Der Vorstand der Porsche AG hat beschlossen, die Prognose für das Geschäftsjahr 2025 hauptsächlich aufgrund von Sondereffekten anzupassen. Infolge des langsameren Hochlaufs der Elektromobilität wurde zudem mit Zustimmung des Aufsichtsrats eine strategische Neuaufstellung der Batterieaktivitäten beschlossen.
Die bisherigen Pläne zum Ausbau der Produktion von „Hochleistungsbatterien“ durch die Cellforce Group GmbH, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Porsche AG, sollen nicht eigenständig weiterverfolgt werden. Dadurch und aufgrund von Belastungen aus weiteren Batterieaktivitäten erhöht sich der Umfang der Sonderaufwendungen insgesamt im Geschäftsjahr 2025 ergebniswirksam von 0,8 auf 1,3 Milliarden Euro.
Porsche entwickelt und produziert mit der Cellforce Group besonders leistungsfähige Batterien für seine elektrischen Topmodelle. In Kirchentellinsfurt befindet sich bereits eine Batteriefabrik mit einer angestrebten Kapazität von 1,3 Gigawatt. Zusätzlich war eine Großfabrik mit einer Investitionssumme im mittleren einstelligen Milliardenbereich vorgesehen. Der Produktionsstart war für 2026 geplant, als Bauzeit waren zwei Jahre veranschlagt. Als Standort kam Baden-Württemberg in Betracht, zuletzt aber wegen höherer Subventionen auch Nordamerika.
Ob Porsche einen Partner für die Cellforce Group sucht oder das Geschäft mit Hochleistungsakkus verkaufen will, blieb offen.
Dafür wurde im März mit einer Mehrheits-Beteiligung an der V4Smart GmbH & Co. KG eine neue Investition in Batterien abgeschlossen. Der Beteiligungsvertrag zwischen der Porsche AG und der Varta AG sieht vor, dass Porsche in die Entwicklung und Produktion von großformatigen Lithium-Ionen-Rundzellen investiert. Damit will der Sportwagenhersteller seine Versorgung „mit hoch performanten“ Akkus absichern. Darüber hinaus beteiligt sich die Porsche AG auch an der Varta AG.
Mäx meint
Hin und her macht Taschen leer.
Erst sollte es Cellforce werden, nun soll es Varta richten.
Cellforce war für mich sowieso immer nur Kleinserien für High Performance Anwendungen, also Supersportwagen oder eben Hybrid Anwendungen.
Die Varta Zelle scheint im GTS wohl ordentliche Arbeit zu machen.
Mir hat bei Varta aber der Ausblick gefehlt ob auch Zellen für BEV Modelle im Portfolio sind.
Oder will Porsche das über den VW Konzern abbilden?
Lanzu meint
Varta hat bislang nur die Hochleistungszelle. Und auch diese ist durch aktuelle Entwicklungen von BYD und CATL mit Hochleistungs-LFP unter Druck, die ähnliche Leistungen erreichen. Europäische Batterieprodukte haben es aktuell sehr schwer, weil die Chinesen auch in der Weiterentwicklung vorne sind.
Wirklich mithalten könnte man vielleicht bei der nächsten Generation mit Festkörper. Aber auch da sind die Chinesen kräftig investiert. Da dort die beste Technologie aber noch offen ist, ist die Tür noch offen.
Mary Schmitt meint
Das ist unkorrekt. In dem Format ist die Varta-Zelle einzigartig. CATL und BYD arbeiten mit Großzellen. Wer also einen Speicher mit hoher Spannung und geringer Kapazität bauen möchte, kann nur Varta nehmen. Der AMG One nutzt z.B. diese Zellen.
Andi EE meint
„Wer also einen Speicher mit hoher Spannung und geringer Kapazität bauen möchte, kann nur Varta nehmen.“
Geringe Kapazität? Varta hat Schwierigkeiten, ja … aber das als Feature zu preisen, Respekt. Das würde vieles erklären. 😉
Mäx meint
Es geht da um kleine Akkus von weniger als 10kWh aber trotzdem entsprechender Leistungsentnahme.
Bei den Pack kann also mal 30/40/50C anliegen.
Es geht nicht um BEV Modelle.
Ob Varta auch was wettbewerbsfähiges für BEV Modelle im Angebot hat weiß ich nicht genau, bezweifle es aber.
Mary Schmitt meint
1,3 Gigawatt sind Zellen für 10.000 Porsche. Das war der ursprüngliche Plan. Zum Vergleich: Über 300.000 liefert man pro Jahr aus. Das bedeutet, man hatte damit sowieso nur die Leistungsspitze – aber aus vier Baureihen – abdecken wollen. Jetzt ist der 718 auf Hold und der Cayenne wird wohl nicht ausschließlich elektrisch kommen. Also muss man die Pläne anpassen. Normal.
