Der Physiker Eicke Weber gilt als Vordenker der solaren Energieversorgung und blickt hoffnungsvoll in eine Zukunft ohne Atomstrom und Kohlekraftwerke. In einem Interview mit der Welt erklärte er, woher sein Optimismus kommt. Die Kernenergie habe schon allein „aus ökonomischen Gründen keine Zukunft“. Atomstrom sei „teurer als elektrische Energie aus Wind und Sonne“. In Deutschland koste Solarenergie „derzeit sieben Cent pro Kilowattstunde“, Dubai schaffe sogar „drei Cent pro Kilowattstunde“. Weber sagte, er wüsste nicht, „wer da noch neue Kernkraftwerke bauen möchte“.
Die Energiewende sieht der Physiker als „Teil der großen Wende zur Nachhaltigkeit“. Dabei gehe es nicht nur um eine „effiziente Nutzung von Energie“, sondern auch um einen nachhaltigen Umgang mit „Ressourcen aller Art: Metalle, Seltene Erden, Trinkwasser, Ackerflächen, Landnutzung und Biodiversität“. Man müsse „überall zu mehr Nachhaltigkeit kommen, sonst zerstört die Menschheit ihre Lebensgrundlagen“.
Mit Unverständnis reagiert Weber im Welt-Interview darauf, dass Deutschland den Kohleausstieg verschleppt. Man trete „hierzulande auf die Bremse, weil man noch ein paar Jahrzehnte heimische Braunkohle nutzen will“. Vorgeschobenes Argument sei der Schutz von Arbeitsplätzen. Aber „jeder Arbeitsplatz, der in der Braunkohleindustrie erhalten wird, gefährdet zwei bei den Erneuerbaren“, wirft Weber ein.
Wasserstoff als Energieträger der Zukunft
Dass seine Argumente für eine dezentrale Energieversorgung in der Politik offenbar kaum Gehör finden, wundert ihn nicht. Denn das „gefällt natürlich den großen Stromversorgern nicht. Die verdienen ja nur dann Geld, wenn sie Kunden mit Energie beliefern“. Deshalb passe ihnen etwa der „Bau von Offshoreanlagen auf der Nordsee und Stromtrassen von Nord- nach Süddeutschland besser ins Konzept als dezentrale Anlagen“. Dabei hätten „Baden-Württemberg und Bayern bei der Sonnenscheindauer beste Voraussetzungen für die Nutzung der Solarenergie“.
Als Energieträger für die Zukunft gilt für ihn der Wasserstoff, der sich klimaneutral und nachhaltig herstellen lässt. Er sei auch ideal für den Betrieb „von Elektroautos mit Brennstoffzellen. Dieser Technik wird die Zukunft gehören – bei Autos, Bussen und Lkw“. Zum einen wegen der „großen Verfügbarkeit von Wasserstoff, der sich mit den Überschüssen der Stromerzeugung herstellen lässt“. Zum anderen sei es „es der Komfort, den uns diese Technik ermöglicht. Mit Brennstoffzellen werden wir so Autofahren können, wie wir es gewohnt sind. Man tankt innerhalb von fünf Minuten und kann dann 600 Kilometer fahren“. Weber fährt „seit zwei Jahren ein Brennstoffzellenauto und weiß aus eigener Erfahrung, dass es viel bequemer ist als ein Elektroauto mit Batterie“.
Wännä meint
Mit dem schrittweisen Zurückfahren/Abschalten der derzeitigen Grundlast-Kraftwerke (Atom-, Braunkohle-, Kohle-, später Erdöl- und Gas-) müssen Erneuerbare zunehmend diese Aufgabe übernehmen, zunächst auf dem Strommarkt, später dann auch zum Heizen (wenn der Gaspreis sich nicht mehr „rechnet“).
Das funktioniert nur, wenn riesige Mengen Energie als Puffer vorgehalten bzw. zwischengespeichert werden können. Und hier scheint man zumindest nach derzeitigem Ermessen um den Wasserstoff nicht herum zu kommen.
