Renault hat Ende 2023 mit Teaserbildern einen neuen Twingo angekündigt, der als Elektroauto zum besonders erschwinglichen Preis verkauft werden soll. Zwischenzeitlich wurde verhandelt, das Modell gemeinsam mit VW zu entwickeln, das ein ähnliches Fahrzeug plant. Die Zusammenarbeit mit dem deutschen Wettbewerber findet aber nicht statt, Renault holt stattdessen einen chinesischen Partner an Bord.
Die Franzosen haben angekündigt, bei der Entwicklung ihres neuen, vollelektrischen Twingos mit einem Ingenieurbüro aus der Volksrepublik zusammenzuarbeiten. Ziel sei es, schnell und kosteneffizient einen Vollstromer zu entwickeln, der zum Basispreis von unter 20.000 Euro verkauft werden kann. Das Design und die „fortgeschrittene Technik“ sollen in Frankreich entstehen, die Produktion soll in Europa erfolgen.
Die Entscheidung ist laut Renault unabhängig davon gefallen, dass die Kooperation mit VW bei E-Kleinwagen geplatzt ist. Ziel sei es, mit einem niedrigpreisigen Twingo chinesischen Wettbewerbern wie BYD Konkurrenz zu machen, die mit günstigen E-Autos den Markt erobern wollen. „Die Entwicklung des Twingo schreitet zügig voran, da wir planen, die Entwicklung in zwei Jahren abzuschließen“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Sprecher der Renault-E-Fahrzeug-Abteilung Ampere.
„Die Entwicklung des Fahrzeugs wird mit einem chinesischen Entwicklungspartner durchgeführt, um die Entwicklungszeit und die Kosten zu senken. Das Projekt wird von Ampere koordiniert. Das Styling und das Advanced Engineering werden in Frankreich vorangetrieben, und die Produktion wird wie geplant in Europa stattfinden“, so der Sprecher.
Der Twingo ist schon als Elektroauto auf den Straßen unterwegs. Er nutzte die Plattform des ursprünglich als Verbrenner entwickelten Modells, auf der im Rahmen einer Partnerschaft auch die Mercedes-Tochter Smart ein kleines E-Mobil realisiert hat. Der neue Twingo lehnt sich beim Design an die aktuelle Generation an, wird ansonsten aber wohl nichts mit dem auslaufenden Modell zu tun haben.
Renault-Chef Luca de Meo hatte gehofft, mit VW bei elektrischen Kleinwagen zu kooperieren. Der deutsche Wettbewerber wollte offenbar seine eigenen Kleinwagen in einem Werk der Franzosen fertigen lassen. Dass das nicht so kommt, bedauert de Meo – kürzlich teilte er mit: „Ich wollte zeigen, dass die europäische Industrie als Team zusammenarbeiten kann, daher denke ich, dass dies eine verpasste Chance ist, aber es könnte noch andere geben.“ Ein zentraler Grund dafür ist laut Berichten, dass der Betriebsrat des deutschen Herstellers gegen die Partnerschaft war.
Future meint
Politisch hängt die Zukunft der Elektromobilität von diesen Kleinstwagen ab.
Für die Autoindustrie in Europa sind die Kleinwagen aber nicht wirtschaftlich. Ein Dilemma.
Elektron meint
Anstelle, dass sich die Europäer zusammentun, um der chinesischen Konkurrenz die Stirn zu bieten, legen sie sich zu ebendiesem ins Bett. Wir werden uns in Zukunft noch oftmals an den Kopf fassen und uns fragen, wie es soweit kommen konnte…
BEV meint
kann ich auch absolut nicht nachvollziehen
noch schlimmer ist eigentlich, dass ausgerechnet die deutschen „Premium“-Hersteller mit ihren Sub-Marken nach China gegangen sind (Mercedes mit Smart und BMW mit Mini)
Jörg2 meint
Hinzu kommt, dass die europäischen Hersteller es nicht fertig bringen, ihre Aktivitäten zu bündeln um z.B. einen gemeinsamen Kleinwagen für den europäischen Markt herauszubringen.
Slowbro meint
Da liegt nunmal das Batterie-Knowhow. Der Stellantis-CEO hat neulich in der französischen Presse gesagt, dass ihnen die Zusammenarbeit, mit ihrem chinesischen Partner, einen Technologievorsprung von mindestens 5 Jahren verschafft hat.
VW baut mit ihrer Halbtochterfirma JAC in China Autos mit Natriumakkus. In Europa noch undenkbar. Da wird man auch einiges an Erfahrung sammeln, die man dann hoffentlich im ID.1 einsetzen können wird.
Die europäischen Hersteller haben eben für 15 Jahre geschlafen. Kann man eigentlich nur von Glück reden, dass sie jetzt aufgewacht sind und das Knowhow von den Chinesen abgreifen, anstatt weiterhin hochnäsig so zu tun als wären sie etwas besseres.
Slowbro meint
Da liegt halt das Batterie-Knowhow. Der Stellantis-CEO hat neulich in der französischen Presse gesagt, dass ihnen die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Partner einen Technologievorsprung von mindestens 5 Jahren beschert hat.
VW baut mit ihrer Halbtochter JAC in China Autos mit Natriumbatterien. Eine Technologie die dann hoffentlich im ID.1 zum Einsatz kommen wird.
Die europäischen Hersteller haben eben die letzten 15 Jahre geschlafen. Ist doch gut, dass sie jetzt aufwachen und von den Chinesen die Technologie abgreifen, anstatt sich weiterhin hochnäsig für etwas besseres zu halten.
FrankyAC meint
Kommen konnte?
