Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ist strikt gegen die geplante Einführung einer blauen Plakette in Schadstoff-geplagten Innenstädten für Autos mit geringem Stickstoff-Ausstoß: „Die Pläne sind vollkommen unausgegoren und mobilitätsfeindlich. Das Ergebnis wäre ein faktisches Einfahrtverbot für Dieselfahrzeuge. Das werde ich nicht akzeptieren“, sagte er der Bild am Sonntag. Den Berechnungen der Zeitung zufolge würde etwa 13 Millionen ältere Diesel-Pkw mit höheren Schadstoffwerten ein Innenstadt-Verbot drohen.
Nach einem Beschluss von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und ihren Länderkollegen sollen ab 2017 in Städten mit zu viel Stickoxiden in der Luft nur noch saubere Autos mit Blauer Plakette fahren dürfen. Die entsprechend notwendige Verordnung sollte eigentlich noch in diesem Jahr in Kraft treten, die Vorbereitungen seien bereits so gut wie abgeschlossen. Dobrindt aber lehnt den Plan für bessere Luft in den Innenstädten ab: „Unser Ziel ist mehr Mobilität mit weniger Emissionen und nicht das Abschaffen der Mobilität.“
Geplant haben die Umweltminister der Länder, in bereits bestehenden Umweltzonen weitere kleinere Umweltzonen zu schaffen, in welche dann nur noch Fahrzeuge mit der Blauen Plakette einfahren dürfen. Mit Blauer Plakette wäre keine zusätzliche Grüne Umweltplakette mehr nötig.
Insbesondere die Städte Berlin, Köln, Aachen, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Frankfurt am Main, Stuttgart, München und Darmstadt dürften im Fokus stehen, so green-zones.eu. In Berlin habe sich der Senat bereits festgelegt, dass er mitmachen werde. Wann sei noch offen.
Betroffen wären alle Diesel-Fahrzeuge, welche die Abgas-Norm Euro 6 (NOx-Ausstoß max. 80 Milligramm/km) nicht erfüllen. Nur etwa 500.000, vorrangig jüngere Diesel-Fahrzeuge der Euro 6 Norm erfüllen die Vorgaben bereits und würden demzufolge eine Blaue Plakette erhalten. Benzin-Fahrzeuge erfüllen in fast jedem Falle die Euro 6 Norm.
Christian Maetzel meint
Hier werden doch ganz viele Begriffe wild durcheinander verwendet. War erst der CO2 Ausstoß das Problem, für den ein moderner Diesel im Vergleich zum Benziner gut abschneidet, Wären dann die Staubpartikel das Thema. Diese sind beim modernen Dieselmotor mit DPF auch kein Problem mehr. Das wovon jetzt gesprochen wird, sind die Stickoxyde NOX, die beiden Dieselfahrzeugen höher sind. Hier hätte sehr wohl die Politik früher Einfluss nehmen müssen und kann es einem Kunden nicht verübelt werden, der die Einhaltung höher Normen bei den ersten beiden Werten im Blick hatte. Zu den Stickoxyden finden Sie eben auch auf den großen Gebrauchtwagenmärkten kaum Angaben, sehr wohl aber zum CO2. Die große Automobillobby hätte sonst längst NOX Katalysatoren entwickelt. Aber die werden mit schwachsinnigen, betriebswirtschaftlich abzulehnenden Subventionen an die Gutbetuchten dann sogenannte saubere Elektrofahrzeuge verkaufen, die es nicht jeck, ihren vl. 2 Jahre alten Diesel in die Schrottpresse zu schicken.
Ich Zweifel sehr an unserer Politik, die nicht von Weitsicht und Werten getrieben agiert, sondern ausschließlich mit Blick auf den nächsten Wahlgang….
Michi meint
Es wird Zeit, dass Herr Dobrindt zurücktritt. Er ist ein Sprecher der Industrie, kein Volksvertreter.
Jürgen Weber meint
Das ist leider die Wahrheit. Aber mit welcher Offensichtlichkeit er das macht, ist schon wieder fresch.
Dieter meint
Ich finde die Einstellung von Herrn Dobrindt auch unter aller Sau.
Da sterben jedes Jahr tausende von Menschen an den Dieselabgasen und er hat nichts besseres zu tun als mehr Mobilität durch motorisierten Individualverkehr in den Städten zu fordern.
