Mahle, einer der großen deutschen Automobilzulieferer, bereitet sich auf die zunehmende Bedeutung von Elektromobilität vor. Die Zukunft des Verbrennungsmotors sehen die Stuttgarter aber weiter optimistisch.
„Auf jeden Fall ist es so, dass wir eine duale Strategie verfolgen, um die Mobilität umweltgerechter zu machen“, so der Vorstandsvorsitzende von Mahle Jörg Stratmann im Gespräch mit dem Handelsblatt. Seine Pläne sehen einerseits die Optimierung von Verbrennungsmotoren vor, um diese emissionsärmer und klimafreundlicher zu machen. „Und auf der anderen Seite brauchen wir Hybridisierung und Elektrifizierung und auch die Brennstoffzelle“, sagte Stratmann.
Ein Schwerpunkt von Mahles E-Mobilitäts-Aktivitäten ist das Thermomanagement. „Es trägt dazu bei, den Verbrennungsmotor weiter zu optimieren, und vergrößert Reichweiten und Komfort bei Elektroautos sowie bei der Brennstoffzelle“, erklärte Stratmann. Speziell in der Brennstoffzelle sehe er „ein sehr großes Potenzial“.
„Wir wollen die Elektromobilität massentauglich und erschwinglich machen mit entsprechendem Kundennutzen“, unterstrich Stratmann. Dank Zukäufen und eigenen Entwicklungen umfasse das Portfolio heute neben dem Thermomanagement unter anderem Elektromotoren mit eigener Elektronik, Leistungselektronik und Regelungstechnik für das Aufladen von Batterien sowie 48-Volt-Systeme für Mild-Hybride.
Über die mögliche Entwicklung von E-Mobilität sagte Stratmann: „Eine seriöse Vorhersage kann da keiner machen.“ Sein Unternehmen gehe von verschiedenen Szenarien aus: Das Basisszenario für Pkw beinhalte für 2030 einen weltweiten Anteil von Batterie-Fahrzeugen „von knapp 15 Prozent plus zusätzlich 20 Prozent Hybride“, so der Mahle-Chef. Aber es gebe „auch extremere Szenarien, je nach Einfluss regulatorischer Maßnahmen“. Man könne „nicht ausschließen, dass der Anteil auf 50 Prozent hochschießt“.
Stratmann sprach sich mit Blick auf die Antriebstechnik und Umweltaspekte der Autobranche für eine „Versachlichung der Diskussion und klare Regeln“ aus. Für Mobilität, die im Einklang mit den globalen Klimazielen steht, brauche es „gleichzeitig effizientere und emissionsärmere Verbrennungsmotoren sowie auch die Elektromobilität“. Den Vorschlag der EU-Kommission, die CO2-Emission um weitere 30 Prozent für Pkw bis 2030 zu reduzieren, hält Stratmann für „sehr ambitioniert“. Er forderte: „Man darf da die Schraube nicht überdrehen und muss realistische Ziele setzen.“
Jürgen W. meint
Einfahrverbot für ALLE Verbrenner in die Innenstädte ab spätestens 2025. Sonst hilft hier nichts.
Leotronik meint
Da wird auch bei Mahle nur mit der CO2 Reduzierung für die Verbrenner kalkuliert. Mit blumigen Worten wird weiter der Verbrenner hofiert. Unglaubliche Ignoranz der Verbrenner bzw. Verbrecher Industrie.
Sebastian meint
Die sollen einfach nach Norwegen schauen. Ist Preisgleichheit hergestellt – ja, ich weiß: durch Subventionen; für mich als Endverbraucher ist das aber egal – ist man ruckzuck bei über 50 % elektrischer und elektrifizierter Fahrzeuge. Und das trotz eines relativ schlechten Angebots interessanter Fahrzeuge. Man stelle sich vor wie der Anteil von E-Fahrzeugen nach oben geht wenn entsprechend interessante Fahrzeuge angeboten werden.
Und ja, ich weiß, dass die Subventionen auch im Endeffekt von mir bezahlt werden. Das ist aber bei der Subventionierung von Kohle- und Atomstrom nicht anders und trotzdem schreien alle nach dieser Technologie anstatt die Politik mal aufzufordern endlich mittels neuer Technologien den Strom fürs Volk billiger zu machen. Der Endkunde will es billig. Ob er dafür an anderer Stelle drauf legt und unterm Strich mehr bezahlt ist ihm doch egal bzw. er checkt es doch eh nicht.
Michael meint
+1
Peter W meint
Wir wollen keine realistischen Ziele für Verbrenner!
Wir wollen abgasfreie und lärmarme Fahrzeuge, und kostenfreien ÖPNV.
Das wären erstrebenwerte Ziele!
Zur Erinnerung Artikel 2 GG: Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.
Von dem Recht gesundheitsschädliche Produkte herzustellen habe ich noch nichts gehört. Somit ist die Forderung nach realistischen Zielen beim Verbrennungsmotor nicht mit den Rechten der Bürger vereinbar.
lo meint
Ich stimme Ihnen 100% zu!
Waren Sie mal in Stuttgart? Die Dichte an >80.000 EUR SUVs ist widerlich!
Und mit welcher Nonchalance am Verkehrsschild: „Feinstaub-Alarm – Bitte Bahn, Bus, elektro PKW“ vorbeigeballert wird (um sich 200m weiter in den Stau einzureihen)…
Wenn ich diesen Typen (>100.000EUR/anno) erzähle, das mein C-Zero seit 2011 mit der selben Batterie fährt glauben sie mir nicht mal! Zum K*tzen.
