Die EU-Länder subventionieren derzeit vor allem noch Dienstwagen mit Verbrennungsmotor. Halter von Dienstwagen sparen im Jahr durchschnittlich 6800 Euro an Steuern, berichtet n-tv.de. Weil darunter viele Verbrenner seien, kämen innerhalb der fünf größten EU-Länder rund 42 Milliarden Euro an Subventionen zusammen. Derweil gehe der Verkauf an Elektroautos in Europa zurück.
Die fünf größten EU-Länder geben einer Studie zufolge jährlich 42 Milliarden Euro für die Subventionierung von Dienstwagen mit Verbrennungsmotoren aus. Spitzenreiter ist Italien mit 16 Milliarden Euro, gefolgt von Deutschland mit 13,7 Milliarden Euro. Das geht aus einer Untersuchung im Auftrag der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) hervor. Frankreich und Polen subventionieren demnach mit gut sechs Milliarden Euro jährlich.
Firmenwagen machten derzeit rund 60 Prozent der Neuwagenverkäufe in Europa aus. Rund 15 Milliarden Euro würden in den vier genannten Ländern in die Subventionierung von SUV fließen, so die Studienautoren. Im Durchschnitt erhielten Dienstwagenfahrer einen jährlichen Steuervorteil von 6800 Euro, bei größeren Modellen mit hohem Schadstoffausstoß sogar bis zu 21.600 Euro.
„Völlig unlogisch und inakzeptabel“
„Es ist völlig unlogisch und inakzeptabel, dass wir immer noch Milliarden von Steuergeldern in eine Technologie investieren, die dem grünen Wandel der Europäischen Kommission widerspricht“, sagt Stef Cornelis, Flottenmanager bei T&E.
Die Studie ist den Angaben nach die erste, die die Effekte der wichtigsten Steuervergünstigungen untersucht, die traditionell für Dienstwagen gewährt werden und privaten Autobesitzenden nicht zur Verfügung stehen. Dazu zählen der Vorsteuerabzug, Abschreibungen, die Pauschalbesteuerung des geldwerten Vorteils von Dienstwagen und Tankkarten. Statt sich auf Durchschnittswerte oder einzelne Beispielmodelle zu beziehen, wurden die Steuervorteile für alle zugelassenen Automodelle berechnet.
Der Verkauf von Elektroautos in Europa geht derzeit in vielen Ländern zurück. Das liegt insbesondere auch daran, dass sie teurer sind als vergleichbare Verbrenner. Nach Branchenangaben sank der Absatz von reinen Stromern im August in der EU um 43,9 Prozent, wobei die größten E-Märkte Deutschland und Frankreich Rückgänge von 68,8 Prozent beziehungsweise 33,1 Prozent verzeichneten.
In Deutschland ist die Nachfrage nach Elektroautos eingebrochen, nachdem Ende 2023 die staatliche Kaufprämie „Umweltbonus“ früher als vorgesehen beendet wurde. Die geplante Ausdehnung der Förderung von elektrischen Dienstwagen reicht nach Meinung vieler nicht aus, um dem Stromer-Absatz wieder anzukurbeln. Zuletzt hatte deshalb die SPD eine neue Kaufprämie und E-Auto-Quoten für Leasinganbieter ins Spiel gebracht. Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen lässt die Vorschläge derzeit prüfen.
Gerry meint
Schon krank, dass wir als Steuerzahler Verbrenner fördern und damit Luftverschmutzung, Abhängigkeit vom Öl, Lärmbelästigung, Verkehrsinfarkt in Städten etc.
Noch kränker, dass damit nur ein kleiner, gut verdienender, Teil der Arbeitnehmer gefördert wird.
Es ist wirklich allerhöchste Zeit für eine nachhaltige und soziale Energie- und Verkehrspolitik.
Dagobert meint
Bei einem Listenpreis von 55.000 € und einem einfachen Arbeitsweg von 20 km zahle ich für einen Dienstwagen mit Verbrennungsmotor im pauschalen Ansatz (1% Regel) pro Jahr 4.964 € Steuern. Für den elektrischen Dienstwagen zum gleichen Bruttolistenpreis sind es 1.241 €.
Der elektrische Dienstwagen wird also gegenüber dem Verbrenner mit 3723 € PRO JAHR steuerlich bevorteilt.Da haben wir noch gar nicht angefangen die Steuervorteile bei KFZ-Steuer und Energiesteuer pro 100 km einzurechnen.
Unterm Strich belastet jeder elektrische Dienstwagen, der 20.000 km im Jahr läuft, den Bundeshaushalt mit ca. 5.000 € pro Jahr!
T&E sollte besser die Füße still halten, nicht dass der Wähler noch merkt was wirklich Milliarden kostet…
Stefan meint
Was wäre dann die Lösung?
Verbrenner-Dienstwagen auf 1,5 Prozent und Elektro-Dienstwagen auf 0,5 bis 0,75 Prozent?
Dagobert meint
Es gibt keine Lösung, nur 2 Erkenntnisse:
1. Obwohl sich mehrere tausend Euro pro Jahr sparen lassen, entscheiden sich ca. 85% der Dienstwagenfahrer immer noch ganz bewusst für einen Verbrenner –> Die Kosten sind also nicht das Problem, sondern das Produkt.
