In der Halle 3 der Messe Hannover präsentierte Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, den rund 3000 Aktionären im Rahmen der 56. Ordentlichen Hauptversammlung erstmals ausführlich das neue Zukunftsprogramm „TOGETHER – Strategie 2025“, das die Vision des Unternehmens für die nächste Dekade darstellen soll. Gleichzeitig bekräftigte er Milliardeninvestitionen des Unternehmens in den nächsten Jahren in eine große Elektrifizierungsoffensive, in das Autonome Fahren, in die Digitalisierung sowie in neue Geschäftsfelder im Bereich der Mobilitätsdienstleistungen. Zudem arbeite VW weiterhin daran, die Umweltverträglichkeit von Dieseln und Benzinern zu verbessern.
Müller bezeichnete 2016 als ein Jahr des Übergangs für das Unternehmen: „Es wird aber auch das Jahr sein, in dem wir den eingeleiteten Wandel beschleunigen. In dem wir die Weichen für die Zukunft des Konzerns stellen. In dem wir das Fundament für ein neues, besseres Volkswagen legen“. Der Automanager gab sich optimistisch, den Diesel-Skandal um manipulierte Abgaswerte einigermaßen glimpflich zu überstehen.
Die Automobilindustrie stehe vor dem nächsten großen Innovationssprung, so Müller weiter. In Verbindung mit der Elektromobilität und dem autonomen Fahren werde die Digitalisierung auch das Geschäft des Volkswagen-Konzerns in einer Konsequenz verändern, die vielen noch gar nicht bewusst sei. Nicht nur das Auto an sich werde sich in den nächsten Jahren massiv wandeln: Mobilität als eigenständiges Produkt werde gerade neu definiert. Dieser epochale Wandel eröffne dem Unternehmen große Chancen, die VW für „profitables Wachstum nutzen“ möchte.
Mit dem Zukunftsprogramm „TOGETHER – Strategie 2025“, das in der vergangenen Woche erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, will das Unternehmen dafür die Voraussetzungen schaffen. „Wir haben damit den Startschuss gegeben für den größten Veränderungsprozess in der Geschichte von Volkswagen“, sagte Müller.
Elektrifizierungsoffensive bis 2025
Mit der Strategie 2025 bringe der Konzern auch eine Elektrifizierungsoffensive auf den Weg, „die in der Branche ihresgleichen“ suche, so Müller. Gleichwohl bleibe der Verbrennungsmotor wichtig: „Er wird uns noch länger begleiten und auch im Jahr 2030 noch etwa zwei Drittel des Marktvolumens neuer Fahrzeuge ausmachen“, meint der VW-Chef. Das heiße aber auch, dass „das andere Drittel dann elektrisch fahren“ werde: „Der Durchbruch für die E-Mobilität wird bis dahin also längst Realität sein“.
Bis 2025 will der Volkswagen-Konzern mehr als 30 vollelektrische neue Fahrzeuge auf den Markt bringen. „Wir erwarten, dass wir dann etwa zwei bis drei Millionen rein elektrisch angetriebener Fahrzeuge pro Jahr verkaufen werden. Das wird mit schätzungsweise 25 Prozent ein erheblicher Teil unseres gesamten Absatzes sein. Entsprechend forcieren wir unser Engagement und werden ein milliardenschweres Investitionsprogramm auf den Weg bringen“, versicherte Müller.
Gleichzeitig stellte Müller klar, auch „bei der Weiterentwicklung der Brennstoffzelle am Ball“ bleiben zu wollen. „Und wir werden bereit sein, wenn die Zeit dafür reif ist.“
Neue Kernkompetenzen
Auch das autonome Fahren sei ein Schlüsselthema für die Transformation des Kerngeschäfts. Anspruch sei, alle relevanten Segmente abzudecken: mit autonomen Fahrzeugkonzepten für den Individualverkehr ebenso wie mit sogenannten „Last-Mile-Solutions“ für den Transport von Menschen und Waren in den großen Städten.
Zudem soll die Batterietechnologie zu einer Kernkompetenz des Volkswagen-Konzerns ausgebaut werden. Sie sei der Schlüssel zur Elektromobilität. Ihr Wertschöpfungsanteil liege bei vollelektrischen Fahrzeugen bei 20 bis 30 Prozent. „Allein für die Ausstattung unserer eigenen E-Flotte benötigen wir bis 2025 eine Batteriekapazität in einer Größenordnung von 150 Gigawattstunden – was zugleich ein gewaltiges Beschaffungsvolumen repräsentieren würde“, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Die wirtschaftliche Bedeutung des Themas liege also klar auf der Hand.
Ein weiterer Eckpfeiler der Strategie 2025 sei der Aufbau des neuen Geschäftsfeldes Mobilitätsdienstleistungen. Der Volkswagen Konzern wolle die Chancen auch in diesem Zukunftsmarkt nutzen. Ein „erster wichtiger Schritt“ sei „mit der Beteiligung an GETT bereits getan“. Um diesen Kern wolle VW „in den nächsten Jahren in rascher Folge weitere Dienste wie Robotaxis, Carsharing oder Transport-On-Demand gruppieren“.
