Berlin liegt unter 900 deutschen Städten und Gemeinden auf Platz eins, was die Zahl der Ladesäulen betrifft. Allerdings kommt der Ausbau der Infrastruktur für Elektroautos nur schleppend voran, wie der Tagesspiegel berichtet. Die Stadt müsse eigentlich längst viel weiter sein, ärgerte sich demnach Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) kürzlich auf der Hauptstadtkonferenz Elektromobilität. In Paris finde man „alle 300 Meter eine Ladesäule“, sagte Yzer der Zeitung zufolge.
Berlins Problem scheint ein schier undurchdringlicher Behördendschungel zu sein: Bei jeder Ladesäule bzw. deren Standort wollen der Senat, die Bezirke, die Verkehrs- und Grünflächenämter, der Denkmalschutz, die Polizei, die Berliner Stadtreinigung, die Telekom und andere mitreden, so die Zeitung. Kein Wunder, dass der Ausbau stockt.
Berlin habe es „trotz großzügiger Schaufenster-Förderung nicht geschafft, die notwendigen Grundlagen für Elektromobilität zu schaffen“, sagt Nicole Ludwig, wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, dem Tagesspiegel zufolge. Es sei „katastrophal, wie der Senat dieses wichtige Zukunftsthema schleifen lässt.“
Mitten drin im Dschungel steckt Ulf Schulte, Geschäftsführer von Allego, einer Tochter des niederländischen Energienetzbetreibers Alliander. Sein Unternehmen hat vor einem Jahr den Zuschlag für Installation und Betrieb des öffentlichen Berliner Ladenetzes erhalten. Schon die Ausschreibung hatte mehr als zwei Jahre gedauert. Nun muss sich Schulte von Antrag zu Antrag kämpfen. „Wir müssen schon einen großen Aufwand treiben, um alle Antragsunterlagen zusammenzustellen“, sagt Schulte der Zeitung zufolge. Viele Bezirke hätten „lange gebraucht, um dem Thema Priorität einzuräumen“.
Christian Gaebler, Staatssekretär für Stadtentwicklung, rechtfertigt das komplizierte Ausschreibungsverfahren damit, dass Berlin so am Ende die technisch optimale und kostengünstigste Lösung gefunden habe. Ein Problem sieht aber auch er: Je mehr Säulen in der Stadt stehen, desto leidenschaftlicher wird diskutiert, wo noch Platz für weitere ist.
weotui meint
Ladesäulen im öffentlichen Raum sind Stadtmöbel, die für ein politisches Statement aufgestellt werden. Schon bald nach der Installation sind sie von CarSharing-Fahrzeugen permanent in Beschlag genommen. Der eigentliche Adressat der Bemühungen, der potentielle E-Auto-Käufer, wendet sich frustriert ab, wird ihm doch vor Augen geführt, wie schwer er es haben wird, eine freie Säule zu finden.
Dobrindt & Co scheinen es einfach nicht zu verstehen zu wollen: Der Durchbruch in den Städten findet in den Tiefgaragen statt. Dort gehören die „Über-Nacht-Ladepunkte“ installiert. Also möchte man den Gesetzes-Designern zurufen: „It’s the Stellplatz, stupid!“
Macht endlich eine Novelle für das Wohnungseigentumsgesetz, damit die Zauderer in den Eigentümerversammlungen den Antrag eines E-Autobesitzers für einen Ladepunkt nicht mehr ohne triftige Gründe blockieren können!
Blackampdriver meint
Und wenn dann noch irgendeine EU-Verordnung ins Spiel kommt, ist es ganz aus…Der ganz normale Unsinn….kein Wunder dass sich die Bürger vom Staat abwenden…von dem Rumgeeiere mit der staatlichen Förderung ganz zu schweigen….na ja..Benzin ist halt (noch) so günstig…