Während das aufstrebende US-Elektroauto-Start-up Lucid wegen Problemen in der Lieferkette sein Produktionsziel für 2022 erneut senken muss, läuft es beim Konkurrenten Fisker Inc. offenbar besser. Beide haben auch Europa im Visier, insbesondere Deutschland.
Lucid plant für dieses Jahr nun nur noch mit einem Absatz von 6000 bis 7000 Exemplaren der Edel-Limousine Air (Artikelbild). Ursprünglich hatte das Unternehmen 2022 20.000 Fahrzeuge herstellen wollen, das war aber schon zuvor zurückgefahren worden. Das in Kalifornien ansässige Start-up teilte mit, in der ersten Jahreshälfte nur 1405 Autos produziert zu haben. Als Grund nannte Lucid Lieferkettenprobleme.
„Unsere revidierte Produktionsprognose spiegelt die außergewöhnlichen Herausforderungen in der Lieferkette und der Logistik wider, denen wir begegnet sind“, sagte Vorstandschef Peter Rawlinson. Man habe aber die wichtigsten Engpässe identifiziert und entsprechende Maßnahmen ergriffen, darunter die Umstrukturierung der Logistik. „Wir verzeichnen weiterhin eine starke Nachfrage nach unseren Fahrzeugen, und ich bin zuversichtlich, dass wir diese kurzfristigen Herausforderungen meistern werden“, so Rawlinson, der zuvor bei Tesla Chefingenieur für dessen große Limousine Model S war.
Für den Air liegen laut Lucid 37.000 Reservierungen vor. Die leistungs- und reichweitenstarke, dabei aber überaus effiziente Limousine soll ab Ende des Jahres in Deutschland ausgeliefert werden. Später soll es auch ein Edel-SUV und einen Mittelklassewagen geben, außerdem eine Produktion in Saudi-Arabien. Der dortige Staatsfonds PIF hat 2018 über eine Milliarde Dollar in das Start-up investiert.
Fisker auf Kurs
Das von dem dänischen Autodesigner Henrik Fisker gegründete und nach sich benannte E-Auto-Start-up sieht sich anders als Lucid auf Kurs. Wie das ebenfalls in Kalifornien beheimatete Unternehmen Fisker Inc. nun bekannt gab, lägen bereits mehr als 56.000 Reservierungen für das mittelgroße Elektro-SUV Ocean vor – 16.000 mehr als noch im April.
Fisker setzt anders als Lucid nicht auf den Aufbau einer Eigenproduktion, sondern lässt seine Fahrzeuge im Auftrag vom Spezialisten Magna in Österreich fertigen. Die eigenen Ziele bekräftigte das Start-up dem Handelsblatt. Die Produktion beim Partner Magna solle Mitte November anlaufen, 55 Prototypen seien bereits fertiggestellt worden.
„Am 17. November werden wir mit der Auslieferung unserer Fahrzeuge beginnen, natürlich in Europa, wo wir produzieren, kurz danach in den USA“, sagte Fisker der Wirtschaftszeitung. Allerdings werde man 2022 aufgrund von Feiertagen wie Thanksgiving und Weihnachten nur wenige Fahrzeuge produzieren können. 2023 sollen dann 40.000 bis 50.000 Einheiten vom Band rollen, bei Verfügbarkeit von Teilen eventuell auch mehr.
70 Prozent der Fisker-Neukunden hätten bisher einen Verbrenner besessen, darunter viele deutsche Premiummarken. 30 Prozent der Umsteiger seien bisher ein Elektroauto gefahren – darunter viele einen Tesla. „Deutschland ist ein sehr wichtiger Markt für uns“, unterstrich Henrik Fisker. Ende dieses Jahres wolle man einen ersten Showroom in München eröffnen.
Nach dem Ocean will Fisker mehrere weitere Elektroautos einführen: den vom taiwanesischen Auftragshersteller Foxconn in den USA zu bauenden Massenmarkt-Stromer PEAR, das Elektro-Cabrio Ronin sowie ein SUV-Coupé, eine Sportlimousine und einen Pick-up.
Ola meint
Es wird schwierig für die Tesla Jäger.
Zumal jetzt mit BYD Han eine günstige 1zu1 Kopie des Lucid kommt.
elbflorenz meint
Nein. Der BYD Han ist obere Mittelklasse.
Also eine Klasse unter dem Lucid.
Aber die großen Konkurrenten des Lucid sind der EQS und der kommende BMW 7er als BEV. Und eventuell noch der NIO ET7. Außerdem wollen noch einige andere chinesische Hersteller in die 5,10/5,20m Limousinen-Klasse einsteigen. Mit Reichweiten von 800-900 km WLTP. (Leapmotor, Neta)
Ola meint
Sehr kleinteilige Ansicht. Ein Leihe würde da keinen Unterschied erkennen.
elbflorenz meint
BYD Han ist 4,96 und kostet in China zwischen 35k und 50k.
Und hat einen Akku mit weniger! als 90 kWh.
