Kritiker der Elektromobilität behaupten oft, dass die Kapazitäten unserer Stromerzeugung nicht für eine große Zahl Elektroautos reichen würden. In einem Beitrag im Wissenschaftsmagazin Spektrum erklären zwei Wissenschaftler, warum diese Behauptung falsch ist.
„Wenn wir den Verkehr zur Stabilisierung des Klimas auf die in Paris versprochenen 1,5 Grad Celsius dekarbonisieren wollen, brauchen wir hundert Prozent emissionsfreie Autos noch vor 2040“, heißt es in dem Beitrag. Das könne „nur mit Elektromobilität“ gelingen, „deren Strom ausschließlich aus erneuerbaren Quellen stammt“. Und das sei in Deutschland problemlos machbar, wie folgende Rechnung zeige:
Demnach haben, wie Zahlen von Statista.de belegen, alle in Deutschland zugelassenen PKW im Jahr 2015 insgesamt 636 Milliarden Kilometer zurückgelegt. Umgerechnet auf Elektroautos mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 18 Kilowattstunden pro 100 Kilometer hätten diese insgesamt 115 Milliarden Kilowattstunden gebraucht, um diese Strecke rein elektrisch zu fahren.
Diese Strommenge entspreche 18 Prozent der im letzten Jahr in Deutschland erzeugten Bruttostrommenge von 648 Milliarden Kilowattstunden und in etwa dem Doppelten davon, was Deutschland im Jahr 2016 ins Ausland exportiert habe. „Glaubt ernsthaft irgendwer, das sei ein unlösbares Problem?“, heißt es deshalb in dem Bericht.
Eine andere Rechnung verdeutlicht noch besser, wie wenig Strom Elektroautos aus dem Gesamtnetz ziehen würden. Durchschnittlich 39 Kilometer am Tag ist jedes der 45 Millionen in Deutschland zugelassenen Autos im Schnitt unterwegs, zudem steht es knapp 23 Stunden am Tag ungenutzt herum. Ein durchschnittliches Elektroauto braucht für diese 39 Kilometer sieben Kilowattstunden. „Verteilen wir diesen Energiebedarf auf 20 Stunden, die das Auto gerade nicht fährt, beträgt der durchschnittliche Leistungsbedarf gerade einmal 350 Watt“.
Natürlich kommt es deshalb aber „beim Elektroauto darauf an, die Ladeleistung geschickt zu verteilen“, heißt es in Spektrum. Allerdings böten „die Millionen ans Netz angeschlossenen Batterien die Chance, durch intelligente Steuerung (Smart Grid) Leistungs- und Nachfrageschwankungen im Netz abzupuffern“. Dies gilt als eine der wichtigsten Herausforderungen für das Stromnetz der Zukunft, und „genau dazu bilden wir an unseren Hochschulen innovative Ingenieure aus“, so die beiden Wissenschaftler. „Und gerade die technischen Lösungen dafür könnten ein künftiger Exportschlager werden, wenn wir endlich das innovationsfeindliche Denken über Bord werfen“.
Ricci Strunk meint
ist denn da nicht noch eine Bremse für den Stromer? wohl doch die die am meisten am Sprit verdienen. Denen fehlt doch die Einnahmequelle und sie müssten am Hungertuch nagen, oder die Diäten erhöhen.? Aber das geht ja auch nicht es fehlt ja an Einnahmen. In Zahlen möchte ich mich da nicht äussern?, sie könnten ja aufwachen??.
hoschla meint
Und wo bleibt den der Strom der Maschinen von den tausenden Fabriken welche bei Feierabend abgestellt werden???
Er steht doch nun zu Verfügung um e-autos zu lade!!
Peter W meint
Anstatt Strom-Fernleitungen zu bauen, die angeblich den Windstrom vom Norden in den Süden bringen, in Wirklichkeit aber den Braunkohlestrom verteilen, müssen inteligente Netze etabliert werden. Dass die Verteilung der Erneuerbaren funktioniert wurde schon bewiesen. Mit hunderttausenden oder in 10 Jahren mit Millionen Elektrofahrzeugen, die fast ständig am Netz hängen wäre das noch viel einfacher. Elektroautos und Ladestationen mit Akkupuffern machen die Stromverteilung also nicht schwieriger, sondern einfacher.
Starkstrompilot meint
Es ist ja schon ziemlich erschreckend, mit welch hanebüchenen Argumenten eine panische Verbrennerlobby versucht, das Unvermeidliche zu verhindern.
