BMW führt in diesem Jahr die Elektroauto-Plattform Neue Klasse ein. Zwei bisher gezeigte Konzepte – eine Limousine und ein SUV – geben nicht nur einen Ausblick auf die künftige Designsprache der Stromer, sondern auf die zukünftige BMW-Modellpalette insgesamt.
„Ein BMW ist ein BMW und das ist für uns von grundlegender Bedeutung“, erklärte Entwicklungsvorstand Frank Weber bei einem Medientermin auf der Technikmesse CES Anfang des Monats in Las Vegas. „Wir können nur ein Design haben“, es gebe „keinen Unterschied zwischen einem Verbrenner- und einem batterieelektrischen Auto“.
Das Problem mit zwei Designs bestehe darin, dass das eine neuer und das andere älter oder veraltet wirke, so Weber. BMW werde auch nicht versuchen, ein Elektroauto als „moderner“ als seine anderen Fahrzeuge zu verkaufen.
Ursprünglich hatte BMW mit dem vollelektrischen Kleinwagen i3 und dem Plug-in-Hybrid-Sportler i8 bei E-Mobilität auf eigenständige Modelle mit futuristischem Design gesetzt. Davon ist man inzwischen aber auf Abstand gegangen: Bis auf den Technologieträger iX gliedert die Marke E-Autos in die bestehenden Baureihen ein und setzt auf flexible Plattformen und geteilte Fertigungsbänder. Kleinere Unterschiede wie die Form des Kühlergrills oder den Heckdiffusor gibt es noch, die grundsätzliche Designsprache von Verbrennern und Stromern ist aber die gleiche.
Die Trennung des Designs von Elektroautos und Benzinern sei „wahrscheinlich einer der größten Fehler ist, den einige Wettbewerber gemacht haben“, sagte Weber. Die kommenden Neue-Klasse-Elektroautos von BMW hingegen würden ihr Design mit den benzinbetriebenen Modellen teilen, bestätigte der Entwicklungschef.
Die Händler berichten laut Weber, dass die Kunden beim Besuch noch nicht genau wissen, welchen Antrieb sie wollen. Sie würden wirklich darüber nachdenken und sich fragen: „Bin ich bereit?“ Und wenn die Antwort nein lautet, dann könne BMW darauf eingehen. „Je entspannter wir sind und je mehr sie sich in der Strategie des Unternehmens respektiert fühlen, desto einfacher ist es, Fahrzeuge zu verkaufen“, glaubt der Manager.
eHannes meint
Die Trennung des Designs von Elektroautos und Benzinern sei „wahrscheinlich einer der größten Fehler ist, den einige Wettbewerber gemacht haben“, sagte Weber.
Naja, der i3 ging vor über 10 Jahren auch erst mal in diese Richtung: BMW hat dazugelernt.
Abschreckend – vor allem für die Mehrheit der alten VW-Kunden – war wohl der ID.3 Der war bei mir nach weniger als einer halben Minute ohne Probefahrt „raus“, obwohl er vorher Nr.1 auf der Wunschliste war. Unsere eigene Erfahrung mit dem KIA e-Soul ist, dass wir es von Anfang an angenehm fanden, dass innen alles „wie üblich“ war. Statt Schalthebel halt Drehknopf, dazu andere Anzeigen im Display. Wir fahren jetzt schon den zweiten. Und die Karosserie hat kaum Sicken, aber innen enorm viel Platz bei geringer Aussenlänge.
Tommi meint
Da kann ich nur zustimmen. VW war erfolgreich, weil der Golf immer ein Golf geblieben ist. Viele haben in der Fahrschule mit einem Golf gelernt und haben sich einen Golf gekauft. Über die Jahre ist er immer größer geworden, ist aber Golf geblieben.
Wenn man was größeres (oder kleineres) haben wollte, hatte VW mit Passat und Co vertraute Autos im Angebot.
Der ID.3 sieht ganz anders aus und hat noch nicht mal einen schönen Namen, wie alle anderen Autos bei VW. Das schreckt ab. Die Hürde, auf Elektroauto umzusteigen, ist schon hoch genug. Es würde leichter sein, wenn man auf Vertrautes treffen würde.
Beim Mercedes sieht es genauso aus.
