Daimler hat verkündet, einen globalen Produktionsverbund für Lithium-Ionen-Batterien aufzubauen. Mit einer Investition von rund 500 Millionen Euro errichtet der schwäbische Autokonzern derzeit in Kamenz eine der eigenen Angaben nach modernsten und größten Batteriefabriken Europas. Der rund 50 Kilometer von Dresden gelegene Standort soll das Kompetenzzentrum einer Batterieoffensive von Daimler bilden.
„Bis 2025 werden wir allein im Pkw-Segment mehr als zehn reine Elektrofahrzeuge im Portfolio haben. Parallel treiben wir unsere Plug-in-Hybrid Offensive und die Einführung von 48-Volt-Systemen konsequent voran. Hocheffiziente Batterien sind ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie. Sie sind integraler Teil der Fahrzeugarchitektur und kein Produkt von der Stange. Die Entwicklung, Fertigung und Integration dieser komplexen Systeme in unsere Fahrzeuge zählt zu unseren Kernkompetenzen“, erklärte Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber beim offiziellen Spatenstich des Neubaus in Kamenz.
Insgesamt will Daimler rund eine Milliarde Euro in die weltweite Produktion von Batteriesystemen investieren. „Wir bauen einen globalen Produktionsverbund für Lithium-Ionen-Batterien auf. Kamenz wird das Kompetenzzentrum in diesem Verbund. Das flexible und effiziente Produktionsnetzwerk von Mercedes-Benz Cars vertieft mit der neuen Batteriefabrik entscheidendes Knowhow für die Fertigung zukunftsträchtiger Technologien. Damit stärken wir unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit und sind für die Mobilität der Zukunft sehr gut aufgestellt“, so Mercedes-Produktionschef Markus Schäfer.

Das neue Produktionswerk soll Mitte 2018 in Betrieb genommen werden und liegt in unmittelbarer Nähe der bereits bestehenden Batteriefabrik von Daimler-Tochter ACCUMOTIVE. Die bisherige Produktions- und Logistikfläche wird sich durch den Aufbau der zweiten Fabrik auf insgesamt rund 80.000 Quadratmeter vervierfachen. Die Anzahl der ACCUMOTIVE-Mitarbeiter am Standort soll bis Ende des Jahrzehnts mehr als verdoppelt verdoppelt werden.
Künftig werden in Kamenz Lithium-Ionen-Batterien für alle elektrifizierten Fahrzeuge von Mercedes-Benz und smart gefertigt – vom Plug-in Hybrid bis zu den reinen Elektromodellen. Außerdem werden dort Batterien für die stationären Mercedes-Benz Energiespeicher sowie für 48-Volt-Systeme produziert. Das neue Werk soll als CO2-neutrale Fabrik errichtet werden. Ein Blockheizkraftwerk und eine Photovoltaik-Anlage werden in Verbindung mit stationären Batteriespeichern die Produktionsanlagen mit Energie versorgen. Hierfür werden auf dem Dach der neuen Fertigungshalle Solarmodule auf einer Fläche mit der Größe von zwei Fußballfeldern installiert.
Auf dem diesjährigen Autosalon in Paris hat Daimler einen Ausblick auf seine Elektroauto-Zukunft gegeben. Die Konzerntochter Mercedes-Benz präsentierte dabei seine neue Produktmarke für Elektromobilität, EQ, die zukünftig ein „umfassendes elektromobiles Ökosystem aus Produkten, Services, Technologien und Innovationen“ bieten soll. Erstes Modell der neuen Marke ist die Stromer-Studie EQ, die in Paris Weltpremiere feierte. Das erste EQ-Serienmodell soll im SUV-Segment mit einer Reichweite bis zu 500 Kilometern angeboten werden, anschließend sind weitere elektrifizierte Modellen geplant.
kritGeist meint
„Aufbau der zweiten Fabrik auf insgesamt rund 80.000 Quadratmeter vervierfachen. Die Anzahl der ACCUMOTIVE-Mitarbeiter am Standort soll bis Ende des Jahrzehnts mehr als verdoppelt verdoppelt werden.“ = Immerhin etwas größeres, anstatt von Sorgen & Nöten zu predigen. Langsam wirds was hier in Deutschland, nachdem im restlichen EU schon die Grundlage gelegt wurde: NL (Autos, Batterien & Infrastruktur), Rumänien & Polen (LG-Chem-Batterien), Schweiz (Ladestationen), Norwegen (Strom & Infrastruktur).
Jensen meint
10.000 Quadratmeter Photovoltaik – das ist wirklich eine tolle Nachricht !
Leonardtronic meint
Heisse Luft ist mehr Wert als diese grossspurigen Ankündigungen. Mit sowas kann Daimler noch ein Paar Unbedarfte von der Zukunftsfähigkeit überzeugen. Ansonsten werden solche Reden schnell vom Winde verweht.
Zugekaufte Zellen zu Batterien zusammenbauen kann jeder Hobbybastler. Manche weniger gut und manche besser. Daimler reiht sich irgendwo ein zu den Bastlern.
Eigentlich Schade. Eine strategische Partnerschaft mit einem Zellenhersteller wäre besser.
midimal meint
Ich fürchte es ist zu spät?
Steve meint
Schön. Sehr schön, wenn es wahr ist um man aufwacht.
