DHL Group hat mit dem Nutzfahrzeughersteller Scania ein „Extended Range Electric Vehicle“ (EREV) vorgestellt und berichtet nun von den Tests. Der EREV ist ein elektrischer Lkw, der mit einem kraftstoffbetriebenen Back-up-Generator ausgestattet ist. Letzterer erzeugt Strom, um die Batterien aufzuladen, wenn diese zur Neige gehen.
Das neue Lkw-Konzept werde intensiv für den Pakettransport zwischen Berlin und Hamburg getestet, erklärt DHL. Die Ergebnisse nach den ersten 100 Tagen seien positiv: Der EREV habe rund 22.000 Kilometer zurückgelegt und sei mehr als 90 Prozent der Zeit im Elektromodus im Einsatz gewesen. Der Reichweitenverlängerer sei nur bei etwa 8,1 Prozent der gefahrenen Kilometer aktiviert gewesen. So habe der EREV mehr als 90 Prozent der CO2e-Emissionen im Vergleich zu einem herkömmlichen Diesel-Lkw während der Testphase eingespart.
Gleichzeitig erhöhe das Fahrzeug die betriebliche Flexibilität, indem es eine zusätzliche Energiereserve bereitstellt, wenn keine Ladestation verfügbar ist. Der Generator selbst kann die Antriebsachse des Fahrzeugs nicht direkt antreiben, wie es bei herkömmlichen Hybridfahrzeugen der Fall ist. „Vielmehr ist er ein neuartiges Konzept mit großem Potenzial, um den Übergang zu elektrifiziertem Transport zu unterstützen“, so das Logistikunternehmen. Der Test zwischen den DHL-Paketzentren in Berlin und Hamburg habe gezeigt, dass der EREV ein praxistaugliches und vor allem nachhaltiges Transportmittel für die Logistik ist.
Damit Brückentechnologien wie der EREV im Verkehrssektor an Bedeutung gewinnen, sind laut DHL Group geeignete regulatorische Rahmenbedingungen erforderlich. Vorstandsvorsitzender Tobias Meyer: „Wir alle – Unternehmen, Politik und Gesellschaft – wollen weniger Emissionen durch erhöhte E-Mobilität im Güterverkehr. Gleichzeitig wissen alle Experten, dass der Übergang zu vollelektrischen Lkw viele Jahre dauern wird, hauptsächlich weil das Stromnetz und die Ladeinfrastruktur unzureichend sind. Aber wir sollten nicht gezwungen sein zu warten. Wir brauchen pragmatische Lösungen wie den EREV und zügige politische Entscheidungen, um solche Brückentechnologien zu ermöglichen. Wir wollen den Verkehrssektor jetzt dekarbonisieren. Die Regulierung sollte uns dabei unterstützen, nicht behindern.“
Der Test des EREV habe gezeigt, dass die Umweltbilanz dieses Fahrzeugs der eines vollelektrischen Lkw nahekommen kann. Die Berechnung der Straßenmaut und der Emissionswerte für die EU-Flottengrenzwerten sollte die tatsächlichen oder realistisch zu erwartenden Emissionen widerspiegeln, was derzeit beim EREV nicht der Fall sei. Ein Fahrzeug sollte die CO2-Lkw-Maut entsprechend seinen effektiven Treibhausgasemissionen zahlen.
„Die politischen Entscheidungsträger sollten dies unterstützen, indem sie eine zusätzliche Emissionsklasse einführen, die basierend auf zertifizierten Emissionen proportionale CO2-Emissionsreduktionen im Rahmen der Straßenmautgesetzgebung anerkennt“, so DHL Group. Man begrüße den Koalitionsvertrag der neuen deutschen Bundesregierung, der die Unterstützung für EREVs beinhaltet, als Schritt in die richtige Richtung und fordere eine zeitnahe Umsetzung von entsprechenden Vorschriften.
Details zum Test
Seit Februar wird der EREV im Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland für den Transport zwischen den Paketzentren in Ludwigsfelde bei Berlin und Hamburg eingesetzt. In dieser Zeit hat der Lkw den Angaben nach rund 22.000 Kilometer zurückgelegt und in der Regel die etwa 250 Kilometer lange Strecke mit erneuerbarer elektrischer Energie, die über das Stromnetz geladen wurde, zurückgelegt.
An kälteren Tagen oder bei unvorhersehbaren Ladeproblemen (wie besetzten oder defekten Ladestationen), die eine zusätzliche Reichweite erforderten, wurde der Reichweitenverlängerer eingeschaltet. „Dies ist ein erheblicher Vorteil gegenüber vollelektrischen Lkw, insbesondere da dies eine zuverlässige Routenplanung erleichtert – etwas, das in der Logistik unverzichtbar ist“, erklärt DHL Group.
In der ersten Phase des Tests fuhr der EREV laut dem Logistiker zu 91,9 Prozent der Zeit im rein elektrischen Betrieb, 8,1 Prozent der Energie wurden vom eingebauten Reichweitenverlängerer bereitgestellt. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Lkw hat der EREV bisher mehr als 90 Prozent der CO2e-Emissionen eingespart, was zu rund 16 Tonnen weniger Treibhausgasemissionen während der Testphase im Vergleich zu einem vergleichbaren Diesel-Lkw führte. In Zukunft könnten die Emissionen weiter reduziert werden, indem Brennstoffe aus erneuerbaren Quellen, wie Biodiesel, für den Anteil an Energie verwendet werden, der über den Generator bereitgestellt wird.
