Bei Hyundai glaubt man, dass das Laden von Elektroautos so schnell wie das Tanken von Verbrennern gelingen muss. Mit Strom betriebene Fahrzeuge sollen ihre Batterien also in wenigen Minuten füllen können, bisher dauert das meist noch um die eine halbe Stunde oder mehr – so lange wollen viele Kunden nicht warten.
„Die Kunden erwarten, dass das Aufladen eines Autos genauso lange dauert wie das Tanken eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor, nämlich drei Minuten“, erklärte der Leiter von Hyundais neuem europäischen Entwicklungszentrum Tyrone Johnson gegenüber AutoExpress. „Das ist vielleicht eher eine Wahrnehmung als Realität, aber sie machen sich Sorgen um die Reichweite und ob sie plötzlich 200 Meilen (322 km, d. Red.) fahren müssen. Das Ziel ist es, die gleiche Geschwindigkeit wie bei Verbrennungsmotoren zu erreichen.“
Menschen, die zu Hause nicht aufladen können, müssten wissen, dass sie ihr E-Auto schnell wieder aufladen können, erklärte Johnson. Er glaubt, dass die Herausforderung für die Hersteller darin besteht, eine schnelle Aufladung zu ermöglichen. Die Lösung für das komfortable Bewältigen von längeren Strecken ist nach Ansicht des Hyundai-Managements nicht, einfach größere Batterien einzubauen, was das Gewicht erhöht und den Platz im Inneren der Elektroautos reduziert.
Johnson rief in dem Gespräch mit AutoExpress zur Geduld beim Aufbau einer zuverlässigen Ladeinfrastruktur für E-Autos auf. Für etwas vergleichsweise Einfaches wie das Betanken eines Autos mit Benzin habe die Branche über hundert Jahre Zeit gehabt – trotzdem gebe es immer noch seltene Fälle, in denen der Tankstutzen nicht in das Auto passt. „Das Elektroauto ist eine gigantische Herausforderung, und von uns wird erwartet, dass wir sofort Ergebnisse liefern. Geben Sie uns etwas Zeit – es wird funktionieren, aber als Branche brauchen wir dafür etwas Zeit.“
Moderne E-Autos können schon deutlich schneller laden als frühere Modelle, ohne die Batteriegesundheit zu sehr zu belasten. Hyundai bietet aktuell maximal 260 kW Ladeleistung, womit sich die 84-kWh-Batterie des Crossovers Ioniq 5 in circa 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent füllen lässt. Der neue Porsche Cayenne Electric kann schon mit bis zu 390 kW Strom in die Akkus pressen, so soll sich die 113-kWh-Batterie in 16 Minuten von 10 auf 80 Prozent laden lassen. Bisher unterstützen jedoch nur wenige öffentliche Ladesäulen diese Leistung, üblich sind bei fortschrittlichen Schnellladern in Europa bis zu 300 kW.
Vor allem chinesische Autohersteller wollen die Grenzen beim Schnellladen weiter verschieben. In der Volksrepublik gibt es bereits Elektroautos, die über deutlich mehr Ladeleistung als europäische Modelle verfügen. Der Stromer-Riese BYD hat in diesem Jahr verkündet, auch in Europa seine neue „Flash-Charger“-Technologie mit 1.000 kW Ladeleistung zu installieren. Mit einer fünfminütigen Ladung soll man so auf eine zusätzliche Reichweite von 400 Kilometern kommen.

Elvenpath meint
„Die Kunden erwarten, dass das Aufladen eines Autos genauso lange dauert wie das Tanken eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor, nämlich drei Minuten“
Wohlstandsverwöhnt.
Außerdem sind es, wenn ich mich mal an vergangene Zeiten zurück erinnere, eher so 5-10 Minuten von An- bis Abfahrt. Richtig nervig war es oft an den Kassen, wo man in der Schlange stand, und der vor einem noch ein Frühstück orderte.
THeRacer meint
… der entscheidende Vorteil des Ladens ist doch, daß ich die Zeit zur Entspannung oder produktiv nutzen kann, anstatt an einer zugigen Spritzapfsäule minutenlang rumzustehen. :-)
Dagobert meint
Ich bin hier durchaus als kritisch bekannt, aber die genannten drei Minuten halte ich für stark übertrieben. Wenn ich meinen Superb Diesel tanke, dauert das bei seinem 70-Liter-Tank vom Einführen des Zapfhahns bis zur Abfahrt locker zehn Minuten – allein schon, weil man in Deutschland in der Regel noch hineingehen und bezahlen muss.