Durch welchen Energiespeicher Fahrzeuge dann angetrieben werden, entscheidet wie immer der Preis und der gewünschte Komfort, nur eins ist sicher: es wird elektrisch sein ;)
i_Peter meint
Laut Umweltbundesamt (UBA) ist eMobilität die bei weitem kostengünstigste Lösung um bis 2050 Mobilität emissionslos darzustellen:
http://www.umweltbundesamt.de/presse/presseinformationen/elektromobilitaet-volkswirtschaftlich-klar-im
Peter meint
Nun bestätigt das UBA was wir alle wissen oder zumindest vermutet haben. Dazu passt die Forderung der Grünen ab 2030 keine Verbrenner mehr zulassen zu dürfen. Unsere derzeitige Regierung wird das aber mit den Argumenten der Autolobby zu verhindern wissen.
Der Statistiker meint
Also ich kann mich den bisherigen Kommentaren anschließen. Ich bin auch für Nachhaltigkeit auf mehreren Ebenen, doch da passt eben die Wasserstofftechnologie nicht dazu.
Ich gebe allerdings zu, dass diese Technologie schon einen gewissen Reiz ausmacht. „In 5 Minuten 600km“… Doch ich glaube auch, dass die Batterietechnologie in den nächsten 10-15 Jahren so große Schritte machen wird, dass die H2 Technik für Autos und LKWs überflüssig wird. Vor allem dann wenn die Induktionstechnologie weiter voran schreitet. Einfach Auto hinstellen – fertig! Besser geht’s doch gar nicht :-)
Peter meint
Zunächst an Alle ein froher, gesundes neue Jahr.
Ich denke auch, dass die Akkutechnik noch deutlich zulegen wird. Ich glaube auch, dass wir Akkuwechselstationen bekommen werden, wenn die Hälfte der Autos elektrisch fährt. Ein fest eingebauter Akku für 300 km und ein zweiter austauschbarer für Langstrecken, der alle 200 bis 300 km ausgetauscht werden kann. Das wäre zur Zeit meine Vorstellung von flexibler Elektromobilität ohne lange Wartezeiten an der Ladesäule.
Peter meint
Sorry für die Tippfehler
Peter meint
Herr Weber mag sich so ein Wasserstoffauto leisten können. Aber um mit Wasserstoff Auto zufahren kann man ihn gleich im Verbrenner verheizen. Da ist der Umweg über die Brennstoffzelle gar nicht nötig. Herr Weber erzählt zum einen Weisheiten, die längst bekant sind, zum Anderen will er aber die noch begrenzt vorhandene, mit Wind und Sonne erzeugte Energie, dafür verschwenden Wasserstoff zu produzieren, der die erzeugte elektrische Energie nur zur Hälfte nutzt. Akkus sind im Moment noch der wirtschaftlichere Weg Autos zu bewegen, und hier ist eine bezahlbare Technik in Aussicht.
Herbie meint
Man kann Energie durch Wind und Sonne nicht verschwenden, denn sie ist nach menschlichen Maßstäben nahezu unendlich.
berndamsee meint
Nur, weil etwas „nahezu unendlich“ ist, kann es nicht verschwendet werden, ist polemisch und arrogant!
Mittels Photovoltaik Wasserstoff zu erzeugen, der gelagert und transportiert werden muss, um dann getankt werden zu können, nur zu dem Zweck, in einer Brennstoffzelle wieder Strom zu erzeugen, ist Schwachsinn!
Und sehr wohl Verschwendung von Ressourcen.
Und von den Gefahren, die von reinem Wasserstoff ausgehen, gar nicht gesprochen. Die werden heute alle unter den Tisch gekehrt. Als wäre Wasserstoff das harmloseste Wässerchen.
Wasserstoff-Tankstellen im innerstädtischen Bereich wird es keine geben. Stromtankstellen/Stromzapfstellen aber sehr wohl.
Herbie meint
Polemik ist, wenn man zur Durchsetzung der eigenen Interessen Fakten verdreht und behauptet, dass man etwas verschwenden kann was man gar nicht verbrauchen kann. Die Sonne kann vom Menschen nicht verbraucht werden.
