Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries warnt in den Wirren des Abgasskandals davor, die deutsche Autoindustrie und den Diesel-Antrieb schlechtzureden. „Deutsche Produkte“ seien „gute Produkte, die im Ausland zu Recht hochgeschätzt werden“. Zwar seien „die Abgasmanipulationen der Autobauer nicht hinnehmbar“, da sie „nicht nur ihrem guten Ruf, sondern auch dem der deutschen Wirtschaft“ schaden, so Zypries in einem Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ).
Die Autohersteller müssten aber nun „alles dafür tun, um verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen“ und „die problematischen Schadstoffe wie Stickoxide deutlich“ zu senken. „Die Lage ist ernst“, so die Wirtschaftsministerin. Die Automobilindustrie „als sehr wichtige Industrie für unser Land“ müsse „jetzt die Herausforderung der Digitalisierung und der nachhaltigen Mobilität engagiert anpacken“.
Zypries erwartet, dass die Autokonzerne „bei den NOX-Werten, also schädlichen Stickoxiden, für Diesel mit Euro-5- und Euro-6-Norm nachrüsten“. Zudem „sollten sie Kunden motivieren, auf abgasarme moderne Diesel umzusteigen – und zwar auf ihre Kosten“. Das gehöre „zu den notwendigen Sofortmaßnahmen“, sagte sie der WAZ. In einem zweiten Schritt müsse „eine Strategie für die Zukunftsfähigkeit des Automobilstandortes Deutschlands“ gefunden werden. Dazu gehöre auch „die Optimierung von Antriebstechnologien“.
Zypries wolle als Sofortmaßnahme auch „die Förderbedingungen für die Anschaffung von elektrischen Bussen verbessern“. Es sei „erfolgversprechender, beim öffentlichen Nahverkehr anzusetzen als bei individuellen Autos. Denn die Busse fahren den ganzen Tag durch die Stadt“.
Die Elektromobilität erfolgreich zu gestalten sieht Zypries zunächst als „Sache der Hersteller“. Die Politik sieht sie bei der Ladeinfrastruktur in der Pflicht, dafür brauche es „eine gemeinsame Strategie von Politik und Automobilindustrie“. Das Land brauche „Zukunftskonzepte, nicht nur tagesaktuelles Handeln“, da die Autoindustrie „vor der größten Transformation in ihrer hundertjährigen Geschichte“ stehe. Initiativen dazu „aus dem Verkehrsressort“ habe die Leiterin des Wirtschaftsressorts „in dieser Legislaturperiode vermisst“.
Thrawn meint
Ich sehe das differenziert. Nicht alle Arbeitsplätze in der Automobilindustrie in Deutschland hängen am Diesel, auch wenn von den üblichen Bedenkenträgern gerne pauschalisiert wird, wie auch oben im Artikel von Frau Zypries.
Ausser in Europa spielt der Diesel im PKW kaum eine Rolle. Würde man zunächst den Dieselantrieb aus dem PKW verbannen, geht hier die Welt nicht unter.
Ebenso werden die Mehrheit der Zulieferer nicht untergehen, da die meisten Komponenten in Diesel, Benziner sowie auch in E-Autos gleichermassen gebraucht werden.
Lediglich die Zulieferer von Teilen speziell für Diesel, ggf. später für Verbrennungsmotoren im Allgemeinen werden betroffen sein. Alles andere ist Panikmache. Also weg mit dem Diesel in Neuwagen. Dann braucht es auch keine Fahrverbote und in 10-15 Jahren sind die alten Kisten auch von der Straße.
Ein Problem sehe ich eher darin, dass unsere gesamte Auto-Branche durch das Festhalten an nicht mehr zeitgemäßer Technik international abgehängt werden wird. Dann wird es richtig ernst. Da kann die Regierung mauscheln wie sie will, wenn plötzlich andere Hersteller attraktive Modelle anbieten, die die Kundschaft kauft, und andere, wichtige Märkte abriegeln, siehe China mit E-Fz Quote, nützt das auch nichts mehr.
Die Hersteller sollten mal aufhören das tote Pferd zu striegeln.
Meiner Einer meint
„Zypries erwartet, dass die Autokonzerne „bei den NOX-Werten, also schädlichen Stickoxiden, für Diesel mit Euro-5- und Euro-6-Norm nachrüsten“.
So, Frau Zypries erwartet das. Da kann sie lange warten. Sie tut aber erst mal so als würde sie was fordern.
Die gute Frau soll nicht nur appellieren (das kostet erst mal nichts ausser warme Luft und ist immer für eine Presseerklärung gut) sondern rechtsverbindliche Vorschriften erlassen, die ich als Kunde und Bürger dieses Landes auch gerichtlich einfordern kann. Aber hier verweigert sich die Politik, weil sie niemanden weh tun und keine ARBEITSPLÄTZE gefährden will, damit sie das nächste mal wieder gewählt wird.
Das ist alles belangloses Wahlkampfgetöse zur Wählertäuschung. Folgenlos. Deshalb sind die Autokonzerne jetzt auch in dieser Lage. Jeder der politsch Verantwortlichen hat nur zugeschaut und appelliert anstatt klare Gesetze mit eindeutigen Vorgaben für die Hersteller zu machen. Tatenlos seit mehr als 8 Jahren. So geht polititsche Verantwortungslosigkeit.
„Die Elektromobilität erfolgreich zu gestalten sieht Zypries zunächst als „Sache der Hersteller“. Die Gesundheit der Menschen in den Städten und an den Strassen ist ihr wohl egal. Sie hat vermutlich ein Häuschen im Grünen und einen Fahrer, der sie dort jeden morgen abholt. – Mit sparsamen Diesel natürlich.
UliK meint
Ich denke, wenn die Autoindustrie den Wechsel wirklich, mit allen Konsequenzen will, kann sie das. Allein es fehlt immer noch der überzeugende Wille.
Außerdem sollte das allmählich zur Chefsache erklärt werden.
Vergleiche hinken zwar immer, aber kürzlich sah ich nochmal die Rede von JFK mit der Ankündigung in 8 Jahren bemannt zum Mond zu fliegen: „…..we choose to go to the Moon in this decade …….,[7] not because they are easy, but because they are hard; ……..
Die Vorraussetztungen waren damals völlig andere und der Weg war wirklich hart.
Aber ALLE haben es gewollt. Das sehe ich in D zur Zeit leider nicht. So wird das nichts. Mal sehen was morgen bei dem Klassentreffen der üblichen Verdächtigen rauskommt……….