Der Produktionschef von Mercedes, Markus Schäfer, erklärte in einem Interview mit der Automobilwoche, warum Daimler bei der Integration seiner neuen Elektroauto-Plattform auf flexible Werke setzt. Zukünftig sollen bei dem Autohersteller alle Modelle und alle Antriebe vom selben Band laufen.
Aktuell könne „niemand zuverlässig vorhersagen, wann wie viele Elektrofahrzeuge verkauft werden“, so Schäfer. Daimler müsse sich „deshalb auf einen Mix zwischen konventionellen Fahrzeugen und den elektrischen Fahrzeugen der Produktmarke EQ einstellen“ – das gehe „nur mit maximaler Flexibilität. Eigene Fertigungsstraßen oder gar Standorte“ für die Produktion von Elektroautos seien für Daimler „keine Option“.
„In Rastatt mit der B-Klasse Electric Drive und in Hambach mit dem Smart“ setzt der Autohersteller diese Produktionsstrategie bereits um, die Werke Bremen und Sindelfingen sollen als nächstes folgen. „Maximale Fertigungsflexibilität“ sei „für die Serienintegration des EQ das A und O“, so Schäfer.
Gelingen könne dies aber nur, „wenn Produktion und Entwicklung noch stärker verzahnt werden und schon in einer sehr frühen Phase zusammenarbeiten“. Dann könne man „die Fahrzeugarchitektur eines Elektromodells so auslegen und bereits lange vor dem ersten Prototypen digital simulieren, dass sie am Ende übers gleiche Band laufen kann wie ein bestehendes Modell mit konventionellem Antrieb“.
Daimler muss beim Elektroauto global denken
Daimler stellt sich darauf ein, diese Strategie lange verfolgen zu können. Denn selbst wenn man davon ausgeht, dass sich der Elektroantrieb in westlichen Ländern durchsetzt, müsse Daimler „global denken und berücksichtigen, dass wir aus Bremen oder Sindelfingen auch Länder wie Indien, Brasilien oder Peru beliefern“.
„Perspektivisch“ will Daimler weltweit in jedem Werk „auch EQ-Modelle bauen können“. Plug-in-Modelle zum Beispiel montiere das Unternehmen „in Ländern wie Thailand und Malaysia schon heute vor Ort“.
Auf drohende Jobverluste durch Elektromobilität angesprochen sagte Schäfer, dass „niemand um seinen Job fürchten“ müsse, „nur weil vermehrt Elektrofahrzeuge vom Band laufen werden“. Zwar sei „ein Elektromotor in der Tat weniger komplex und schneller zusammengebaut als ein Verbrenner“. Doch damit allein sei es „nicht getan. Der Elektromotor hat ja auch eine technische Peripherie, eine Leistungselektronik, eine Batterie, eine komplizierte Kühlung und eine aufwändige Ladetechnik“.
„Und egal was den Wagen antreibt“, so Schäfer weiter, „brauchen sie ein Interieur, ein Infotainment, eine Verkabelung und eine Sicherheitsausstattung. Mag sein, dass es in der Vorproduktion Unterschiede gibt. Aber wir gehen für unsere Aufbauwerke davon aus, dass die Fertigungszeiten und der Fertigungsaufwand für EQ-Modelle gleich sind wie bei Benzinern oder Dieseln.“
Peter W meint
Das Erste was ich gedacht habe, als ich das Bild oben gesehen habe:
Daimler fährt das Elektroauto vor die Wand :-)
Fritz! meint
Die Erfahrung darin haben sie ja (die erste A-Klasse)…
Peter W meint
Ich würde nicht davon ausgehen, dass Länder wie Indien keine Elelktroautos wollen. Der Schuss könnte in den Ofen gehen. Wenn es preiswerte Akkus gibt, ist das restliche E-Auto ein Schnäppchen, und heutige Entwicklungsländer können sich die Blechkisten mit E-Motor selbst zusammenbasteln. Solarmodule sind billig geworden, und Sonne zum Laden gibt es im Überfluss. Oder was machen die Chinesen gerade? Sie nabeln sich vom komplizierten, fehleranfälligen Verbrenner ab.
Leonardo meint
Der Titel erinnert mich ein bißchen an:
„Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“
Gekommen ist es natürlich anders.
Pikachu meint
Ist der Herr Schäfer sich da ganz sicher?
Was wird dann aus den Leuten, die:
Kolben, Zündkerzen, Ventile
Nockenwellen, Motorsteuerung, Pleuel, Kurbelwellen
Einspritzdüsen, Ölfilter, Ölkühler, Luftfilter, Abgasanlagen, Katalysatoren, Tanks, Auspuffe
herstellen?
