Das Expertenforum klimafreundliche Mobilität und Infrastruktur (EKMI) hat kürzlich dem Bundesverkehrsministerium (BMV) seinen Arbeitsbericht übergeben. Dieser bewertet zentrale geplante Maßnahmen im Rahmen eines Sofortprogramms zur Emissionsreduktion im Verkehrssektor. Das 27-köpfige Forum unter Leitung von Staatssekretärin Claudia Elif Stutz (CDU) hat fünf Themenfelder analysiert. Dazu zählt neben der „Elektrifizierung des Pkw-Antriebs“ auch die „Dekarbonisierung des schweren Straßengüterverkehrs“.
Im Rahmen der Dekarbonisierung des schweren Straßengüterverkehrs soll laut EKMI bis 2030 rund ein Drittel der Fahrleistung elektrisch oder mit strombasierten Kraftstoffen erfolgen, berichtet das Portal Electrive. Eine Gruppe fordert eine Überprüfung der Flottenzielwerte im Lkw-Bereich vor 2027 ohne Trailer, die andere lehnt das ab, da durch die Vorverlegung „eine evidenzbasierte Bewertung der Zielwerte“ sonst geschwächt würde.
Auch bei der Einbeziehung erneuerbarer Kraftstoffe herrscht Uneinigkeit: Gegner argumentieren, dass laut EU- und deutscher Rechtslage nur eine Tank-to-Wheel-Betrachtung zulässig sei und der tatsächliche Einsatz nicht überprüfbar wäre. Befürworter hingegen fordern eine technologieoffene Herangehensweise, unter Einbezug von Bio-LNG oder HVO100, sowie die Berücksichtigung von Hybrid- und Range-Extender-Fahrzeugen.
Einigkeit besteht bei der Forderung nach verlässlichen und zeitlich befristeten Kaufanreizen, wie KfW-Krediten, Sonderabschreibungen und direkten Zuschüssen. Diese sollen auch für Leasing und Mietkauf gelten und „KMU-gerecht“ gestaffelt sein. Auch eine Verlängerung der Mautbefreiung bis 2030, idealerweise bis 2032, wird empfohlen.
Beim Aufbau der Ladeinfrastruktur für E-Lkw soll der Fokus auf Depotlösungen sowie auf Ladeplätzen an Autobahnraststätten liegen. Kritisch wird der Aufbau staatlicher Lade-Hubs gesehen. Außerdem werden weniger Bürokratie, erleichterter Flächenzugang und eine unbürokratische 75-Prozent-Förderung von Netzanschlüssen auf Autohöfen angeregt. Zusätzlich wird eine Strompreisreduzierung für den Logistiksektor gefordert.
Wasserstoff-Tankstellen gelten für die Erfüllung der AFIR-Ziele (AFIR: Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe) als „zwingend erforderlich“. Das EKMI fordert eine Förderung von Wasserstoff-Tankstellen mit Elektrolyseuren und Photovoltaik-Anlagen sowie die steuerliche Gleichbehandlung von Wasserstoff in Brennstoffzellen- und Verbrennungsmotoren sicherstellen.
Auch bei der Gewichtsregelung für E-Lkw gibt es zwei Positionen: Die einen wollen eine zügige Überarbeitung der EU-Richtlinie anstreben, um etwa E-Lkw mit bis zu 44 Tonnen und auch verlängerte Sattelauflieger mit CO2-Einsparpotenzial zu ermöglichen. Die anderen plädieren für eine degressive Ausgestaltung, orientiert am tatsächlichen Mehrgewicht des E- im Vergleich zum Dieselantrieb und an technologischen Fortschritten bei der Verringerung des Mehrgewichts.
„Wichtige Impulse“
Verkehrsminister Patrick Schnieder lobte die Arbeit des Expertenforums: „Die Mitglieder des EKMI haben in kürzester Zeit Ergebnisse erzielt, die wichtige Impulse für den Beitrag des BMV zum Klimaschutzprogramm leisten.“ Er betonte die Notwendigkeit verlässlicher Rahmenbedingungen für die Wirtschaft beim Hochlauf erneuerbarer Kraftstoffe und beim Ausbau der Verkehrswege
.Das Bundesverkehrsministerium will die Empfehlungen des EKMI nun „sorgfältig“ prüfen. Hintergrund ist die Verpflichtung des Ministeriums, bis Mitte September einen eigenen Beitrag zum Klimaschutzprogramm an das federführende Bundesumweltministerium zu übermitteln. Die Bundesregierung muss bis spätestens März 2026 ein neues Klimaschutzprogramm vorlegen.
Thomas meint
Warum will man „zwingend“ Wasserstoff haben? Da dies technisch kaum begründbar sein dürfte, sollte eine technologieoffene Gleichbehandlung bei der Förderung gelten. Die Fördersätze pro Fahrzeug sollten vergleichbar sein.
vector3d meint
Ich vermute, bei dem 27-köpfigen Forum-Drachen gibt es zumindest einen Kopf, der sich vom Wasserstoff „ernährt“.