Eine Namensänderung besiegelt die Partnerschaft des Energieversorgers Wemag mit dem deutschen Elektroautopionier Karabag: Nachdem der Ökostrom- und Gasversorger Wemag AG im Mai 2014 einen Anteil von 70 Prozent an der Karabag Elektroauto GmbH übernommen hat, werden die Kompetenzen im Bereich Speicher und Elektromobilität weiter gebündelt. Photovoltaikanlagen, Stromspeicher für Ein- und Mehrfamilienhäuser, elektrische Kleinwagen und Transporter – ReeVOLT! ist bekannt als Markendach für integrierte Speicherlösungen und Elektromobilität und agiert künftig als eigenständiges Unternehmen.
Die Mitarbeiter des Karabag-Standortes Hamburg-Lokstedt, die mit der Entwicklung und dem Bau von Elektrofahrzeugen beschäftigt sind, wurden bereits bis Ende des Jahres 2014 in den Standort der ReeVOLT GmbH in Schwerin integriert. „Mit der Bündelung der beiden ReeVOLT!-Geschäftsfelder in einem Unternehmen wächst jetzt auch wirtschaftlich das zusammen, was zusammen gehört“, so Raymond See, der die Marke ReeVOLT! für die Wemag erfolgreich auf- und ausgebaut hat. „Der Vertrieb und die Weiterentwicklung unserer Produkte laufen auf Hochtouren. Durch die Beteiligung der Wemag bei Karabag im letzten Jahr ist die Elektroautoentwicklung und -produktion einen Riesenschritt weitergekommen. Von einem Mittelständler wäre diese Entwicklung kaum zu schultern gewesen.“ Raymond See wird als Geschäftsführer der ReeVOLT GmbH zusammen mit dem Elektroautopionier Sirri Karabag weiterhin die Geschicke des Unternehmens leiten.
Beide Geschäftsführer verbindet eine langjährige Zusammenarbeit. Bereits 2011 begannen See als Verkaufsleiter der Wemag und Karabag mit dem gemeinsamen Vertrieb von zunächst 40 Elektroautos. Seit rund zwei Jahren besteht eine Entwicklungs- und Vertriebspartnerschaft unter dem Dach der Wemag-Marke ReeVOLT!, die ebenfalls von Raymond See geführt wird. Im Mai folgte nach Abschluss der kartellrechtlichen Prüfung die teilweise Übernahme der Karabag Elektroauto GmbH durch die Wemag AG.
„Die Wemag hat sich europaweit als Ökostromanbieter und Kompetenzzentrum für innovative Speichertechnologien etabliert. Bereits Mitte 2014 haben wir in Schwerin den größten kommerziellen Stromspeicher Europas eingeweiht. Auf der anderen Seite bietet unsere Unternehmenstochter ReeVOLT! seit rund zwei Jahren leistungsfähige und günstige auf Basis recycelter Fahrradakkus basierende Stromspeicher etwa für Einfamilienhäuser“, erklärt Caspar Baumgart, kaufmännischer Vorstand der Wemag AG. „Elektroautos besitzen ebenfalls ein großes Potenzial, verschiedene Herausforderungen der Energiewende zu begegnen, und stellen als mobile Speicher in der ReeVOLT!-Strategie einen wichtigen Eckpfeiler dar. Eine Vermarktung beider Produktzweige wird auch deshalb künftig unter einem Namen und durch ein Unternehmen stattfinden.“
Elektroautos als Speicher für Hausstrom
Erst im Jahr 2013 hatte die Wemag einen selbst entwickelten Stromspeicher für den Hausgebrauch vorgestellt und mit dem Bau von Europas größtem kommerziellem Batteriepark begonnen. Gemeinsam wollen Karabag und Wemag nun die Integration der Elektroauto-Akkus in die Hausstromversorgung vorantreiben, damit Energie im Interesse der Nachhaltigkeit schnell und unkompliziert gespeichert werden kann. Schließlich lassen sich Wind und Sonne nicht wie ein Kraftwerk herauf- und herunterfahren.
