Flexis, ein im letzten Jahr gegründetes Joint Venture für hochvernetzte Elektro-Transporter, hat drei Modelle mit bis zu 450 Kilometer WLTP-Reichweite angekündigt. Der Serienstart ist für 2026 geplant, erste Kunden gibt es schon.
Flexis will eine neue Generation von smarten E-Transportern realisieren. Gesellschafter sind Renault, die Volvo Group und CMA CGM. Renault und Volvo halten zusammen 90 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen. Die Produktion der Flexis-Transporter soll im nächsten Jahr in einem Renault-Werk in der Normandie beginnen.
Bisher sind laut einer Mitteilung 350 Millionen Euro in Flexis‘ Forschung und Entwicklung geflossen. Der Hauptfokus liegt dabei auf einer Elektro-Skateboard-Plattform, die alle Antriebskomponenten beherbergt. Mit technischen Daten hält sich das Joint Venture noch zurück, die Reichweite soll aber bis zu 450 Kilometer betragen.
Zum Anfang soll es drei Modelltypen geben: den Step-in Van, den Panel Van und den Cargo Van. Der Step-in Van zeichnet sich dadurch aus, dass die Laderaum-Innenhöhe mit 1,90 Metern so hoch angelegt ist, dass man im Laderaum stehen kann. Der Zugang erfolgt über seitliche Schiebetüren und eine hintere Rolltür. Außerdem kann der Fahrer den Laderaum vom Cockpit aus begehen. Flexis spricht von einem mittelgroßen Transporter.

Die Flexis-Transporter fallen den Angaben nach „300 kg leichter“ aus als vergleichbare Fahrzeuge, die auf bestehenden Verbrenner-Plattformen elektrifiziert wurden. Man sei zudem „25 Zentimeter kürzer als die traditionellen leichten Nutzfahrzeuge“, der Wendekreis betrage 10,3 Meter.
Den Panel Van bezeichnet der Hersteller als besonders stadttauglich und manövrierfähig. Hier beträgt die Höhe des gesamten Fahrzeugs 1,90 Meter, sodass der Lieferwagen „problemlos in städtische Tiefgaragen und Parkhäuser passt“.
Der Cargo Van ist speziell für die urbane Zustellung auf der letzten Meile konzipiert. Er wartet unter anderem mit einer anpassbaren Box auf, die verschiedene Breiten, Höhen und Ladeflächen sowie modulare Lösungen wie gekühlte Bereiche integrieren kann. Zum Ladevolumen werden bei keinem der drei Modelle Angaben gemacht.
Zum E-Antrieb selbst äußert sich Flexis noch zurückhaltend. Laut dem Portal Electrive dürfte es verschiedene Batterieoptionen und wohl auch Leistungsstufen geben. Aus Presseunterlagen gehe hervor, dass der E-Motor weit nach hinten gerückt ist. Die Positionierung des Aggregats soll einer innovativen Hinterachs-Konstruktion zu verdanken sein.
Die zugrundeliegende Skateboard-Plattform soll sich durch ihren flachen Aufbau auszeichnen, mit einer horizontal im Unterboden verbauten Batterie. Die Systemspannung beträgt 800 Volt, was unter anderem schnelles Laden ermöglichen soll. Hier nennt Flexis eine Aufladung der Batterie „auf 80 % in weniger als 20 Minuten“.
Erste Kunden in Frankreich, Großbritannien & Deutschland
Flexis gibt an, inzwischen zehn Absichtserklärungen mit Logistikanbietern in Frankreich, Großbritannien und Deutschland unterzeichnet zu haben, „die ein potenzielles Volumen von bis zu 15.000 Fahrzeugen über drei Jahre beinhalten“. Genannt werden darunter die Anbieter Colis Privé aus Frankreich, HIVED aus Großbritannien und DB Schenker aus Deutschland. Alle drei liefern laut Flexis schon länger Input, um die Fahrzeuge in der Entwicklungsphase auf die Anforderungen der Branchenakteure hin zu optimieren.
