Europas Autobauer sperren sich mit aller Kraft gegen die Einführung des neuen Verbrauchstests WLTP – Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedures, der den NEFZ – Neuen Europäischen Fahrzyklus ersetzen soll. Den WLTP gibt es u.a. in den USA in ähnlicher Form schon seit vielen Jahren. Seine Werte für den Benzin- oder Dieselverbrauch neuer Autos sind sehr viel alltagsnäher als beim NEFZ, der den Ruf eines geschönten Augenwischereisystems hat.
Der umstrittene NEFZ, der seit den 1970er Jahren gilt, beruht auf nur mit viel Trickserei wie abgeklebten Spalten, abgeklemmten Batterien, speziellen Ölen und Reifen sowie optimalen Temperaturen erreichten Messwerten, die bei täglichen Strecken kaum zu erreichen sind. Im Schnitt liegen die tatsächlichen Verbrauchswerte um ein Viertel höher. AutoBild kam bei einer kürzlich durchgeführten Untersuchung gar zu dem Ergebnis, dass die tatsächlichen Verbrauchswerte von Neuwagen teilweise um mehr als 30 Prozent höher liegen als von den Herstellern angegeben.
Trotz der bekannten Schwächen und halbseidenen Tricks ist die NEFZ-Methode legal – aber nicht mehr lange. Die EU will das neue und ehrlichere Testverfahren WLTP ab 2017 auch in Europa zum Standard machen. Aber wie schon bei der Einführung neuer CO2-Grenzwerte legt sich auch jetzt die Autolobby quer. Der Dachverband der europäischen Automobilindustrie ACEA will den Start von WLTP mindestens auf das Jahr 2021 verschieben, schreibt die Britische Financial Times. Der ACEA fürchtet wie auch der deutsche Verband der Automobilindustrie VDA, dass mit dem WLTP die strengeren CO2-Vorgaben der EU, die ab 2021 eingeführt werden, nie und nimmer erreichbar seien.
VDA-Präsident Matthias Wissmann habe sich in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel zwar grundsätzlich einverstanden erklärt, jedoch „haben wir Anlass zur konkreten Sorge, dass die CO2-Ziele über diese Umstellung abermals verschärft werden“, zitiert Spiegel Online aus dem Schreiben.
Der Financial Times zufolge müssten die europäischen Autobauer knapp zehn Milliarden Euro zusätzlich zu ihren jetzigen Anstrengungen investieren, um die CO2-Grenzwerte nach dem ehrlicheren System WLTP erfüllen zu können.
Villeneuve meint
Wieder ein Beleg für Greenwashing in der Autoindustrie – und für Innovationsverweigerung.
ecomento.de meint
Der Großteil der Autofahrer und -käufer nimmt die Normwerte eh nicht ernst und lacht seit Jahren darüber…
VG
ecomento.de
Tesla Fan meint
Na ja, die übliche Lobby-Arbeit, um nichts tun zu müssen…
ecomento.de meint
Dabei würden nicht wenige Verbraucher sicher sehr positiv auf den Hersteller reagieren, der als erster einen „Realverbrauch“ angibt. BMW macht das übrigens bereits mit dem BMW i3, allerdings nur bei den Reichweitenangaben…
VG
ecomento.de