Peter meint
Sorry Herbie, aber das ist nicht richtig. Sonnenenergie ist selbstverständlich im Überfluss vorhanden, aber PV-Anlagen und Windkraftwerke müssen gebaut werden, und diese Resourcen sind begrenzt, genau so wie die Fläche auf denen die Enegie gewonnen wird. Es ist also Unsinn, doppelt so viele Anlagen zu bauen um Wasserstoff verstromen zu können. Das macht keinen Sinn.
Gisela meint
Lieber Herbie:
PV Anlage –> Wechselrichter –> Auto Akku –> Vortrieb (fahren)
jetzt bitte Sie, mit ihrem Wasserstoff!
Herbie meint
@Peter da wir keinen homogene Energielandschaft haben ist das auch gar nicht nötig. Darüber hinaus ist die Frage, was genau so schlimm daran sein soll? An Fläche mangelt es uns nun wahrlich nicht. Ich sehe das so, dass wir beim Wasserstoff noch gar nicht am Ende der Entwicklung sind und man generell jeder Entwicklung ggü offen sein sollte. Was sich am Ende durchsetzt, entscheidet sowieso der Kunde, von daher hat doch niemand etwas zu verlieren.
Utx meint
Im Vergleich zum Umweg über die Brennstoffzelle verdoppelt die Verbrennung im Verbrennungsmotor den Verbrauch nochmals. Zu den Umwandlungsverlusten durch den Wasserstoff addiert sich hier die extreme Ineffizient eines Verbrennungsmotors. Dann liegt der Stromverbrauch pro 100 km nicht bei 100 kWh.
Utx meint
… sollte heißen, nicht unter 20 kWh / 100 km wie beim Batterieelektrischen Antrieb, auch nicht um 50 kWh / 100 km, wie bei der Wasserstoffbrennstoffzelle, sondern über 100 kWh / 100 km.
Gisela meint
ich fahr lieber mit 400 Volt, statt mit 600 bar.
Danke an den Experten, aber wenn Wasserstoff so ne tolle Kiste wäre, wo ist das dann? Das sind nichts weiter als BEZAHLTE Werbebotschaften, damit man ja nicht heute schon aufs E-Auto umsteigt. Klar gibts Wasserstoff ohne Ende, dann macht es doch! Sonne gibts auch ohne Ende, minimum die nächsten 400 Millionen Jahre noch.
Dazu ist Sonne speicherbar – zum kWh Preis von max. 15 cents (PV Anlage plus Speicherung).
Wer wollte da noch einen Irrsinn wie Wasserstoff zur Welt bringen?
E.visionär meint
Grundsätzlich 100 % Zustimmung zur weiteren Stärkung der erneuerbaren Energieerzeugung.
Aber in einem wesentlichem Punkt sollte sich Herr Weber aber entscheiden.
Er kritisiert die zentrale Ernergieerzeugung mit Offshoreanlagen auf der Nordsee – so etwas gib es übrigens auch schon in der Ostsee :) und die damit verbundene,weitere Abhängigkeit von den großen Energieunternehmen.
Aber nichts Anderes findet statt, wenn weiter an der Wasserstofftechnologie als Energieträger im Individualverkehr ( PKW ) festgehalten wird. Erzeugung , Transport, Speicherung und Verteilung erfordern eine hohe technische und damit verbundene finanzielle Kompetenz, die von kleineren Firmen oder gar Privatpersonen nicht zu leisten sein dürfte.
weilslogischist meint
Achso zu dem Thema Nachhaltigkeit ist dem Herrn Weber 100% zu zustimmen, um so mehr wundert mich das festhalten an einer bisher nicht fertigen Technologie der Wasserstofferzeugung und Lagerung.
weilslogischist meint
Herr Weber ist Wissenschaftler und sollte folglich auch verstehen dass aktuell Wasserstoff im Vergleich zur Speicherung und der direkten Nutzung des Stroms aus Batterien die Nutzung von Wasserstoff in der Effizienz ein gutes Stück schlechter abschneidet.
