Die technische Sicherheit der Autos auf Deutschlands Straßen hat sich verschlechtert: Im aktuellen „TÜV-Report 2023“ sind bei den Hauptuntersuchungen (HU) der TÜV-Organisationen 20,2 Prozent der geprüften Pkw mit „erheblichen“ oder „gefährlichen Mängeln“ durchgefallen. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahresreport um 2,3 Prozentpunkte gestiegen. Die festgestellten Mängel müssen dann behoben und das Fahrzeug innerhalb von vier Wochen erneut bei der Prüfstelle vorgeführt werden.
Die Quote der Pkw mit „geringen Mängeln“ ist mit 1,6 Punkten auf 10,7 Prozent ebenfalls kräftig angestiegen. Corona-Effekte wie weniger Fahrten, eine intensivere Wartung der Fahrzeuge und ein höherer Anteil jüngerer Fahrzeuge in der Statistik hatten zuvor für eine positive Entwicklung gesorgt. „Jedes fünfte Auto ist in Deutschland mit wesentlichen Mängeln unterwegs“, sagt Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei der Vorstellung des TÜV-Reports 2023. „Der Corona-Effekt ist verpufft. Autobesitzer:innen müssen wieder verstärkt auf die Wartung und Pflege ihrer Fahrzeuge achten.“
Laut den Ergebnissen sind im Untersuchungszeitraum (Juli 2021 bis Juni 2022) 0,05 Prozent der geprüften Pkw als „verkehrsunsicher“ eingestuft worden und mussten sofort stillgelegt werden. In Relation zur Gesamtzahl aller in Deutschland durchgeführten Hauptuntersuchungen entspricht das rund 15.000 Fahrzeugen. Rund 160.000 Fahrzeuge mussten mit „gefährlichen Mängeln“ direkt in die Werkstatt (0,5 %). Das ist der Fall, wenn die TÜV-Sachverständigen beispielsweise poröse Bremsschläuche, stark abgefahrene Reifen oder den Ausfall sämtlicher Bremslichter feststellen.
Die Mängelquoten steigen mit dem Alter der geprüften Fahrzeuge. Der Anteil der Autos mit erheblichen Mängeln liegt bei 6 bis 7 Jahre alten Fahrzeugen bei 13,6 Prozent und bei den 8- bis 9-Jährigen bei 19,6 Prozent. Die 10 bis 11 Jahre alten Pkw liegen mit einer Mängelquote von 24,4 Prozent deutlich über dem Durchschnitt aller Fahrzeuge (20,2 Prozent).
„Die Fahrzeuge werden immer langlebiger. So ist beispielsweise Rost kaum noch ein Thema bei der HU und die LED-Technik senkt die Mängelquoten bei der Beleuchtung“, so Bühler. Dennoch träten bei den älteren Fahrzeugen zunehmend sicherheits- und umweltrelevante Mängel auf. Das steigende Durchschnittsalter sei eine Herausforderung für die Verkehrssicherheit. Es zähle immer das schwächste Glied in der Sicherheitskette. Es reiche ein einzelnes Bauteil, das wegen Altersschwäche ausfällt. Daher seien gerade die Halter älterer Fahrzeuge aufgefordert, die Wartung und Pflege ihrer Fahrzeuge nicht zu vernachlässigen.
Markt für gebrauchte E-Autos kommt in Fahrt
Mit den steigenden Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen kommt derzeit auch der Markt für gebrauchte E-Autos in Fahrt. Mit dem Renault ZOE ist erstmals ein reiner Stromer mit ausreichenden Stückzahlen in der TÜV-Statistik vertreten. Der französische Kleinwagen landet mit einer Mängelquote von 5,3 Prozent im Mittelfeld der 2 bis 3 Jahre alte Fahrzeuge und mit 10,6 Prozent bei den 5- bis 6-Jährigen im unteren Drittel.
