Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosh hat möglicherweise versehentlich für die verfrühte Bekanntmachung eines neuen, richtungweisenden Elektroautos gesorgt: Im Anschluss an ein Interview mit dem Tokyo Business News Channel soll Nissan auf Rückfrage des Daily Kanban bestätigt haben, dass man „sehr bald das Thema Reichweite vom Tisch nehmen“ werde. Ein Mitschnitt des Gesprächs ist jedoch nicht verfügbar.
Die durchgesickerte neue innovative Technologie soll über eine hohe Leistungsdichte verfügen und – je nach Größe des Batteriepakets – ohne Probleme Reichweiten vergleichbar mit denen von Branchenführer Tesla Motors ermöglichen können. Für den Serieneinsatz seien vorerst aber nur kleinere Batteriepakete vorgesehen, die Elektroautos mithilfe erschwinglicher Preise und akzeptabler Reichweiten endlich für den Massenmarkt interessant machen sollen.
Während Renault-Nissan sich bisher recht bedeckt bezüglich seiner Pläne für zukünftige Elektroauto-Modelle hielt, lässt der Bericht des Daily Kanban auf eine fast serienfertige Batterie mit über 400 Kilometer Reichweite und kostengünstiger Produktion schließen. Ob die neue Technologie exklusiv Nissans Elektroauto LEAF vorbehalten sein soll, oder aber auch Modelle von Partner Renault damit ausgestattet werden, sei noch unklar.
Laut Unternehmenskontakten des Daily Kanban sei man bei Renault-Nissan nun etwas besorgt, dass die verfrühte Ankündigung der höheren Reichweiten aktuelle Stromer zu Ladenhütern degradieren könnte. Da aber der Chef persönlich die Katze aus dem Sack gelassen hat, würde man die News nicht öffentlich abstreiten.
Konkret verplappert haben soll sich Carlos Ghosn bei einem spätabendlichen Sendetermin im Tokyo Business Channel, als der Moderator ihn bezüglich der Zukunftspläne Nissans ausgequetschte. Die Unterhaltung soll in etwa folgendermaßen abgelaufen sein:
Moderator: Arbeitet Nissan an neuen Batterien?
Ghosn: Ja.
Moderator: Können Sie uns mehr dazu verraten?
Ghosn: Nein.
Moderator: Wird sich die Reichweite verdoppeln?
Ghosn: Ja.
Moderator: Bedeutet das mehr als 400 Kilometer?
Ghosn: Ja.
Da Ghosn sehr einsilbig blieb und zudem in einem fremden Land sprach, könnten seine Antworten auch falsch verstanden oder fehlinterpretiert worden sein. Aufgrund des Umfelds der Sendung sowie der behandelten Themen soll aber alles auf eine kurz vor der Fertigstellung stehende neue Batterie hinweisen, die selbst das leistungsstarke Batteriepaket des Tesla Model S alt aussehen lassen könnte.
Für das weltweit meistverkaufte Elektroauto Nissan LEAF wird ohnehin seit geraumer Zeit eine deutlich höhere Leistung vorausgesagt – bislang kommt man damit knapp 200 km weit. Aufgrund dem in Japan ähnlich wie hierzulande recht optimistisch ausgelegten offiziellen Normtestzyklus für den Pkw-Verbrauch, könnte es allerdings auch auf etwas unter 400 Kilometer hinauslaufen. Zudem ist noch unklar, ob die zusätzliche Reichweite nur gegen Aufpreis oder serienmäßig ab Werk angeboten werden soll. Auch zu dem genauen Zeitpunkt der Markteinführung gibt es derzeit noch keine stichhaltigen Informationen.