BMW macht es irgendwie richtig. Sie haben mit dem i3 (und i8) den gleichen Fehler gemacht und sind jetzt zurück gerudert. Leider ist ihr Design nicht wirklich gut. Aber das Elektroauto sieht halt genauso hässlich aus, wie der Verbrenner. Ich wundere mich, dass BMW den Kühlergrill immer größer macht. Ein Elektroauto braucht keinen und da sollte man das Design in diese Richtung entwickeln. Ich denke da an den alten 850er. Der hatte so eine kleine niedliche Niere, die auch einem Elektroauto gut stehen würde.
brainDotExe meint
Genau das ist der Fall, Leute wollen vertrautes Design und Bedienung.
Wenn man schon den großen Wechsel der Antriebsart macht, will man sonst das restliche liebgewonnene nicht auch noch über Bord werfen.
Zum Design allgemein das ist halt eben auf die Zielgruppe ausgerichtet. Während ein Golf absolut massentauglich sein muss, wollen die wenigsten dass ein BMW „niedlich“ aussieht.
BMW Chefdesigner Adrian von Hooydonk sagt hierzu: „Ein BMW sollte immer so aussehen, als wolle er die Straße vor sich auffressen.“
Future meint
Ich gehöre nicht zu den »Leuten«. Ohne den i3 wäre ich niemals Kunde geworden bei BMW. Jetzt gibt es auch keinen einzigen Grund, Kunde zu bleiben. So geht es wohl auch vielen der 250.000 anderen Käufer des i3, wenn man sich so anguckt, was in den i3-Foren dazu geschrieben wird.
Wenn ein Hersteller sich also nur an die alten Zielgruppen klammert, kommen keine neuen hinzu. In China kann man sehr gut beobachten, was dann passiert, wenn neue Teilnehmer den alten Anteile wegnehmen. In Deutschland mag traditionell eingekauft werden, weil man sich nicht an etwas anderes gewöhnen will – woanders ist man offenbar weniger auf die Marke fixiert.
brainDotExe meint
@Future:
Ausnahmen bestätigen die Regel.
BMW hat aus dem i3 gelernt, technisch ein sehr gutes Auto, aber weder Design noch Form haben ins Portfolio gepasst.
BMW hätte den i3 besser als Mini vermarkten sollen, das hätte gepasst.
Es ist ja nicht so als ob „alte“ Zielgruppen aussterben, da kommt ja auch Nachwuchs.
Neue Zielgruppen sucht man sich, wenn absehbar ist, dass die „alten“ Zielgruppen nicht mehr für genug Absatz sorgen, was aktuell ja nicht der Fall ist.
Das kann man dann aber auch machen ohne der Markenidentität untreu zu werden indem man entweder eine neue Marke einführt oder vorhandene Marken (Mini) breiter aufstellt.
Niemand will dass sich eine Marke untreu wird. Hätte BMW beispielsweise damals die komplette Palette auf i3 Design umgestellt hätten sie sehr viele Kunden verloren, ich hätte dann auch keinen BMW mehr gekauft sondern hätte mich wahrscheinlich bei Audi umgesehen.
Ralf meint
Oje, das sind Probleme ……
Der eine kann alles beurteilen ohne Probefahrt, der nächste lehnt das Auto wegen den Namen ab (darum hat ja auch niemand in D den Pajero gekauft …. LOL).
Ich wäre ohne den i3 auch nie zu BMW gekommen, denn die Gorillababys mit ihren x5/ x6) sind einfach nur postpubertär peinlich ……
brainDotExe meint
Geschmäcker sind halt unterschiedlich.
Ein SUV wie den X5/X6 brauche ich auch nicht, genau so wenige wie den (alten) i3, der mir persönlich peinlich wäre.
M. meint
Macht als Konzept doch auch Sinn.
Wer ein Auto braucht, braucht das doch nicht, um einen bestimmten Kraftstoff zu verbrauchen. Das Verbrauchen von Kraftstoff ist ein generell unliebsamer Nebeneffekt von „ich will diese Strecke nicht zu Fuß gehen“.