Dem ZOE machen überdurchschnittlich häufig Mängel an den Achsaufhängungen und bei der Funktion der Fußbremse zu schaffen. „Mängel an den Bremsen sind ein typisches Problem von Elektrofahrzeugen, da sie stärker verzögern als Benziner, wenn man vom Gas geht. Die Bremsen werden daher weniger stark in Anspruch genommen. Die Folge ist Korrosion, die zum Ausfall der Bremsen führen kann“, erklärt Bühler. Fahrer von E-Autos sollten die Bremsen daher regelmäßig aktiv betätigen und professionell warten lassen.
Typische Mängel bei der HU, die alle Antriebsarten betreffen, sind Probleme mit der Beleuchtung. Bühler: „Sehen und gesehen werden ist gerade in der dunklen Jahreszeit besonders wichtig für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. Lichtmängel können meist leicht behoben werden und ersparen den Haltern dann eine erneute Fahrt zur Prüfstelle.“
Gesamtsieger des TÜV-Reports 2023 ist die Mercedes B-Klasse. Der Anteil der Fahrzeuge dieses Typs mit erheblichen Mängeln liegt bei der ersten HU nach 2 oder 3 Jahren bei nur 2,0 Prozent. Das ist der niedrigste Wert aller geprüften Fahrzeuge. Es folgen der Vorjahressieger Mercedes GLC mit 2,3 Prozent und der VW Golf Sportsvan ebenfalls mit 2,3 Prozent. In den höheren Altersklassen gewinnt jeweils der Porsche 911.
In der Auswertung nach Fahrzeugklassen belegt der Kia Picanto mit 3,6 Prozent Mängelquote den ersten Platz bei den Minis. Bei den etwas größeren Kleinwagen gewinnt der Honda Jazz (2,7 %) und die Mercedes A-Klasse bei den Kompaktwagen (2,8 %). Die Top-Platzierung in der Mittelklasse sichert sich der Volvo V40 mit 3,0 Prozent. Bei den SUV liegt der Mercedes GLC vorne (2,3 %) und bei den Vans die B-Klasse (2,0 %). Bühler: „Die Ergebnisse des TÜV-Reports 2023 zeigen, dass verschiedene Hersteller Bestplatzierungen erreichen können. Hohe Qualität und Langlebigkeit sind ein Garant für die Sicherheit der Fahrzeuge und zahlen sich bei den Kunden aus.“
TÜV fordert Zugang zu mehr Fahrzeugdaten
Aus Sicht des TÜV-Verbands ist in Zeiten von Digitalisierung, Elektromobilität und Klimakrise die weitere Modernisierung der Hauptuntersuchung dringend notwendig. „Neben den bestehenden Vorgaben sollten zusätzliche Punkte für die Sicherheitsprüfung von Elektrofahrzeugen in den Mängelkatalog aufgenommen werden“, sagt Bühler. Für die Batterie sei derzeit nur eine Sichtprüfung vorgesehen. „Die Prüforganisationen brauchen einen Zugang zu den Fahrzeugdaten, um den Zustand der Batterie bewerten zu können.“ Darüber hinaus sollten die Sachverständigen das gesamte Hochvolt-System der E-Autos genauer unter die Lupe nehmen und damit den Schutz vor elektrischen Schlägen und Überspannungen überprüfen können.
„Autos sind heute Smartphones auf Rädern. Das muss bei der HU noch stärker berücksichtigt werden“, betont Bühler. „Der Zugang zu den Originaldaten und zur Software der Fahrzeuge ist für die Sachverständigen elementar, um auch in Zukunft sicherheits- und umweltrelevante Systeme prüfen zu können.“ Das gelte unter anderem für die Funktionen von Assistenzsystemen wie Notbremsassistent oder Spurhaltewarner oder der Abgasanlage.
Darüber hinaus müssten die Prüforganisationen die Cybersicherheit der Fahrzeuge kontrollieren können. Zudem fordert der TÜV-Verband die Einrichtung eines digitalen Fahrzeugregisters. „Ein digitales Fahrzeugregister ermöglicht eine Dokumentation der Fahrzeug-Historie, in der unter anderem Halterwechsel sowie sicherheits- und umweltrelevante Änderungen festgehalten sind“, so Bühler. Zu den Änderungen gehörten auch Software-Updates, die Einfluss auf die Fahr- und Umwelteigenschaften eines Autos haben.
