Die BMW M GmbH hat Testfahrten mit einem sogenannten Konzepterprobungsfahrzeug für Antriebs- und Fahrwerksregelsysteme gestartet. Im Mittelpunkt stehen ein aus vier E-Maschinen bestehendes Allrad-Antriebssystem und eine integrierte Fahrdynamikregelung. Das Paket sorgt laut BMWs Sportwagentochter für „ein bisher unerreichtes Performance-Niveau und Erlebnis“.
„Mit dem komplett neuen Antriebskonzept unterstreicht die BMW M GmbH ihre Entwicklungskompetenz und damit auch ihre Fähigkeit, die Essenz des Buchstaben M in die Welt der lokal emissionsfreien Mobilität zu überführen“, heißt es. Der vollelektrische Antrieb werde mit innovativen Regelsystemen kombiniert, um die für die Marke charakteristische Einheit aus Dynamik, Agilität und Präzision in einem Hochleistungssportwagen neu zu definieren.
Mit dem i4 M50 und iX M60 gibt es bereits erste batteriebetriebene M-Modelle, im kommenden Jahr folgt der i7 M70. Dabei handelt es sich allerdings jeweils nur um etwas sportlicher ausgelegte Varianten der Baureihen. Künftig wird BMW M auch eigene elektrifizierte Modelle bauen, als Erstes ein plug-in-hybrides SUV. „Noch vor Ende des Jahres beginnt die Produktion des BMW XM, unseres ersten High-Performance-Automobils mit V8 M Hybridantrieb“, kündigt Markenchef Franciscus van Meel an.
Um die für zukünftige Elektro-Hochleistungs-Sportwagen konzipierte Antriebs- und Fahrwerkstechnik schon jetzt für Test- und Abstimmungsfahrten auf die Straße zu bringen, entwickelten die BMW-M-Ingenieure einen Versuchsträger auf Basis des i4 M50. Das Coupé weist neben neuer Antriebstechnik eine modifizierte Karosserie mit weit ausgestellten Radhäusern auf, die die Integration von speziell angefertigten Vorder- und Hinterachskonstruktionen ermöglicht. Vorne verfügt das Fahrzeug über ein aus der Baureihe M3/M4 adaptiertes Karosseriestrebenkonzept für hohe Torsionsteifigkeit in besonders dynamischen Fahrsituationen.
Den Kern des laut BMW M „revolutionären High-Performance-Antriebs“ bildet ein elektrisches M-xDrive-Allradsystem mit vier E-Motoren. „Aufgrund der Tatsache, dass alle vier Räder von jeweils einem Elektromotor angetrieben werden, ergeben sich vollkommen neue Möglichkeiten für eine jederzeit bedarfs- und situationsgerechte, grenzenlos variable, extrem präzise und zugleich sehr schnelle Verteilung des Antriebsmoments“, so die Entwickler. „Innerhalb von Millisekunden lassen sich Leistung und Drehmoment der spontan reagierenden Elektromotoren so exakt dosieren, dass sich die über das Fahrpedal signalisierte Lastanforderung in einer Dynamik realisieren lässt, die mit herkömmlichen Antriebssystemen unerreichbar ist.“
„Völlig neue Performance-Eigenschaften“
Für den Fahrer bedeute dies, „dass auch unter extrem anspruchsvollen Bedingungen, etwa in hochdynamischen Situationen oder bei widrigen Fahrbahnverhältnissen, völlig neue Performance-Eigenschaften erlebbar“ werden. „Die Elektrifizierung eröffnet uns ganz neue Freiheitsgrade, um M typische Dynamik zu erzeugen“, sagt Dirk Häcker, Leiter Entwicklung der BMW M GmbH. „Und wir sehen jetzt schon, dass wir dieses Potenzial maximal nutzen können, damit unsere High-Performance-Sportwagen auch in der lokal emissionsfreien Zukunft die M typische und unvergleichliche Kombination aus Dynamik, Agilität und Präzision bieten.“
Insbesondere die Präzision bei der Übertragung des Antriebsmoments soll vom elektrischen M-xDrive-Allradsystem profitieren. Die vier Motoren sind an ein zentrales, integriertes Steuergerät angebunden, das permanent den Fahrzustand und den Fahrerwunsch registriert. BMW M: „Aus den Werten für Fahrpedalstellung, Lenkwinkel, Längs- und Querbeschleunigung, Raddrehzahlen und weitere Parameter wird innerhalb von Millisekunden die jeweils ideale Kraftübertragung auf die Straße errechnet. Die Signale dafür gelangen ebenso schnell und ohne Umwege über eine Lamellenkupplung und Differenziale auf direktem Weg an die vier Motoren, die sie unverzüglich und präzise umsetzen können.“
Zu den Vorteilen des neuen E-Antriebskonzepts heißt es weiter: „Dank der besonders feinfühligen Dosierung des Antriebsmoments und einer Umsetzung ohne wahrnehmbare Latenz können zum Beispiel auch auf regennassen oder verschneiten Fahrbahnen deutlich höhere Kurvengeschwindigkeiten erzielt werden. Das Fahrzeug lenkt in diesem Fall mühelos und ohne eine Tendenz zum Untersteuern ein, weil parallel zum Lenkeinschlag bereits das Antriebsmoment für das kurvenäußere Hinterrad erhöht wurde.“ Die Rekuperation von Bremsenergie mit den vier Motoren als Stromgeneratoren gelinge dabei bis in den fahrdynamischen Grenzbereich hinein.
BMW M versichert, dass seine Modelle auch in Zukunft einen linearen Aufbau von Antriebsleistung und Querdynamik bieten werden, „der ein kontrollierbares Handling bis in den Grenzbereich hinein ermöglicht“. Wann genau und in welcher Form die Marke ein eigenes Elektroauto bringen wird, bleibt abzuwarten.