Die EU prüft derzeit Maßnahmen gegen subventionierte Elektroautos aus China. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat das kürzlich kritisiert, er hält solche Handelsbarrieren für falsch. EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis verteidigte nun die Forderung der EU-Kommission nach Strafzöllen auf China-Stromer.
Der Preis von Elektroautos aus der Volksrepublik werde „durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt – das verzerrt unseren Markt“, so kürzlich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Europaparlament in Straßburg. Das sei nicht akzeptabel. Die Weltmärkte würden von billigeren chinesischen Stromern „überschwemmt“. Als Folge einer von der EU eingeleiteten Antisubventionsuntersuchung könnten Strafzölle auf chinesische Elektroautos erhoben werden.
Man habe belastbare Hinweise, dass China handelsverzerrende Staatshilfen zahlt und davon eine Gefahr für die europäische Industrie ausgehe, erklärte Dombrovskis im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. In den vergangenen zwei bis drei Jahren sei der Anteil am E-Auto-Markt der EU von unter ein auf acht Prozent gestiegen. Das sei der offensichtlichste Indikator dafür, dass eine Gefahr von den Staatshilfen ausgeht. Vor zehn Jahren mögen die Subventionen sehr viel höher gewesen sein, aber der Marktanteil habe unter ein Prozent gelegen.
Auf die Förderung von Elektroautos in Europa angesprochen sagte Dombrovskis, dass die die EU-Hilfen vor allem Kaufprämien seien, die auch für amerikanische und chinesische Hersteller gelten. Das verzerre den Handel nicht. Und für die Subventionierung der Batterieproduktion gebe es strikte EU-Regeln für Beihilfen. Das schränke den Spielraum für Subventionen verglichen mit anderen Regionen der Welt stark ein.
Mögliche Strafzölle könnten auch amerikanische oder europäische Hersteller treffen, die in China produzieren. „Sagen wir es so: Es ist noch keine Entscheidung gefallen, aber das Verfahren ist nicht auf chinesische Marken beschränkt“, sagte Dombrovskis.
Dagobert meint
Die chinesische Automobilindustrie kann ohne Europa ganz wunderbar überleben, der Heimatmarkt ist ein Wachstumsmarkt. Der europäische Automobilindustrie, allem voran die Deutschen, können das eher nicht. Jedenfalls wäre es verdammt schmerzhaft – Fahrzeuge wie die S-Klasse und der 7er BMW werden schon lange nicht mehr für den deutschen Markt entwickelt…
leotronic meint
Als ich Schüler war und verschlafen hatte musste ich Ausreden erfinden. Warum sollte unsere Autoindustrie das anders machen.
nie wieder Opel meint
Unsere? Meine ist es schonmal nicht.
Skodafahrer meint
Es nützt auf jeden Fall jetzt über Strafzölle für chinesische Autoexporte nach Europa zu reden.
Denn es erhöht das Risiko für neue Investitionsentscheidungen in die chinesische Autoindustrie, auch wenn die Zölle nicht kommen sollten.
elbflorenz meint
Klar – die Autoindustrie aus Europa kann ja auch in Indien investieren.
Bis dann dort das gleiche Problem auftritt.
Im Sommer war Indien noch der „ganz heiße Scheiß“ … und nun spricht man schon von einem „schwierigen Partner“ …
Und wenn man weiß, wie die Hindunationalisten mit den Moslems in Indien umgehen – naja, dann ist die Sache mit den Uiguren in China ein Kindergeburtstag.
Futureman meint
Anscheinend sind die Strafzölle schon eingepreist. Denn aktuell sehe ich keine super günstigen E-Autos aus China. Sollten Strafzölle kommen, werden die Chinesen die Preise anpassen und im Gegenzug Strafzölle auf europäische Autos einführen. Damit wäre der chinesische Markt für europäische E-Autos am Ende.
Und die Chinesen werden ruckzuck in Europa Fabriken errichten und danach sogar die aktuell gültigen Zölle umgehen.
Auf jeden Fall wird es ein harter Wettbewerb.
