Je mehr Details des Diesel-Skandals um manipulierte Abgaswerte ans Licht dringen, umso peinlicher wird die Angelegenheit für alle Beteiligten. Deren Kreis wird immer größer – und nun allem Anschein nach um die zuständige EU-Kommission erweitert: Diese soll Spiegel Online zufolge bereits 2010 „konkrete Hinweise“ auf Schummelsoftware in Diesel-Fahrzeugen mehrerer Autohersteller gehabt haben. Dagegen unternommen habe die Behörde nichts.
Interne Dokumente zeigen demnach, „dass es sowohl innerhalb der Kommission als auch mit Regierungen der EU-Staaten ein jahrelanges Hin und Her gab“. Auch die deutsche Bundesregierung soll seit 2012 an Treffen in Sachen „Abgasmogeleien“ beteiligt gewesen sein.
Den Herstellern auf die Schliche gekommen sei die EU-Kommission deshalb, da Experten bereits Mitte der NullerJahre „ein seltsames Phänomen“ beobachtet hätten: „Die Luftqualität in Städten verbessert sich weniger schnell, als es angesichts der strenger werdenden Auto-Abgasvorschriften zu erwarten wäre“. Bei Messungen des Stickstoff-Ausstoßes von Diesel-Autos im realen Fahrbetrieb sei die Diskrepanz zwischen Labor- und Straßen-Werten offensichtlich geworden.
„Wohlbekannte“ Diskrepanzen
Diese Messungen fanden im Jahr 2007 statt und wurden 2008 in einem Fachblatt veröffentlicht. In einem EU-internen Dokument aus dem Jahr 2010 heiße es, „es sei wohlbekannt“, dass es große Unterschiede „zwischen den Emissionen von Diesel-Autos bei der Typenzulassung und im normalen Fahrbetrieb gebe“.
In den folgenden Jahren seien die bei der EU-Kommission zuständigen Fachleute immer wieder von diversen Stellen dazu aufgefordert worden, etwas gegen die diversen unlauteren Praktiken der Hersteller zu unternehmen. Ende 2014 etwa habe das Umweltressort angemahnt, dass der zuständige Generaldirektor „endlich seinen Job“ machen müsse und prüfen soll, „ob ‚gewisse aktuelle Praktiken‘ […] gesetzeskonform“ seien.
Die EU-Kommission bestreitet die von Spiegel Online aufgebrachten Vorwürfe: „Über die Enthüllungen der Emissionsmanipulationen bei Volkswagen waren wir so schockiert wie alle anderen“, erklärte demnach eine Sprecherin. Man habe „niemals einen Hinweis auf den Einsatz von Abschaltvorrichtungen erhalten.“
Thrawn meint
Da ist es wieder in Bild und Farbe: Das Kindersandkastenspielzeugplastiksiebdings, mit dem VW alle Sorgen los haben soll. Wenn das so einfach ist, warum hat man’s dann nicht gleich verbaut?
Ich stell mir das so vor:
Neulich in der Dieselmotoren Entwicklungsabteilung von VW:
Ein Ingenieur, der seinen Namen nicht nennen möchte:
‚Chef, wir schaffen die Grenzwerte nicht mit unseren Motoren!‘
Darauf sein Chef: ‚ Reden Sie keine Scheiß, die Konkurrenz schafft das doch auch irgendwie‘.
Der Ing: ‚ Es gäbe da so ein Kindersandkastenspielzeugplastiksiebdings, wenn wir das irgendwo zwischen Ansaugtrakt und Enddämpfer einbauen würden…‘
‚Was kostet das?‘
‚1,50 €‘
‚Viel zu teuer, bei 2 Mio Autos wäre das … moment, ich hol mal die Rechenmaschine … verdammt viel Kohle! Wir probieren das erstmal so, vielleicht merkt’s ja keiner. Ich rede gleich mal mit dem Wiessmann. Der trifft diese Woche sowieso den Dobby (Verkehrsminister Dobrindt, Anm. des Autors) in der Lobby vom Bundestag auf ’ne Bockwurst und ’ne Limo. Der soll das gleich besprechen‘
So oder so ähnlich wird es wohl gewesen sein ;-)
UliK meint
Genau wegen solcher skandalösen Dinge, die irgendwann alle rauskommen, gibt es so viel Politik- und EU-Verdrossenheit.
Ich fürchte aber, dass dies keine rechtlichen oder personellen Konsequenzen haben wird. Das sind Netzwerke auf höchster Ebene gegen die kaum einer ankommt. Außer vielleicht ein massiver öffentlicher Druck. Wenn, wie hier, die Presse mitspielt. Leider gibt es aber auch da Abhängigkeiten.
Starkstrompilot meint
Wie lange soll das eigentlich noch so gehen? Hier fanden Verbrechen statt, weil es sind Menschen zu Tode gekommen wegen dieses organisiert angelegten Betrugs. Jeder, der hier etwas wusste und tat, sollte sich auf Knast einstellen müssen. Das ist kein Kavaliersdelikt.
Neulich musste ich in meiner Tageszeitung wieder lesen wie sauber die Dieselmotoren wären. Das ist gelogen.
Weg mit den Verbrennern, es gibt Alternativen. Wir brauchen sie nicht mehr.
Tesla-Fan meint
Das war auch mein erster Gedanke, als letztes Jahr der Skandal öffentlich wurde: Vorsätzliche Körperverletzung in x Millionen Fällen = organisierte Kriminalität = Mafia – also Bude ausräuchern und schließen. Zur Abschreckung.
Aber dann wird sofort als Totschlags-Argument gezogen “ .. aber die sichern doch unsere Arbeitsplätze… “ und ALLE Politiker, einschließlich der Grünen, fallen um. „Na gut, aber nich nochmal machen, ja.. ? “
Wo muß ich bei der nächsten Wahl mein Kreuzel setzen?
kritGeist meint
Das gilt nicht nur für diesen Skandal, die Lobbys sind sich selber & ihren Politiker – Marionetten am nähsten.
Das Argument zieht immer & das wird weiterhin gelten, wenn v.a. die dt. Autohersteller „überraschend“ keine Diesel/Benzin – Autos mehr verkaufen können, jedenfalls nicht mehr im privaten. Als gesponserte Dienstwagen mit ordentlichen Steuerbonus für Anschaffung & Tankkosten jedoch weiterhin. Dann wird man erst recht argumentieren: „Tut uns leid, wir müssen massiv Personal entlassen, wir wurden von der E-Welle einfach überrollt.“
Das Kreuz jedenfalls nicht bei den korrumpierten etablierten Parteien als (ASozial)-PD, (AntiChristl.)-DU, die meisten führenden Grünen sind auch nicht mehr grün, sondern eher rot & schwarz eingefärbt. Diese muss man abwählen oder so abstrafen, dass sich was ändert, aber wieviele gehen noch zu Wahl, sie „bilden“ sich lieber durch RTL & BILD.