Wenn er denn wenigstens Vorreiter wäre die Konzerne zu zwingen die Grenzwerte einzuhalten, aber auch da wird nur vertuscht und beschönigt, es ist ein Armutszeugnis!
Bernd meint
Gut so Herr Dobrindt! Der Autofahrer darf die Versäumnisse und Betrügereien der Industrie nicht ausbaden. Nicht auszudenken, der finanzielle Verlust für einen Autofahrer, dessen Auto nach einem Jahr plötzlich für wertlos erklärt wird. Zudem sind die Folgen auch für ältere Benziner (Euro 2, Euro 1) dramatisch, und da trifft es genau die, die sich am Wenigsten ein neues Auto leisten können.
Meine Vorschläge:
Erstmal sollten die Feinstaub- und NOx-Grenzwerte der Euro5- und Euro6-Diesel auch in der Realität eingehalten werden. Das kann durch Nachrüstungen oder Software-Updates erfolgen, die endlich konsequent AdBlue einspritzen.
Bitte sauberere Busse für den ÖPNV anschaffen, die aktuellen sind erwiesenermaßen die größten Dreckschleudern. Oder auf O-Bus (elektrische Busse mit Oberleitung) umstellen, das wäre am Konsequentesten.
ich meint
Da muss ich Ihnen leider widersprechen: Mit dieser Maßnahme würde der Autofahrer nicht nur die Versäumnisse der Industrie ausbaden, sondern genauso seine eigene. Denn es ist nicht erst seit einem Jahr bekannt, dass Grenzwerte in den Stadten, bezüglich Feinstaub und Co, nicht eingehalten werden. Daher sind Autofahrer, welche sich eben für ein betreffendes Auto entschieden haben, in gewissem Maße selbst schuld. Niemand zwingt einen ein bestimmtes Auto zu kaufen. Ich kann die Misere jedoch verstehen: Es ist immer leichter alle Verantwortung an andere weiterzugeben.
Woody meint
@ ich: DITO! :-)
Nur der Verbraucher kann entscheiden, was verkauft wird.
Solange die Leute auf (zwangsweise, weil es von der Politik so gewollt ist!) auf einen Diesel setzen, sind die selbst schuld. Und das, was hinten herauskommt, atmen die und deren KIndern auch mit, oder nicht? Und die Mitmenschen, die von den niedrigen Diesel-Preis kein Nutzen haben, müssen auch die Feinpartikel mitatmen.
Ich glaube, es wird sich in DE der Diesel nur ganz langsam von der Strasse verschwinden, ist der Autolobby und den verkorksten „Premium“-Herstellern zu danken. Die sollen sich mal von TESLA oder Toyota einen Beispiel nehmen, wenn es um Zukunftstechnologie geht. Nur auf dem Stand von Steinzeitautos wie jetzt werden sie sicher nicht lange überleben.
Peinlich sowas… ;-((
Mario meint
Man fragt sich wirklich, ob Dobrindt ein Angestellter bei den Autobauern ist oder ein Volksvertreter :(
Die Gesundheit so mit Füssen zu treten ist die allerunterste Schublade…
kaminfilter meint
Wenn man die vorzeitigen Todesfälle weltweit mal hochrechnet…lieber nicht…
Aber es kommt Bewegung in die Sache. Noch bremst er…
Dr.M meint
Fragt sich nur noch, ob die Einhaltung der Euro6-Norm überhaupt gemessen wird oder ob man wie üblich einfach mal auf die Angaben der Hersteller vertraut. Papier ist ja bekanntlich geduldig. Und wenn doch gemessen wird, dann wo: Prüfstand oder auf der Strasse.
Das ist alles ein abgekartetes Spiel, da kann leider nur der Verbraucher bestimmten, was passiert, indem er sich für ein echtes Elektroauto entscheidet.
Aber so bezahlen wir alle durch die Verzögerungstaktik des Bundesverkehrsministers mit unserer Gesundheit – weil er meint, die verschlafenen deutschen Dieselhersteller schützen zu müssen. Toll.
Starkstrompilot meint
Die Atemwegs- und Lungenkrankheiten, die für ältere und empfindliche Menschen den vorzeitigen Tod bedeuten können, die akzeptiert er offensichtlich. Respekt, Herr Dobrindt.
Woody meint
Das sichert die Arbeitsplätze in den Krankenhäusern und Friedhöfen.
/Ironie aus/