Fahrzeuge wie der Taycan haben das Ziel „lädt schnell genug und fährt weit genug“ meiner Meinung nach längst erreicht – auch wenn mehr natürlich immer willkommen ist. Die eigentliche Herausforderung wird sein, Akkus mit über 100 kWh Kapazität, die in etwa 15 Minuten laden, in die Serienausstattung der Kompaktklasse zu bringen. In mein Dienstwagenbudget passt jedenfalls noch lange kein Fahrzeug, mit dem ich problemlos Kundentermine in ganz Deutschland wahrnehmen könnte.
Als Eigenheimbesitzer sehe ich außerdem einen großen Vorteil darin, dass unser #1 praktisch immer vollgeladen in der Garage steht. Unterm Strich spare ich damit sogar Lebenszeit gegenüber einem Verbrenner, der alle zwei Wochen an die Tankstelle muss – zumal die nächste bei uns nicht gerade um die Ecke liegt. Ich bin auch bereit, das gegeneinander aufzurechnen und dafür etwas längere Pausen auf der Langstrecke zu akzeptieren. Mit dem Smart war ich bisher genau ein einziges Mal an einer öffentlichen Ladesäule – aus reiner Neugier.
Mäx meint
Zum 1. Absatz:
Zustimmung. Zumal alles unter 10 Minuten eher nerviger ist, da man dann quasi daneben stehen bleiben muss.
10-15 Minuten ist so ungefähr das Optimum (für mich)
Schnell genug um immer irgendwo einzubauen, „langsam“ genug um notfalls auf Toilette zu gehen, nen Kaffee zu trinken oder eine Kleinigkeit zu essen.
20 Minuten sind noch okay, kommt aber auf die Reichweite an
30 Minuten sind oft doch etwas zu langwierig; grundsätzlich machbar aber manchmal umständlich.
Zum 2. Absatz:
Da würde ich empfehlen auf den kommenden i3 zu gucken.
Zumindest in der i3 50xDrive Version wird es 108kWh geben, mit ~900km WLTP Reichweite und 20 Minuten Ladezeit.
Das dürfte für ganz Deutschland ausreichen, ist jedenfalls mein Plan.
Deine Mudder meint
Ich tanke immer wenn die Tankanzeige halb leer ist und das Benzin grade günstig, 3 bis 5 Minuten kommen hin, 10 Minuten sind im normalen Alltag maßlos übertrieben.
volsor meint
So schnell Laden wie Tanken. Ah Ha. Und das bringt mir was? Wieder beim Auto stehen bleiben und warten? Vielleicht auch wieder an der Kasse bezahlen?
CJuser meint
Und da will noch jemand davon reden, ach wie hoch doch unsere Stromnetze durchs Laden von Autos belastet werden… Ziel sollte aber weniger die Einführung noch stärkerer Ladesäulen sein, sondern die bessere Ausnutzung der vorhandenen Technik durch die Fahrzeuge. Auch bei höherem SoC.
Allerdings rechne ich schon damit, dass man spätestens zur nächsten Dekade den CCS-Standard bis 1.200 Volt erweitern wird.
E.Korsar meint
Ich erwarte Aufladen in 30 Sekunden. ;-)
Allerdings nicht mit Hyperultra-ultimate-DC laden. Mit AC, Abrechnung nach kWh. Keine verdammte Startgebühr, keine zusätzlichen Aufschläge pro Minute und vor allem erst dann eine Blockiergebühr für zu langes Laden, wenn der Akku voll ist UND ich die Chance hatte auszuschlafen.
Also 15 Sekunden fürs Einstecken und 15 Sekunden fürs Ausstecken und Wegpacken.
LMdeB meint
Schneller zu laden als zu tanken, wäre noch besser. Aber heute, objektiv/subjektiv/oder so, sicher kein Grund kein BEV zu erwerben. Auf geht’s.
F. K. Fast meint
Es gibt Menschen, die finden immer ein Haar in der BEV-Suppe, egal wie gut sie seien. Wir fahren seit 6 Jahren elektrisch und finden die Ladepausen auf seltenen Langstrecken nicht zu lang. Für Außendienstmitarbeiter, die täglich 500km fahren müssen (mein Beileid) sieht das vermutlich anders aus, aber das ist nur eine unbedeutende Minderheit, die auch gern teurere Hybride fahren kann.