Der neue EU-Kommissar für Nachhaltigen Verkehr und Tourismus, Apostolos Tzitzikostas, hat kürzlich MAN Truck & Bus in München besucht. CEO Alexander Vlaskamp sprach mit Tzitzikostas über die Zukunftsthemen des Verkehrssektors – insbesondere die Elektrifizierung – und über den Aktionsplan der EU, der Europas Fahrzeughersteller wettbewerbsfähig halten soll.
Vlaskamp bezeichnete den EU-Plan als „Schritt in die richtige Richtung“, forderte aber einen noch schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie ein Umdenken bei der CO2-Regulierung. Zu den wichtigsten Punkten des EU-Aktionsplans gehören eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für nachhaltige und vernetzte Mobilität. Besonders im Fokus: der schnellere Aufbau von Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge in Europa.
„Wir begrüßen den Aktionsplan der EU und die Maßnahmen zur Unterstützung der Nutzfahrzeugindustrie. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, so Vlaskamp beim Besuch von Tzitzikostas. „Parallel haben wir selbst unsere Hausaufgaben gemacht und bereits den größten Transformationsprozess angestoßen, den es in unserem Unternehmen je gegeben hat.“ Da mehr als 95 Prozent der Treibhausgasemissionen von MAN durch die Nutzung neu verkaufter Fahrzeuge entstünden, böten Zero Emission Vehicles (ZEV) – lokal emissionsfreie Fahrzeuge – dem Unternehmen den größten Hebel, um die Treibhausgas-Emissionen zu senken.
MAN bietet bereits vollelektrisch betriebene Busse sowie Elektro-Lkw mit 12 bis 42 Tonnen mit Tagesreichweiten von bis zu 800 Kilometern an. In diesem Jahr soll der erste nur mit Batterie angetriebene Reisebus des Münchner Herstellers in den Einsatz gehen.
„Umdenken bei der CO2-Regulierung erforderlich“
Als eines der größten Probleme der Nutzfahrzeugbranche bezeichnete Vlaskamp die CO2-Regulierung. „Sie setzt extrem anspruchsvolle Ziele und droht den Fahrzeugherstellern beim Nichterreichen mit unverhältnismäßigen Strafen – die 25 Mal so hoch sind wie im Pkw- Bereich“, so der MAN-CEO. „Diese Strafen würden die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie gefährden, dringend benötigte Investitionen in Innovationen verhindern und damit mittelfristig viele Jobs in Europa kosten. Wir bekennen uns klar zu dem Ziel, den Ausstoß der Neufahrzeugflotte bis 2030 um 45 Prozent zu reduzieren. Wir brauchen aber schnellstmöglich eine Neubewertung der CO2-Regulierung.“
Die Gesetzgebung müsse anerkennen, dass es nicht mehr in der Hand der Hersteller liegt, ob die Klimaziele erreicht werden oder nicht. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, werden aber womöglich trotzdem bestraft.“ Der MAN-CEO sagte weiter, dass sich die vorgegebenen Flottengrenzwerte nur einhalten ließen, wenn die Lade-Infrastruktur für E-Fahrzeuge flächendeckend in ganz Europa ausgebaut wird.
„Bis 2030 benötigen wir europaweit rund 50.000 Ladepunkte, darunter 30.000 mit einer Ladeleistung im Megawatt-Bereich. Hinzu müssen weitere 300.000 Ladepunkte in Depots kommen“, so Vlaskamp. Derzeit stünden in Europa nur 1.200 Ladepunkte für Nutzfahrzeuge zur Verfügung. Darum sei es dringend erforderlich, die geforderte Beschleunigung des Netzausbaus schnell umzusetzen.
Parallel dazu engagiert sich MAN als Teil der zum Volkswagen-Konzern gehörenden Traton Group mit der Volvo Group und Daimler Truck im Joint Venture Milence, das europaweit mindestens 1.700 Hochleistungs- und Megawatt-Ladepunkte für Nutzfahrzeuge bis 2027 installieren will. In Zusammenarbeit mit dem Energieversorger E.ON baut MAN zudem das eigenen Angaben nach größte Netzwerk an Lkw-Ladestationen mit rund 170 Standorten sowie circa 400 Ladepunkten für das öffentliche Laden in Europa auf.
Monica meint
Bei mir ums Eck ist ne Spedition, ca. 200 Trucks hat der. Jedes Jahr werden 25 bis 35 getauscht…. ich stell mir gerade vor, wie die laden sollen. Die nächste Mittellandstromleitung ist 20 KM entfernt.
Und so eine „einfache“ 5 MW Zuleitung ist weder zu bekommen, noch zu bezahlen – und würde dort eh nichts bringen.
Powerwall Thorsten meint
Vielleicht machen die sich über Ladevorgänge einfach Gedanken.
Bei unserem ersten e-Auto vor 3 Jahren hatten wir auch nur eine Schukosteckdose und die heutige Wallbox läd meist mit 3kW – Probleme Null
Monica meint
Ich bin immer wieder begeistert und hin und weg, wenn Private Leute irgendwas von Baumaschinen, Fahrzeugen und so fort am erzählen sind. Da wird schon mal behauptet, das der örtliche Dachdecker – der gerade SEIN Haus renoviert – ja mit dem Kastenwagen ja elektrisch fahren könnte, weil die 5 KM sind doch auf jeden Fall machbar.
Thomas meint
Zum Glück ist das Errichten von Lademöglichkeiten ein Klacks ggü. der Errichtung von H2-Tanksäulen.
Will sagen: da es aktuell keine technisch-ökonomische Alternative zum Akku gibt, kann man ja frühzeitig mit der Planung und Umsetzung beginnen und dies dann langsam ausbauen.