Nach langwierigen Beratungen, Diskussionen und Verhandlungen wurde vor wenigen Wochen die Einführung einer Kaufprämie für Elektroautos beschlossen. Wer in Deutschland einen reinen Stromer kauft, soll noch diesen Sommer 4000 Euro Zuschuss erhalten. Für teilelektrische Plug-in-Hybride werden 3000 Euro gezahlt. Kurz vor der geplanten Einführung der Fördermaßnahme hat sich der Wissenschaftliche Beirat von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ausdrücklich gegen die Kaufprämie ausgesprochen.
Noch diesen Mai soll die gemeinsam von Bund und Industrie finanzierte Prämie im Kabinett abgesegnet werden, der Wissenschaftliche Beirat rät Sigmar Gabriel jedoch, Abstand von den Förderplänen zu nehmen. Dies soll der Züricher Professor für Makroökonomie, Innovation und Politik, Hans Gersbach, in einem Brief vom 13. Mai „so freundlich wie bestimmt“ ausgedrückt haben, berichtet die Süddeutsche Zeitung.
In einer der Zeitung vorliegenden Analyse von Ende April sollen die 36 deutschen und europäischen Wissenschaftler des Gremiums die finanziellen Kaufanreize massiv kritisieren. Um für mehr Klimaschutz und bessere Luftqualität in Städten zu sorgen, seien die Maßnahmen demnach zu teuer. „Elektroautos erzeugen im Betrieb kein CO2. Wohl aber kann die erforderliche Stromerzeugung CO2 produzieren“, so die Forscher. Der Einspareffekt könnte daher „null oder sogar negativ“ ausfallen, heißt es.
Laut den Mitgliedern des Beirats gebe es „günstigere und einfachere Wege, mehr für den Klimaschutz im Verkehr zu tun“ – etwa durch „selektive Fahrverbote“ sowie die Elektrifizierung von Stadtbussen oder eine Innenstadtmaut, ähnlich wie es sie bereits in London gibt. Der Verkehrssektor könnte außerdem in das europäische Emissionshandelssystem eingegliedert werden. Die Industrie müsste dann Abgas-Zertifikate kaufen, deren Menge sich mit der Zeit immer weiter reduziert.
Die Forscher des Wissenschaftlichen Beirats sind der Meinung, dass die Technik heutiger Elektroautos noch nicht ausgereift ist. Es sei jedoch nicht hilfreich, die Verbreitung einer „ineffizienten Technik“ zu subventionieren. Die Forschung und Entwicklung neuer umweltschonender Antriebsformen würde sich besser dazu eignen, das Verkehrswesen umweltfreundlicher zu gestalten, ist der Beirat überzeugt.
stefan meint
Genau aus diesem Grund gibt es bei der Förderung in München einen Baustein für die Ladung mit Ökostrom. Und natürlich muss die Elektromobilität in ein intermodales Konzept und viele weitere CO2-Einsparmaßnahmen einbezogen werden. Aber vielleicht wissen diese „Experten“ nichts davon und glauben, dass unsere Europäischen Nachbarn die Elektromobilität seit Jahren nur aus Dummheit fördern. Mit einer Streichung oder Reduzierung der Diesel-Subventionen ließe sich die Elektromobilität kostenneutral fördern!
Warum sind die Franzosen mit Renault, die Engländer mit dem Nissam LEAF und die Spanier mit dem Nissan e-NV200 so erfolgreich auf dem Markt? Weil sie es wollen und sich dafür stark machen, während die Deutschen vor allem Protektionismus pflegen.
Peter wulf meint
die Argumentation gegen E-Autos , seien nicht umweltfreundlich weil der Strom zum größten Teil aus Kohlekraftwerken kommt ist sehr einseitig.
Auf der anderen Seite gibt es zuviel Strom aus Wind und Sonnenenergie , dh wenn es genug Ladestationen z.B. in Parkhäusern,Tiefgaragen am arbeitsplatz etc. gäbe bräuchte der Strom aus erneuerbaren nicht ins Ausland verschenkt werden!
Was ist mit dem Vergleich der bei Herstellung der fahrzeuge verbrauchten Recourcen?
Auf den Schrotthalden stehen jede Menge Autos voll mit wertvollen Rohstoffen,die mit viel Energie umgewandelt wurden um Autos zu bauen.
TESLA hat eine tragende ALU-Plattform ,wie der alte VW Käfer, in die die E- Motoren von Größe eines 20 L.Bierfasses eingesetzt werden . Dazu kommt die batterie.
