sein wie Sono :-D
Bernhard meint
Theoretisch ja. Aber auch in Afrika regnet es manchmal. Glauben Sie mir, ich habe jahrelang in afrikanischen Ländern gelebt und bin viel gefahren. Mit einem großen Dieseltank fühle ich mich dort wohler als mit PV auf dem Dach. Vielleicht als Ergänzung für einen Hybrid, aber nie, nie komplett PV…
GrußausSachsen meint
da die Klimaziele von Paris faktisch gescheitert sind (wiss. Aussagen Extremwetterkongress),
ist es doch jetzt egal. Die Menschheit – dumm und egoistisch will es offenbar so –
Self-destruction-mode is on. didn’t you notice that?
Die Zeit ist längst rum.
wenn schon Titanic dann erster Klasse.
Lars Kertl meint
Halt Aus mit Sachsen:(
South meint
Yep, die Argumentation ist völliger Nonsense. Selbst wenn die E Autos sich urplötzlich als Sackgasse erweisen würden (aus welchem haarsträubendem Grund auch immer) , ist doch der Weg zum H Auto oder schlimmstenfalls zum Verbrenner überhaupt kein Problem, geschweige Risiko. Die alten Techniken sind noch da. Ein Diesel aus den 70ern wäre häute auch möglich, er war nur viel zu ineffizient, teuer und vorallem schmutzig. Es geht nicht nur um die CO2 Vermeidung. E Autos haben neben der viel besseren CO2 Bilanz keine lokalen Emissionen wie Stickoxide oder Feinstaub etc., die auch z.B, bei E Fuels anfallen würden, haben eine wesentlich geringer Komplexität (wir haben die Arbeitskräfte dafür in 10 Jahren nicht mehr) und ganz wichtig, E Autos sind für viele Kunden bereits jetzt günstiger, perspektivisch sogar noch für einen viel größeren Kundenbereich …. gut 100% E Autos wird auch nicht sein, aber oft wird dies nur als Ausrede benutzt…
Lars meint
eAutos verursachen sehr wohl Feinstaub.
Klaus Schürmann meint
Ja natürlich ! Nur habe ich immer noch die ersten Bremsbeläge drauf nach über 200.000 gefahrenen Km ! Also auch viel weniger Feinstaub bei BEV durch Bremsvermeidung bei guter Rekuperation.
South meint
@Lars. Ja, korrekt, auch E Autos haben Reifenabrieb und natürlich auch Bremsen, aber selbst beim Bremsen viel weniger und ich dachte bei Feinstaub primär an die kleinen, gesundheitlich wirklich fiesen, Partikel vorallem des Diesels. Also jede Verbrennung, selbst wenn sie mit Filter sauberer aussieht als früher, erzeugt dies Partikel. Warum sollte in 10 Jahren ein Auto durch eine Großsstadt fahren, wenn dies vermeidbar ist?