Laut dem „Global Automotive Outlook 2025“ der Beratung AlixPartners stellt China mit seinem „New Operating Model“ (Neues Betriebsmodell) aktuell die treibende Kraft im globalen Wandel der Automobilindustrie dar. Während die Branche weltweit unter schwachem Wachstum, hohen Kosten und „gestrandeten“ E-Auto-Investitionen im Westen leide, setzten chinesische Hersteller neue Maßstäbe in Effizienz, Innovation und Geschwindigkeit.
Die Analyse betont, dass sich westliche Autohersteller und Zulieferer an erfolgreichen Strategien aus dem chinesischen Markt orientieren sollten. Zwar dauern demnach die Preiskämpfe in China an, sie verlagern sich jedoch zunehmend auf „verdeckte“ Wettbewerbsfaktoren. Führende chinesische Automobilhersteller und -zulieferer nutzen dies als Grundlage für internationale Expansion.
AlixPartners prognostiziert, dass chinesische Hersteller ihren Marktanteil in Europa bis 2030 verdoppeln und auf 10 Prozent steigern werden. Gleichzeitig wird eine Produktionsausweitung um 800.000 Fahrzeuge in Europa erwartet, während europäische Hersteller bis zu 400.000 Einheiten an Kapazität abbauen könnten. Dieser Strukturwandel hat zur Folge, dass europäische Zulieferer Vermögenswerte im Wert von über 18 Milliarden US-Dollar zum Verkauf stellen.
Chinas Handelskonflikt mit den USA führt voraussichtlich zu Zöllen in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar bis 2026. Zahlreiche US-Unternehmen denken daher über eine Verlagerung ihrer Lieferketten außerhalb der Volksrepublik nach, um die Auswirkungen zu mindern.
„Enorme Fortschritte bei Technologie und Kosten“
„China ist einer der wettbewerbsintensivsten NEV-Märkte (New Energy Vehicle) der Welt, mit intensiven Preiskämpfen, schnellen Innovationen und neuen Marktteilnehmern, die die Messlatte ständig höher legen“, sagt Stephen Dyer von AlixPartners. Das habe zu enormen Fortschritten bei Technologie und Kosten geführt, erschwere jedoch gleichzeitig die Erreichung nachhaltiger Profitabilität. Langfristiger Erfolg werde nur jenen gelingen, „die sich schnell anpassen, effizient skalieren und sich sowohl nationalen als auch globalen Herausforderungen stellen können“.
„Da sich das Wachstum im eigenen Land verlangsamt und die globalen Handelsbarrieren zunehmen, müssen sich chinesische E-Auto-Hersteller auf den Aufbau starker Marken, Investitionen in fortschrittliche Technologien wie autonomes Fahren und die Lokalisierung von Aktivitäten in internationalen Schlüsselmärkten konzentrieren“, so Dyer.
Chinas Automarkt konsolidiert sich
Die Konsolidierung des chinesischen NEV-Marktes – NEV/New Energy Vehicle steht im Wesentlichen für Elektro-, Plug-in-Hybrid- und Wasserstofffahrzeuge – schreitet der Studie zufolge voran. Von derzeit 129 Marken dürften laut Prognose bis 2030 nur 15 finanziell überlebensfähig sein und dann rund drei Viertel des Marktanteils halten. Einige führende Hersteller haben bereits die Gewinnschwelle erreicht, was langfristiges Wachstum möglich erscheinen lässt.
„Während einige Marken wahrscheinlich aus dem Markt ausscheiden oder sich konsolidieren werden, werden diese Veränderungen eine wettbewerbsfähigere und innovativere Landschaft für Chinas NEV-Industrie schaffen, die durch ein neues Betriebsmodell angetrieben wird, das sich auf Geschwindigkeit, Kosteneffizienz und agile Entscheidungsfindung konzentriert“, so die Berater.
„Die Exporte chinesischer Hersteller haben sich aufgrund von Zöllen und geopolitischer Unsicherheit verlangsamt, aber der Export von Chinas ‚New Operating Model‘ – angetrieben durch Partnerschaften und Joint Ventures – gewinnt an Zugkraft“, so Yichao Zhang. „Dieses Modell ermöglicht es den Automobilherstellern, Fahrzeuge doppelt so schnell auf den Markt zu bringen, mit 40 bis 50 Prozent weniger Investitionen und einem Kostenvorteil von 30 Prozent, und das bei einem raschen Wachstum intelligenter Fertigung.“
MartinAusBerlin meint
Wieso steht in der Überschrift etwas von MOBILITÄTSwende?
Es ist nur eine ANTRIEBSwende. Mehr nicht. Die Probleme die der Automobilverkehr erzeugt sind alle weiterhin da.