Chris meint
Ich komme aus dem Umkreis und war dort jahrelang fast täglich. TBH Stuttgart ist Verkehrstechnisch einfach Irre und das hat nichts mit den SUVs zu tun sondern mit der Lage und der Bebauung. Sowas habe ich noch nicht gesehen/erlebt. So winzige Straßen, so viel Bebauung, soviel Business, keine sinnvolle Umgehung. Hier hat schon die Stadtentwicklung völlig versagt. Das Problem löst kein Verbrennerverbot, sondern ein Autoverbot.
Ducktales meint
Ja, genau das will ich auch: viel weniger Gesundheitsgefährdung durch KFZ
für uns alle, bsonders für die Schwächsten… Kinder, Ältere… Kranke;
und viele Hamburger lt. einer Umfrage auch: weniger Lärm, weniger Dreck.
Und was macht die Stadt HH stellt 6,4 Mio für passiven Lärmschutz zur Verfügung.
Symptome bekämpfen statt umzudenken….
Wie in allen großen Städten… freie Fahrt für dicke Dreckschleudern, die niemand wirklich braucht…
Von den 6,4 Mio allein in HH hätte man sicher einige E-Busse o.ä. anschaffen können, oder Polizeikräfte einstellen, die sich um die Überwachung von Fahrgeboten/Fahrverboten kümmern…
https://www.hamburg.de/foerderprogramm-schallschutz/
Chris meint
@Peter W
Ich hoffe das ist nur überspitzt ausgedrückt. Faktisch sind extrem viele, wenn nicht gar der überwiegende Teil der hergestellten Produkte irgendwie gesundheitsschädlich. Meine Cola zum Beispiel ist es jedenfalls, genauso wie das Blei in den Autos, die auch Elektroautos haben.
Es tut mir leid, aber mit solchen Argumenten wird man für jeden Lobbyisten zum leichten Ziel.
Peter W meint
Selbstverständlich ist das überspitzt dargestellt. Wir müssten ja sonst praktisch alles verbieten, weil man auch mit dem Fahrrad Anderen Schaden zufügen kann.
Ärgerlich und unangebracht sind aber die ständigen Verharmlosungen der Gifte die aus Verbrennungsfahrzeugen kommen. Das CO2 ist ja noch das harmoseste Gas das emmitiert wird, und „nur“ zur Klimaerwärmung beiträgt. Es kann doch nicht sein, dass man der Industrie weiterhin erlaubt Gift ausstoßende Automobile zu bauen, wenn es auch andere Lösungen gibt. Der Staat muss, auch gegen den Willen vieler Verbrennerfreunde, die nachteilige Entwicklung stoppen und endlich die Umwelt und Gesundheit in den Vordergrund stellen. Auch wegen der unabsehbaren Folgekosten. Dass der Verbrennungsmotor die Aufgabe einer umweltverträglichen Individualmobilität nicht erfüllen kann wurde von allen Herstellern unzweifelhaft bewiesen.
Chris meint
Nun, man muss das ganze auch mal realpolitisch betrachten. Wenn man jetzt extreme Wege einschlägt und damit nicht nur der eigenen Volkswirtschaft mutmaßlich erheblich schadet, sondern auch noch dafür sorgt, dass man den Bürger gegen sich aufbringt, hat man nichts gewonnen.
Tatsache ist nämlich auch, dass zwar die Bürger in den Städten verständlicherweise bessere Luft wollen, aber die Republik nicht nur aus Stadtbewohnern besteht. Und selbst die würden den Politikern auf das Dachsteigen, wenn sie sich aufgrund von Verboten kein Auto mehr leisten können.
Man kann bestimmt jetzt schon viel sauberere Autos herstellen, allerdings kann die halt kein normalsterblicher Zahlen.
Und so muss nunmal, solange der Staat nicht gewillt ist ERHEBLICHE Subventionen als Kaufanreize locker zu machen, die Politik realpolitisch agieren. Das ist die Realität. Überall dort, wo sich BEV’s durchsetzen, lockt der Staat nämlich nicht mit Peanuts wie 0,5% oder 4.000€. Denn genau das ist es nämlich, Peanuts.
Es gibt keine Umweltverträgliche Individualmobilität, weil sie sich zu viele Leisten zu können. Das ist die bittere und zynische Realität. Es gibt zu viele Individualmobilisten
Michael S. meint
Chris, der Unterschied zwischen Cola und Auto ist ja der, dass ich die Cola nicht trinken muss und stattdessen auf Wasser wechseln kann. Aber in der Stadt kann ich nicht einfach die Straßenseite wechseln und da die abgasfreie Luft atmen. Auch wenn ich selbst mit dem Rad unterwegs bin und keine Abgase erzeuge, bin ich trotzdem vom Problem mit betroffen.
Chris meint
Ein wenig zu kurz gegriffen, denn die Plastikflasche landet trotzdem im Meer und das Plastik landet dann auch wieder in deinem Glas.
Mit dem Fahrrad erzeugt man durchaus Abgase und sogar Feinstaub. Besser wäre es, nach Möglichkeit alles Fußläufig zu erledigen.
Leonardo meint
@Chris
Ich laufe im Jahr 2 Paar Arbeitsschuhe durch bis das Profil der Sohle weg ist. Mein Fahrrad dagegen hat seit 10 Jahren die gleichen Reifen.
Was erzeugt nun mehr Feinstaub in Form von Gummiabrieb?
Düsentrieb meint
1+
Die Klagen nehmen hoffentlich weiter zu, schließlich ist es ja nicht so als ob niemand wüsste wie giftig Abgase sind und es keine Alternativen gäbe…