Anlässlich der Internationalen Automobilausstellung (IAA) haben der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) eine Analyse der Modellentwicklung der deutschen Autoindustrie vorgelegt. Das Gutachten mit dem Titel „Die Modellentwicklung in der deutschen Autoindustrie: Gewicht contra Effizienz“ weist nach, dass der Trend zur Leistungs- und Gewichtszunahme bei neuen Pkw weitergeht, und deutsche Hersteller zugleich nur wenig Interesse an der Entwicklung wirklich sparsamerer Fahrzeuge haben.
So würden zwar einzelne effiziente Modelle angeboten, dies jedoch mit überzogenen Aufpreisen. Das Versprechen der deutschen Autoindustrie, alles zu tun, damit Fahrzeuge insgesamt effizienter und sparsamer werden, werde in der Realität verfehlt, kritisierten Experten von BUND und VCD.
„Auch wenn bei Automessen anderes behauptet wird, die deutschen Hersteller setzen nach wie vor auf leistungsstarke Premiumfahrzeuge mit hohem Verbrauch, oft ergänzt um teure Extras, die hohe Gewinnmargen bringen“, sagte der BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Beim Einsatz spritsparender Effizienztechnologien hielten sich die deutschen Autofirmen hingegen auffallend zurück. Dies sei eine Strategie, gegenüber der ein politischer Veränderungsdruck fehle.
„Deutsche Autos könnten wesentlich sparsamer sein“
„Tatsache ist: Deutsche Autos könnten wesentlich sparsamer sein. Im Interesse der Kunden und im Interesse des Klimaschutzes wäre viel mehr nötig und auch machbar. Die Autofirmen bei uns sind zwar Meister darin zu zeigen, was an technischen Raffinessen alles möglich ist. Wenn es aber darum geht, neue und innovative Fahrzeugkonzepte auf die Straße zu bringen, sind dieselben Firmen nicht einmal Durchschnitt“, so Hilgenberg.
Die offiziellen Zulassungszahlen von Elektro- und Hybridautos seien ein Beleg für das Desinteresse der großen deutschen Autofirmen an mehr Klimaschutz. Während BMW und Volkswagen einzelne Hybridautos mangels Nachfrage wieder vom Markt nehmen würden, verkaufe Toyota in Deutschland inzwischen jeden zweiten Auris und jeden dritten Yaris als Hybrid-Modell.
Dass Fahrzeuge deutscher Hersteller mit neuester Spritspartechnik nur selten auf der Straße zu sehen seien, liegt nach Ansicht des Trierer Professors Dr. Eckard Helmers vor allem an einer für die Verbraucher nicht nachvollziehbaren Preisgestaltung. „Die verlangten Aufpreise für Spritspartechniken sind zu hoch und oft unbegründet, was potentielle Käufer abschreckt. Ein Aufpreis muss sich in überschaubarer Zeit durch einen entsprechend niedrigen Verbrauch rechnen“, sagte Helmers.
Toyota zeigt, wie es funktionieren kann
Die japanischen Autohersteller hätten bereits vor Jahren erste Schritte hin zu einer umweltfreundlicheren Mobilität gemacht und lägen deshalb bei den CO2-Emissionen inzwischen deutlich niedriger als die deutschen, so Helmers. Beispielsweise habe Toyota schon Ende der 1990er Jahre mit dem Modell Prius gezeigt, dass elektrische Hybrid-Antriebe sparsamer und emissionsärmer seien als herkömmliche Motorisierungen.
Helmers: „Bei den Autos der deutschen Hersteller sind enorme Effizienzreserven vorhanden. Es bedarf jedoch entsprechender Weichenstellungen durch Politik und Wirtschaft, um die Reserven zur Verringerung von Klimagasen auch tatsächlich zu mobilisieren.“
In der Vergangenheit seien entsprechende Chancen vertan worden. „Als die Japaner vormachten, was an Ressourcen- und Klimaschutz möglich ist, hat die europäische Politik die ‚Verdieselung‘ der Autoflotte gefördert – statt auf wirklich innovative und saubere Technologien zu setzen. Die aktuellen Probleme bezüglich der schlechten Luftqualität in europäischen Städten sind folglich hausgemacht, denn eine Hauptquelle der Stickstoffoxide sind Dieselfahrzeuge“, sagte Helmers.