Die letzten 3 Jahrzehnte verpennt? Wegen billiger Arbeitskräfte und geringer Auflagen hat man alles nach Asien verlagert und das Know How naiv oder bereitwillig den Chinesen gegeben.
Das Ergebnis, heute kommt keine Technik mehr auf den Markt, die entweder chinesische Komponenten enthält oder gleich dort produziert wurde. Als ob es da noch auf Autos ankäme, die ja auch von deutschen Herstellern schon lange dort produziert werden.
Man hat denselben Fehler schon in den 70ern gemacht, als die Autohersteller Japan ignorierten. Heute ist Toyota weltweit Marktführer. Jetzt ignorierten die verwöhnten deutschen Autobauer den E-Antrieb, mit erwartbaren Konsequenzen. Künftig werden hier also Chinesen genauso selbstverständlich wie Japaner und Koreaner (die Autos, schon klar, ne) auf den Straßen zu sehen sein.
Yoshi meint
Unter 20.000€ gibt’s ja schon. Ist nur als Erstwagen untauglich. Realistische 300-400 km zwischen den Ladestops wird wohl nie ein Bev dieser Preisklasse schaffen.
bs meint
Warum nicht. Batterien werden rassant billiger und leichter. Man wird sich noch wundern, wie schnell die Batterien locker für 400 km reichen werden, in dieser Preisklasse und darunter.
Gute LFP Batterien werden heute für Endverbraucher schon für 100 € pro kWh angeboten. In wenige Jahren für die hälfte.
MiguelS NL meint
Aha “unter 20.000 Euro”
;-)
M. meint
Unter 20k gibt es ja schon.
Wichtig ist vielleicht auch, was man dafür bekommt.
Roger Maurer meint
Wenn er in Europa hergestellt wird gibs sicher nicht viel.
BEV meint
19.999 Euro .. ob das in zwei oder mehr Jahren dann immer noch der selbe Preis ist, schau ma mal
Ching Chang Chong meint
Der Dacia Spring ist ja auch schon ein reiner Chinese.
David meint
Da muss man aber auch die Kirche im Dorf lassen. In dieser Preisklasse wird die Schlacht nicht entschieden. Denn man bekommt begrenzte Akkukapazität und begrenzte Ladegeschwindigkeit. Das dauert sicher noch zehn Jahre, bis man auch in der kleinsten Klasse ein vollwertiges Auto bekommt. Spannender dürfte in den nächsten Jahren die Klasse ab 30.000 € werden. Wenn da an die 60 kWh möglich sind, sind wir beim Vollwertauto. VW hat ja mit dem ID.3 Pure gezeigt, dass man in diese Richtung marschieren möchte.
Ben meint
Nur das der ID. Pure mit seinem 52kWh Akku zu groß für nen 2. Wagen ist und der Akku zu klein für nen Allroudfahrzeug ist.
Tt07 meint
Mal wieder eine seltsame Logik, mit der hier versucht wird, zu Argumentieren.
Im Gegenteil, Kleinwagen werden immer wichtiger.
Heinz Staller meint
Wenn Kleinwagen so wichtig sind warum hat dann der BEV Marktführer keins im Angebot, bzw. die Entwicklung daran eingestellt? Sorry, der Marktführer soll BYD sein, da gibt’s doch Kleinwagen, oder? Nichts zu sehen hier, will die keiner? Alles schaut auf VW, die sollen es richten ..
Ching Chang Chong meint
Wie das? Kleinwagen sind eher Abfallautos die man so nebenher verkauft weil es eben zum Image der Marke gehört, wirklich Geld hat man damit nie verdient, aber es hat auch nicht weh getan sie nebenher zu verkaufen, früher zumindest.
Keinen erfolgreichen Hersteller wird es interessieren wenn das Kleinwagensegment die Chinesen übernehmen, euer Säulenheiliger Tesla verkauft ja auch keine Kleinwagen. Denkt mal drüber nach.
Jörg2 meint
Ja!
Und aktuell geht dieser Markt für europäische Hersteller verloren, da sie in diesem Preisbereich keine Marge erwirtschaften können.
Slowbro meint
LFP Batterien kosten mittlerweile 51€/kWh.
Ein Verbrenner-Twingo kostet momentan 16.000. Ein Elektroauto hat gegenüber einem Verbrenner diverse Kosteneinsparungen, wenn man vom Akku absieht, aber lassen wir die mal außen vor. Dann sind wir hier, bei einem Preis von 20.000€, bei 4000€ für die Batterie.
Das wäre also eine knapp 80kWh Batterie. Also das ist alles andere als klein. LFP Batterien können mitlerweile auch mit 4C geladen werden. Das heißt 10% auf 80% in gut 10 Minuten. Wenn das der Lader hergibt, natürlich.
Das sind heutige Preise. Wenn dieses Auto in 4 Jahren kommt dürften LFP-Batterien nochmal im Preis gefallen sein oder es werden schon, noch billigere, Natrium-Batterien eingesetzt.
Werden diese Preise 1:1 an den Kunden weitergegeben werden? Wahrscheinlich nicht, aber das liegt dann an der Gier der Konzerne, nicht den inherenten Kosten. Kann man nur hoffen, dass früher oder später wieder etwas Konkurenz in den Markt kommt.
Jeff Healey meint
Das ist eine weitere gute Nachricht für die E-Mobilität. Es sind endlich Vernunfts-E-Autos am Horizont zu erkennen.
Angekündigte Projekte wie der E-Twingo, Citroen e-C3 (Basis ab 19.990,-€), Hyundai e-Casper (Preise noch nicht bekannt), der BYD Seagull aus zukünftig europäischer Produktion, oder auch die Ankündigung von VW machen Hoffnung.