Naveed meint
Ein Elektroauto hier in Indien kostet mit 200km Reichweite 9600 EUR inkl. Zoll auf den Import aus China. 5 Sitzer. etc… Tendenz: Preise werden weiter sinken. Wir müssen die Autoproduktion massiv automatisieren. Nur dann sind wir in der Lage auf dem Weltmarkt noch Abnehmer zu finden.
Jeff Healey meint
So weit denken die EU-Bürokraten nicht.
Jürgen W. meint
Irgendwie werden da doch Ursache und Wirkung vertauscht. Warum sind denn die deutschen Autos so teuer? Sind da vielleicht die Dividenden der Aktionäre auch schuld dran? Die Kuh muss doch gemolken werden bis es nicht mehr geht. Aber Schuld haben immer die anderen. Die deutschen Autos wurden immer minderwertiger und die Gewinnmargen immer höher. Dass das nicht dauerhaft funktioniert, kann man sich denken. Wenn ich sehe was mein ID 3 jetzt kostet und was ein Zeekr X mit mehr als doppelter Leistung, super Verarbeitung und Topausstattung kostet. Da brennt nicht nur das Dach von VW.
Jeff Healey meint
Nur nicht über den Bumerang wundern.
Und wo sind sie denn, die ganzen E/Autos aus China für 20 bis 25 Tausend Euro?
Und die noch viel wichtigere Frage, wo sind die günstigen E-Autos aus Europa?
Was? Gibt es nicht?
Hat die EU nicht auch eine Sorgfaltspflicht gegenüber den Bürgern, dass Mobilität bezahlbar bleiben muss? Davon ist ja bald nichts mehr zu sehen, wenn Kompaktfahrzeuge über 30 Tausend Euro kosten. Wie gesagt: Bumerang.
In mehrfacher Hinsicht.
Ben meint
Nicht verwechseln, Individualmobilität zählt da nicht mit rein.
Kasch meint
Vielleicht doch mehr Lastenfahrräder statt Autos, zumal Batteriezellen aus China mit der Aktion noch teurer statt billiger werden dürften. Chinesische Fahrräder sind inzwischen zwar auch besser und billiger, aber der Schutzzoll liegt seit 1993 (derzeit) bei 48,5% zuzüglich 19% Einfuhrumsatzsteuer auf die Gesamtkosten versteht sich. Lustig, wie zügig China und Westeuropa ihre einstig primären Fortbewegungsmittel in den kommenden Jahrzehnten „tauschen“ werden.
Mike meint
Wie wäre es, wenn die europäischen Hersteller endlich mal etwas zu wettbewerbsfähigen Preisen (in Europa gebaut) auf den europäischen Markt bringen würden?
Kasch meint
Betonung auf WÄRE ! Mit hyperaktiver Coronaaktionen und Ukraineunsterstützung samt Abnabelung vom preiswertesten Energie- und Rohstofflieferanten können wir uns von dem Gedanken getrost verabschieden. Hat der Euro in 7 bis 8 Jahren die Hälfte seiner Kaufkraft verloren, kostet ein Auto mindestens …. ? (Frage an die talentierten Mathematiker.) PS: Ein Aktiendepot sollte derzeit 5% jahrlich wachsen und die Dividendeneinnahmen sollten im Schnitt ebefalls bei 5% liegen, damit zumindest Kaufkrafterhalt der Anlage erhalten bleibt – von Gewinn damit noch keine Rede.
Kliko meint
Die europäische Union macht alles falsch . Die europäischen Autobauer sollten endlich günstigere Preise anbieten . Ein VW id 3 ist um mindestens 10000€ zu teuer . Um von BMW ganz zu schweigen.
David meint
Und wie bewertest du den Preis eines Atto 3? Eine noname Firma ohne Servicenetz, ohne Ersatzteilversorgung, ohne Reputation und mit der Ungewissheit, ob es sie übermorgen noch in Deutschland geben könnte. Und der Preis ist auf ID.3 Niveau. Wenn man sich das anschaut, ist der Preis des ID.3 absolut akkurat.
nie wieder Opel meint
Prima. Wunderschönes, klassisches Beispiel von Dir für Whataboutism.
