Nach stetig steigenden Preisen bis zum März 2023 hat sich laut dem jüngsten MarktReport des Online-Automarkts AutoScout24 der Wind auf dem Gebrauchtwagenmarkt gedreht: Die Preise fallen, die Nachfrage ist verhalten und die Standtage der Fahrzeuge auf den Höfen der Händler nehmen merklich zu.
Auch beim Blick auf das vierte Quartal 2023 ändert sich nichts an diesem Trend. So verbilligten sich der Auswertung zufolge die Gebrauchten im Vergleich zum dritten Quartal erneut, während die Nachfrage sank und sich das Angebot ausweitete. Die Entwicklung stelle den Autohandel vor massive Herausforderungen – vor allem beim Verkauf gebrauchter Elektroautos, so die Studienautoren.
Die Verbraucher können sich aktuell über ein größeres Angebot an Gebrauchtwagen freuen. So verzeichnete die AutoScout24-Datenbank im vierten Quartal ein Angebots-Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, seit dem dritten Quartal 2023 sind die Angebote um 4 Prozent gestiegen.
Zwar liegt die Nachfrage nach Gebrauchtwagen mit Blick auf das Vorjahresquartal mit 7 Prozent im Plus, im Vergleich zum dritten Quartal ist sie aber mit einem Minus von 3 Prozent leicht rückläufig. In Konsequenz steigen die Standzeiten der Fahrzeuge bei den Händlern in diesem Zeitraum deutlich: 101 Tage dauert es aktuell im Schnitt, bis ein Fahrzeug verkauft wird – das sind 10 Tage mehr als im Vorjahrsquartal und 5 Tage mehr als im dritten Quartal 2023. Damit liegen die Standzeiten wieder auf Vor-Corona-Niveau – nach Jahren, in denen die Gebrauchtwagenhändler ihre Fahrzeuge zu hohen Margen in Rekordzeit verkaufen konnten.
Preise unter Druck, aber weiterhin auf hohem Niveau
Welche Auswirkung diese Ausgangslage auf die Preisentwicklung von Gebrauchtwagen hat, ist wenig überraschend: Seit die Durchschnittspreise im März vergangenen Jahres ihr Allzeithoch markierten, sind sie bis zum Jahresende um rund 6 Prozent gefallen. Das bedeutet gleichwohl nicht, dass die Fahrzeuge jetzt zu Schnäppchenpreisen zu haben sind – trotz der Preisnachlässe befinden sich die Gebrauchtwagenpreise nach wie vor auf einem historisch hohen Niveau. Besonders betrifft dies Kaufinteressierte mit begrenztem Budget. Wer beispielsweise einen 8 bis 10 Jahre alten VW Polo mit einer Laufleistung zwischen 120.000 und 160.000 Kilometern ins Auge gefasst hat, musste vor drei Jahren im Schnitt nur rund 5.900 Euro investieren. Heute liegt ein solcher „günstiger Langläufer“ im Schnitt bei 8.800 Euro – ein Anstieg von fast 50 Prozent.
Auf der anderen Seite profitieren Konsumenten, die sich für ein E-Auto interessieren. Denn diese haben im Jahresverlauf gegen den Markttrend im Schnitt mehr als ein Viertel (28 %) ihres Werts eingebüßt. Durchschnittlich kostet ein Stromer damit 12.300 Euro weniger als zu Beginn des Jahres 2023. Die E-Auto-Preise lagen im Dezember nur noch um durchschnittlich 14 Prozent höher als der allgemeine Durchschnittspreis – im Januar mussten Kunden für einen Stromer hingegen noch einen Aufschlag von 54 Prozent auf den durchschnittlichen Gebrauchtwagenpreis zahlen.
„Die Entwicklung zeigt, dass sich die Preise für gebrauchte E-Autos und Verbrenner mehr und mehr annähern“, sagt Stefan Schneck, Vertriebschef Deutschland bei AutoScout24. „Dass Elektrofahrzeuge diesen enormen Wertverlust verzeichnen, verdeutlicht einerseits die anhaltende Skepsis der Verbraucherinnen und Verbraucher mit Blick auf gebrauchte Stromer. Andererseits waren die Preise auch deshalb rückläufig, weil neue E-Autos aufgrund sehr attraktiver Leasingraten als auch der staatlichen Prämien bis Dezember noch bevorzugt wurden. Hinzu kommt der ‚Elon-Effekt‘: Die kontinuierlichen Preissenkungen in 2023 bei Tesla-Neuwagen, haben auch die Preise für gebrauchte E-Autos im Jahresverlauf in den Keller geschickt.“
Unterschiedliche Entwicklung je nach Marke und Modell
Die Entwicklung der Durchschnittspreise fällt je nach Modell stark unterschiedlich aus. So verbuchten beispielsweise der Citroen C3 (+7 %), der Suzuki Swift (+6 %) und der Kia Picanto (+5 %) im Vergleich des dritten mit dem vierten Quartal 2023 sogar Preiszuschläge. Andere, vor allem hochpreisigere Modelle, verloren im selben Zeitraum überproportional, allen voran der Audi Q7 (-10 %), der Audi A8 (-10 %) und der Porsche Cayenne (-9 %).