Mobilitätswende heißt, dass das Transportmittel geändert wird.
Ben meint
Tja und jeder der ein PKW braucht solange dieser massive Zeitersparniss bringt wird sich nix ändern, in meinem persönlichen Fall fahre ich EV 6 mit Strom vom Dach für 45min Arbeitsweg anstatt 12h mit Öffis, nein in meiner Nähe gibts keine so gut bezahlten Jobs und nein ich verkaufe mein Familienhaus i 3. Generation nicht.
Dirk meint
Erst Tesla, dann China…alle Welt führt die Deutschen an der Nase herum durch die Automobilmanege.
Aber wir haben ja den tollen Diesel gepusht. Und kommen jetzt immer noch nicht aus den Puschen.
Die Ampel hat’s versucht und wurde gebremst, die Union ist immer noch von Vorgestern.
IDFan meint
Ein Dirk, also um die 60 und wie man aus dem Text entnimmt, hat er nicht Nachrichten gelesen und ist auch sonst nicht so im Thema. Aber dafür ne starke Meinung.
Tesla spielte nie eine Rolle. War alles gel.ogen, was sie über ihre Effizienzen behauptet haben. Daher verdienen sie weniger als etablierte OEM. Der Marktanteil war immer gering, aktuell 0,6%.
China bricht gerade zusammen. Da muss eine Marktbereinigung stattfinden und das dauert noch Jahre. Vor allem verhindert der Neuigkeiten-Hype bis dahin wirksam eine Plattform-Strategie, die wirklich Kosten sparen würde. Bis China sich konsolidiert hat, haben etablierte deutsche Hersteller lange Skaleneffekte eingefahren und gescheite Produktpaletten auf flexiblen Plattformen der nächsten Generation am Markt.
Den Diesel haben wir vor 35 Jashren gepusht. Da kam der TDI. Ist schon was her. Seit 2008 läuft in Deutschland der Nationale Aktionsplan Elektromobilität. 1 Million Elektroautos bis 2020. Hat 16 Monate länger gedauert, was aber ok ist. Jetzt sind wir bei europäischen Zielen und haben clever unsere Premiumautos auch für Europa über Flottenziele und Dienstwagenregelungen überall platziert.
Jörg2 meint
Zum wievielten Male wird nun „nächste Generation“ als Mohrrübe hochgehalten?
Seit Wochen lese ich hier, dass schon heute und jetzt die etablierten deutschen Hersteller (oft ist damit alleinig VW gemeint) überragende betriebswirtschaftlicder Ergebnisse erzielen.
Nun soll es doch erst wieder die nächste Produktgeneration sein.
Was denn nun?
IDFan meint
Du kannst ja nicht mal mehr lesen und verstehen. Obwohl…eigentlich konntest du das vermutlich noch nie.
Powerwall Thorsten meint
Was BS Aussagen
Wie weit wäre Deutschland wohl ohne gewisse externe Hersteller von den 1 Millionen heute entfernt.
Was schwafelst du von Unwahrheit bei der Effizienz bei Tesa?
Jetzt verschenkt man in einem Markt (der momentan übrigens 3% von Teslas Gesamtabsatz ausmacht) einmal ein iD3 mehr und schon schreibt man hier die Geschichte der eMobilität um – herrlich.
IDFan meint
Was hat Musk auf Dan Yves Vorschläge auf X geantwortet? 🤣
Couch Kartoffel meint
Andere Experten gehen noch von viel weniger Autoherstellern in China aus.
Man muss sich einfach den Wahnsinn vorstellen, dass jeder Staubsaugerhersteller, Bauunternehmen oder Handyhersteller denkt, er kann ohne Expertise Autos bauen.
Aktuell gibt es in China 129 Hersteller mit über 350 Marken.
Wer heute in ein Chinesisches E Auto kauft, der weiss morgen nicht, ob es nur noch ein teurer Briefbeschwerer ist und überhaupt noch Ersatzteile gibt (siehe Hiphi und Aiways)
In China werden 3 bis 5 Hersteller überleben.
Jörg2 meint
Es ist völlig egal, auf wieviele Unternehmen in diesem Prozess zusammengeschmolzen wird. Wichtig sind die Produktionskapazitäten. Von den hocheffektiven Kapazitäten gibt es in China offenbar soviel, dass geradezu zwangsweise in andere Märkte exportiert werden muss. Zusätzlich werden („zollpolitisch“ bedingt) auch Kapazitäten in den Zielmärkten errichtet.
Also: Ob da nun 10..5.. oder 2 Unternehmen übrig bleiben, es ist egal und kein Gradmesser für eine Entspannung der Situation für die westlichen Hersteller.