Ist eigentlich der umgerechnet 21.000. Euro billige ID3 in China wesentlich schlechter ausgestattet, mit viel kleinere Batterie, nur einem halben Motor, alles billig Plastik und ohne Servicenetz im Vergleich zu dem 43.000 € ID3 in Deutschland?
elbflorenz meint
„Gestern“ waren die Subventionen in China viel höher – aber da der Marktanteil in EU klein war, war es kein Problem.
„Heute“ sind die Subventionen in China viel niedriger – aber der Marktanteil in der EU höher, also hat die EU ein Problem mit den niedrigen Subventionen in China und macht Strafzölle.
„Morgen“ gibt es gar keine Subventionen mehr in China, aber der Marktanteil von BEV’s aus China wird noch viel höher liegen – also wird die EU BEV’s aus China ganz verbieten müssen.
Die EU ist sowas von am Ende …
Steven B. meint
Wenn man keine Ahnung hat, dann sollte man sich die letzte Bemerkung einfach sparen. Ziehen Sie doch nach China, wenn es Ihnen hier in der EU nicht gefällt – es wird Sie sicher keiner aufhalten. Die Subventionen die in der EU verteilt werden können auch chinesische Unternehmen in Anspruch nehmen, sofern sie hier einen Sitz haben, bzw. die Produktion von einem EU Mitgliedsstaat ausgeht – das ist in etwas gleich wie in China auch, dort haben auch VW und Co von Subventionen profitiert, sofern sie einen Sitz und Produktion dort hatten. Gibt es hingegen Subventionen nur für rein chinesische Unternehmen, bzw. höhere Unterstützungen seitens Staat – dann führt das in aller Regel zur Ungleichbehandlung und muss wiederum durch die EU sanktioniert werden, sofern sich vergleichbare Produkte dadurch einen Vorteil verschaffen können. Wo bitte ist das Problem zum Vorgehen der EU?
Wenn es nach mir gehen würde, dann würde ich es VW ebenso untersagen, in China produzierte VW’s in die EU einzuführen, da diese mittels chinesischer Subventionen günstiger produziert wurden, als bspw. amerikanische Fahrzeuge auf EU Gebiet. So etwas möchte eben VW aus diesem Grunde nicht, weil es hier ebenfalls zu Verzerrungen führt, die seinerseits durch USA/China sanktioniert werden könnten… Das ganze hat noch nichte mit einem gerechtfertigten Verkaufspreis zu tun, den kann jeder Hersteller von sich aus bestimmen – Marktbestimmungen, bzw. Nachfrage und Angebot bestimmen den Preis > Marktwirtschaft eben
elbflorenz meint
Ja, ich habe vor nach China auszuwandern ,,, denn den Niedergang von Europa will ich meinen Kindern nicht antuen …
Werner Mauss meint
Verstrahlter Patriotismus hilft nicht weiter, er ist ein Relikt aus der Welt der ewig Gestrigen, aus der Zeit der Monarchien. Sie scheinen vollkommen von dem System der Scheindemokratie und Scheinmarkwirtschaft die ein Schneeballsystem ist überzeugt zu sein. Patriotismus ist eine technologische und wirtschaftliche Einbahnstraße mit totem Ende. Wenn ein Wettstreit durch Protektionismus unterbleibt bedeutet dies immer einen Rückschritt. Der Wandel auch der Systeme bringt immer einen Fortschritt. Wenn andere Nationen besser, schneller und billiger sind, ist dies ein Grund zu schauen, was machen die anders und was lernen wir daraus. In China leben durchaus mehr Menschen als in D oder der EU und die haben keinen Drang zu uns zu flüchten und sie sind dabei Wirtschaftsmacht Nr. 1 zu werden, folglich kann ja nicht alles falsch dort sein. Man kopiert und lernt wann immer man kann, vielleicht wäre es nicht schlecht es ihnen gleichzutun….
nie wieder Opel meint
„haben auch VW und Co von Subventionen profitiert, sofern sie einen Sitz und Produktion dort hatten.“
Ich dachte immer, VW besitzt in China keine Automobilwerke. SAIC Motor Corporation Limited fällt mir da als chinesischer Hersteller von Autos mit VW-Zeichen ein. Vermutlich ist es aber viel komplizierter.