Auch die durchschnittlichen Standzeiten variieren stark. So verbringt ein Kia im Schnitt 81 Tage auf dem Hof des Händlers, ein Honda 79 Tage und Anbieter, die mit der Marke Dacia handeln, werden ihre Fahrzeuge schon nach 70 Tagen wieder los. Davon können Händler von gebrauchten Luxusfahrzeugen nur träumen, so steht ein Jaguar durchschnittlich 176 Tage und ein Maserati 179 Tage.
Leasing: Förder-Aus für E-Autos lässt Nachfrage einbrechen
Auch im stark von Neuwagen geprägten Leasinggeschäft waren die Preise im vierten Quartal 2023 rückläufig. So lag die durchschnittliche Leasingrate im Dezember bei 265 Euro, während Anbieter noch im Dezember des Vorjahres 327 Euro veranschlagen konnten. Im Segment der Elektrofahrzeuge stieg die Nachfrage im Jahresverlauf kontinuierlich bis auf neue Spitzenwerte an.
Das änderte sich abrupt mit der Ankündigung der vorzeitigen Beendigung der Subventionen für E-Autos mit dem „Umweltbonus“ am 16. Dezember 2023. Lag der Anteil angefragter E-Autos bei LeasingMarkt.de in der ersten Monatshälfte des Dezembers noch bei 28 Prozent, schrumpfte er in der zweiten Dezemberhälfte auf 16 Prozent zusammen – ein Rückgang von 41 Prozent.
hu.ms meint
Ich bekäme für meinen ID.3 EZ 11/20 jetzt immer noch ca. 75 % des damaligen KP nach förderung. Vor 6 monaten waren es noch 85%.
Andi F. meint
Die Preise für gebrauchte E-Fahrzeuge müssen doch fallen, einfach deshalb, weil wir uns im Markthochlauf befinden und die Flotte somit jedes Jahr um mehrere Monate älter wird…bis irgendwann ein stabiler Zustand von Zu- und Abgängen erreicht ist. Ein günstiges, 20 Jahre altes E-Auto für 1000 EUR existiert nicht, daher waren die Preise hoch. Somit ist das weder mit Verbrennern vergleichbar, noch ein Problem schwindender Nachfrage. Oder hab ich irgendwo einen Denkfehler?
Thomas Claus meint
Man geht ja schon davon aus, dass die Leute von Autoscout so schlau sind das Alter der Fahrzeuge mit zu berücksichtigen. Die Daten liegen ja vor.
AP500s meint
@Andi F. ein 20 Jahre alte Eauto wird auch nie existieren mit der Akkuchemie.
Matthias meint
Es gibt Lithium-Ionen-Akkus in Videokameras aus den 1990ern, noch mit Magnetbändern in Kassetten, sowie in Laptops aus der Zeit. Und die funktionieren teilweise noch, spätestens wenn man defekte Zellen ersetzt. 18650 rulez, sozusagen. Geräte mit Video8 oder Windows98 haben aber keinerlei echten Gebrauchswert in 2024, nur Nostalgie.
Hätte Tesla die Roadster-Technik 2008 in einen damaligen Dreier-BMW eingebaut und mit BMW-üblichen Stückzahlen verkauft, ähnlich wie mit dem Smart ED2 tatsächlich geschehen, was wäre so ein „Ur-Model3“ mit nominell 56 kWh ohne CCS, SuC, Internet-Navi usw. heute wert? Mit AC-Schnarchladung für Fernfahrten ungeeignet (jaja, Chademo/Jdemo konnte nachgerüstet werden). Es wäre wohl fast egal ob der Akku noch 55 kWh hat, oder nur 35, oder 15. Abgesehen davon dass die Karosse Probleme mit Rost und sonstige Gebrechen haben kann.
Futureman meint
Ohne Elon immer noch kein E-Auto. Nicht vergessen. Kein anderer wollte es damals machen. Viele meinen immer noch es geht nicht. Zum Glück hat er inzwischen andere mitgezogen.
brainDotExe meint
Das Märchen hält sich wacker.
VW e-Golf, BMW i3, Opel Ampera, Nissan Leaf, etc.
Waren alle schon in der Entwicklung bzw. teilweise auf dem Markt als das Model S kam.