Kirky meint
Nein die Überkapazitäten inplodieren mit dem Ausscheiden der 125 Hersteller. Rusty Belt in China.
IDFan meint
Das ist richtig. Bis zum Auferstehen aus Ruinen wird es auch keine wirksamen Skaleneffekte geben. Denn niemand baut aktuell dort auf Plattformen.
South meint
Naja, es gibt auch ordentliche Skaleneffekte ausserhalb der Plattformstrategie, z.B. wenn man viele Accus abnimmt oder die Fixkostendegression, wenn man viele Fahrzeuge baut. Der aktuell ruinöse Wettbewerb in China hat zwei Seiten. Die Chinesen haben momentan kein Geld mehr für Innovationen, weil sie im Überlebenskampf sind, aber …. sie werden extrem auf Effizienz getrimmt. Es ist also das „suvival of the fittest“, also die Übelebenden werden die Besten der Besten sein….und die werden in Europa sehr wahrscheinlich Fuss fassen…
Jörg2 meint
Kirky
Ich vermute, ein Großteil der „125“ sind nebensächlich kleine Hersteller. Laut Presse handelt es sich um regionale Produzenten, die sich die Regionalverwaltungen der KP China leisten. Ich vermute, diese springen über die Klinge ohne das dadurch die Gesamtproduktionskapazitäten merklich reduziert werden.
Ich vermute weiterhin, dass wir im Wettlauf um „ich bin erhaltenswert“ einige Fusionen sehen werden. Also ein Arbeitsplatzerhalt dann unter neuer Fahne.
Überkapazitäten gibt es in vielen Branchen in China. Sie sind regelmäßiges Ergebnis der Wirtschaftspolitik der KP China und werden regelmäßig geordnet dem Marktgeschehen angepasst.
Ein Implodieren werden wir wohl eher nicht sehen. Dazu ist da zuviel Planwirtschaft und der Druck, die Bevölkerung durch funktionierenden Konsum (welche bei der Lohntüte anfängt) „bei der Stange“ zu halten.
Matze meint
„ Es ist völlig egal, auf wieviele Unternehmen in diesem Prozess zusammengeschmolzen wird. Wichtig sind die Produktionskapazitäten.“
Was bringt Hersteller 1 die Kapazität von Hersteller 2, wenn er nicht dessen Auto B sondern sein eigenes A bauen will.
Die Überkapazität nach der Konsolidierung ist dann die Halle und Anlagen, die über Monate und Hunderte Millionen umgebaut werden müssen.
Das kann man dann auch einfach selbst bauen und muss nicht auf die Insolvenz von Hersteller 2 warten.
Dirk meint
Beides richtig.
Im Moment finde ich es auch gruselig, in welcher Taktrate da neue Hersteller und Modelle aus dem Boden gestampft werden.
Aber die Grossen werden die kleinen fressen und dann den Markt bedienen. Wie die heissen ist zweitrangig.
Jedenfalls enstehen die ja auch, weil ein Bedarf in Sicht ist, zumindest weitgehend.
IDFan meint
Der Bedarf ist deutlich überschätzt worden, das ist ja auch ein Teil des Themas. Wer nicht in den Hype-Städten lebt, ist so aus dem Fokus geraten, dass man vergessen hat, die sind auch heute noch arm.
Jörg2 meint
Diese Einschätzung teile ich.
Durch die Gießkannen-Förderung der BEV-Autoindustrie, auf der Grundlage der vorgelagerten „wir lernen vom Westen per JV wie Blechbiegen geht“-Phase, sind wohl praktisch alle Richtungen der Weiterentwicklung (von Akkutechnik über Wechselsysteme über Hybride über H2…) ausprobiert und mit ausreichend Wissen ausgestattet.
Das Zurückfahren der Förderung, der regulatorische Eingriff der KP China und die erzeugte Marktsituation hat den üblichen kapitalistischen Wettbewerb nachgezeichnet. Die stärksten werden nun übrig bleiben. Das „Training“ der letzten Jahre hat dafür gesorgt, dass die internen Prozesse sehr schnell ablaufen, Entscheidungen schnell gefällt, evaluiert und gegebenfalls korrigiert werden.
Der westliche Blick auf „was sie alles nicht können“ ist bequem. Der Blick müsste dahin gehen „was sie alles besser können“. Dann müsste man sich aber bewegen. DAS ist dann unbequem.
Und so gehen wir im Westen (mMn) Schritt für Schritt in Richtung Niedergang einer unserer Kern-Industrien. Die Corona von Zulieferern und Dienstleistern trifft es bereits jetzt.