Laut einer Analyse des Bundesverbands Betriebliche Mobilität (BBM) für die Automobilwoche verlieren Elektroautos den Kostenvorteil im Flottengeschäft. Gerade dort sind die Gesamtkosten (Total Cost of Ownership = TCO) wichtig und wesentlich für die Anschaffung von Fahrzeugen.
Der BBM hat exemplarisch die TCO von je 13 Elektro- und Diesel-Modellen der Mittelklasse und oberen Mittelklasse verglichen. Auf drei Jahre betrachtet, verursachen Diesel monatliche Kosten von durchschnittlich 1324 Euro, E-Autos liegen bei 1331 Euro.
Der wichtigste Grund für die geringere Wirtschaftlichkeit ist der Wegfall der staatlichen Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“ Ende letzten Jahres. „Als es die BAFA-Förderung noch gab, waren E-Autos bei der TCO häufiger im Vorteil als aktuell“, erklärt etwa der ADAC. Vor allem elektrische Kleinwagen profitierten.
Nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums vom März 2023 erreichten Kleinwagen damals nur dank des Umweltbonus TCO-Parität mit vergleichbaren Verbrennern. Auf mehr als 5000 Euro bezifferte die Auswertung den Kostennachteil ohne Umweltbonus nach drei Jahren.
„Der Wegfall des Umweltbonus hat vor allem bei kleinen E-Autos drastische Auswirkungen auf die TCO. Sie leiden am meisten“, bestätigt Marc Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Betriebliche Mobilität. Seien die Kosten nicht mehr niedriger, seien auch die Nachteile von E-Autos schwerer zu akzeptieren – etwa die Reichweite. Laut einer aktuellen Umfrage der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) unter Fuhrparkleitern sind 74 Prozent der Ansicht, die Nutzer ihrer Flotte können nicht alle Strecken rein batterieelektrisch zurücklegen.
Flottenbetreiber brauchen mehr Planungssicherheit
Hinzu kommt der von US-Elektroautobranchenprimus Tesla ausgelöste Preiskampf, der die bisherige Kalkulation von Restwerten hinfällig macht. „Flottenbetreiber brauchen mehr Planungssicherheit. Das gilt sowohl für die Fahrzeugpreise als auch für die gesetzlichen Rahmenbedingungen und den Hochlauf der öffentlichen Ladeinfrastruktur“, kritisiert ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze.
Ein weiterer Faktor ist die Ladeinfrastruktur, die noch ausbaufähig ist. Zudem sind die Preise für das öffentliche Laden gestiegen, insbesondere für das Schnellladen. „Wenn der Dienstwagenfahrer beim Laden seines E-Autos nicht aufpasst und immer an teuren Autobahn-Schnellladern Strom tankt, ist jeder TCO-Vorteil von E-Autos schnell dahin“, so Prinzing.
Bei den Schadenskosten haben E-Autos ebenfalls Nachteile: Nach einer Studie des Gesamtverbands der Versicherer liegt die durchschnittliche Schadenshöhe bis zu 35 Prozent über der vergleichbarer Verbrenner. Das treibt die Versicherungskosten und damit die TCO.
Fuhrparks dämpfen nun laut dem Bericht den Hochlauf der E-Mobilität in ihren Flotten oder schwenken sogar um. „Instabile Märkte, schwankende Restwerte oder sonstige Unsicherheiten können eine Investitionszurückhaltung und Vorsicht erzeugen“, wird Doris Brokamp, Chief Commercial Officer beim Flottenleasinganbieter Athlon, zitiert.
alupo meint
Ich verstehe die Fordeung nach noch mehr Ladesäulen nicht. Die aktuellen Säulen sind doch wohl nur zu ca. 10% ausgelastet, eine wirtschaftlich fürchterliche Situation die die Preise steigen läßt.
Ich fahre seit Ende 2016 vollelektrisch und hatte noch nie Ladeprobleme, nirgendwo in den europäischen Ländern wo ich bisher war. Vom Schwarzen Meer bis zur Bretagne, von Ostpolen bis nach Galizien und Portugal, von Südspanien bis Dänemark (nach Schweden fahre ich entgegen dem ursprünglichen Plan nicht), überall gab es mehr als genug DC-Supercharger.
Ich nutzte nicht einmal das Angebot der Regierung für eine kostenlose Wallbox, einfach weil ich sie nicht brauche und damit ein anderer die Unterstützung bekam der sie auch nutzen würde. Um mich herum gibt es genügend Supercharger.