Im Anschluss an Carlos Ghosn Äußerungen erkundigte sich der Daily Kanban bei Nissan-Sprecher Jeff Kuhlman bezüglich der offiziellen Position des Unternehmens. Dieser widersprach seinem Chef demnach nicht, gab aber auch keine weiteren Informationen zu möglichen technischen Eckdaten preis. Kuhlmans Stellungnahme bestätigte jedoch, dass das Unternehmen intensiv an größeren Reichweiten für seine Elektroautos arbeitet:
„Wir setzen unsere Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen fort, da wir glauben, dass wir mehr aus der elektrischen Batterie herausholen können und sehr bald das Thema Reichweite vom Tisch nehmen werden. Sprich: Autos mit einer Reichweite vergleichbar mit der von aktuellen Benzinfahrzeugen.“
Stefan meint
Spekulation – Spekulation! Warten wir noch ein bißchen, vielleicht kommt ja 2018 eine noch viel bessere Batterie. Deswegen haben wir auch alle noch den alten Nokia 1510 „Knochen“ im Einsatz, oder?
Alle arbeiten an besseren Batterien, haben tolle Muster im Labor und werden sie so bald als möglich in Serie heraus bringen.
Ich habe derzeit 120-160 km elektrische Reichweite, was über 90% meiner Fahrten abdeckt. In 3 Jahren läuft mein Leasingvertrag für den Akku aus. Entweder er wird durch einen mit mehr Kapazität gegen Aufpreis ersetzt (der alte Akku kann in den Keller), oder der Vertrag wird seeehr günstig verlängert. Was anderes können sich die Autohersteller gar nicht erlauben, nicht einmal Renault. Aber mit so einem Versprecher kommt man gut ins Gerede – vielleicht löst Renault erstmal seine R-Link-Probleme!
Joachim meint
Also jetzt ist die Katze ja mal aus dem Sack gelassen worden! Bekannt war das schon länger aber die wichtigste Frage ist sind die neuen Batterien nachrüstbar? Können sie günstig mit den alten getauscht werden oder werden die alten Fahrzeuge damit tatsächlich zu Ladenhütern? Das ist jetzt die Frage an Hrn. Carlos Werden die Erstkunden wieder einmal verarscht oder bietet man ihnen eine erschwingliche Upgrade-Variante zum Akkutausch an? Wäre ja ein echter Kaufanreiz!
Tesla-Fan meint
Oh, das wäre toll, wenn da kurzfristig was zu den Händlern käme!
Das würde eine sehr erfreuliche neue Runde in Richtung „wirklich vollwertiges Erst-Auto“ bei den derzeitigen 100-km-Auto einläuten.
Interessant/Lustig finde ich die Aussage „…dass die verfrühte Ankündigung der höheren Reichweiten aktuelle Stromer zu Ladenhütern degradieren könnte. …“ – Wieso dass denn?? 100km sind genug, haben die gleichen Leute doch immer gesagt… ;)
Ich wette, egal bei welchem aktuellen Elektroauto, wenn man den Kunden 3 Akku-Größen zur Auswahl stellen würde, 70-80% die Größte nehmen würden, egal ob sie sie je bräuchten.
Siehe Tesla, wo der 40kWh Akku gar nicht mehr angeboten wird.
Redaktion meint
Hoffentlich stimmt dann auch das Design…! Wobei ein Zoe mit 350+ km Reichweite und anständigem Preis sicher schon jetzt für ziemlich Absatz sorgen würde.
Wie sehr sich wohl das Kaufverhalten bei Tesla auf kleinere Fahrzeuge abbilden lässt? Kaufen bei Tesla schlicht nur Menschen, denen der Aufpreis egal ist, oder wird hier auch richtig „investiert“…?
Verschiedene Batterieoptionen bei kompakteren Fahrzeugen wird sicher ein interessantes Thema – außer, Renault-Nissan legt wirklich 400 km für die Standardbatterie auf den Tisch ;-)
TL
ecomento.de
Tesla-Fan meint
Die knapp 10000€ bei Tesla zwischen der 65 und der 85 kWh Version werden beim Leaf maximal eine 3500…4999€ Option zwischen 24 und 45 kWh sein.
Und da kommt man bei 20000€ Grundpreis vom Fahrzeug schon in die Versuchung, den größeren Akku anstelle Top-HiFi anzukreuzeln… ;)