Mit Blick auf die Dieselthematik versicherte Müller den Anteilseignern, dass es nun vor allem darum ginge, gute Lösungen für die Kunden zu finden, konsequent aufzuklären, wie es dazu kommen konnte und mit Blick nach vorn aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und das Richtige für die Zukunft zu tun.
Emissionstests künftig extern und unabhängig
Der Vorstandsvorsitzende erläuterte den Aktionären, welche Lehren aus der Vergangenheit gezogen werden: „So haben wir beschlossen, dass Emissionstests in unserem Konzern künftig grundsätzlich extern und unabhängig überprüft werden. Außerdem werden stichprobenhafte realitätsnahe Tests zum Emissionsverhalten auf der Straße eingeführt.“
Niedersachsen straft VW symbolisch ab
Das Bundesland Niedersachsen hat bei der Hauptversammlung dem früheren Konzernchef Martin Winterkorn und dem amtierenden VW-Markenchef Herbert Diess durch Enthaltung beim Abstimmen die Entlastung verweigert. Gegen beide wird derzeit von der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Marktmanipulation ermittelt. Die Entlastung des VW-Vorstands und -Aufsichtsrats stand aufgrund der Stimmenverhältnisse zwar nicht in Frage, das Verhalten von Niedersachsen kam dennoch überraschend. Das Land ist einer der größten Aktionäre des Wolfsburger Konzerns und hält 20 Prozent der Stimmrechte.
Die Landesregierung begründete die Verweigerung der Entlastung des Konzernvorstands für das vergangene Jahr zwar mit ihrer Neutralität bei der laufenden Aufarbeitung. Die überraschenden Enthaltungen dürften jedoch einen symbolischen Denkzettel darstellen. Für Volkswagen wäre ein geschlossenes Auftreten der Großaktionäre deutlich vorzeigbarer gewesen. „Niedersachsen möchte im derzeitigen Verfahrensstand nicht auch nur den geringsten Anschein erwecken, sich in der Frage der laufenden Ermittlungsverfahren zu positionieren“, so eine Regierungssprecherin.
Die Enthaltung des Landes konnte die Entlastung allerdings nicht verhindern, da in der Summe die Stimmen der Aktionäre bei dem Votum sowohl für Winterkorn als auch für Diess ausreichten. Der Vertrauensbeweis für den kompletten Vorstand galt schon vor der Abstimmung als sicher, da der Familienstamm Porsche und Piëch über die Porsche-Holding PSE als wichtigster Großaktionär seine Zustimmung angekündigt hatte. PSE hält gut 50 Prozent der Stimmen bei Volkswagen und bestimmt den Kurs bei einfachen Mehrheiten daher allein.
Tom meint
Zitat: „Gleichwohl bleibe der Verbrennungsmotor wichtig: „Er wird uns noch länger begleiten und auch im Jahr 2030 noch etwa zwei Drittel des Marktvolumens neuer Fahrzeuge ausmachen“, meint der VW-Chef“.
Wenn das E-Auto wie oft prognostiziert ab 2020 günstiger als Verbrenner sind .. wer interessiert sich 5 Jahre nach diesem Zeitpunkt noch für Verbrenner außer vll Nostalgiker und Fan-Boys? Also eher 2% als 2/3? Bin ich der einzige der denkt, dass diese Annahme absolut lächerlich und aberwitzig ist??
Sepplaut meint
„Bis 2025 mehr als 30 neue vollelektrische Fahrzeuge auf den Markt bringen“ – dass ich nicht lache !!!! Ich wette um alles,was ich habe,dass es nicht einmal 5 werden.
McGybrush meint
Wir haben das falsch verstanden. Es wurde nicht gesagt das es verschiedene oder auch Neuentwicklungen sein müssen. Mit 30 bereits vorhandenen eGolf’s die bis dahin zugelassen werden müssen ist der Aussage doch schon gerecht geworden :D
Sepplaut meint
Das ist leider zu befürchten……
Sebastian meint
In der Tierwelt sind die großen Tiere die am trägsten, langsamsten, dafür die mit den lautetsten Umtrieben. und letztlich ausgestorben.
muss nicht alles auf VW zu treffen.
Eine große Veränderung wäre es ja schon, schöne Autos zu bauen. Ein Scirocco kann doch nicht im Ernst das einzigste Auto sein, das gleich im showromm schon sch*** aussieht.
Starkstrompilot meint
Together-Strategie, Last-Mile-Solutions, Transport-on_Demand und natürlich Carsharing. War wieder Bullshit-Bingo?
Je mehr denglisch, desto mehr Luft ist drin, aber auch desto schlechter sieht es für die Belegschaft aus.
Wenn sie jetzt noch die ‚Dieseloptimierung‘ und den Wasserstoff bleiben lassen, sparen sie viel Geld. Sind Sackgassen.