Michael Bolle verantwortet bei dem deutschen Zulieferer-Giganten Bosch als Chief Digital Officer und Chief Technology Officer die Zentralbereiche Forschung und Vorausentwicklung sowie IT. Im Gespräch mit dem Wirtschaftsmagazin Capital hat er sich ausführlich zur Zukunft der Automobilbranche geäußert.
Die Industrie werde derzeit von einer „dramatischen Beschleunigung der technischen Entwicklung“ und immer kürzeren Produktentwicklungszyklen geprägt. Es gebe daher heute „einen extrem hohen Veränderungsbedarf“. Bosch reagiere darauf wie bisher damit, permanent an der Verbesserung des Konzerns zu arbeiten sowie neue Lösungen und Strategien zu finden.
Mit Blick auf die Autobranche gehe Bosch davon aus, dass automatisiertes Fahren und Elektromobilität „große Bedeutung gewinnen werden“. Eine weitere wichtige Rolle spiele das sich verändernde Mobilitätsverhalten der Menschen. „Für uns bedeutet das, dass wir den Wandel hin zu einem Anbieter von Mobilitätsservices stark vorantreiben und damit für diese Bedürfnisse passende Lösungen schaffen“, so Bolle.
Bosch hat Anfang des Jahres erklärt, sich gegen eine – von vielen Experten und Politikern geforderte – Großserienproduktion von Batteriezellen für Elektroautos entschieden zu haben. Die Begründung: Ein solches Milliarden teures Projekt rentiere sich nicht. Die Schwaben lassen ihr Geld lieber in andere Bereiche fließen – etwa den Bau eines Halbleiterwerks in Dresden für rund eine Milliarde Euro. „Das ist die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte von Bosch“, unterstrich Bolle. Weitere Mittel würden „in Schlüsseltechnologien der Zukunft“ wie die künstliche Intelligenz investiert.
Die zunehmende digitale Vernetzung will Bosch „aktiv mitgestalten“. Bolle erwarte durch neue Technologien und Lösungen in diesem Bereich einen „grundlegenden Wandel in allen Lebensbereichen“, der auch die Automobilindustrie verändern werde. Dass das Know-how des deutschen Zulieferers international weiter stark gefragt ist, zeigt eine diese Woche bekanntgegebene Kooperation: Das mit chinesischem Geld finanzierte Elektroauto-Startup Byton setzt bei der Technologieentwicklung, dem Antrieb und Fahrerassistenzsystemen sowie weiteren Komponenten auf Bosch-Technik.
Uwe meint
Sämtliche „Boten“-fahrten, wie „Sonntags-Brötchen-holen“, „Pakete-zur-Post-bringen“, „Pizza-Service“, „Klein-Einkäufe“, „Reparatur-Service von Geräten“ u.v.m werden schon in vielen unterschiedlichen Ländern mit höchst unterschiedlichen Kulturen in den Kombinationen „Autonomes Fahren-Autonomes Fliegen-Drohnen“ seit mehreren Jahren getestet und weiter entwickelt. Der großflächige Start wird schon in 2020 erwartet. (Von AMAZON bis DHL sind schon alle bei den Tests involviert).
Dazu kommen Personen-bring-Dienste, wie Flughafen-Shuttle, City-Taxis, Bus-Linien, Bahnlinien, die ohne Fahrer, volldigitalisiert ablaufen.
Das wird erst ein Mal eine zusätzliche Zahl von Fahrzeugen bringen. Im Zeitraum von 5-7 Jahren wird dann wieder der Gegentrend einsetzen. Es wird einfach noch weniger Spass machen selbst zu fahren (in dem Gewusel von Fahrzeugen ohne Fahrer kommt man sich vor wie auf dem Kampfstern Galactica).
Viel dramatischer als das, was wir hier diskutieren, werden die daraus resultierenden Veränderungen für das Steuersystem, Sozialversicherungssystem, Arbeitswelt, Einkommensquellen, Kommunikation, Gesellschaftsordnung wirken.
Und damit wird sich konsequent:
nicht auseinander gesetzt
!!!!!
Düsentrieb meint
Abgesehen davon, dass wir vieles im Auto tun können und damit Zeit sparen, wird es irgendwann als vollkommen irrsinnig angesehen werden selbst fahren zu wollen da Unfälle nur noch aus dem 21. Jahrhundert bekannt sein werden.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Strategisch macht Bosch, glaube ich, alles richtig: Aus dem Dieselskandal sind sie relativ gut rausgekommen, mit den Pedelec haben sie viel Erfahrung im neuen Thema sammeln können und insges. boomt der Markt für Fahrzeugelektrik und -KI.
Von dem heiklen Thema Batteriethema lassen sie richtigerweise die Finger. Einzig der Niedergang der Dieselpumpensparte kostet Geld, lässt sich aber relativ gut managen, da über einen längeren Zeitraum auf jeden Fall der Ersatzteilmarkt noch funktionieren wird.
Remo meint
Ich frage mich, ob der besagte Wandel im Mobilitätsverhalten wirklich so groß wird. Carsharing wird kommen, aber sich nur noch autonom von a nach b fahren lassen, da bin ich mir nicht so sicher. Viele Menschen fahren ja gerne Auto und ungern Bus.
Wir dürfen gespannt sein..
JuergenII meint
Es ist doch ein „kleiner“ Unterschied, ob ich jetzt mit „Menschenmassen“ und fahrplangebunden von A nach B fahre, oder ob ich mir per App einen Wagen nur für mich anfordere, der mir ähnliche Freiräume gibt wie das heutige Fahrzeug.
Denn sind wir doch mal ehrlich, zu 80% macht dank der Verkehrsüberlastung Autofahren nun überhaupt keinen Spaß mehr.
Bender meint
Absolut korrekt, ich seh das genau so.
Ausserdem ist die völlige und fehlerfreie Autonomie im Automobilsektor ja noch lange hin. Es gibt da schon noch einiges zu tun.
Aber freuen tu ich mich drauf, vorallem weil es dann keine Spinner im Verkehr mehr gibt, die mit ihren überteuerten Schüsseln den Macker machen müssen und andere in Gefahr bringen.
Uwe meint
Die fehlerfreie automatisierte Autonomie im Verkehr (Auto, Bahn, Flugzeug, Schiff) wird es sowenig geben wie die menschliche fehlerfreie Steuerung der Verkehrsmittel.
Das größte Problem bei der Automatisierung ist doch, dass
a) zwischen den autonomen Fahrzeugen unberechenbare menschliche Fehlerquellen rumfahren
b) Menschen fehlerfreie Programme schreiben müssen, die das umsetzen sollen
Erinnere nur mal an Windoof 10
Aber das wird die Einführung weder verhindern, noch groß verzögern.
Das Kapital ist in die Technik investiert.
Und zwar in gigantischen Mengen.
Und das will Rendite!