Varta hat mit diesen Plänen nichts zu tun. Sie haben diese Hochleistungszelle und niemand anderes bietet so performande Zellen an. Das sind sehr teure Rundzellen, die nur zum Einsatz kommen, wenn Hochleistung eines sehr kleinen Akkus benötigt wird. Also bei Hochleistungs-Hybriden. Als Varta finanziell ins Taumeln geriet, blieb Porsche nichts anderes über, als sie zu übernehmen. Nicht geplant, aber in der Situation alternativlos. Da ist allerdings das Ziel, Varta zu sanieren und wieder zu verkaufen.
Mäx meint
Okay, Varta Hybrid, Cellforce BEV.
Aber was ist nun mit Cellforce? Keine Zelle, keine Produktion oder was?
Zu den 1,3 Gigawatt sollte doch aber noch eine größere Zellfabrik kommen.
Meine im Raum standen da mal in der Größenordnung von 50-100.000 Fahrzeugen.
Das wäre passend für z.B. Taycan und 718 gewesen.
Macan, Cayenne und Panamera als SSP Varianten bekommen eh Zellen aus dem VW Regal oder (Zulieferer oder Eigenproduktion mal egal)?
911 wird Hybrid bleiben mit Varta Zellen
Mary Schmitt meint
Das steht doch im Artikel. Erst einmal wartet man die geopolitische Lage ab und kann das auch machen, weil man mittelfristig nicht so hohen Bedarf hat.
Jörg2 meint
Dazu passt, dass Porsche wohl seine E-Aktivitäten im größten Einzelmarkt der Welt, China, einstellen will.
Gernot meint
Die gesamte europäische Autoindustrie ist bei Batterieforschung und Batterieproduktion schon zu spät dran. Und jetzt fährt die gesamte europäische Autoindustrie auch noch ihre Pläne zur Batterieproduktion zurück: Stellantis, Mercedes, VW, Porsche, … Ich verstehe das nicht.
Keiner kann die Zukunft genau vorhersagen, aber gesichert sind 2 Dinge:
1. Die Batterie wird auf absehbare Zeit die entscheidende Komponente mit der größten Wertschöpfung beim BEV bleiben. Wer Innovationen bei Batterien bringt, wer eine besonders günstige Zelle gebaut bekommt, der hat eklatante Marktvorteile.
2. Wenn die Europäer keine Batterien bauen, bleiben sie total abhängig von China.
Risiko-Diversifikation kennt man in den Vorständen europäischer Autokonzerne aber nicht mehr. Es geht anscheinend nur noch um die kurzfristige Rendite-Maximierung. Was ist eigentlich, wenn Handelskonflikte mit China zunehmen und China wie aktuell bei seltenen Erden für die USA entscheidet, dass keine Batterien mehr nach Europa geliefert werden? Was, wenn die KP entscheidet, dass die neueste, innovativsten Batterien immer nur chinesischen Autobauern zur Verfügung gestellt werden? Was, wenn die KP entscheidet, dass europäische Autobauer mindestens 30 % mehr für Batterien zahlen müssen?
Firmen wie Mercedes sind bei Smart mit der 100%-Abhängigkeit von China gerade brutal auf die Fresse gefallen. Durch die Strafzölle dürfte Mercedes kein Geld mehr mit Smart verdienen. Trotzdem will man dieselben Fehler immer wieder machen? Alles auf die Karte China setzen?
Andi EE meint
Schöne Übersicht 👍
„1. Die Batterie wird auf absehbare Zeit die entscheidende Komponente mit der größten Wertschöpfung beim BEV bleiben.“
Das stimmt so nicht. Mit ganz grossen Abstand wird das die Software sein. Denn mit dem autonomen Fahren kann man Arbeitskraft ersetzen. Und sobald man Arbeitskräfte ersetzt, explodieren die Gewinne.
Im Batteriemarkt für die Autos ist sehr grosse Konkurrenz vorhanden, deshalb ist da der Gewinn limitiert. Nicht gering, aber hier ist nicht mehr die Goldgrube wie oft auch in der Presse zu lesen ist. Man müsste mal die Geschäftsergebnisse der Batterieproduzenten verfolgen. Ich denke, dass da viel Licht, aber noch mehr Schatten vorhanden ist. Bei den stationären Batterien kann man noch viel Gewinn in Relation zum Umsatz machen, das stimmt.
volsor meint
Ich sehe das genau so und bin Sprachlos über soviel ignoranz dieser Tatsachen.
Mary Schmitt meint
Heizöl und Kraftstoff kommt auch nicht aus Deutschland, nicht einmal Kohle. Auch die Elektronik nicht. Oder Kaffee, Tee, Schokolade usw.. Es ist eine auch im Handel vernetzte Welt mit großen gegenseitigen Abhängigkeiten. Europa hat am eigenen Leibe durch die EU erfahren, wie wichtig es ist, Handel über Grenzen zu ermöglichen und zum Glück gab es den Brexit, so dass man auch schmunzelnd sehen konnte, was passiert, wenn man da ausschert. Von daher wird die EU einen Kurs fahren, der den Handel nicht gefährdet und seit die Grüne Außen- und Wirtschaftspolitik abmoderiert ist, sehe ich da gelassen der Zukunft entgegen.