„Es ist ein wenig so wie früher mit den Nachtspeicheröfen. Dort wurde billige Energie ‚geparkt‘, die dann tagsüber in Form von Wärme wieder abgegeben wurde. In einem Elektroauto kann ebenfalls hervorragend Strom ‚geparkt‘ werden, der etwa durch eine Photovoltaikanlage auf dem Hausdach erzeugt wurde. Das ist günstiger, als den Strom ins Netz einzuspeisen, um ihn später zurückzukaufen, und es entlastet auch die Netze. Damit lässt sich eine der wichtigsten Herausforderungen der Energiewende meistern. In Verbindung mit einem Stromspeicher im Haus funktioniert dieses Prinzip bereits heute und wird von uns unter dem Namen ReeVOLT! als Gesamtpaket vermarktet“, verrät Raymond See.
Und diese Entwicklung läuft laut Sirri Karabag bereits auf Hochtouren: „Zurzeit läuft die technische Abnahme eines Elektrotransporters der Sprinter-Klasse. Für diesen gibt es bereits Kaufoptionen im dreistelligen Bereich. Das E-Mobility-Kit zur Umrüstung von konventionell betriebenen Fahrzeugen wird ebenso konsequent weiterentwickelt wie unser Speichersystem oder der elektrische Kleinwagen auf Fiat-500-Basis. Das ReeVOLT!-Team hat 2014 fleißig seine Hausaufgaben gemacht und viel Zeit in die Händleransprache investiert. Das wird sich 2015 auszahlen“, resümiert Karabag. „Wir sind der erste Energieversorger, der Elektromobilität als strategisches Geschäftsfeld nutzt und nicht nur für PR-Zwecke“, bekräftigt Baumgart die Entscheidung, den Elektroautohersteller zu übernehmen.
Die ReeVOLT GmbH und ihre Elektrofahrzeuge
Die nun in der ReeVOLT GmbH aufgehende Karabag Elektroauto GmbH bot seit 2009 Elektrofahrzeuge an. Dabei handelte es sich zunächst um Fahrzeuge aus Italien, die von Karabag in Zusammenarbeit mit dem TÜV Süd homologiert wurden. Seit 2011 baut Karabag Elektrofahrzeuge auch in eigenen europäischen Produktionsstätten. Karabag konnte namhafte Unternehmen wie Still, Linde, die Actia-Gruppe, Eberspächer, die Itzehoer Versicherungen und den Batteriehersteller Kokam als Partner für seine Pläne gewinnen, in den vergangenen Jahren rund 800 Elektrofahrzeuge verkaufen und gleichzeitig ein deutschlandweit funktionierendes Servicenetz mit rund 300 festen Partnerbetrieben aufbauen. Zu seinen Kunden zählen Unternehmen wir Airbus, Veolia, Starcar, die Stadt Hamburg sowie viele Kommunen und Landkreise in ganz Deutschland.
Zusammen mit dem Unternehmen Vahle entwickelte Karabag außerdem ein berührungsloses Ladesystem mit einer Induktionsschleife und mit dem Automobilzulieferer Eberspächer eine CO2-neutrale konventionelle Fahrzeugheizung mit Bioethanol als Brennstoff.
Die Produktpalette der ReeVOLT GmbH umfasst im Elektroauto-Bereich den Fiorino E, den Doblò E als weiteren etwas größeren Kleintransporter, den Scudo E als Vertreter der sogenannten VITO-Klasse und schließlich den Ducato E in allen Größen und Gewichtsklassen bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 4 Tonnen als Vertreter der Sprinterklasse. Als Kleinwagen bietet ReeVOLT! den New 500 E auf Basis des Fiat 500 sowie den E-Ka auf Basis des Ford Ka an. Der Fiorino E und die Transporter-Range erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 140 km/h. New 500 E und E-Ka fahren bis zu 110 km/h schnell. Darüber hinaus bietet die ReeVOLT GmbH auch Elektroautoumbaukits für Young- und Oldtimer an. Im Zweiradbereich ist ReeVOLT! offizieller Handelspartner des E-Bike Spezialisten Flyer.