Der Fisker Karma ist eines der schönsten und aufregendsten Fahrzeuge der Automobilgeschichte – leider ist er auch akut vom Aussterben bedroht. Denn den gehäuften Hiobsbotschaften der letzten Zeit nach zu urteilen, stehen die Chancen für ein Fortbestehen von Fisker Automotive nicht gut; das Unternehmen steht praktisch seit Wochen kurz vor der Insolvenz.
Händler lehnen bereits Service ab
Gerade einmal 10 Monate lang wurde die elektrisch angetriebene Premiumlimousine mit integriertem Range Extender produziert, etwa 2000 Einheiten des Karma entstanden in diesem Zeitraum. Wäre das Unternehmen gesund, wären dies ideale Zutaten für eine rasche Preissteigerung und hohe Wertbeständigkeit. Aufgrund der aktuellen Lage werden aber bereits 20 Prozent und mehr Rabatt auf den Karma in den USA gegeben. Zudem verweigern ersten Berichten zu folge bereits Fisker-Händler die Annahme des Karmas zum Service. Noch vor wenigen Monaten hatten sie dieses Modell verkauft, nun aber haben sie bereits alle Geschäftsverbindungen zu Fisker Automotive gekappt.
Betriebsfestigkeit auf Dauer fraglich
Wie also sieht die Zukunft für Kaufinteressenten und stolze, aber besorgte Besitzer eines Fisker Karma aus? Haben sie 100.000 Dollar (76.000 Euro) für ein technisch anspruchsvolles Auto mit Qualitätsproblemen ausgegeben, dessen Betriebsfestigkeit aufgrund mangelnder Wartungsmöglichkeiten nun mit jedem Tag weiter sinkt?
Wenn nicht doch noch ein Investor oder Käufer für Fisker auftaucht, sieht es für Inhaber eines Karma momentan leider sehr schlecht aus. Eventuell findet der eine oder andere eine Werkstatt seines Vertrauens, die über das notwendige Know-how oder den Mut zum Improvisieren verfügt, mittel- bis langfristig wird dies jedoch aufgrund der wohl nicht allzu lange verfügbaren Ersatzteile mehr und mehr zum Glücksspiel werden.
V8-Benziner als Alternative?
Eine alternative – wenn auch so gar nicht der ursprünglichen Idee für den Karma entsprechende – Möglichkeit gibt es allerdings noch: das Verpflanzen eines V8-Motors in den Karma. Diese Idee hatte bereits vor dem Bekanntwerden der Probleme von Fisker die Automanufaktur VL Automotive, die im letzten Jahr ein Concept Car auf Basis des Karma mit dem Namen Destino vorstellte. VL Automotive plant nach wie vor den Destino in einer Kleinserie zu produzieren und ist daher am Erwerb der noch verfügbaren Karma-Neuwagen interessiert, um diese umbauen und unter neuer Marke verkaufen zu können. Schon rund 100 Bestellungen, vornehmlich aus dem Mittleren Osten stammend, sollen für den 185.000 Dollar (141.000 Euro) aufwärts kostenden Destino vorliegen.
Aufgrund der hohen Nachfrage soll das Unternehmen nun außerdem erwägen, auch sich bereits in Benutzung befindliche Fahrzeuge umzurüsten – „hunderte“ Anfragen von Besitzern eines Fisker Karmas seien laut VL Automotive diesbezüglich bereits eingegangen. Über die Zukunft von VL Automotive müssten sich potentielle Käufer des Destino dann wahrscheinlich auch weniger Sorgen machen als über die von Fisker Automotive: Hinter dem Unternehmen steht nämlich u.a. Bob Lutz, ehemaliger Vizepräsident von General Motors und weithin anerkannter Veteran der Automobilbranche.
Fans und Inhaber müssen sich nun entscheiden: Trauer um das mögliche Verschwinden eines der vielversprechendsten elektrisch betriebenen Automobile oder Freude über dessen unverhoffte Wiedergeburt in Form einer PS-starken Limousine mit exklusiver Optik?