Damit der Klimaschutz im Automobilsektor nicht auf der Strecke bleibe, fordern der BUND und der VCD von der Politik ein Umsteuern. Auf EU-Ebene müsse die CO2-Gesetzgebung mit einem verbindlichen Grenzwert für 2025 ambitioniert weiterentwickelt werden. Dringend nötig sei auch die Einführung realistischer Verbrauchstests. Auf nationaler Ebene seien effektive steuerliche Anreize für emissionsarme Fahrzeuge und die Abschaffung der steuerlichen Besserstellung des Dieselkraftstoffs erforderlich.
„Das muss ein Ende haben“
Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik beim VCD: „Die Bundesregierung hat sich lange genug vor den Karren der Automobilwirtschaft spannen lassen. Egal ob bei der Abschwächung der CO2-Grenzwerte oder der Beibehaltung unrealistischer Methoden zur Verbrauchsermittlung – immer wieder unterstützt sie vor allem die Premiumhersteller. Das muss ein Ende haben.“
Bis Ende dieses Jahres müssen alle Hersteller die EU-Vorgabe eines durchschnittlichen CO2-Ausstoßes von Neuwagen von 130 Gramm pro Kilometer erfüllen, bis 2021 sinkt der Wert sogar auf 95 Gramm. Müller-Görnert: „Die Hersteller, auch die deutschen, erreichen bereits das Ziel für 2015 (Anm. d. Red: Toyota erreicht schon heute den Grenzwert von 2021). Das zeigt, es braucht keine Hilfe bei der Verzögerung weiterer CO2-Grenzwerte. Es ist umgekehrt, die Politik muss sich vehement für die Fortschreibung ambitionierter Grenzwerte einsetzen. Ansonsten wird die deutsche Automobilindustrie ihren Irrweg der Gewichts- und Leistungssteigerung fortsetzen – und zwar auf Kosten von Klima, Umwelt und Verbraucher.“
was51 meint
Wenn Ignoranz und Unfähigkeit der deutschen Automobilindustrie sowie die „unterstützenden“ Politik entsprechend bedient würden , dann wäre das Klimaschutz Problem bald keines mehr.
Warum werden diese, dem Menschen schadenden Produkte überhaupt noch gekauft? Muss man doch nicht.
Toyota/Lexus zB und viele andere können es besser. Vom Preis/Gegenwert sowieso und qualitativ mind. auf gleichem Niveau. –
Werbung und „Fachmagazinen“ muss man doch nicht glauben. Ebenso wenig der Politik und zB dem Verband der deutschen Automobilindustrie. Die agieren Hand in Hand mit den deutschen Automobilherstellern und führen den Verbraucher am Nasenring durch die Verkaufsarena.- Das hat unbestritten Premiumqualität ;-)
Ebenso dass Abgreifen von Fördergeldern vom Bund, also uns Steuerzahlern, um fehlende Technologien nachzurüsten.
Meine Empfehlung: kauft bei den Herstellern, die die entsprechenden Produkte im Portfolio haben. Die Wagnisse eingehen und die neuen Technologien schon seit vielen Jahren anbieten und deren Produkte ausgereift sind.
Und müssen es zB SUV´s sein?
DAS Gehvermeidungswägelchen für den Image-bewussten jenseits der 50. – Und als Porsche getarnt sogar als Sportrollator GTi ;-)
Mensch, denk doch mal nach. Weniger ist mehr, das neue, erstrebenswerte Image? – Mehr für den Klimaschutz, also für jeden von UNS.
Verlogenem Image, gepaart mit ungerechtfertigtem Hochpreis und mangelhafter Kulanz nachzulaufen, kann mE doch nicht DAS sein, was erstrebenswert ist. Ebenso verschlafene Technologien durch uns Steuerzahler nachrüsten zu lassen um uns anschließend mit überteuerten Produkten nochmals zur Kasse zu bitten.
Diese Denke scheint sich aber in den meisten Köpfen zu bestätigen.-
ZB durch das unveränderte Kaufverhalten nach dem VW-Betrug, der sich jetzt wohl auch auf die 3 L Porsche/Audi/VW – „Premiumprodukte“ ausweiten wird. – AU WEH
Schade, eine weitere Chance für das grundsätzliche Wohlbefinden des Menschen vertan.