Bei den Softwarelösungen und digitalen Services will Flexis mit einer „vollständig vernetzten Transporter-Plattform“ punkten, „die modernste Technologie mit anpassungsfähigen Flottenmanagementlösungen kombiniert“. Die zugrundeliegende E/E-Architektur steuert die Renault-Tochter Ampere bei. Kunden sollen unter anderem auf eine zentrale digitale Plattform („FlexE Connect“) und auf die Dienstleistungen eines Kundenbetriebszentrums zurückgreifen können. Beim Service setzt Flexis zusätzlich auf die Netzwerke von Renault und der Volvo Group.
Im Vertrieb will Flexis seine Fahrzeuge direkt an Logistikanbieter und Flottenmanager verkaufen, sie aber auch an die Renault Group und Renault Trucks liefern, „die sie unter ihren eigenen Marken in ihren Vertriebsnetzen anbieten werden“.
„Unsere Mission bei Flexis ist es, die Elektrifizierung der urbanen Logistikindustrie zu unterstützen und zu beschleunigen, die danach strebt, nachhaltiger zu arbeiten, die Rentabilität zu verbessern und die Betriebssicherheit und den Schutz der Fahrerinnen und Fahrer in einem wachsenden Sektor zu verbessern“, so Philippe Divry, CEO von Flexis. Seit der Gründung arbeite sein Team mit Kunden und Logistikakteuren zusammen, um das B2B-Angebot auf dem Markt mit einer Lösung verbessern, „die zu 100 Prozent elektrisch, 100 Prozent vernetzt, 100 Prozent urban und zu 100 Prozent individualisierbar ist“.
„Durch die Datenkonnektivität der Flexis-Fahrzeuge und ein Expertenteam bieten wir personalisierte Empfehlungen, um die Gesamtbetriebsführung unserer Kunden zu verbessern“, erklärt Pierre Sirolli, Leiter der Flexis Services und Lösungen. Die Lösungen umfassten beispielsweise die Optimierung von Lieferwegen, die signifikante Reduzierung von Fahrzeugausfällen durch vorausschauende Wartung sowie die Absicherung des Ladevorgangs der Fahrzeuge. „Mit einer durchgängigen Beratungsunterstützung erstellen und implementieren wir Maßnahmen, um mögliche Probleme zu lösen.“
M. meint
Hm. Der Panel Van könnte mit 800V-Technik auch die Basis zu einer ID.Buzz-Alternative als Großfamilienfahrzeug oder Camper sein, aber da braucht es wohl mehr als die (bis zu) 450 km WLTP der leeren Hülle – die ein ausgestatteter Personenwagen nicht erreichen würde.
Ich weiß aber auch nicht, ob sowas überhaupt Teil der Überlegungen ist.
Jeff Healey meint
Der Panel Van ließe sich bestimmt auch in einen Familien Van mit 5-7 Sitzen umwandeln, indem die entsprechende Sitz- und Sicherheitsausstattung und hinten eine entsprechende Verglasung verbaut wird.
Gefällt mir optisch sehr gut 👍
David meint
Da erkenne ich den Streetscooter und einen gestauchten Rivian EDV wieder. Optisch hat man sich also eher an klassische Vorbilder gehalten. Das Schnellladen halte ich übrigens bei dieser Fahrzeuggattung nicht als einziger für keine wichtige Funktion. Aber gut, dass Schwung in dieses Segment kommt. Apropos, wo ist eigentlich Teslas erstes Nutzfahrzeug?
Future meint
Anders als bei Arrival und Canoo gibt es wenigsten finanzstarke Investoren. Insofern wird die Marke hoffentlich überleben. So innovativ scheinen die aber nicht zu sein. Wann kommt denn endlich mal was von VW in den Bereich? Den Buzz will ja keiner haben.
KdFQ meint
Haben die nicht nötig. Post wollte, VW hat dankend abgelehnt.
So die aktuelle Story.
David meint
Es gibt den ID.Buzz und den e-Transporter. Der letztere ist doch hier im August vorgestellt worden.