Nach rund 5.000 gefahrenen Kilometern endet die erste Testphase des ersten vollelektrischen Schwerlast-Kippers von Scania. Er wurde seit 2022 in einer Mine in Nordschweden über Tage eingesetzt. Nun soll das Fahrzeug auch unter Tage erprobt werden.
Vor knapp zwei Jahren lieferte Scania den elektrischen Kipper an den staatlichen schwedischen Minenbetreiber LKAB. Seitdem wurde der Scania 25P XT am Standort in Malmberget, etwa 70 Kilometer nördlich des Polarkreises, getestet. Der 6×4-Truck des schwedischen Herstellers transportierte bei LKAB bisher vor allem Reststoffe aus dem Bergwerk. Damit hat er laut den Initiatoren in der Testphase rund 30.000 Kilogramm Kohlendioxidemissionen eingespart.
Die Initiative mit Scania ist laut LKAB Teil des eigenen Ziels, die Fahrzeugflotte in der gesamten Wertschöpfungskette zu elektrifizieren. Der Heavy Tipper sei dabei nicht nur ein gemeinsames Testprojekt, die Kooperation umfasse auch die gemeinsame Entwicklung.
„Insgesamt hat er mechanisch und operativ gut funktioniert. Vor allem ist es ein völlig anderes Fahrumfeld als bei Diesel-Lkw – er ist ruhig und gelassen. Außerdem erfordert er weniger tägliche Wartung“, so LKAB-Mitarbeiter Stig Hoffner, der den E-Lkw seit seiner Auslieferung im Dezember 2022 getestet hat. Bisher seien mit dem Fahrzeug über 300.000 Tonnen Material transportiert worden. „Und jede Ladung, jede Schicht, wurde protokolliert, um eine gründliche Auswertung zu ermöglichen. Was die Reichweite angeht, so fahre ich etwa 15 bis 20 Ladungen pro Schicht und lade ihn einmal am Tag in meiner Mittagspause. Das ist mehr als genug.“
„Wir sind sehr zufrieden damit, wie es gelaufen ist, sogar in unserem kalten Winterklima“, erklärte Peter Gustavsson, Projektleiter für die Elektrifizierung des Bergwerks Malmberget. Scanias Schwerlast-Kipper vom Typ 25P XT kommt bei voller Beladung auf ein maximales Gesamtgewicht von 49 Tonnen. Weitere technische Details sind nicht bekannt.
Die Tests in der schwedischen Mine haben laut Scania und LKAB wichtige Erkenntnisse gebracht. „Eine Sache, auf die wir gestoßen sind, waren Probleme mit kaltem Öl in der Hydraulik der Heckklappe, die auftraten, weil wir nicht die überschüssige Wärme bekommen, die ein Dieselmotor liefert“, berichtet Gustavsson. Das Problem sei mit einer Zusatzheizung am Hydrauliktank gelöst worden. „Außerdem haben wir gelernt, dass man die Bremsen des Lkw trainieren muss, weil sie nur selten benutzt werden müssen, da man die Energie in die Batterie zurückspeist, anstatt die Bremse zu benutzen.“
Der nächste Schritt bestehe darin, denselben Elektro-Kipper auch unter Tage zu testen. Im Herbst werde zudem ein neuer, größerer und schwerer E-Kipper mit vier Achsen, etwa 40 Tonnen Ladekapazität, einer doppelt so großen Batterie und einer höheren Ladegeschwindigkeit auf den Markt kommen. Etwa zur gleichen Zeit sollen zwei neue elektrische Sattelzugmaschinen mit einer Ladekapazität von 70 bis 85 Tonnen in der Malmberget-Mine getestet werden.
Michael meint
Damit hatte auch keiner gerechnet, dass gerade die ganz schweren Maschinen von Elektro stark profitieren. Aber macht total Sinn.