Die Denkfabrik Agora Verkehrswende empfiehlt Bund und Ländern in einem Politikpapier, den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität von Unternehmen zu stärken. Vor allem ein einfaches Verfahren, um dienstliche und private Ladevorgänge voneinander abzugrenzen, sei notwendig. Derzeit sei dies für die Betreiber der Ladepunkte noch mit hohem Aufwand und hohen finanziellen Risiken verbunden. Außerdem brauche es bessere Beratungs- und Förderangebote für Unternehmen, die Ladesäulen einrichten und betreiben möchten.
„Bund und Länder haben es in der Hand, Unternehmen zum Treiber beim Ausbau der Ladeinfrastruktur zu machen“, sagt der Direktor von Agora Verkehrswende Christian Hochfeld. „Das könnte die Elektromobilität einen wichtigen Schritt voranbringen. Mit Lademöglichkeiten an Unternehmensstandorten und zu Hause bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern könnte in Zukunft ein großer Teil des Bedarfs gedeckt werden. Das wird nur gelingen, wenn sich Unternehmens-Ladesäulen ohne großen Aufwand sowohl für dienstliche als auch für private Zwecke, aber abgegrenzt voneinander, nutzen lassen, sei es durch Betriebsangehörige, Kundinnen und Kunden oder Dritte.“
Agora Verkehrswende schlägt mehrere Änderungen vor, die mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zusammenhängen, um das energierechtlich erforderliche Abgrenzen verschiedener Ladevorgänge zu vereinfachen. Bisher dürften Ladesäulenbetreiber, die von der EEG-Umlage teilweise oder ganz befreit sind, diesen Vorteil nur für den Strom geltend machen, den sie selbst nutzen. Für Strom, der von Dritten geladen wird, werde die volle Umlage berechnet. Wer die Ladevorgänge nicht klar voneinander trenne, könne die Befreiung von der EEG-Umlage verlieren.
Zum einen sollten laut Agora Verkehrswende die Möglichkeiten, den Stromverbrauch von Dritten zu schätzen, für Unternehmen mit EEG-Vorteil erweitert werden. Ähnlich sollten Privathaushalte, die als Eigenversorger – zum Beispiel mit einer Photovoltaikanlage – beim Betrieb eines Ladepunktes von der EEG-Umlage ganz oder teilweise befreit sind, die Anteile des dienstlich sowie des privat genutzten Stroms anhand von Pauschalen angeben können. Schließlich sei es für die Abgrenzung des Stromverbrauchs mit unterschiedlichen Umlageanteilen sinnvoll, den Halter eines Fahrzeugs sowie dessen Betreiber zu definieren. Bei dienstlich und privat genutztem Dienstwagen sei diese Frage bisher nicht klar geregelt und sorge deshalb für Rechtsunsicherheit.
Über die Änderungen im Kontext des EEG hinaus spricht sich Agora Verkehrswende für bessere Beratungs- und Förderangebote aus. Die bereits vorhandenen Beratungsangebote sollten stärker auf das Thema Ladeinfrastruktur ausgerichtet, besser vernetzt und ausgebaut werden, so die Ideenfabrik. Bei den Fördermitteln wäre es hilfreich, wenn die verschiedenen Programme auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene besser aufeinander abgestimmt und einheitlicher gestaltet würden. Eine Förderlücke bestehe insbesondere für Gewerbetreibende, die das Laden von Dienstfahrzeugen an Wohnstandorten unterstützen möchten. Dies sollte bei künftigen Förderrichtlinien berücksichtigt werden.
hu.ms meint
Nicht zu vergessen, dass der saubere PV-strom nur tagsüber produziert werden kann.
Und deshalb müssen die lademögichkeit dort sein, wo die BEV tagsüber stehen.
ShullBit meint
Sowohl CDU/CSU als auch SPD wollen die EEG-Umlage auf den Strompreis abschaffen. Im Entwurf der SPD für das Wahlprogramm 2021 steht, dass die EEG-Umlage bis spätestens 2025 vollständig entfallen soll. Das ist im Sinne der Energiewende auch zwingend nötig.
AGORA sollte sich darauf konzentrieren, genau das zu fordern und zu beschleunigen. Dann entfallen all die komplizierten Detailforderungen, die die AGORA aktuell präsentiert, um das Dilemma beispielsweise zwischen Firmenfahrzeugen, die ohne EEG-Umlage laden dürfen und Privatfahrzeugen, die an der selben Ladesäule noch EEG-Umlage zahlen müssen, aufzuheben.
Andreas meint
Das man den Strom teurer macht, um eine Wende zu mehr Strom zu finanzieren und weg von Kohle, Öl und Gas war von Beginn an ein großer Fehler und nur begründbar mit Kohleklüngel. Wie will man die Leute animieren, mit Strom statt Gas zu heizen, wenn Gas billig und Strom teuer ist. Gleiches gilt für PKW und LKW.
bensch meint
Darüber gibt es einen sehr guten Beitrag der Anstalt im ZDF.
bensch meint
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Es werden schon heute Erneuerbare ohne jegliche Förderung installiert.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
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Leider ist es so, das Wahlprogramme willkürlich umgesetzt werden oder halt auch nicht, egal von welcher Partei. Wir zahlen immer noch einen Soli und manch jüngeres Steueropfer fragt sich „Wofür war diese Steuer nochmal? Wann hätte die abgeschafft werden sollen?“
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Die Geschwindigkeit der Förderung von E-Mobilität wird vom VDA-Club der Politik exakt vorgegeben und ist entsprechend langsam; und die Politiker haben dann systemimmanent für die Umsetzung noch mal time lag bis zum nächsten Wahltermin.
Bin mal gespannt, ob die extern aufgezwungene Transparenzinitiative der christlichen Parteien Röntgenlicht in den Lobbyismus-Dschungel in Berlin bringt.
Bleib tapfer, Agora.
Ernesto 2 meint
Stimmt genau, ohne ok vom VDA geht da gar nix! Wär ja schlimm wenn die Pöstchen und Spenden für CDU CSU für die Katz wären, und von der Politik der Wählerwille vor dem gekauften Wunsch der zahlenden Spender käme…