Ständig poppen neue Szenarien und Pseudoinformationen hoch, warum elektrische Auto auch nicht besser sind, der Strom schmutzig, der Reifen- und Bremsenabrieb gleich, die Rohstoffe niemals reichen, niemals ausreichend Strom produziert werden könnte, etc. laber, laber, laber.
Morgen kommt wahrscheinlich Einer, der behauptet die elektrischen und magnetischen Felder um ein elektrisches Auto seien krebserregend.
Warum wehren sich eigentlich alle so vehement gegen diese Innovation, die ja gar keine ist? Nur wegen der Arbeitsplätze?
Eines dürfte ja wohl klar sein: Das Ende des bestehenden Systems ist bereits sichtbar. Deswegen sollten eigentlich alle froh sein, dass sich eine Alternative auftut.
So wie jetzt, werden wir jedenfalls nicht weiter machen können. Schon gar nicht, wenn alle Auto fahren wollen.
Denn schließlich will die deutsche Autoindustrie doch allen Menschen ein Fahrzeug verkaufen. Aber mit der Verbrennertechnik wird das nicht gehen. Das sollte ihnen mal langsam klar sein.
Und ihren Lobbyjournalisten auch.
Roadmac meint
ca. 1,6 kW/h pro Liter Kraftstoff
Ed meint
Genau!
Hier auf englisch sehr schön erklärt:
https://www.youtube.com/watch?v=BQpX-9OyEr4
Jürgen Baumann meint
In der Darstellung wird eine Zahl von 4.5 kWh pro Gallone genannt. Ich nehme an, es sind britische Gallonen (4,54609 Liter) und nicht die US amerikanische Galone (3,78541 Liter).
Dann wäre das ziemlich genau 1 kWh pro Liter. Richtig?
Leonardo meint
Ich habe erst vor einigen Tagen gelesen daß alleine die Raffinerie 0,8 kwh pro Liter Treibstoff benötigt.
Ihre 1,6 kwh/Liter sind höchstwahrscheinlich vom Bohrloch weg gerechnet. (Förderpumpen, pumpen per Pipeline zum Hafen, Öltanker, pumpen per Pipeline nach Deutschland, Raffinerie, Transport zur Tanke)
Das würde heißen dass ein PKW mit 7 Litern/100km Verbrauch x 1,6 kwh = 11,2 kwh/100km Energie alleine für die Herstellung seines Treibstoffes verbrät. Damit kommt ein E-Auto schon mal die ersten 70km.
Das ist natürlich eine Milchmädchenrechnung weil die Energie nicht unbedingt in Form von Strom verbraucht wird, also wieder Umwandlungsverluste abgezogen werden müssten.
Jürgen Baumann meint
Mich würde die Quelle für die 0.8 bzw. 1.6 kWh pro Liter Treibstoff interessierten. Wäre die Adresse verfügbar?
Marti meint
Wie hoch ist denn momentan der Strombedarf für die Herstellung von konventionellen Kraftstoffen ? Wenn der nicht mehr hergestellt wird, ist wieder Strom übrig
McGybrush meint
Wenn Strom ein Problem wäre dann würde er ja teuerer werden (bevor der Staat zulangt).
Da er aber billiger wird kann die Nachfrage auch bedient werden.
Noch nie gesehen das Preise fallen und die Nachfrage gleichzeitig nicht bedient werden kann.
frax meint
Die Ladespitzen zu verteilen, ist nicht ganz so trivial, aber sicherlich machbar, wenn mann denn will…
Das die benötigte elektrische Energie nicht dramatisch hoch ist, ist ein alter Hut und es würde dramatisch die Ölimporte reduzieren, die Luft erheblich sauberer machen, das Land währe sehr viel leiser, die Krankenkassen würden erheblich entlastet usw. usf.
Außerdem brauchen wir keine 45 Millionen E-Autos – durch Autonomes Fahren und neue Verkehrskonzepte werden es weniger sein!
randomhuman meint
Absolut die Städte und Autobahnen sind jetzt schon maßlos überfüllt. Der Individualverkehr muss etwas zurückgedrängt werden.
Leonardo meint
@frax
Die Ladespitzen zu verteilen dürfte kein Problem sein.
Die Stromversorger/Netzbetreiber können jetzt auch schon die Straßenbeleuchtung zur Lastkontrolle weg und wieder zu schalten. Ich habe mich schon öfters gewundert wenn Tagsüber die Lampen angegangen sind. Da mussten wahrscheinlich Überschüsse verbraten werden.
Eine Funk- oder Stromsignal gesteuerte Wallbox dürfte nichts Unmögliches sein.