Das schwedische Start-up für Elektroauto-Batteriezellen aus Europa Northvolt hat Insolvenz angemeldet. Eine in Deutschland geplante Fabrik ist bislang laut dem Unternehmen noch in Arbeit, der Bund prüft aber bereits die in Aussicht gestellte staatliche Förderung des Projekts.
Der Bundesrechnungshof bestätigte der Wirtschaftszeitschrift Capital, dass man seit Anfang des Jahres aktiv die Förderung des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein für den Bau der Batteriefabrik in Heide prüfe.
Der Bund und das Land haben über eine Milliarde Euro an Unterstützung in Aussicht gestellt. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) stellte 600 Millionen Euro für eine Wandelanleihe bereit, für die Bund und Schleswig-Holstein je zur Hälfte bürgen. Zusätzlich sollten insgesamt 700 Millionen Euro Subventionen fließen. Northvolt wollte eigener Angabe nach zwischen 4 und 5 Milliarden Euro in den Standort investieren.
Im März meldete Northvolt in seinem Heimatland Insolvenz an. Der Insolvenzantrag bei einem Gericht in Stockholm sei „die einzig gangbare Lösung“. Gleichzeitig verfolge man alle realistischen Optionen, um die Finanzierung des operativen Geschäfts im Insolvenzverfahren zu sichern, hieß es. Die US-Tochter und die Deutschland-Tochter stellten keinen Insolvenzantrag, betonte Northvolt. Im November hatte Northvolt in den USA bereits ein Sanierungsverfahren nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts eingeleitet.
Zukunft des Standorts Heide ist offen
Was das für die Baustelle in Heide sowie für das deutsche Steuergeld heißt, ist unklar. Bis zuletzt versicherte das Bundeswirtschaftsministerium laut Capital, die deutschen Tochtergesellschaften von Northvolt seien unabhängig finanziert und kein Teil des Insolvenzverfahrens. Doch nun hat dem Bericht zufolge auch die deutsche Tochter Northvolt Germany TopCo GmbH ein Restrukturierungsverfahren beantragt.
„Damit schwindet die Hoffnung, dass ein Investor die Baustelle in Heide übernimmt und das Geld aus der Wandelanleihe zurückgezahlt wird. Die 700 Mio. Euro an direkten Subventionen wurden letztlich nicht ausgezahlt“, schreibt Capital. Eine Sprecherin der deutschen „Northvolt Drei Project GmbH“, die für den Baufortschritt in Heide verantwortlich ist, erklärte gegenüber der Wirtschaftszeitschrift, keine der deutschen Gesellschaften sei Teil des schwedischen Insolvenzverfahrens. Am Standort Heide bestehe „großes Interesse“. Auch die „Project GmbH“ selbst befindet sich nicht in der Insolvenz.
Northvolt ist angetreten, um eine große europäische Produktion von Batteriezellen für E-Fahrzeuge zu etablieren. Derzeit dominieren Akkufertiger aus Asien den Markt. Das 2016 gestartete Unternehmen hat bisher noch keinen Gewinn erwirtschaftet und kämpft mit Qualitätsproblemen und Verzögerungen. Wegen wegbrechender Aufträge und Problemen beim Hochfahren der Produktion hatte Northvolt 2024 seine Ausbaupläne zurückgefahren, tausende Mitarbeiter entlassen und Tochtergesellschaften verkauft.
Nun droht das Projekt komplett zu scheitern. Das betrifft neben dem deutschen Staat auch hiesige Autohersteller: Größter Anteilseigner im Unternehmen ist Volkswagen, auch BMW hält einen geringen Anteil. Die Wolfsburger sollen ihre Investition bereits im vergangenen Jahr abgeschrieben haben.
Mary Schmitt meint
Hinterher hats der Staat plötzlich vorher gewusst. Aber ich bin sicher, keine Kinderbuch-Tantiemen werden eingezogen.
Sebastian meint
Höness musste wegen 20 Mio. Euro 3 Jahre in Haft, Habbek geniesst sein Leben nach den 3 anstrengenden Jahren brutal harter Arbeit genüsslich und bald kommt ja die Pension noch dazu.
Donald meint
Vielleicht einen Grund, dass viele Menschen in Deutschland nun komplett anders wählen?
Sebastian meint
Ich kenne genug Migranten, die nach 20 Jahren, die Nase voll haben, von dieser geschlossenen Anstalt hier.
Malthus meint
Bis zur nächsten Wahl muss da Gras drüber; gewählte Totengräber bei der Arbeit:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/olaf-scholz-bei-northvolt-spatenstich-in-heide-batteriefabrik-riesige-chance-fuer-den-mittelstand-a-06152630-8423-4cc2-808c-f9b817467726
https://www.spiegel.de/wirtschaft/northvolt-wie-der-staat-mit-einem-milliardenbetrag-zockte-a-27a212c9-c5ef-4471-a76b-1d375ef7c3cf
>Drei Tage vor der ersten Überweisung hatte die schwedische Wirtschaftszeitung »Dagens Industri« über »geheime Schreckenszahlen« bei Northvolt berichtet.
War das in dem Artikel, dass die NVler die chineseschen Bedieungsanleitungen der Produktionsstraßen nicht verstanden?
Future meint
Keiner konnte sich in Deutschland vorstellen, dass Zellproduktion so kompliziert ist. Es war richtig, dass die Regierung hier gefördert hat, um unabhängiger zu werden von der asiatischen Dominanz. Aber solche Versuche können eben auch scheitern. Das ist doch ganz normal. Jetzt gucken wir uns an, ob es VW mit PowerCo noch hinbekommt mit der Zellproduktion. Es bleibt also spannend.
Sebastian meint
Jede Putzfrau wusste das vorher schon, dass das nix wird.
Donald meint
War bei Lehman Brothers nicht anders, KfW hat zwei Tage vorher noch 100 Millionen überwiesen. Uuuups….
Sebastian meint
Der Bengel ist viel zu jung um das rundimentär einschätzen zu können. Von verstehen sprechen wir lieber mal nicht.
Gernot meint
Ob die Dinge da im Zeitplan liegen kann ich nicht beurteilen, aber zumindest lässt sich anhand von aktuellen Sentinel-Satfotos (die jüngsten sind von gestern) belegen, dass da weiter gebaut wird. Es muss dann auch nicht jede Woche suggeriert werden, dass das Projekt schon gescheitert ist. Bislang geht es da weiter.
Tinto meint
Sehe ich auch so
Peter meint
Aber ein Scheitern würde doch offenbar viele freuen (sh. Malthus oben). Und die Unsicherheit ist ein schönes Geschäft für Clickbait und bestimmte öl-nahe Interessensgruppen.