Der Energiebedarf für die Wasserstofferzeugung ist aktuell noch extrem hoch um ein Equivalent zur direkte Nutzung von Strom mit Batterien darzustellen.
Dieser Abstand wird auch noch eine Zeitlang so bleiben da es auch in der Batterieforschung und Herstellung stetig Fortschritte gibt.
Das weiter gerechnet wird in ca. 15 Jahren eine doppelte wenn nicht dreifachen Kapazität ergeben.
Ein Beispiel, hat ein BMW i3 vor Kurzen noch knapp 20kwh zur Verfügung gehabt so hat er jetzt schon 30kwh nächstes Jahr schon 40kwh……..
In 15 Jahren wären es danach 80 oder sogar 120kwh und das bei gleich großem Volumen dass die aktuellen Batterien. Unter der Vorgabe von Resourcenersparnis macht es natürlich wenig Sinn mit 300kg Batterien herum zufahren, aber das ist in 15 Jahren dann auch kein Thema mehr, bei z.B. 120kwh Kapazität dieses Volumen reduziert man die Batterien einfach.
Es kommen weitere Punkte hinzu warum Wasserstoff noch lange nicht so Effizient sein wird wie die direkte „Verstromung“ über das Stromnetz in eine Batterie, Thema Erzeugung, Lagerung, Transport, erneute Lagerung, Verpressung in die Autotanks ( Ca. 750bar), etc….
Ja die Speicherung von Strom in Batterien hat auch Verluste, doch muss man hier mit einem Punkt Rechnen, diese Verluste sind geringer als die bei der Erzeugung von Wasserstoff und das Thema wie kommt der Strom in die Batterie ist bereits gelöst
Zu dem Thema Wasserstoff oder nicht kommt ein weitere Aspekt hinzu.
Und das betrifft alle Fahrzeugbesitzer die ein Eigenheim mit Solaranlage besitzen ,wer will da schon an die Wasserstofftanke ? ……. Ich jedenfalls nicht, weil endlich halbwegs unabhängig von Monopolisten.
Gisela meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Herbie meint
Der Kommentar, auf den Sie Bezug nehmen, wurde bereits entfernt. Die Redaktion.
Kurtie meint
Volle Zustimmung. Ich möchte noch zwei Aspekte zufügen.
Erstens wird auch die Ladegeschwindigkeit der Batterien immer besser. Alles spricht dafür, dass dieser Vorteil von Wasserstoffautos in ein paar Jahren zu gering ist, um die Mehrkosten zu rechtfertigen.
Zweitens lassen sich Brennstoffzellen schlecht bis gar nicht regeln. Um die Dynamik hinzubekommen, die man beim Auto braucht, sind zusätzlich ohnehin noch Batterien nötig. Warum also diesen Umweg machen?
Eine Ausnahme dürfte der Lkw-Verkehr (im Fernverkehr) sein. Dort könnte ich mir tatsächlich einen Siegeszug der Brennstoffzelle vorstellen.
i_Peter meint
Leider kann ich Dir nicht ganz zustimmen @Kurtie: bin den Toyota Mirai FCV schon selber gefahren: anscheinend lässt sich Bennstoff gut regeln und nutzt die winzige Batterie überhaupt nicht zum beschleunigen. Toyota hat viel Wert darauf gelegt, dass die Dynamik voll aus dem Stack kommt. Allerdings dauert es nach dem Treten des Gaspedals ungefähr eine Sekunde, bis der Turbo genügend Luft in die Brennstoffzelle bläst, um die Stromproduktion hochfahren zu können. Dann legt der Mirai allerdings ungestüm los. Turboloch-gewohnte werden also wenig vermissen, für einen eAuto-Fahrer ist das natürlich ein enormer Rückschritt gegenüber dem verzuglosen Anstrechen im eAuto.
Die Batterie benötigt der Mirai nur zum Hochfahren (-Heizen) der Systeme beim Einschalten.