Die weltweite Versorgung mit Rohstoffen für Lithium-Ionen-Batterien ist laut dem jüngsten „Batterie-Update“ des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI stark von geopolitischen Abhängigkeiten und der Marktmacht einzelner Länder und Unternehmen geprägt. Im Fokus stehen dabei Lithium, Kobalt, Nickel und natürliches Graphit, deren Förderung und Weiterverarbeitung ungleich verteilt sind und die Versorgungssicherheit beeinflussen.
Ein Vergleich der globalen Förderkapazitäten zeigt deutliche Konzentrationen, wobei die Datengrundlage mit Unsicherheiten behaftet ist. Nicht alle Abbauprojekte sind erfasst, teils liegen Fördermengen über ausgewiesenen Kapazitäten. Dennoch lassen sich klare Trends für die vergangenen Jahre und bis 2030 erkennen.
Woher Rohstoffe für Batterien stammen
Bei Lithium dominierten demnach von 2020 bis 2024 Australien mit durchschnittlich 45 Prozent und Chile mit 24 Prozent der weltweiten Förderung. China folgte mit 16 Prozent. Auch künftig bleiben diese drei Länder nach der Prognose des Fraunhofer ISI führend: Bis 2030 soll Australien trotz sinkenden Anteils Spitzenreiter mit 33 Prozent bleiben, während China (14 %) und Chile (13 %) jeweils Anteile im niedrigen zweistelligen Bereich erreichen.
Die Kobaltproduktion ist extrem konzentriert: Von 2020 bis 2024 entfielen 74 Prozent der weltweiten Förderung auf die Demokratische Republik Kongo. Indonesien lag mit 6 Prozent weit dahinter. Diese Dominanz setzt sich der Studie zufolge bis 2030 fort, auch wenn Indonesien leicht zulegt und andere Länder geringe Anteile halten.
Nickel weist eine breitere Förderbasis auf, wird aber ebenfalls zunehmend konzentriert. Indonesien stellte zwischen 2020 und 2024 bereits 47 Prozent der Förderung und wird seinen Anteil bis 2030 voraussichtlich auf 63 Prozent steigern. Russland gewinnt deutlich hinzu von 7 auf 13 Prozent, während die Philippinen an Bedeutung verlieren (mit nur noch 9 statt 11 %).
Natürliches Graphit wurde zwischen 2020 und 2024 zu 76 Prozent in China gefördert. Weitere Produzenten waren Mosambik, Madagaskar und Brasilien. Bis 2030 bleibt China mit 57 Prozent führend, verliert jedoch Marktanteile, da Länder wie Kanada und Tansania stärker in den Markt eintreten.
Unternehmensbeteiligung in der Rohstoffgewinnung
Auf Unternehmensebene zeigt sich bei Lithium eine fragmentierte Struktur: Rund 65 Prozent der Produktion entfallen auf viele kleinere Anbieter. Bei Kobalt dagegen kontrollieren drei Konzerne – CMOC, Glencore und Eurasian Resources Group – mehr als die Hälfte der weltweiten Produktion. Der verbleibende Anteil von 47 Prozent entfällt auf eine Vielzahl weiterer Produzenten.
Die Nickelproduktion zeigt eine Marktzusammensetzung ähnlich der von Lithium. Die natürliche Graphitproduktion weist im Vergleich zu den anderen Batterierohstoffen eine etwas diversifiziertere Marktstruktur auf, ist aber ebenfalls von chinesischen Akteuren geprägt.
Wichtigste Rohstoffversorger für die Batterieproduktion
Bei der Bewertung der wichtigsten Rohstoffversorger über alle vier Materialien hinweg liegt die Demokratische Republik Kongo aktuell mit knapp 20 Prozent an der Spitze – vor allem aufgrund ihrer dominierenden Stellung in der Kobaltförderung. Dahinter folgen China (19 %), Indonesien (16 %) und Australien (11 %). Jedes dieser Länder nimmt bei mindestens einem Rohstoff eine globale Führungsrolle ein.
Bis zum Jahr 2030 wird es in diesen Ländern laut der Analyse einzelne Veränderungen bei den jeweils dominanten Rohstoffen geben. Indonesien gewinnt insgesamt an Bedeutung, während China, Chile, Australien und auch der Kongo Anteile verlieren. Besonders bei Lithium nimmt die Bedeutung kleinerer Förderländer zu, während Kobalt trotz leichter Verschiebungen stark konzentriert bleibt.
Globale Strippenzieher des Rohstoffmarktes
Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Sitz der Minenbetreiber. Bei Lithium entfallen rund 38 Prozent der Produktion auf Unternehmen mit Hauptsitz in Australien, 23 Prozent auf chinesische Firmen und 13 Prozent auf US-Unternehmen. Bei Kobalt stammen rund 45 Prozent der weltweiten Förderung von Unternehmen mit Sitz in China, obwohl der Abbau überwiegend im Kongo erfolgt.
Auch bei Nickel und Graphit spielen Unternehmenssitze eine zentrale Rolle. Indonesien vereint beim Nickel sowohl hohe Fördermengen als auch viele Unternehmenssitze. Beim Graphit entfallen rund 61 Prozent der Produktion auf Unternehmen mit Sitz in China, gefolgt von Australien und Kanada.
Im Fazit halten die Autoren der Studie fest: „Chinesische Firmen dominieren fast alle Rohstoffsektoren für die Batterieproduktion.“ China stellt damit mehr einflussreiche Unternehmen als jedes andere Land, obwohl es nicht in allen Fällen das wichtigste Förderland ist. Dies verschafft der Volksrepublik erheblichen Einfluss auf die globale Rohstoffversorgung und Handelsströme.
Länder wie die Demokratische Republik Kongo fördern zwar große Mengen, verfügen aber kaum über marktbeherrschende Unternehmen. Die Kontrolle über die globalen Rohstoffströme liegt somit vor allem bei wirtschaftlich starken Nationen mit international aktiven Konzernen.

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