Oder siehst du den ersten Roadster als ernsthaftes Serienfahrzeug?
Futureman meint
Die meisten davon waren aber eher Alibiautos. Eher zu zeigen, das es nicht so toll ist (i3 extra immens teuer entwickelt). Von allen gibt es aber keine (besseren) Nachfolgemodelle. Auch eine Massenproduktion hat da keiner gedacht. Bei Tesla hieß es immer: Erst ein teures schickes Auto (alles in der Autobranche kommt als erstes in der Oberklasse), mit dem Geld ein erstes Massenmodell. Und mit dem Geld ein noch günstigeres Auto für alle. Wir sind gerade kurz vor dem letzten Schritt. Trotzdem ist schon das meistverkaufte Auto der Welt dabei. Die Zukunft wird es zeigen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Die Geschichte zu verdrehen ist ganz blöd; wird gerade gerne auch in der Politik so gemacht, funktioniert aber auf Dauer dann doch nicht.
Hoaloer meint
100 Jahre vor Elon hat es der Herr Porsche schon erfunden … https://de.wikipedia.org/wiki/Lohner-Porsche
MiguelS NL meint
@M. @ ID.alist
2010 : . 0,0…% (Start Mitsubishi MIEV, Tesla Roadster, Nissan Leaf, Opel Ampera…)
…
2013 : . 0,205%
2014 : ..
2015 : …
2016 : ….
2017 : ……
2018 : ………
2019 : …………..
2020 : ………………..
2021 : …………………….
2022 : ………………………………
2023 : ……………………………………………….. 18,4 %
Steigerung >50% pro Jahr.
Fakt.
MiguelS NL meint
Ach ja Datenquelle: Ecomento
AP500s meint
@MiguelS NL leider extrem langsames Wachstum nach 10 Jahren.
THeRacer meint
… was ist an einem exponentiellen Wachstum langsam? Rechne das mal 10 Jahre weiter! …
Matthias meint
Ein früheres exponentielles Wachstum auf niedrigem Niveau in die Sättigung oder in Schwachsinn zu extrapolieren ist extrem dumm. Auch wenn sich der Marktanteil in 10 Jahren von 0,2% auf ca. 20% um Faktor 100 vergrößert hat, so ist doch nur noch ein Faktor 5 möglich bis 100% erreicht sind. Bei weiterem exponentiellem Wachstum mit 57% im Jahr wären nach 4 Jahren schon die 100% überschritten, da muss man nicht auf 10 Jahre mit Faktor 100 auf 2000% hochrechnen vor lauter Siegestrunkenheit.
In Norwegen ist längst S-Kurve oder Sättigung erreicht. Es werden weiterhin Verbrennermotoren neu zugelassen.
MiguelS NL meint
Preis vs Nachfrage
Es gibt im Verhältnis wenig Kaufkräftige und viele nicht Kaufkräftige.
D.h. für den ersten Fernseher, Kühlschrank, Radio gab es nur wenige Kunden. Je günstiger diese Produkte wurden desto mehr aber exponentiell (sehe Verhältnis) mehr Kunden gab es. Das gleiche auch beim (e-)Auto.
Preisentwicklung
2010 : 193 Euro / km (Reichweite)
…
2023 : 78 Euro / km
…
2026 : 63 Euro / km
…
2028 : 50 Euro / km
Kostpreis Batterie pro kWh :
2010 : >1000 Euro / kWh
…
2027 : 50 Euro / kWh
MiguelS NL meint
Ach die Quellen zu den Fakten
2010 : Nissan Leaf
2023 : Model 3
2026 : ID.2
…
“In 2014, Seba predicted that battery cost would drop from $500 per kilowatt hour (kWh) to $100 per kWh by 2023, and it proved incredibly accurate.”
…
Powerwall Thorsten meint
@ Miguel
laß dich von den üblichen Verdächtigen nicht provozieren und vergeude deine Lebenszeit nicht mit der Bereitstellung von Fakten – die Jungs sind beratungsresistent – wahrscheinlich ein genetischer Defekt.
MiguelS NL meint
Danke! Du hast recht.
MiguelS NL meint
Falsch und falsch.
1. Preise gehen seit Beginn an runter bzw. Preisleistung nimmt seit Beginn an zu.
2. Nachfrage nimmt seit Beginn mit mindestens 50% pro Jahr zu.
M. meint
Ok, vielleicht hast du Recht, aber du hast jetzt vergessen, Quellen anzugeben.
Du bist keine.
ID.alist meint
Seit Beginn des Jahres, der Menschheit, des Universums oder deiner Fantasie-Zahlen?
Thorsten 0711 meint
ID.alist:
Seit Anno Domini. Allerdings heißt der Messias jetzt Elon von Kalifornien :-)