Wenn man dies mit einem Mercedes oder Porsche etc. vergleich ist der Materialaufwand sehr gering,es werden keine Schmieröle,Pumpen,Getriebe,Tanks etc. gebraucht.Eine Menge an teuren Rohstoffen und Energie zu Herstellung entfällt.
Ferner müssen nicht 10 -15 Tausend Deutsche an den Folgen von Abgasen, Feinstaub , Strassenlärm etc. sterben. Der Volkswirtschaftliche Schaden durch den Autoverkehr mit Verbrennern ist immens, den zahlt de Steuerzahler und Verbraucher,durch Kosten des Gesundheits- und Rentensystem usw. etc.
Gebäudeschäden durch Verschmutzung zahlen die Hauseigentümer und Mieter.
Gewinn bleiben bei den Aktionären und Konzernmanagern!
Steff meint
Natürlich ist dieses Förderprogramm mehr als heikel. Wir kommen in der Schweiz gut ohne sowas zurecht. – Allerdings wird bei uns der Diesel nicht von Abgaben entlastet. (Je ca. 1,4 CHF/L)
– Beim Strompreis bezahlt der Normalbürger den Netz-Ausbau, die Entlastung der Grossverbraucher und die Förderung der Alternativen (noch) nicht im Alleingang. (ca. 20 Rappen/kWh)
– Die CO2 Emission pro kWh ist vier mal besser als in Deutschland.
Das alles führt dazu, dass sich (tco) E-Mobile eher rechnen. Die CO2-Bilanz, selbst mit Netzstrom, klar besser ist als beim Öl-Mobil. NOx, ppm, etc. sowieso. Selbst bei so „untypischen“ Temperaturen wie unter- und überhalb 20-30 Grad!
Wer berät eigentlich den Beirat? Wer vergass die vom Stromverbrauch bei der Treibstoffherstellung zu unterrichten? Peinlich. Oder funktioniert das in Deutschland mit Handauflegen? ;-)
McGybrush meint
Er hat Recht das die Förderung in andere sachen zum gleichen Thema investiert werden sollen statt einer Kaufprämie.
Als ich aber die Begründung gelesen hatte dache ich nur, so ein schwachsinn. Als Wissenschaftler disqualifiziert. Eine Maut macht ein Verbrenner nicht umweltfreundlicher. Und die Stromerzeugung ist vielleicht nicht CO2 neutral. Wie der Sprit bis zu Säule kommt hat bei CO2 berechnungen bisher auch niemanden interessiert.
Starkstrompilot meint
Die Elektrifizierung und Dekarbonisierung der Gesellschaft ist kein entweder oder. Alle Maßnahmen müssen ergriffen werden. Elektrifizierung des ÖPNV aber auch des Individualverkehrs. Sowie natürlich Abschaffung fossiler Stromerzeugung.
Selektive Fahrverbote? Was soll der Quatsch denn? Was für Wissenschaftler sollen das denn sein?
Für den Pendelverkehr sind die existierenden Fahrzeuge natürlich technisch ausgereift.
‚ineffiziente Technik‘? Ja, spinnen die? Es gibt nur eine ineffiziente Technik und das ist die fossil/nukleare.
Könnte man diesen Lobbyistenclub gleich mal wieder abschaffen? Noch inkompetenter geht es ja gar nicht.
Ihren bescheuerten Emissionshandel können sie sich an den Hut stecken. Sieht man ja wie der seit Jahren prima funktioniert.
Eigentlich bin ich gegen eine Prämie, aber wenn die auch dagegen sind, überleg ich’s mir nochmal.
Andilation meint
Danke dass du es aussprichst! Was sind denn das für Hirnis? Es können wohl nur Ökonomie-Wissenschaftler in diesem Fantasiebeirat sitzen, die keine Ahnung von Mobilität/Energie etc. haben… Sonst zweifle ich langsam echt am Verstand dieser Herren. Es gibt doch mittlerweile eindeutige Belege dafür, dass E-Autos, selbst im ungünstigsten Fall (also bei Kohleverstromung) einen leichten Effizienzvorteil haben gegenüber Verbrennern. Für diese muss der schwarze Schlonz erstmal von Ali Baba an uns geliefert werden, wo es dann extrem ineffizient verbrannt wird und dann anschließend wunderbar – im Stau stehend – inhaliert werden kann. Nur E-Autos haben die Chance, bei einer erfolgreich durchgeführten Energiewende annhähernd emissionsfrei zu werden. Verbrenner schaffen das in 1000 Jahren nicht (achso ich vergas, das Öl ist ja eh in 30 Jahren aus….)