Eric meint
Hauptgrund für die Forderungen für E- Autos sind dann höhere Tüv-Gebühren. E-Autofahrer lassen ihren PKW regelmäßig warten, da kostengünstiger.Assistenzsysteme haben auch andere Autos.
Freddy K meint
Viele warten auf ihr neues Fahrzeug und stecken ins alte nix mehr rein. Ist aber falsches sparen. Und wie man merkt sind E-Autos auch nur Autos. Keine Wartung oder Service bezieht sich eher auf Motor.
Der Rest unterliegt genau den gleichen Bedingungen wie Verbrenner. Von daher sind Aussagen wie „Braucht keinen Service oder Wartung“ mit hoher Vorsicht zu genießen…
„Scheckheftgepflegte“ Fahrzeuge werden immer einen Vorteil bei Wiederverkauf etc haben. Auch bei BEV…
E-Tom meint
Für die Sicherheit ist der bzw. die Besitzer:in verantwortlich. Die HU-Prüfer:innen kontrollieren das nur in Zeitabständen. Wer sich ein sicheres Auto nicht leisten kann, sollte andere Verkehrsmittel nutzen und nicht andere Verkehrsteilnehmer:innen gefährden. Das ist unabhängig von der Antriebsart.
Stone meint
Zoe ist ein französischer Mädchenname. Das Auto ist also: die Zoe. Genau wie einst die Isetta oder die Lambretta. Klugscheisserei: AUS 😜
Senna meint
Renault nennt das Auto allerdings selbst „Der Renault ZOE“.
Just saying 🤷♀️.
Kona64 meint
So ein Quatsch. Bremse aktiv betätigen. Offensichtlich nicht verstanden, dass der Wagen immer rekuperiert und die Bremsen erst auf dem letzten Meter greifen. Da muß man vorher schon auf N stellen damit nicht rekuperiert wird. Ich nutze das z.B. bei Autobahnabfahrten. Aus zügiger Fahrt in NStellung runterbremsen. Dann sammelt sich auch kein Rost an.
FahrradSchieber meint
Sobald man stärker verzögern möchte als es die Rekuperation erlauben würde, wird mit der Reibungsbremse ergänzt. Unabhängig davon, ob „N“ oder „D“ oder sonstwas.
Von daher passt „Bremse aktiv betätigen“ schon, besser noch ergänzt um ein „stark“.
Und es ist tatsächlich möglich, Kommentare zu verfassen, ohne andere Aussagen als „Quatsch“ zu titulieren oder jemandem zu unterstellen, etwas „nicht verstanden“ zu haben.
EVrules meint
Kann mich nur anschließen, die Aussage die Bremse bewusst zu nutzen ist vollkommen korrekt und die Überheblichkeit einiger Kommentatoren ist absolut deplatziert.
edwhar meint
@EVrules & @FahrradSchieber
Danke, ganz meine Meinung. Viele Kommentare sind einfach nur beleidigend. Warum eigentlich? Fühlt man sich besser wenn man die Anderen beleidigt?
Hinzu kommt, dass die Kommentare oft inhaltlich, sachlich und fachlich nicht stimmen.
Peter Wulf meint
Ich habe öfter das Gefühl das viele Kommentare von Personen geschrieben werden ,die noch nie ein reines Elektroauto gefahren sind oder besitzen. Die Hybrid oder pluginhybrid sind Verbrenner die in beiden Antriebsarten nicht vollkommen sind. Die TÜV Prüfer sind selbst in Berlin noch nicht alle auf dem aktuellen technischen Wissensstand bei der Prüfung von reinen E Autos.
Meines Erachtens unterscheidet der allgemeine TÜV Bericht über Mängel nicht zw. Reinen BEV und Kombinationen mit verbrennern.
Hochpreisige Premiumfahrzeuge wie Porsche etc. sind öfter in Inspektionen weil die Kosten steuerlich abgesetzt werden können. Der normale Autofahrer kann sich oft die hohen Unterhalts/ wartungskosten nach der Garantie von üblich 2 Jahren nicht leisten.