Die Zahl der Elektroautos ist zwar noch niedrig, aber wächst stetig. Viele Interessenten schreckt aber noch der hohe Preis für einen Stromer – für die knapp 35.000 Euro, die die Basisversion eines BMW i3 kostet, bekommt man einen gut ausgestatteten Mittelklassewagen. Also warum nicht auf dem Gebrauchtwagenmarkt zugreifen? Dort lassen sich mitunter einige Tausend Euro sparen, zudem verkaufen sich gebrauchte Elektroautos noch etwas schleppend, was die Chancen auf den Traumwagen aus zweiter Hand durchaus erhöht.
E-Autos stehen länger
Statistiken des Neu- und Gebrauchtwagen-Portals Mobile.de zeigen, dass gebrauchte Elektroautos mitunter lange im Angebot sind, bis sie den Besitzer wechseln: „Die Standtage der reinen Elektrofahrzeuge wie beispielsweise des Mitsubishi I-MiEV und des Renault Twizy liegen über dem Niveau des Gesamtmarkts aller Gebrauchtfahrzeuge“, sagen die Mobile.de-Experten nach Auswertung ihrer Angebote – und wagen mit Blick auf aktuelle Tendenzen die Prognose, dass „die Standtage der Elektrofahrzeuge weiter ansteigen werden, was auf eine vergleichsweise geringe Nachfrage schließen lässt. Nur überzeugende Konzepte zu einem vernünftigen Preis haben eine Chance auf dem Markt.“
So etwa der Toyota Prius, momentan der begehrteste (Teilzeit-) Stromer auf dem Markt: „Der Toyota Prius ist als Plug-in-Version stark nachgefragt. Mit unter 50 Standtagen liegt er klar unterhalb des Niveaus des Gesamtmarkts aller Gebrauchtfahrzeuge“, heißt es bei Mobile.de. Beim Opel Ampera hingegen hat sich die Zahl der durchschnittlichen Standtage vom Sommer 2012 bis Januar 2014 um das Dreifache von zwei auf knapp sechs Monate erhöht. Und das, obwohl der durchschnittliche Verkaufspreis stark gesunken ist: von 48.344 Euro im Juni 2012 auf nur noch 32.895 Euro Anfang 2014. Der Nissan LEAF hingegen wird als Gebrauchtwagen offenbar immer attraktiver: Seine Standtage schrumpften von mehr als 100 Anfang 2013 auf weniger als 80 nur ein Jahr später.
smart stark nachgefragt, Kangoo & Twizy weniger
Renaults kompakter City-Transporter Kangoo Z.E. ist das Schlusslicht in der Statistik: Satte 261 Standtage verzeichnet die Mobile.de-Statistik für Januar 2014. Auch der kleiner City-Stromer Twizy ist kein Gebraucht-Verkaufsschlager. Im Durchschnitt vergehen 167 Tage, bis der Kleinststromer wieder auf die Straße darf. Dabei haben sich die Preise des Elektro-Zwergs um knapp ein Sechstel verringert: Sie sanken innerhalb der vergangenen 20 Monate von durchschnittlich 9126 Euro auf 7783 Euro. Als preisstabil erweist sich der smart fortwo electric drive, eines der beliebtesten Elektroautos in Deutschland: Er findet nach etwa 70 Tagen einen neuen Besitzer und kostet dann immer noch durchschnittlich 20.000 Euro.
Der Durchschnittspreis aller auf Mobile.de angebotenen Elektroautos hingegen hat sich deutlich verringert: von mehr als 28.000 Euro im Sommer 2012 auf knapp 22.000 Euro Ende 2013. Elektroautos kommen damit immer mehr in einen Bereich, in dem sie als Gebrauchtwagen attraktiv werden, zumal sie im Vergleich zu Benziner und Diesel weniger wartungsintensiv sind und damit geringe Folgekosten auf die Käufer zukommen. Doch eine Sorge bleibt.
Batterie als Unsicherheitsfaktor
Denn der größte Unsicherheitsfaktor beim gebrauchten Elektroauto ist die Batterie. Für die Lebensdauer von Lithium-Ionen-Akkus in Plug-in Hybriden oder reinen Batterie-Autos fehlen noch über viele Jahre hinweg gesammelte Erfahrungswerte. Bei jungen Gebrauchten fällt das kaum ins Gewicht. BMW etwa gibt auf den Akku des i3 eine Garantie von acht Jahren bzw. 100.000 Kilometern. Renault verspricht Besitzern des ZOE bei weniger als 75 Prozent der ursprünglichen Kapazität einen kostenlosen Batteriewechsel, womit allein der Hersteller das Lebensdauer-Risiko trägt.
Doch wenn die Garantiefristen abgelaufen sind, müssen Besitzer von Elektroautos sehr wahrscheinlich mit abnehmender Batteriekapazität und damit deutlich geringerer Reichweite rechnen. Mitunter ist ein kostspieliger Austausch des Akkus unumgänglich.
Allerdings: Auch bei älteren Benzinern und Dieseln fährt stets das Risiko mit, dass Motor, Getriebe oder Auspuffanlage – Teile, die bei Stromern erst gar nicht vorhanden sind – irgendwann ihren Geist aufgeben. Und auch das kann hohe Kosten bis hin zum Totalausfall nach sich ziehen.
E-Mike meint
Leider gibt es aktuell viel zu wenig Händler die sich mit E-Autos beschäftigen. Und noch viel weniger die gebrauchte Elektroautos im Angebot haben. Die meisten schreckt die neue Technik ab. Schade eigentlich, denn der Markt für Elektroautos (besonders für Gebrauchte) wächst langsam aber stetig und könnte noch viel schneller wachsen, wenn es mehr Händler geben würde.