Und dann noch die KFZ-Mechaniker.
Werden die alle zu Batterie-Ingeneuren und Software-Entwicklern umgeschult?
flip meint
Nicht überall auf der Welt wird sich in den nächsten 10 Jahren die Elektromobilität etabliert haben. Daher wird es zunächst bei beiden Technologien fähige Techniker und Ingenieure brauchen. Zudem besteht ein Auto ja aus mehr, als den von Ihnen genannten Komponenten. Da wird es immer etwas zu tun geben. Daher verstehe ich auch nicht, was denn der Satz „Und dann noch die KFZ-Mechaniker.“ aussagen soll. Zumindest sehe ich keinen Grund für eine mittelfristige Kündigungswelle.
Das die viel zitierte Tesla Corporation einen anderen Weg fährt ist völlig klar. Sie haben keine Altlasten im Sinne einer „Verbrenner-Vergangenheit“ und müssen zwingend heute schon ihre E-Autos wettbewerbsfähig auf den Markt bringen. Diesen Druck haben die Etablierten eben nicht. Letzteres hat sowohl Vor- als auch Nachteile.
Pikachu meint
Ein heutiger KFZ-Mechaniker kann an einem E-Auto quasi nichts reparieren. Dafür verfügt er garnicht über die nötigen Kompetenzen.
Wenn die E-Mobilität sich nicht auf der ganzen Welt etabliert, dann werden die Millionen, welche in Deutschlands Verbrennerindustrie arbeiten, alle auswandern müssen. Das wäre dann quasi eine neue Völkerwanderung bestehend aus Wirtschaftsflüchtlingen ;)
flip meint
Bremsen, Fahrwerk, Lenkung, Karosserie, etc.. sind am E-Auto irreparabel bzw. benötigen keinerlei Wartung?
Natürlich wird der Bedarf an KFZ-Mechanikern schrumpfen – aber doch nicht völlig wegfallen. Vor allem so lange nicht, wie noch Millionen und Abermillionen Benzin-, Diesel- und Hybridmodelle auf den Straßen sind.
Davon einmal abgesehen rede ich in meinem Beitrag von der Zeit bis 2025/2026. Für die Zeit danach wird es schwierig einzuschätzen.
Blackampdriver meint
Niemand hat vor ….dieser Satz dürfte wohl jedem geläufig sein. Da wir dieses Jahr Bundestagswahlen haben, dürfte es wohl keinem OEM daran gelegen sein, schlechte Nachrichten über drohenden Jobverlust bei hochlaufender Elektromobilitätsfertigung in die Welt zu setzen. Die Wahrheit sieht leider ganz anders aus. Studien von bekannten Instituten zeigen erbarmungslos die „Schattenseiten“ der kommenden Technologie auf. Und zwar in allen Bereichen. Von der Entwicklung bis hin zum Aftersales.
Gunnar meint
Warum so schlecht gelaunt?
Warum kann du diesem Satz keinen Glauben schenken?
Daimler will bis 2022 gerade mal 10 E-Fahrzeuge auf den Markt bringen.
Das ist noch ziemlich überschaubar bei de großen AngebotsPalette an Verbrennern.
Hier wird ganz langsam das eine hoch und das andere runtergefahren, sodass keine Kündigungen nötig werden. Stellen von Mitarbeitern, die in Rente gehen oder einen neuen Arbeitgeber suchen, werden einfach nicht neu besetzt. Und die Jüngeren im Unternehmen haben genug Zeit, sich umzuschulen – bestimmt ein bis zwei Jahrzehnte.
Franky meint
„Daimler will bis 2022 gerade mal 10 E-Fahrzeuge auf den Markt bringen“
Genau da liegt das Problem. Nur weil Daimler wenige E-Autos baut, bedeutet dies noch lange nicht dass der Gesamtausstoß an Autos für Daimler gleich bleibt. In Zukunft (max. 5 Jahre) werden E-Autos boomen und die Verbrenner wenig gefragt sein, d.h. definitv weniger Arbeit für Daimler-Mitarbeiter. Nicht zu vergessen sind die neuen Autohersteller aus USA/China/Korea welche sich einen sehr großen Kuchen der E-Autos gönnen werden. Die Zeit drängt sehrwohl!
flip meint
Wie viele E-Fahrzeuge bringen denn die anderen so auf den Markt bis dahin? 10 verschiedene E-Modelle ist doch schon mal was! Und das von nur einer Firma. Mercedes wird dann eben alle Sparten bedienen können. Hoffentlich.
Peter W meint
flip, Daimler wird 10 elektifizierte Modelle bringen, also wahrscheinlch auch welche mit 48 Volt Lima.
Warten wirs mal ab …