Man erinnere sich aber, dass erst zum 31.12.2015 also vor nichteinmal 10 Monaten die Batteriefabrik geschlossen worden ist. Ein bisschen hört sich das an nach „rin in die Kartoffeln – raus aus die Kartoffeln“ an.
Aus der Meldung geht nicht hervor, ob „Batterien“ nun die Zellen sind, oder aus (fertigen) Zellen montierte Module.
Tesla/Panasonic investiert 5 Milliarden in die Batteriefertigung. Also etwa Faktor 10.
Tesla-Fan meint
Es gab 2 Werke in Kamenz.
Litec war die mit viel deutschen Steuergeldern in Kamenz aufgebaute Zellfertigung vom Daimler und Evonik. Das Werk wurde erst geschlossen und dann verkauft (soweit ich weiss an eine kanadische Firma, die speziell an den Patenten der Feststoff-Separatoren interessiert war)
Die Deutsche Accumotive fertigt Batterien für Daimler (z.B. vom Smart), stellt aber selbst keine Zellen her. Accumotive wird jetzt ausgebaut.
Wo die Zellen herkommen, die sie verarbeiten ist offen.
Soviel zur „Kernkompetenz“ vom Daimler – Zellen konfektionieren.
Tesla-Fan meint
So, hier noch die kanadische Firma, die die „Chemie“ gekauft hat (den Evonik-Anteil von Lictec). http://electrovaya.com/components/
Marco meint
Vielleicht hätte man das im Artikel auch klar stellen sollen. es ist nämlich kein Strategiewechsel von Daimler sondern schlicht das, was sie vor kurzem angekündigt haben: ein Ausbau der Akkupack-Produktion mit von wo anders gekauften Zellen. Der Zellfertigung haben sie eine Absage erteilt und ich glaube nicht, dass sich das so schnell wieder ändern wird.
Vermutlich wären einige Kommentare hier mit dieser Info etwas anders ausgefallen.
Tesla-Fan meint
Ja, leider ist gründliche Recherche als journalistische Tugend heute nicht mehr sonderlich attraktiv. Es bedeutet Aufwand.
Einfacher und billiger ist „copy-paste“ von Agenturen oder Tante Google fragen. :(
Im Grunde reicht es https://electrek.co zu lesen – das ist die Mutter aller Elektro-Blogs – dort schreiben eh alle ab oder übersetzen von dort.
kritGeist meint
Danke für die Info :-) Immerhin macht die wenigstens etwas für den eigenen Daimler-Bereich, besser als E-Technik verteufeln oder von Jobverlusten predigen ;-)
Werner meint
Das ist immer noch sehr fragwürdig. Erst meint die autoindutrie, es lohnt sich keine Batteriefabrik und jetzt lohnt es sich doch. Vielleicht weil die Batterie immer noch so teuer ist und sie den Preis mitbestimmen können. Hut ab Daimler…
Mr Moe meint
Un plötzlich geht es doch…
Versteht mich nicht falsch, ich finde es super, dass es offenbar endlich passiert und wir den Wandel noch miterleben werden. Ich bin sehr gespannt was in naher Zukunft an eFahrzeugen verfügbar wird (egal welcher Hersteller).
Bis auf Weiteres liegt Tesla in meiner Gunst als „mein erster eWagen“ nach wie vor unangefochten vorne da hier wirklich geliefert wird und nicht nur angekündigt. Zumal das Gesamtkonzept zu überzeugen weiß. Ganz abgesehen davon genießßen sie zumindest bei mir einen gewissen „Vorreiter Bonus“. In der EU brauchts ja wieder mal den Steuerzahler damit die Konzerne tätig werden (siehe jüngste Entwicklung zum Thema Schnellladenetz).
Von daher geht die Chance, dass ich mir jemals einen deutschen oder europäischen Wagen zulegen werde eh weiterhin gegen null (fahre aktuell einen Japaner, den aktuellen M3. Der muss halten bis das Tesla M3 in DE verfügbar ist :-) ).
kritGeist meint
:-) Meine Rede.
Wenigstens versuchen sich die Hersteller am Riemen zu reißen & etwas auf die Beine zu stellen – nachdem LG-Chem in Polen & Rumänien eine Batterie/Zellen-Fabrik bereits aufbaut.
UliK meint
Man kann sich nur verwundert die Augen reiben, mit welchem Enthusiasmus plötzlich bei DB die Elektromobilität vorangetrieben wird. Ich glaube die wollen das jetzt wirklich !? Noch im letzten Jahr hat Herr Zetsche nicht daran geglaubt (mit Verweis auf Tesla) mit der E-Mobilität Geld zu verdienen. Nur mit deren Aktie (Gewinnmitnahme damals).
Egal, wichtig ist jetzt nicht nur Ankündigungen zu machen, sondern aktiv und sichtbar zu handeln. Es scheint ein Sinneswandel stattzufinden, der aber ohne Dieselgate und Tesla wohl nie stattgefunden hätte.
Blackampdriver meint
Daimler hat verstanden…die Gewinne aus den ICE in Zukunftstechnologien zu investieren, ein Schritt in die richtige Richtung. Spannend wird die Frage, wie man das Personal mit auf die Reise nimmt..eine Herausforderung nicht nur für die Männer mit dem Stern..