Peugeot denkt über eine Rückkehr in das Segment der Kleinstwagen nach. Vier Jahre nach dem Aus für den Verbrenner 108 dient der größere 208 als Einstiegsmodell, nachdem steigende Regulierung und Produktionskosten das A-Segment wirtschaftlich ausgehöhlt hatten. Auch der technisch verwandte C1 der Stellantis-Konzernschwester Citroën verschwand in diesem Zuge vom Markt.
Nun signalisiert Peugeot-Chef Alain Favey Bereitschaft für einen neuen Anlauf – allerdings nur, falls die EU eine neue Fahrzeugkategorie für Elektroautos einführt, die den Bau kleiner, erschwinglicher Modelle wieder profitabel macht. Er erinnerte im Gespräch mit Autocar daran, dass Peugeot mit 106, 107 und 108 (Artikelbild) früher hohe Stückzahlen erzielt habe und sagte: „Wenn es diese neue Kategorie gibt, die es uns erlaubt, kleinere Autos mit Gewinn zu produzieren, dann wird es selbstverständlich wieder Platz für Peugeot in diesem Bereich geben.“
Diese potenzielle EU-Kategorie trägt den Arbeitstitel E-Car und soll die Rückkehr ultrakompakter Fahrzeuge erleichtern. Zwar fehlen noch konkrete Details, doch der Ansatz sieht vor, gesetzliche Vorgaben und verpflichtende Technik teilweise zu reduzieren, damit kleine Fahrzeuge trotz niedriger Preise wieder auskömmliche Margen erzielen können.
Peugeot's smallest car could make a BIG comeback if the EU's new 'E-car' category is given green lighthttps://t.co/AKpj1YRNPx pic.twitter.com/V5GX9K1za5
— Autocar (@autocar) December 1, 2025
In der Branche wird der Vorstoß begrüßt. Hersteller wie Dacia und BYD signalisieren Interesse an neuen Einstiegsmodellen für Europa. Auch Citroën deutet an, dass ein freundlicheres regulatorisches Umfeld den Weg für ein modernes Pendant zur 2CV ebnen könnte – technisch wohl eng verwandt mit einem möglichen neuen Peugeot-Kleinstwagen, wie schon bei 108 und C1.
Ohne neue Regeln wird Peugeot laut Favey nicht zu Kleinstwagen zurückkehren. Zwar erkennt er die Bedeutung moderner Sicherheits- und Assistenzsysteme ausdrücklich an, doch sie treiben aus seiner Sicht die Kosten zu stark nach oben. „Die Sicherheits- und Assistenzsysteme ergeben natürlich alle Sinn, aber einem muss klar sein: Die Menschen müssen für sie bezahlen“, sagte er Autocar. Steigende Preise sorgten dafür, dass der europäische Markt heute deutlich kleiner sei als vor der Pandemie.
Für Favey führt dies zu einer grundsätzlichen Frage: Wenn immer mehr verpflichtende Technik Autos verteuert und damit für viele unerschwinglich macht, müsse man überlegen, ob es alternative Wege gebe. Eine besondere Regulierung für erschwingliche Einstiegsmodelle könne die Voraussetzung sein, um wieder attraktive, zugängliche Kleinstwagen zu bauen.

Stefan meint
Die europäischen Hersteller könnten auch jetzt schon Kleinstwagen bauen. Mit den aktuellen Vorschriften sind die aber im Preis genauso teuer wie Kleinwagen. Preis 108 = Preis 208.
Und dann nimmt ein Großteil der Kunden lieber gleich den 208 und der Kundenstamm ist dann zu klein.
David meint
Als ob der Mann freie Hand in der Produktgestaltung hätte. Da muss er artig in der Stellantis-Zentrale einen formalen Antrag einreichen und dann schaut man, ob der Konzern diese Nische besetzen möchte. Man hat ja schon den Ami mit seinen Töchtern.
Bei VW hatte SEAT einen Prototypen für eine solche Klasse entwickelt. Man muss halt die Ausführungsbestimmungen der neuen Gesetzentwürfe kennen, um zu verstehen, welche Sparpotenziale durch vereinfachte Zulassung möglich wären. Völliger Verzicht auf Sicherheit wird es bei VW nicht sein. Ohne ABS/ESP und Fahrerairbag wird man nicht bauen.
Future meint
Eine gute Nachricht. Peugeot, Dacia und BYD zeigen Interesse an der neuen kleinen Klasse für billige Elektroautos. Das könnte der Durchbruch in Europa sein. Die EU muss diese Billigklasse unbedingt schnell einführen. Nebenenffekt: Die Autos werden wieder kleiner, so wie früher, und es ist wieder mehr Platz in den Städten.
derJim meint
Yes, ich bin sehr auf das Segment gespannt. Könnte unseren aktuellen Zweitwagen ersetzen.
Tinto meint
Für uns als Drittwagen interessant. An der Straße vor dem Haus ist gerade noch Platz dafür.
Future meint
In der Stadt waren Kleinwagen schon immer auch Erstwagen. Es gibt doch nicht nur Großfamilien, Hundefreunde und Gartenbesitzer, die ohne großes Auto nicht klarkommen an den Wochenenden. Das hat natürlich auch zu tun mit dem wenigen Platz in der europäischen Stadt. Und der Platz fürs Auto wird in Zukunft nochmal deutlich weniger werden – das ist das beschlossene Konzept in vielen europaischen Städten.