Immer wieder werden Forderungen nach einer Anpassung des erwarteten zukünftigen Strombedarfs nach unten laut, weil die Stromnachfrage derzeit etwas geringer ausfällt. Diesen erteilt der Bundesverband Erneuerbare Energie (BBW) aus ökonomischen und ökologischen Gründen eine klare Absage.
Eine Untersuchung des Verbandes zeigt: Der Strombedarf wird in Zukunft signifikant steigen. Der Standort sollte daran setzen, wachsende Anteile an Erneuerbarem Strom, Speicherung und Sektorenkopplung, wie die Stromnutzung in E-Autos, Wärmepumpen oder Umwandlung in Grünen Wasserstoff, zu nutzen.
„Ein Zuviel an Ökostrom kann es gar nicht geben“, so BEE-Präsidentin Simone Peter. „Eine Verlangsamung der Elektrifizierung und des Ausbaus der Erneuerbaren würde nicht nur die Einhaltung der Klimaziele gefährden, sondern auch den Standort schwächen, denn alleine der Bedarf an Grünem Wasserstoff für die Industrie ist riesig und bei E-Autos und Wärmepumpen wird es nachholende Effekte geben, wie die Entwicklungen international zeigen.“
Wie die BEE-Analyse zeige, werde der Strombedarf bis 2030 und darüber hinaus erheblich steigen. Zentraler Treiber sei hier in erster Linie die Sektorenkopplung. Peter: „Die Industrie in Deutschland benötigt erhebliche Mengen günstiger Erneuerbarer Energie, insbesondere umgewandelt in Moleküle in Form von Grünem Wasserstoff. Dieser kann und muss angesichts fehlender Importe verstärkt heimisch produziert werden. Die ersten Projekte in Deutschland sind vielversprechend und immer mehr Regionen, vor allem im Norden, sehen sich als Zukunftsorte für Elektrolyseure. Sektorenkopplungstechnologien sind zudem wichtige Flexibilitätsoptionen für den Ausgleich von Sonne und Wind. Gleichzeitig werden Wärmepumpen und E-Autos nachholend in Deutschland an Bedeutung gewinnen und wie alle Länder um uns herum den Wärme- und Verkehrssektor weiter defossilieren. Bei der Wärme braucht es alle Erneuerbaren Technologien, hier müssen wir dringend aufholen.“
Beim Verkehr erwartet der BEE, dass die Elektromobilität angesichts der Entwicklungen im internationalen Wettbewerb perspektivisch im Zusammenspiel mit Biofuels für nicht elektrifizierbare Verkehre eine zentrale Rolle spielen wird. Weiterhin spielten Wärmepumpen und E-Autos als dezentrale Flexibilitätsoptionen künftig eine größere Rolle. Für diesen Elektrifizierungs- und Wasserstoffpfad erwartet der BEE einen Bruttostromverbrauchsanstieg von derzeit 510 Terawattstunden (TWh) auf bis zu 705 TWh bis 2030. Diese Bandbreite berücksichtigt auch die hohe Nachfrage von Rechenzentren sowie die wirtschaftliche Erholung.
„Würde der ambitionierte Ausbau Erneuerbarer Energieträger erneut gebremst, blieben wichtige Impulse für alle Sektoren aus. Auch würden die Klimaschutzziele deutlich verfehlt und ab 2030 dadurch zusätzliche Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe pro Jahr für Industrie, Mittelstand und Privathaushalte entstehen. Für Privathaushalte würde dies einen Anstieg der jährlichen Energiekosten um etwa 1.080 bis 2.250 € bedeuten“, so Peter.
„Nur die umfassende Nutzung der Erneuerbaren sichert den klimaneutralen Standort, Bezahlbarkeit der Energieversorgung und Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb brauchen die Investitionen in Erneuerbare aller Sektoren weiterhin eine verlässliche Absicherung und der Markt eine umfassende Flexibilitätsoffensive“, fordert Peter.
Donald meint
drill, baby, drill!
Zum Glück macht jeder nicht diesen ungezügelten und unkontrollierten Umweltschutz- Wahnsinn mit.
Matthias meint
„Ein Zuviel an Ökostrom kann es gar nicht geben“ könnte man als schwärmerisch-infantile Aussage durchgehen lassen wenn sie nicht von einer eiskalten Lobbyistin kommen würde. Es sind schon über 100 GW an PV-Nennleistung installiert, immer noch gezählt als Summe der Wp-DC-Nennleistung der Module anstatt der realen AC-Ausgangsleistung. Tendenz weiter steigend, Zubau 2024 16 GW, als Ziele kursieren über 200 GW oder 400GW.
Die Solarspitzen werden immer schmerzhafter pieken, man kann den Mittags-Überschuss auch nicht ewig in den Export verklappen da die Nachbarn ebenfalls PV ausbauen. Man kann versuchen die Spitzen zu kappen durch Abspeichern in Stromspeicher oder in E-Autos die tagsüber auf Firmenparkplätzen stehen. Man kann auch mit Tauchsiedern Schwimmbäder heizen anstatt mit Wärmetauschern aus der Luft.
Da kaum noch sinnvolle Mischkalkulationen für eine zeitunabhängige Einspeisevergütung erstellt werden können, der Zählertausch in D eher zäh als „lertausch“ ist, wird das Allheilmittel „Abregeln!“ zur Anwendung kommen, also „Ein Zuviel an Ökostrom würde es zeitweise geben wenn es nicht verhindert wird“. Dass müsste die Lobbyistin ähnlich kommunizieren. Warum tut sie es nicht?
Andre meint
Richtig, den günstigen und sauberen Strom muss man soviel haben, dass auch die Wetterlagen nichts ausmachen.
Also mehr Wind, PV, Speicher und den Netzausbau beschleunigen.
Das macht uns unabhängig von irgendwelchen fossilen Energieträgern, die importiert werden müssen und sichert stabile und je nach Budget der Regierung niedrige Energiepreise.
South meint
Kann man nur zustimmen. Wir können, ja müssen, die Abhängigkeiten vom Ausland deutlich reduzieren, spätestens seit der Ölkrise eigentlich ein jahrzehntelanger Traum der BRD. Selbst ohne globale Erwärmung. Öl ist viel teurer als nur der Kaufpreis der immer als Vergleich herhalten muss, da müsste man viele weitere Kosten hinzurechen, z.B. nicht nur die Umweltschäden, sondern auch Rüstung etc..
Im Text wird zudem genau das genannt, was auch schon immer klar war. Nur der Verkehr, der nicht elektrifiziert werden kann, sollte mit H oder mit E Fuels angetrieben werden. Der Bedarf der Industrie ist nämlich riesig.
Dann wird nochmal auf den Preis eingegangen. Ja, die Umstellung wird Geld kosten, von nix kommt bekanntlich nix, aber es wird sich auf Dauer deutlich auszahlen…