Nächste Generation des EREV mit höherer Batteriekapazität
Der EREV ist ein 10,5 Meter langer Lkw (ohne Anhänger) mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 40 Tonnen, angetrieben von einem 230-kW-Elektromotor (295 kW/401 PS Peak). Die Energie kommt derzeit beim Prototyp aus einer 416-kWh-Batterie und einem kraftstoffbetriebenen 120-kW-Generator. Die nächste Version soll eine größere Batterie mit 520 kWh Speicherkapazität erhalten.
EREVs können mit einer Software ausgestattet werden, die die Nutzung des kraftstoffbetriebenen Generators einschränkt, um eine garantierte Reduzierung der Treibhausgasemissionen sicherzustellen und diese auf ein bestimmtes Niveau zu begrenzen. Die Höchstgeschwindigkeit des Lkw ist auf 89 km/h begrenzt, das Fassungsvermögen liegt bei rund 1.000 Paketen (Volumen einer Wechselbrücke). Außerdem kann der Lkw einen Anhänger mit einer weiteren Wechselbrücke ziehen.
Ob DHL Group weitere EREVs erwerben wird, hängt dem Unternehmen zufolge davon ab, inwieweit diese in den einschlägigen europäischen und nationalen Vorschriften wie der Straßenmautgesetzgebung anerkannt und unterstützt werden. „Die Testergebnisse im Logistikbetrieb waren sehr positiv und vielversprechend – die Technologie ist vollständig einsatzbereit, und das ist DHL ebenfalls“, so das Unternehmen.
Lanzu meint
„EREVs können mit einer Software ausgestattet werden, die die Nutzung des kraftstoffbetriebenen Generators einschränkt, um eine garantierte Reduzierung der Treibhausgasemissionen sicherzustellen und diese auf ein bestimmtes Niveau zu begrenzen.“
Die Software wäre mal eine Idee für PHEV-PKW.
Donald meint
Mal ganz einfach: Batterie 10% größer, und der Rex könnte raus.
ID.alist meint
Wenn die Welt sich so linear verhalten würde wie manch ein Donald es sich wünscht, dann würden wir längst mit selbstfahrende Atombetriebene Autos fahren.
Außerdem 8% der Zeit heißt nicht das 8% der Kapazität gefehlt haben um 100% elektrisch zu fahren.
Mal ganz einfach.
Andre meint
Diese 8% beziehen sich nicht auf die Zeit Zeit, sondern auf die Kilometer => 10% größere Batterie dürfte den Einsatz vom Range Extender gegen Null tendieren lassen.
PP meint
Und der Akku soll ja auch nicht nur um 10%, sondern sogar um 25% vergrößert werden (von 416kWh auf 520kWh).
Müsste ja mehr als locker dan auch ohne Range Extender funktionieren.
Blink meint
Statistik ist tricky. 8% Def Zeit kann auch heißen dass 8 von 100 Touren vollständig mit dem Verbrenner gefahren wurden sind.
Um genau zu sagen welche Akku Kapazität gefehlt hat muss man sich die Fahrt mit dem größten Verbrenner Anteil ansehen.
M. meint
Schöne Annahme, aber leider falsch.
Wenn der LKW in 95% der Fälle rein batterieelektrisch fahren kann, und ihm auf den restlichen 5% der Strecken 16% Kapazität gefehlt hat, wäre er mit 8,1% größerer Kapazität eben weiter gekommen, aber nicht ans Ziel.
So einfach ist Statistik dann doch nicht.
jo meint
Und DHL fährt ja auch ausschließlich zwischen Hamburg und Berlin bzw maximal 250km lange Strecken in Deutschland… irony off
Malthus meint
Ach.
>Transport zwischen den Paketzentren in Ludwigsfelde bei Berlin und Hamburg
Früher ™ haben „wir“ ja (genau) für sowas noch die Bahn benutzt, aber da war ja noch in den finsteren vorergrünten Zeiten.
Donald meint
Ich habe gelesen, in Deutschland werden Bahnstrecken jetzt mit Bussen bedient, weil die Lokführer für die Bahnstrecke fehlen. Stimmt das?
ID.alist meint
Geht leider nicht mehr, weil die Post die Verteilerzentren möglichst von den Bahnhöfen entfernt hat. ;-)
Aber jetzt kann man mit Sicherheit mit einen Gigaliner die Paket-Transport-Kosten reduzieren, so zu sagen mit einem kleinen Zug auf Rädern.
M. meint
Vielleicht sollte man die Brückenbelastung auf die Nutzer (und damit auch auf die LKW) verursachungsgerecht umlegen:
Denn Fachleuten zufolge belastet ein Lkw eine Brücke mittlerweile so sehr wie mehr als 100.000 Pkw.
(swr-de)
Also muss eine Brückenmaut her: Pro PKW 1 Cent, pro LKW dann 1000 Euro.
PKW können einmal jährlich 5000 Überfahrten = 50 Euro zahlen, LKW zahlen besser gleich…
Ich wette, dann bekommen wir das Geld für eine funktionierende Bahninfrastruktur zusammen.