Aber ich verstehe, dass das AC-Laternenparkerproblem noch nicht grlöst ist. Hier sollte sich wirklich etwas tun.
South meint
Auf überhaupt gar keinen Fall sollte der Staat Mittel- und Oberklassemodelle direkt fördern. Förderung der Ladeinfrastruktur, Accuproduktion-, Entwicklung und Malus auf die Verbrenner und zwar beim Kunden wie beim Produzenten. Direkte Förderung von E Modellen sacken nur die Hersteller ein. Aktuell geht die Politik deutlich effizienter vor, als die Vorgängerregierung.
Mal davon abgesehen sieht die „Studie“ doch nach argem tendenziösem Zahlenwerk aus, denn 7€ Unterschied bei „durchschnittlich 1324 Euro, E-Autos liegen bei 1331 Euro“ wären ja nur in etwa 0,5%. Dann immer der Schmarrn mit den Schnellladern. In der Firmenflotte bei uns sorgt der Arbeitgeber, dass im Haus geladen werden kann, was beim Firmenstrompreis ein deutlicher Kostenvorteil sein sollte. Und weiter Strecken mit dem Firmenwagen sind doch ein Märchen, da nimmt man die Bahn oder das Flugzeug…
Fred Feuerstein meint
Wirklich amüsant, was dort geschrieben steht.
Gut, wenn man selbst rechnen kann.
Bei mir im Unternehmen wird keinesfalls mehr ein Verbrenner angeschafft, die TCO eines eAutos ist deutlich niedriger als es bei einem Verbrenner der Fall war.
Die Preissenkungen bei Elektroautos spielt im Unternehmen keine Rolle, denn es muss ein neues Fahrzeug angeschafft werden und da ist das Delta (Verkauf – Neukauf) entscheidend. Unsere Elektroautos sind in der Versicherung um mehrere Typklassen günstiger geworden, der Strom ist auch günstiger geworden als es noch letztes Jahr der Fall war.
Selbst das Leasing von eFahrzeugen ist wieder günstiger geworden.
Stefan meint
Die Betriebskosten sind bei Elektroautos auf jeden Fall niedriger, der Wertverlust ist aber auf ähnlichem Niveau oder im Einzelfall sogar höher als bei Verbrennern.
Und der Wertverlust spielt bei den Leasingraten eine Rolle.
Rein von den Leasingraten her sind Verbrenner oft günstiger wie gleich große E-Autos.
M. meint
Der Wertverlust wird erst mit dem Verkauf realisiert. Man muss nicht jedes 3. Jahr einen neuen Wagen fahren.
Fred Feuerstein meint
Da die Nachfrage nach Elektroautos derzeit niedrig ist, werden uns wieder BEV zu sehr günstigen Konditionen (egal ob Leasing oder Kauf) angeboten, das war vor etwas mehr als einem Jahr ganz anders. Die Fahrzeughersteller wollen ihre Fertigung auslasten und müssen die Flottenziele erreichen.
Unterm Strich ist ein BEV im gewerblichen Betrieb erheblich günstiger als ein ICEV. Daher wird bei uns auch nichts anderes mehr angeschafft.
er100 meint
@Fred Feuerstein bei mir wird auch nur noch ein Eauto angeschaft allerdings fahre ich meine Fahrzeuge 15-30 Jahre.
Jensen meint
„Der BBM hat exemplarisch die TCO von je 13 Elektro- und Diesel-Modellen der Mittelklasse und oberen Mittelklasse verglichen. Auf drei Jahre betrachtet, verursachen Diesel monatliche Kosten von durchschnittlich 1324 Euro, E-Autos liegen bei 1331 Euro.“
Nun, nach einer monatlichen Differenz von selbst errechneten 7,- Euro zu dem Ergebnis zu kommen, dass BEV im Flottengeschäft Kostenvorteile verlieren würden, scheint doch wenig zutreffend zu sein. Wenn ich als Flottenbetreiber Fahrzeuge nutzen kann, die bei gleichen (und zukünftig sicher weiter sinkenden) Gesamtkosten deutlich weniger Gesamtschäden an Natur und Mensch anrichten, sollte man das selbstverständlich tun (müssen). Alle Player, die es gewohnt waren und sind, mit dem Gesamtsystem des Verbrenners viel Geld zu verdienen, werden, sofern sie eben weiterhin unternehmerisch tätig sein wollen, sich damit beschäftigen müssen, dass eine Menge Änderungen ins Haus stehen, die nicht weglobbyiert werden können. Es wird eine gewisse Zeit möglich sein, weiter im alten Fahrwasser zu bleiben, aber vermutlich nicht mehr all zu lange.