Das sind Welten zum Lucid oder zum EQS. Das erkennt jeder 12jährige …
Ola meint
Solche überteuerten Protzkarren werden es generell schwer haben. Gut so. Einfache, günstige und automatisierte Autos werden kommen ✌🏻⚡️
Andi EE meint
Lucid fertigt seine Autos wahrscheinlich schon nicht mit dem Automatisierungsgrad vom M3 damals. Die Anforderungen an die Produktion sind sicher deutlich kleiner. Weil das auch hochpreisige Luxusautos sind, kann man sich einen höheren manuellen Anteil leisten. So gesehen, wird Lucid das schon hinkriegen. Und wie du schon sagst, der potente Sponsor mindert den Termindruck.
Und Fisker ist ja grad mal im Vorserien-Stadium, da hat man von Lucid auch keinerlei Probleme gemeldet bekommen. Halt zwei paar Schuhe, Prototyp und Serie. Man kann nicht skalieren, wenn es irgendwo in der Produktion happert, Fehler vervielfältigen überlebt so ein Startup nicht.
elbflorenz meint
Der Herr Fisker übertrifft sich jedesmal selbst: … „70% unserer Kunden hätten! einen Verbrenner besessen, 30 ein Elektroauto …“
Soso. 70% der Kunden haben also keinen Verbrenner mehr. Aber was haben Sie denn jetzt? Kein Auto? Fahren alle mit dem Taxi?
Denn eines ist klar: einen Fisker fahren die aktuell nicht …
L. Falkner meint
Was ist denn das für ein unlogischer Kommentar, bitte noch mal Lesen was Fisker bekannt gab, das zu Verlusten ist doch einfach.
L. Falkner meint
Sollte zu verstehen heißen, nicht Verlusten.
Hans meint
Also ich bin echt gespannt ob von Fiska jemals ein Fahrzeug auf die Straße kommt :D
Die versprechen sind super, aber Fahrzeuge oder Prototypen Fehlanzeige
Shullbit meint
Ich kann eine gewisse Skepsis bei Fisker ja nachvollziehen, weil er in der Vergangenheit eben viel heiße Luft und eine Pleite produziert hat. Aber dieses mal wird es klappen. Er versucht eben nicht, eine eigene Fertigung aufzubauen, sondern hat mit Magna einen extrem erfahrenen und seriösen Produktionspartner (der übrigens auch Anteile an Fisker hält). Soweit ich das verstanden habe, setzt man auch bei der Technik weitgehend auf eine Plattform bzw. einen Komponenten-Baukasten von Magna und muss eben nicht alles selbst entwickeln und selbst von null eine Produktion entwickeln. All die Hürden, mit denen Tesla, Lucid usw. zu kämpfen hatten, die hat Fisker nicht. Und auch wenn man Henrik Fisker nicht über den Weg traut, so kann man doch den Angaben von Magna trauen, die eben bestätigen, dass der Ocean ab November vom Band läuft.
Und eines ist für mich unstrittig: Wenn er vielleicht sonst wenig kann, aber tolle Fahrzeuge designen kann Fisker. Ich finde den Ocean sehr viel besser designed als Model Y. Und nein, ich bin kein Tesla-Hater sondern habe selbst noch eine M3-Bestellung offen.
Wie das langfristig aussieht, wird dann spannend. Das nächste Modell von Fisker wird auf der Plattform von Foxconn kommen und von Foxconn in den USA produziert werden. Im Vergleich zu fast allen anderen Herstellern wird Fisker also eine sehr geringe vertikale Integration haben. Ob sich das am Ende als Vorteil oder Nachteil erweist, muss man abwarten. Auch Apple hat eine extrem geringe vertikale Integration, stellt nichts selbst her. Die Prozessoren werden von TSCM gefertigt. Iphones und mehr werden von Foxconn gefertigt. Und Apple ist trotzdem brutal erfolgreich und profitabel. Nein, Fisker ist deswegen nicht das neue Apple. Bevor einige unken will ich damit nur sagen, es ist nicht so dass das Modell mit externer Fertigung nur Nachteile hat und grundsätzlich nicht funktioniert.
Andi EE meint
@Shullbit
„Er versucht eben nicht, eine eigene Fertigung aufzubauen, sondern hat mit Magna einen extrem erfahrenen und seriösen Produktionspartner (der übrigens auch Anteile an Fisker hält).“
Was die Sache nicht besser macht, die Zulieferer suchen alle nach mehr Produktionsanteilen, weil die Hersteller mehr selber fertigen möchten. Oder der Zulieferer bei der Elektromobilität keine Kompetenz hat. Das wird ganz schwierig für diese Zulieferer, im Schnitt sicher minus 20% Auftragsvolumen in den nächsten 2 Jahren. Ob das auf Manga zutrifft, keine Ahnung, aber da droht ein Kahlschlag.
Das Design find ich nicht schön, keine Chance gegen die Modelle von Lucid. Die kommen zwar erst später mit ihrem SUV, aber ich sehe da ganz, ganz dünne Luft für Fisker. Das Model Y find ich deutlich schöner als den Fisker, da bin ich aber sehr subjektiv unterwegs, das ist klar.
NB meint
Lucid steckt gerade so tief in der Produktionshölle fest, wie noch nicht mal Tesla bei der Einführung des Model 3.
Eigentlich hat Lucid dank der Araber sehr viel Geld in der Hand, aber scheinbar macht das nur träge. Es bleibt abzuwarten, ob die noch die Kurve kriegen. Das Fenster schließt sich aber immer mehr.