Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat in seinem Energiespeicher-Monitoring-Update 2016 untersucht, ob und wie sich Deutschland bezüglich des gesetzten Ziels, Leitmarkt und Leitanbieter bei Energiespeichern für die Elektromobilität zu werden, seit 2014 weiterentwickelt hat. Laut der Untersuchung, die Bestandteil des BMBF-Förderprogramms „Batterie 2020“ ist, konnte Deutschland bei den Lithium-Ionen-Batterien seinen aufgeholten Rückstand bei der technologischen Leistungsfähigkeit stabilisieren.
Die Batterieforschung bewege sich hierzulande aktuell auch aus internationaler Sicht auf einem hohen Niveau. Um hier nicht zurückzufallen, sollte die Förderung beibehalten werden, damit Deutschland eventuell jenseits von 2020 das technologische Know-how in einer inländischen Zellproduktion umsetzen kann. Entlang der Wertschöpfungskette angesiedelte Unternehmen – vom Maschinenbauer über Zulieferer bis zu Systemintegratoren – richten ihren Blick derweil auf die führenden Anbieterländer Japan, Korea und China.
Deutschlands Positionierung im Bereich der Energiespeicher für die Elektromobilität wurde in einem umfassenden Benchmarking auf Basis von 30 Indikatoren erhoben und mit den weltweit führenden Ländern – Japan, Korea, China, den USA und Frankreich – verglichen. Wichtige Indikatoren sind etwa Forschungsförderung, Publikationen, Patente, Batterie-Produktionskapazitäten oder Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen.
Deutschland ist weiterhin kein Leitmarkt für Fahrzeugbatterien
Dr. Axel Thielmann, Koordinator der Leitmarkt-Studie, äußert sich wie folgt zu deren Ergebnissen: „Unsere Untersuchungen zeigen, dass Deutschland auch weiterhin kein Leitmarkt für Fahrzeugbatterien ist – China ist hier vor den USA führend.“ Laut Thielmann ist in beiden Ländern die Nachfrage nach Elektromobilität – unter anderem bedingt durch Kauf- und andere Marktanreize – und daher der Bedarf nach Lithium-Ionen-Batterien weltweit am größten, weshalb beide auch am meisten Elektrofahrzeuge produzieren. Thielmann ergänzt: „China dürfte im Zuge seiner Wachstumsdynamik seine Führungsposition künftig ausbauen. Zieht man aktuelle Produktionsprognosen sowie angekündigte Elektrofahrzeug-Modelle heran, befindet sich jedoch auch Deutschland als Batterie-Nachfrager in einem Aufholprozess.“
Die japanische Industrie exportiert weiter in hohem Maße Batteriezellen (50 Prozent Weltmarktanteil der über 14 GWh nachgefragten PKW-Batterien in 2015), unter anderem in die USA. Zugleich werden Produktionskapazitäten in den Absatzmärkten aufgebaut (z.B. Tesla Gigafactory, Panasonic). China nutzt hingegen seine zuletzt rapide ausgebauten Inlandskapazitäten (in 2015 30 Prozent bzw. 4,2 GWh Weltmarktanteil für PKW-Batterien sowie Nachfrage nach über 11 GWh für Nutzfahrzeuge/Busse). Während in Korea die Nachfrage nach Fahrzeugbatterien gering bleibt, hat das Land den drittgrößten Weltmarktanteil an der Batterieproduktion von fast 17 Prozent in 2015 und ist wie Japan stark exportorientiert. In den nächsten Jahren ist mit einem Ausbau des Marktanteils der koreanischen Zellhersteller zu rechnen. Insgesamt ist China somit Leitanbieter. Zieht man zusätzlich auch die FuE-Aktivitäten sowie Exporte zur Bewertung heran, wäre Japan der führende Leitanbieter.
Asiatische Unternehmen decken häufig komplette Wertschöpfungskette ab
Ausgehend von den derzeitigen Marktstrukturen, decken gerade asiatische Unternehmen häufig die komplette Wertschöpfungskette der Fahrzeugbatterien ab. Unternehmen aus Deutschland und den USA gelingt dies nur bei einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette. Deutschland hat zudem deutliche Schwächen bei der Versorgung und dem Handel mit LIB-spezifischen Rohstoffen wie Kobalt, Lithium, Mangan und Nickel. China dominiert traditionell den Handel auf dem Rohstoffmarkt.
In den Bereichen Forschung und Technologie hatte Deutschland bis 2014 einen erfolgreichen Aufholprozess gestartet und seitdem an Dynamik eingebüßt, insgesamt aber das Niveau gehalten. Japan konnte seine Position als Technologieführer noch leicht ausbauen, während die FuE-Aktivitäten in Korea und den USA an Dynamik verloren haben. Frankreich hat in der Batterie-FuE ebenfalls aufgeholt, so dass sich 2016 alle weiteren Länder – abgesehen von Japan – untereinander angenähert haben.
Jürgen Kohl meint
Allein das Wort „Leitmarkt“ in Verbindung mit Deutschland in den Mund zu nehmen, ist schon abenteuerlich. Die Gigafactory ist schon in Produktion und die deutschen Hersteller tun nichts. Nicht mal eine Ladeinfrastruktur wird aufgebaut. Ein Armutszeugnis ist das!
Peter meint
Der Satz gefällt mir:
Deutschland konnte seinen Rückstand stabilisieren.
Bravo, das Glas ist wieder halb voll!
Thomas Wagner meint
Im Klartext heißt das doch:
Deutschland hat beim Thema Fahrzeugbatterien nichts zu melden.
Die Musik spielt in Asien und in den USA !
Unter diesen Bedingungen wird der Wandel vom Verbrenner zum Elektroauto massiv Arbeitsplätze in der deutschen Autoindustrie und bei ihren Zulieferern vernichten !
Es ist mir völlig unverständlich, warum die Bosse der deutschen Autokonzerne hier nicht für den Erhalt der Wertschöpfung in den eigenen Firmen kämpfen !
Sie werden doch nicht im Ernst daran glauben, dass mit dem Vebrennungsmotor der gesamte Erdball automobil gemacht werden kann !?
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
Die Lenker der deutschen Autokonzerne sind in erster Linie nicht daran interessiert, Arbeitsplätze im Unternehmen oder gar bei Zulieferern zu erhalten. Deren Interesse ist -ähnlich und ganz nach dem Vorbild der Manager in den USA- leider fast nur noch ausschließlich auf Renditen und Shareholdervalue während Ihrer Tätigkeit ausgerichtet.
Die Investition in neue Technologien und/oder neue Prozesse kostet erst mal Geld und schmälert zunächst Gewinne. („Und wenn´s dann nichts wird?“)
Thats it!
Fritz! meint
„Deutschland hat beim Thema Fahrzeugbatterien nichts zu melden.
Die Musik spielt in Asien und in den USA !“
Umso unverständlicher, da hier tatsächlich immer noch ein merklicher Teil der Forschung stattfindet. Das ist noch trauriger, die Asiaten setzen die deutschen Forschungsergebnisse in Produktion und Gewinn um. Super gemacht, deutsche Manager!
Um kommt jetzt nicht mit den hohen Lohnkosten der Fertigung in Deutschland, die sind bei Batteriezellen man gerade im zweistelligen Bereich (ca. 15 % Lohnkosten).
Peter meint
15% Lohnkosten sind für Deutsche Unternehmen 14% zu viel!