Radikal anders: Citroën bringt im Herbst den auffällig designten und ungewöhnlich ausgestatteten C4 Cactus auf den Markt. Das ungewöhnliche Crossover-Modell, das auch auf der letztjährigen IAA in Frankfurt zu bestaunen war, ist der Beginn einer grundlegenden Neuausrichtung der Marke und soll die Verkäufe ankurbeln – dank aggressiver Preispolitik.
Das Crossover-Modell im Kompaktformat, das in Paris vor mehr als 4000 Händlern und gut 1000 Journalisten vorgestellt wurde, bricht mit zahlreichen Design-Traditionen der Franzosen und soll für Citroën ein neues Zeitalter einleiten. Die Kernbotschaft des neuen Modells lautet: Verzicht auf alles Überflüssige und einfachste Bedienbarkeit. Markenchef Frédéric Banzet betonte, wie wichtig der C4 Cactus für Citroën ist:
„Mit dem Cactus beginnt für Citroën ein neues Kapitel unserer Geschichte. Der Cactus bedeutet eine neue Positionierung unserer Marke. Denn wir haben in den vergangenen Jahren immer deutlicher gespürt, dass unser Kernportfolio eine Evolution benötigt.“
Die DS-Linie stehe weiterhin für französischen Luxus, während die neue Kernlinie von Citroën, die intern nicht mehr C-Linie genannt wird, für die Beschränkung auf das Wesentliche am Auto steht. „Unsere Welt verändert sich immer schneller und der Cactus ist unsere Antwort darauf“, so Banzet.
Bedient wird der Cactus per 7-Zoll-Monitor statt diverser einzelner Analoginstrumente. Darüber lassen sich – ähnlich wie beim Tesla Model S – fast alle Funktionen des Fahrzeugs steuern. Dafür hat das Armaturenbrett ungewöhnlich wenige Schalter. Trotz des Verzichts auf einige Komfortfunktionen hat Citroën wichtige Ausstattungsmerkmale wie Klimaanlage und moderne Konnektivität nicht gestrichen.
Auffällige Farbtupfer
An der Karosserie fallen beim Cactus vor allem die Airbumps auf: farblich abgehobene Stoßfängerflächen an den Türseiten und am Heck. Sie sind in vier verschiedenen Farben und abgestimmt auf andere Grafikelemente bestellbar.
Wer Überflüssiges über Bord werfe, der könne die Betriebskosten senken, rechnete Banzet vor. Die optimierte Plattform und die effizienten Motoren der neuesten Generation ergeben demnach 200 kg weniger Gewicht als das des aktuellen C4. Trotz eher kleinerer Motoren komme deshalb das Fahrvergnügen nicht zu kurz. Für den Antrieb stehen zunächst je zwei Diesel- und zwei Benzinmotoren mit 60 kW / 82 PS bis 81 kW / 110 PS zur Verfügung. Der schnellste C4 Cactus soll nach Werksangaben 190 km/h erreichen, der sparsamste soll nur 3,2 Liter Diesel verbrauchen.
Kommt der Hybrid-Air-Antrieb?
Spannend bleibt die Frage, ob der Cactus wie bereits mehrfach auf Automessen präsentiert auch mit der innovativen Hybrid-Air-Technologie erhältlich sein wird. Zuletzt hatte Citroën angekündigt, dass spätestens im Jahr 2016 Autos mit dieser neuartigen Hybridtechnik auf den Markt kommen und damit noch sparsamer werden könnten: Mit Druckluft statt Akkupower soll die neue Technik in der Stadt etwa 45 Prozent Kraftstoff einsparen können und könnte so den Cactus zum Zwei-Liter-Auto machen.
Ungewöhnliche Lösungen im Innenraum
Zu den ungewöhnlichen Lösungen im Innenraum zählen besonders breite Vordersitze, die in Automatik-Versionen gar zu einer durchgehenden Sitzbank verschmelzen. Außerdem hat der C4 Cactus ein riesiges Handschuhfach im Stil eines Reisekoffers. Der Beifahrerairbag ist dafür erstmals im Dach montiert und klappt bei einem Unfall herunter.
Zu den Preisen des Cactus macht Citroën leider noch keine Angaben. Bekannt ist nur, dass das neue Modell deutlich unterhalb des normalen C4 angesiedelt werden soll, der weiter im Programm bleibt und aktuell mindestens 16.670 Euro kostet.
Erstmals testet Citroën beim Cactus auch ein neues Bezahlsystem: Der Kaufpreis soll über einen speziellen Leasingvertrag je nach tatsächlich gefahrenen Kilometern stark unterschiedlich ausfallen. Experten sprechen von einer „Pay as you drive“-Lösung. Ob dieses Konzept auch in Deutschland angeboten wird, stehe aber noch nicht fest, sagte Deutschlandchef Holger Böhme der Automobilwoche.