Das Auto an sich hat erstmal eine Funktion: den/die Nutzer – unter Einbeziehung weiterer Kriterien wie „Anzahl der Sitzplätze“, „Mindestgröße des Kofferraums“, „Komfort“ usw. – gestimmte Strecken zu transportieren.
Dazu braucht man ein gewisses Format und bestimmte Eigenschaften. Da nutzt es nichts, sich auf ein Auto festzulegen, nur weil es einen bestimmten Antrieb hat – aber die übrigen Bedingungen nicht erfüllt.
Wenn ich nun – nach üblichen Kriterien – vergleichbare/ähnliche (nicht zwingend identische) Fahrzeuge habe, rückt die Wahl der Antriebstechnik erstmal in den Hintergrund. Man sucht das passende Fahrzeug (oder die passenden Fahrzeuge) aus und wählt dann den Antrieb – und muss sich nicht wie 2013 für einen i3 entscheiden, wer der nun mal das einzige war, was es dort damals elektrisch gab.
Soll natürlich NICHT heißen: dass man die BEV nicht auf einer eigenen Plattform aufbaut, sobald sich das wirtschaftlich rechnet. Nur hat es wenig Sinn, dass unter einem anderen Design zu machen, oder bei den übrigen Kriterien von den übrigen Fahrzeugen abzuweichen, weil die ja bisher auch nicht alleine wegen ihres Antriebs verkauft wurden – trotz des Names.
Ursus meint
Batmobile und „Sickensicheln“ treffen wohl gar nicht den Zeitgeschmack, das merken die Hersteller wohl allmählich .
Mattfolierte Martialität im Auftritt wünscht sich auch nur eine kleine Zielgruppe, die womöglich etwas kompensieren will (muss??).
David meint
Ich erinnere die amüsante Szene, als ich 2022 mit unserem i4 bei Mr Wash zur Handpolitur war. Irgendwann wurden die anderen Autos kaum beachtet, weil alle Mitarbeiter in eine Diskussion verwickelt wurden, was für ein Modell das denn sei. Es wurde gewettet und niemand lag am Ende richtig. Die Gesichter waren so ungläubig, dass ich den Kfz Schein gezeigt habe. Als ich das Konzept aber mit einem Satz erklärt habe, haben es alle verstanden und fanden es logisch: BMW bietet den 4er so an, wie ihn der Kunde möchte – Diesel, Benziner, Hybrid oder Elektro.
Andreas meint
Es gibt keinen 4er Hybrid (PHEV).
David meint
4er Hybrid gibt es. Von PHEV war überhaupt nicht die Rede.
brainDotExe meint
Aber als Mild Hybrid.
brainDotExe meint
Wichtig und richtig!
„dass die Kunden beim Besuch noch nicht genau wissen, welchen Antrieb sie wollen.“
Meine Rede!
Besser-BEV-Wisser meint
Das ist aktuell das Erfolgsrezept von BMW. Konservative (aber Umweltbewusste) Kunden nicht durch Zäpfchendesign und radikale Innenraumreduktionskonzepte zu erschrecken und dort abzuholen wo sie sind.
Vielen Kunden wollen zum Beispiel einen BMW in der Größe des X1. Erst dann überlegen Sie welche Antriebsart zu ihnen passt (auch aus TCO Gesichtspunkten).
Dann wird’s öfter die voll-elektrische Variante also viele Denken.
Knopperts meint
Auch gut bei Mercedes zu erkennen. Der EQA und EQB auf Verbrenner Plattform verkaufen sich sehr gut. (Teilweise 50/50 Verkäufe Elektro/Verbrenner). EU-weit sogar in den Top10 Elektroautos.
Georg Zorc meint
Ich bin im Autohaus tätig.
Glauben Sie mir bitte:
Keine 5% der Kunden kalkulieren über TCO oder denken auch nur darüber nach.
brainDotExe meint
Meine Rede!
Der Anschaffungspreis ist das einzige wichtige Kriterium diesbezüglich.
M. meint
Aber auf den Verbrauch wird doch geachtet, oder?
Das sind ja nur wirklich wenige Zahlen, die man dann noch multiplizieren muss.
„Pro 100 km 5 Euro gespart* – wie viele km planen Sie damit zu fahren?“
*nur Sprit. Nix Steuer, Wartung, Verschleiß