2. Der Staat wird das nicht lange durchhalten. Wieviele Milliarden pro Jahr wird man sich für diese versteckte Subvention deutscher Hersteller noch leisten können (bei uns kann man z.B. nur VAG bestellen)? –> Mittelfristig werden die Kosten für ein BEV also im Bereich 5.000 € p.a. steigen MÜSSEN.
Steffen meint
Naja, sind ja deiner Argumentation nach kaum E-Fahrzeuge betroffen, also entgeht dem Staat hier auch nicht viel, selbst wenn ein BEV höher gefördert wird als ein Verbrenner. Die Masse macht’s eben.
eBikerin meint
T&E mal wieder. Denen ist wohl nicht aufgefallen, dass man einen Verbrenner mit 1% versteuern muss, ein eAuto aber nur mit 0,25%. Und der Dienstwagenfahrer zahlt Steuern für den Dienstwagen, nur die Firma kann eben abschreiben. Also ehrlich.
AlBundy meint
Um das Gejammer der Dienstwagenfahrenden mal aus anderer Perspektive zu sehen:
(lustige Eigenwahrnehmung und Argumentation von Dienstwagenfahernden, sich als benachteiligt gegenüber anderen darzustellen – die oberen 10% jammern immer gern )
Wie funktioniert die Dienstwagenbesteuerung?
In einigen Fällen ist die dienstliche Nutzung eines Autos nötig – beispielsweise um den Patienten schnell zu erreichen oder für die Fahrt zur Kundin. In solchen Fällen ist ein Firmenwagen unverzichtbar und darf weder für die Angestellten noch für die Unternehmen einen finanziellen Nachteil bringen.
Bei der Dienstwagenbesteuerung geht es aber um etwas ganz anderes, nämlich um Firmenwagen, die auch privat genutzt werden können. Erst dann, wenn Angestellte einen Firmenwagen zur privaten Nutzung gestellt bekommen, spricht man von einem Dienstwagen. Und nur um die private Nutzung geht es bei der Besteuerung.
Wer einen Dienstwagen privat nutzen kann, profitiert davon, dass die Anschaffungskosten, Reparaturen, Steuern und in einigen Fällen auch der Sprit vom Arbeitgeber getragen werden. Da für die private Nutzung also kaum Kosten anfallen, muss diese als sogenannter geldwerter Vorteil entsprechend versteuert werden. Der Umfang reicht dabei von wenigen, gelegentlichen privaten Fahrten bis hin zu einer nahezu ausschließlich privaten Nutzung.
Für die Besteuerung des geldwerten Vorteils gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Führung eines Fahrtenbuchs, mit dem die tatsächliche private Fahrleistung anteilig an den Gesamtkosten berechnet und versteuert wird, oder die Pauschal-Methode.
Letztes darf man sich aussuchen, man darf auch die Kosten (geldwerter Vorteil) gern selbst übernehmen. Je größer und teurer das Gefährt, desto größer der Vorteil, aber wer will das als Nutznießer schon zugeben, wo doch die Opferrolle so gemütlich ist.
Dagobert meint
Das ist nun mal Gehaltsbestandteil, werden die Kosten unverhälnismäßig teurer, lasse ich mir diesen eben auszahlen, kaufe mir privat einen PKW und rechne dessen Nutzung über die Reisekostenabrechnung ab.
Bei meinem aktuellen Arbeitgeber ist nur VAG als Dienstwagen möglich, bei meinem vorherigen war des BMW. Ausschließlich deutsche Hersteller anzubieten hat in Deutschland durchaus System. Bei oben beschriebener Neuregelung würde ich privat aber eher KIA oder Hyundai wählen.
Die Steuereinnahmen für die Staatskase würden also ca. gleich bleiben und deutsche Hersteller weniger Fahrzeuge absetzen.
Soll mir recht sein, wirklich nicht mein Problem. Ich definiere mich nicht darüber eine deutsche Mittelklasselimousine zu fahren…
Dagobert meint
Ergänzung: Die Kilometerpauschale ist mit 30 cent pro km ürigens gesetzlich festgeschrieben. Bei 20.000 dienstlichen Kilometern im Jahr macht das 6.000 € p.a., Netto. Da kann ich mir alle 5 Jahre einen neuen Hyundai i30 mit 5 Jahren Garantie ohne Kilometerbegrenzung rauslassen, und den alten noch für über 10.000 € abstoßen.
Kurz: passt für mich, schafft das „Dienstwagenprivileg“ ruhig ab…
Michael S. meint
Man sollte sich wirklich einmal die Frage stellen, ob diese Form der dauerhaften staatlichen Subventionierung einer Branche wirklich langfristig weiterhin der richtige Weg ist oder ob es nicht bessere Wege gäbe, Menschen mit Geld zu bewerfen und zum Konsum zu bewegen.
David meint
In der Tat wäre ein viel besserer Schritt, das Dienstwagenprivileg für Verbrenner abzuschaffen als Elektroautos zur subventionieren. Allerdings wollen Politiker auch wiedergewählt werden, und im Moment ist noch eine Mehrheit in ihren Gewohnheiten gefangen und möchte Verbrenner weiterfahren.
Dagobert meint
Na ja, siehe oben. Dann lasse ich mir das Geld auszahlen, kaufe Privat und rechne zusätzlich Dienstfahrten mit 30 Cent pro km ab.
Da komme ich unterm Strich gleich, oder sogar besser weg, weil ich privat nicht an Unternehmensvorgaben was die Markenwahl angeht gebunden bin.
Die blöde Beklebung bin ich dann auch los!