Eichhörnchen meint
„Flottenbetreiber brauchen mehr Planungssicherheit“
Auf Deutsch:
Der Flottenbetreiber möchte die Autos mit sehr hohen Rabatten (Deutlich höher als für andere Käufer) kaufen um sie nach Abschreibung/Nutzung kostenneutral oder mit Gewinn wieder zu verkaufen.
Geht bei beim Entrepreneur der Branche nicht, zum Zeitpunkt X bezahlen alle Y Euro für Model Z. Da muss man die AMS/Car Maniac anrufen, wird wieder Zeit den bösen Buben schlecht zu schreiben, hihi.
Andi EE meint
„Hinzu kommt der von US-Elektroautobranchenprimus Tesla ausgelöste Preiskampf, der die bisherige Kalkulation von Restwerten hinfällig macht. „Flottenbetreiber brauchen mehr Planungssicherheit. Das gilt sowohl für die Fahrzeugpreise als auch für die gesetzlichen Rahmenbedingungen und den Hochlauf der öffentlichen Ladeinfrastruktur“, kritisiert ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze.“
Ich find das krass, dass ein Verein der sich für den Konsumenten einsetzen sollte, so für die Restwerte der Flottenbetreiber einsetzt. Auf der einen Seite wird kritisiert, dass TCO aufgrund der fehlenden Förderung nicht mehr unter dem Verbrenner liegt und dann kritisiert man die, die die Kostenparität (Tesla) herstellen. Das ist so verdammt verlogen, dieses Lobbyistenpack.
Planungssicherheit gibt es nicht, wenn man von der Elektromobilität Kostenparität verlangt. Ja, für Leasinggeber und Flottenbetreiber wird es schwieriger, da sie teurer eingekauft haben … gilt übrigens für fast alle Firstmover. Aber das als Massstab zu machen, dass man sich die grosse Subvention zurückwünscht, ist ja wohl komplette Parallelwelt.
Eigentlich müsste der ADAC hinstehen und sagen, super P/L-Verhältnis, Leute kauft bei Tesla ein, dort erhält ihr viel Ware und Langstreckentauglichkeit für einen anständigen Preis … als Kosumentenvertreter. Aber was macht der Drecksverein, er kritisiert dass Preise auf ein gutes Niveau zurückgekommen sind und dass ein paar Interessengruppen die zuvor gut von dem Geschäftsmodell gelebt haben, jetzt nicht mehr eine ruhige Kugel schieben können.
Yoshi meint
Jetzt hat sich der BBM der großen Anti-BEV-Kampagne auch noch angeschlossen… Oder die können da auch alle nicht rechnen.
Solariseur meint
Hatte schon Kontakt zu dem Laden. Die rechnen nicht selbst, sondern wollten die Zahlen von uns haben und dann beraten.
eBiker meint
Aber sicher doch. Sag mal denkst du dir deinen Geschichten eigentlich selber aus, oder hast du jemanden der die extra für dich schreibt?
Solariseur meint
Gääähn. Werd mal konkret.
eBiker meint
Dann werde ich konkret – du bist schlicht unglaubwürdig. 230 Euro / Woche für Frühstück, ein GF der nichts zu melden hat, und bei jedem Thema bist du immer mitten drin. Ich soll konkret werden? Ich halte dich für einen sehr schlechten Troll. Oder vielleicht auch nur einen sehr schlechten Aufschneider.
Egerling meint
Ich und Solar haben seit heute eine Gemeinsamkeit: Zum ersten mal vom BBM gehört!
Solariseur meint
„230 Euro / Woche für Frühstück“
Stimmt, war geflunkert.
16,50 EUR für Frühstück, das kostet es ja schon am Buffet Turiklasse.
ShullBit meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Solariseur meint
Der BBM ist für mich nichts weiter als eine Dauerwerbesendung für die carmacon GmbH.
Andi_XE meint
Ich glaube ich gründe auch so einen Bundesverband. Muss nur nich überlegen wo für.
Irgendjemand eine Idee?